Interstellare Bräute® Programm Sammelband. Grace Goodwin
Читать онлайн книгу.Aufmerksamkeit wieder auf die Straße richtete. „Mach dir keine Sorgen. Die Hive-Technologie wird dich nicht verseuchen.“
„Wie bitte?“ Mich verseuchen? War er verrückt? War es ein Fehler gewesen, zu ihm ins Auto zu steigen? Ich könnte bei der nächsten Stopptafel rausspringen, aber er würde mich einfangen. Es bestand kein Zweifel daran, dass er größer war, stärker, fitter und definitiv stärkstens auf mich fokussiert.
Er verzog das Gesicht, und seine Hände quetschten das Lenkrad, bis es aussah, als könnte es sich tatsächlich verbiegen. „Die Hive-Technologie, die du sehen kannst, wird dir keinen Schaden zufügen.“
„Wovon redest du? Das Silber?“
Sein Blick blitzte zu meinem, als würde ihn meine Antwort überraschen, aber ich hatte ernsthaft keine Ahnung, wovon zum Geier er redete. „Ja. Als ich vom Hive gefangengenommen wurde, wurde ich mehrere Stunden lang von ihren Implantaten gefoltert. Das Meiste, was mir zugefügt worden war, ist wieder entfernt worden. Was du nun siehst, ist bleibend. Ich trage ihre Spuren auch auf meiner Schulter, über meinem Rücken und am Bein entlang.“
Langsam tat er mir tatsächlich leid. Der Hive hatte ihm wirklich ordentlich zugesetzt. Ich hatte zu viele Geschichten gehört vom Foltern und Leiden der Soldaten in den Händen des Feindes. Und ich wusste aus erster Hand, dass manche Narben nicht von außen zu sehen waren. „Ist es gefährlich?“
„Nein.“
„Tut es weh?“
„Nein.“
„Na dann.“ Ich zuckte die Schultern und blickte wieder auf die Straße. „Was noch? Macht es dich superschnell oder unglaublich stark? Heilt es schneller, oder verschafft es dir irgendeinen Kampfvorteil?“ Ich zitterte bei dem Gedanken daran, was für wunderbare Sachen ich mit einem Cyborg-Implantat anstellen könnte. Ich wäre wie die Bionic Woman, hoch zehn. Ich könnte mir ein Kostüm kaufen und das ganze Superhelden-Ding auf echt abziehen. Das wäre verdammt cool. Ich würde das ganz in Schwarz machen und die Bösewichte in der Dunkelheit zur Strecke bringen.
Er schwieg so lange, dass ich mich zu ihm herumdrehte.
„Ja. Ich bin viel stärker als die meisten Krieger. Die Implantate beschleunigen auch meine Reaktionszeit.“ Er blickte mich mit verwirrtem Gesicht an. „Du stellst merkwürdige Fragen. Fürchtest du mich nicht?“
Ich verschluckte mich fast vor Lachen. Ich saß in seinem Wagen, nachdem ich bereits von einem gruseligen Alien-Monster angeschossen und verfolgt worden war, das mich umbringen wollte. „Du bist das Harmloseste, das mir seit Tagen passiert ist.“
Er runzelte die Stirn, und ich wandte mich ab und sah den Bäumen beim Vorbeirauschen an meinem Fenster zu.
Na toll. Natürlich hatte ich ihn irgendwie beleidigt. Ich kannte ihn gerade mal zehn Minuten lang, und schon war ich ins Fettnäpfchen getreten. Er hatte mich schon einmal abgewiesen. Warum war er jetzt hier? Bevor ich gestrandet auf dem Untersuchungstisch im Abfertigungszentrum zurückgelassen worden war, weil mein Transport verweigert wurde, hätte ich Aufregung und Vorfreude verspürt, wäre gespannt darauf gewesen, ihn kennenzulernen. Aber nun? Ich verspürte keine Erleichterung. Oder Hoffnung. Ich fühlte mich gekränkt. Verraten.
Warum mich jetzt holen? Was war anders? Hatte er niemand Besseren gefunden? Ich wollte die Antwort, aber mein Stolz hielt mich davon ab, die Frage zu stellen. Nicht nur war er hier, aber wer zum Teufel war dieser Ander? Ein Sekundär? Was sollte das überhaupt heißen? Und warum war Ander, dieser fremde Alien-Mann, so besessen von mir—ich war dem Außerirdischen nie zuvor begegnet—dass er bereit war, für mich zu töten und damit anzugeben?
Was mich noch mehr störte: warum zum Teufel machte mich das so scharf? Normalerweise stand ich nicht auf He-Man-Kerle. Verdammt, ich ging eigentlich gar nicht aus. Normalerweise war ich vollkommen zufrieden damit, mich um mich selbst zu kümmern. Meiner Erfahrung nach waren Männer zu selbstverliebt, um mit einer starken Frau zurechtzukommen. Sie wollten weinerliche, affektierte Schulmädchen, die sie betatschten und ihnen sagten, wie toll sie im Bett waren, wie stark und gutaussehend und all das andere ständige Lobpreisen, das schwachköpfige Männer anscheinend ständig zu hören brauchten.
Dafür hatte ich keine Zeit. Ich war vier Jahre lang Soldatin gewesen. Mein Vater war Polizist gewesen und bei einem schiefgelaufenen Drogendeal umgekommen, als ich sechzehn war. Meine Mutter war vier Jahre später an Krebs gestorben. Ich war ohne Geschwister und ohne Scheuklappen aufgewachsen. Ich wusste, wer ich war, und ich war nicht die Art von Frau, für die ein Mann—oder ein Alien—quer durch die Galaxis reiste. Verdammt, noch kein Mann war für mich quer durch die Stadt gefahren. Meine Eltern hatten in der Realität gelebt. Ich wusste über Drogen, Prostitution und Korruption Bescheid, bevor ich zehn war. Deswegen wusste ich auch so genau, wie wichtig der Kampf für Gerechtigkeit überhaupt war.
Ohne gute Menschen, die für diese Welt kämpften, würde sie schnurstracks zur Hölle fahren. Ich konnte die Korruption sehen, das Böse, das am Gefüge unserer Gesellschaft nagte. Zu wissen, dass es Männer wie Clyde gab, die es nur noch schlimmer machten, ließ mich vor Wut und Frust kochen. Ich war eine Kämpferin gewesen. Ich hatte Drogengeldern hinterhergeforscht, hatte Enthüllungsartikel über Korruption auf allen Ebenen geschrieben und mich geweigert, mich kaufen zu lassen.
Mein Lohn dafür? Mir war ein Verbrechen in die Schuhe geschoben worden, ich wurde verurteilt und zur Strafe lebenslang als Braut an einen Alien-Krieger verkauft, dem ich noch nie begegnet war.
Bis selbst der mich verdammt noch mal nicht wollte. Ja, ich war seltsam. Rechthaberisch. Dickköpfig. Zu groß, zu dick und zu direkt. Ich war zur Armee gegangen, um zu lernen, wie ich meinen Körper zum Kämpfen einsetzen konnte, und zur Uni, um zu lernen, wie ich mein Hirn zum Kämpfen einsetzen konnte. Ich spielte niemandem falsche Freundlichkeiten vor, log nicht und ließ mir keinen Scheiß von Männern gefallen. Niemals.
Dann taucht plötzlich dieser Kerl auf, spielt sich mit seinem Kumpel auf wie Neandertaler, sie erscheinen wie aus dem Nichts, um mich vor den Bösewichten zu retten, und davon werde ich ganz geil und feucht?
Was zum Geier war los mit mir? Ich brauchte keinen Mann als großen Retter. Ich brauchte überhaupt keinen Mann. Nicht einmal für Sex, nicht, wenn mein getreuer Vibrator seine Aufgabe gut erfüllte. Bis auf diesen Kuss...
„Ich werde langsam verrückt.“
„Du bist verletzt und stehst unter Schock. Sorge dich nicht, Gefährtin, dein Verstand ist intakt.“
Na dann, Mister Scharfer Alien-Mann. „Du nimmst wohl alles wörtlich.“
„Ich verstehe diese Bemerkung nicht.“
„Egal. Was genau waren diese Dinger eigentlich?“ Ich drehte meinen Kopf wieder herum und öffnete die Augen, um mir den Mann anzusehen, der mich vor einer sicheren Gefangennahme gerettet hatte. Sein Gesicht war ausdrucksstark, seine Züge ein klein wenig kantiger als die eines Menschen sein würden, aber keineswegs weniger ansprechend. Er füllte den beschränkten Raum im Auto aus wie ein Berg, der in einen Fingerhut gezwängt wurde, aber er hatte das Auto mit einer Gewandtheit unter Kontrolle, die mich faszinierte, da ich mir sicher sein konnte, dass er noch nie zuvor ein Auto gefahren hatte, bevor er zur Erde kam.
Ganz abgesehen davon, dass der Anblick seiner starken Hände Bilder davon heraufbeschwor, wie er sie einsetzen würde, um mich zu berühren, um diese langen Finger in meinen Körper zu schieben und mich damit zum Kommen zu bringen. Und dieser Kuss? Ich wollte mehr. Heilige Kacke, jede Frau, die bei Sinnen war, würde mehr wollen. Er war groß und hart und rief Gefühle in mir hervor, die ich nicht kannte, wie etwa Ehrfurcht. Respekt. Und er war zum Teil eine Maschine. So, wie er davon gesprochen hatte, dass er vom Hive gefangen genommen und irgendwelchen Experimenten unterzogen worden war, hieß das, dass er jetzt und für immer teilweise eine Maschine war. Der Gedanke daran war verrückt.
Und trotzdem war er umwerfend gutaussehend. Muskulös und riesig, groß genug, dass ich mir vorstellen könnte, dass er mit bloßen Händen einen Grizzlybären bezwingen könnte. Der seltsame Schimmer auf Teilen seiner Haut wirkte wie ein Lockmittel auf meine Finger. Ich wollte es berühren,