Franziska von Hohenheim - Die tapfere Frau an der Seite Carl Eugens. Utta Keppler

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Franziska von Hohenheim - Die tapfere Frau an der Seite Carl Eugens - Utta Keppler


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wortkarg und verschlossen. Jetzt raste er wie ein Knochenmann und Unheilsbote auf Wildbad zu und war doch gewiß eher ein Helfer und Heiler. Franziska verstand plötzlich mit unbehaglichem Herzklopfen, daß sie Angst um den Herzog hatte.

      Jetzt polterte der Wagen heran, der die drei Wartenden abholen sollte; man hatte noch ein kräftiges junges Pferd vorgespannt. Ihre Hoheit mit Begleitung seien inzwischen längst in Wildbad angelangt, berichtete der Fuhrmann, es müsse dort etwas Besonderes im Gang sein, der Hof sei in höchster Aufregung.

      Franziska ließ den Kutscher vollends zur Schenke weiterfahren und wartete am Wald, bis er mit den Damen zurückkäme. Die Bäume tropften noch, es duftete nach Feuchtigkeit und Grün, über ihr probierte ein Vogel seinen Triller. Sie schaute in die Richtung des Bades.

      Man fuhr zurück. Im Wildbader Gasthof ließ sie sich umkleiden; dabei fragte sie die Kammerfrau aus: „Sag Sie, Kirnin, was ist denn für ein Aufruhr hier? Der Professor Jäger ist an mir vorbeigeritten, als ging’s um Leben und Tod, und der Kutscher schwatzte auch so kurios – ist etwa jemand krank?“ „Ich weiß nichts Rechts, hab’s bloß vom Leibdiener“, flüsterte die Frau, „der Doktor ist scheint’s einer schrecklichen Botschaft halber gekommen und hat gesagt, er dankt dem Herrgott, daß die Gefahr gebannt wär’.“

      Franziska ließ sich bei der Hoheit melden. Dorothea empfing sie mit gelassener Ruhe, ein leicht amüsiertes Lächeln um die Augen. „Was regt denn meine liebe Baronin so auf? Man sieht’s ihr doch an!“

      Franziska berichtete; dann fragte sie vorsichtig, ob denn dem Durchlauchtigsten etwas fehle? „Nein“, Dorothea schüttelte den Kopf.

      „Der Herzog hat, obwohl er erst um die vierzig ist, rheumatische Beschwerden“, fuhr sie fort, „und braucht deshalb das Wildbad. Daneben geben ihm die Ärzte noch Mittel, die seine Kur unterstützen sollen; man rührt Mixturen in der Hofapotheke an und schickt sie ihm nach. Der Professor Jäger hatte sein Rezept ordnungsgemäß geschrieben und selber abgeliefert. Den Apotheker kannte man als zuverlässig. Aber jemand muß sich daran zu schaffen gemacht haben, denn da war hernach ein Zusatz eingetragen, der die Mixtur zum tödlichen Gift gemacht hätte.“

      Franziska sammelte sich mühsam. „Entsetzlich zu denken, daß Seine Durchlaucht – daß er …“

      „Ja, nicht wahr?“ meinte die Hoheit mit leichtem Befremden, „der Landesvater!“

      „Und was sagt der hohe Herr?“

      „Ach, nicht viel. So was käme vor, meinte er, man müßte unter den bestraften Deserteuren forschen, ob da einer solche Kenntnis hätte, oder unter den entlassenen Gefangenen. Man hat auch den Schubart genannt, den wilden Dicher. Der Herzog hat ihn doch erst in Dienst genommen …“

      „Den? Der tät doch so was nie!“

      „Kennen Sie ihn?“

      Franziska erzählte von ihrer kurzen Begegnung in Adelmannsfelden.

      „Ein seltsamer Mensch, der Schubart“, spann die Hoheit den Faden weiter, „und ein Genie, da sag einer, was er mag.“

      „Was dichtet er denn?“ fragte Franziska und dachte an die einzige nahe Berührung mit der Poesie, die ihr Webers Verse verschafft hatten: „Laß mich dir dienen, laß mich mit dir weinen!“ flüsterte sie. „Was sagten Sie eben, Baronin?“

      „Ich versuchte mich an ein Poem zu erinnern aus meiner Mädchenzeit … was schreibt also der Schubart?“

      Dorothea lächelte überlegend. „Ich habe ihn zuvörderst als Pianisten kennengelernt – er ist ja seit dem vorigen Monat Musikdirektor in Ludwigsburg, zuerst noch im klerikalen Rocke, Klopstock und Gellert lesend.“ Die Hoheit schaute prüfend in Franziskas Gesicht, ob sie wohl solche geistlichen Mentoren kenne. „Indessen ist er aber ein ganz glatter Hofmann geworden – glatt? Nun ja, er schwatzt viel und derb – aber er ist ein superber Könner auf dem Klavichord.“

      „Und“, forschte Franziska verzagt, „warum könnte der den Herzog hassen? Wenn er ein Künstler ist, sollte er große Gedanken verstehen!“ Sie schüttelte plötzlich den Kopf über sich selber. Große Gedanken? Wie komme ich darauf? Mars hatte eigentlich nichts Ungewöhnliches geäußert.

      Franziska blickte sich um, als lauere Leutrums undurchdringliches Gesicht hinter ihr. Auch Dorothea mochte an ihn gedacht haben. Ob Carl ihn verdächtigte?

      Nicht lange nach diesem Gespräch ließ Carl Eugen den Baron rufen. „Ich hätte Lust, die Wälder um Kirchheim zu befahren, muß prüfen, ob die Jagd gut wird. Sie sollten mich mit Ihrer Frau begleiten.“ Leutrum machte die übliche Reverenz, nicht einmal seine Wangen hatten sich verfärbt.

      Der Herzog sah flüchtig auf, sein Blick wurde schärfer – er wunderte sich über soviel Unbeteiligtsein. Unbewußt war ihm diese schwache Reaktion unheimlich. „Ich werde Sie dekorieren, Leutrum“, sagte er rasch, „hab’s schon länger vorgesehen. Und Sie schicken mir Ihre Frau mit auf die Jagd, ja? Sie selber sind ja doch kein passionierter Nimrod.“ Leutrum verbeugte sich wieder, diesmal mit weißem Gesicht.

      Die Hofjagden begannen. Man erkannte Franziska neben Carl Eugen in Urach, Winnental und Schorndorf. Scheu und wie gezwungen saß sie da, mehr verängstigt als vergnügt. Sie empfand die vielsagende Aufmerksamkeit des Hofstaates als lauter feine Nadelstiche.

      Carl war freundlich, besorgt, ritterlich. Wenn sie heimkam, redete Leutrum kaum mit ihr, drängte nicht, machte ihr keine Vorhaltungen. Sein Hofamt ist ihm wichtig, dachte sie. In dieser Spannung hing Franziska wie ein Falter in den Spinnweben, hilflos und gequält. Endlich wurde ihr das alles unerträglich, die winterlichen Bälle, die Schlittenfahrten. Sie weigerte sich, auszufahren, schützte Übelkeit vor oder Kopfweh.

      Der Winter ging hin. Im Sommer besuchte Franziska ihre Familie auf dem Gut, half bei der Ernte, in den Ställen, auf den Wiesen, fühlte sich frei und gelöst, losgelassen. Mit einer dumpfen Sorge sah sie, wie die Gärten leuchteten, roch den bitteren Duft, der aus dem Laub aufstieg; gelbe Birnen und rote runde Äpfel fielen mit vollem Laut ins Gras, die Morgennebel lagen wie Gespinst ums Haus: Im Oktober begannen wieder die Hofjagden. Franziska fürchtete sie und wünschte sie doch herbei. Als Leutrum sie dringend zurückrief, folgte sie dem Befehl widerstrebend.

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