Seewölfe Paket 35. Fred McMason

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Seewölfe Paket 35 - Fred McMason


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aufbewahrt waren.

      Sie traten unter dem Wasserfall hervor und vergewisserten sich, daß das Boot gut versteckt war.

      „Niemand wird es finden“, versicherte Malindi noch einmal.

      Dann zogen sie los in Richtung Osten, zunächst durch die feuchte Tiefebene mit dem dichten Dschungelbewuchs. Meist konnten sie dem Lauf des Maha Oya folgen, manchmal verloren sie ihn aber auch aus den Augen, wenn der Dschungel ihn überwucherte.

      Die ersten beiden Tage ernährten sie sich von den mitgeführten Wassermelonen und tranken frisches Wasser aus dem Fluß.

      Am dritten und vierten Tag – sie gingen jetzt unmerklich bergauf in höhere Regionen – aßen sie die fleischigen Beeren der Cholophyllum-Bäume. Auch die frischen Knospen von riesigen Farnen waren eßbar, wenn man die einzelnen Arten zu unterscheiden wußte.

      Nachts schliefen sie in den Höhlen abgestorbener Bäume oder suchten dichteres Blätterdach des Regenwaldes auf.

      Je höher sie vorrückten, desto schmaler wurde das Flüßchen, bis es schließlich nur noch ein Rinnsal war. Das Wasser versickerte irgendwo im unergründlichen Grün.

      Einmal wurden sie abends von einem heiseren Fauchen hochgeschreckt, als sie gerade unter einem Baum hockten und Beeren aßen, die von einem rotblühenden Strauch stammten. Es war ein Kampferbaum, dessen Rinde einen betäubenden und intensiven Duft verströmte.

      „Was war das?“ fragte Chandra heiser und sprang auf.

      „Ein Leopard“, erwiderte Malindi geringschätzig. „Er wird nicht wagen, uns anzugreifen.“

      Aber der Leopard war doch ziemlich lästig. Er zeigte sich ein paarmal ohne jede Scheu und strich um sie herum.

      Malindi knurrte der Magen. Die Beeren und Farnknospen gaben nicht allzuviel her, und so belauerte er den Leoparden, der um sie herumschlich, ab und zu leise fauchte und sein prachtvolles Gebiß bleckte. Es war ein Tier mittlerer Größe.

      Malindi schlich hinter einen Baum und hob sein spitzes Messer, mit dem er vorzüglich umgehen konnte.

      Als der Leopard in seine Richtung blickte, schleuderte er es mit aller Kraft. Die lange dünne Klinge fuhr in die Brustpartie des Tieres und blieb bis zum Heft darin stecken.

      Die Großkatze fauchte und gebärdete sich wie toll. In ihrem Schmerz sprang sie an einem Baumstamm hoch und rammte sich das Messer noch tiefer in den Leib.

      Ihr Todeskampf dauerte mehr als eine Stunde.

      Malindi hatte sich inzwischen einen dicken Ast geholt und umschlich die zuckende Großkatze, die sich vergeblich aufzurichten versuchte. Aus ihrem Maul quoll blutiger Schaum, aber sie hieb noch immer wild mit den Pranken um sich. Als die Zuckungen schwächer wurden, erschlug Malindi Rama sie mit dem Knüppel. Chandra sah atemlos zu, wie der dürre Kerl mit dem großen und gefährlichen Raubtier umging.

      An diesem Abend entzündeten sie in den Bergen ein Feuer – das erste seit Tagen – und aßen gebratenes Fleisch.

      Ein paar Stücke davon nahmen sie am anderen Morgen mit, als sie aufbrachen.

      Einmal wußten sie unterwegs nicht mehr weiter, als sie ein Dschungelgebiet durchqueren mußten, das so dicht war, daß kaum das Sonnenlicht bis auf den Boden fiel.

      Sehr mühsam orientierten sie sich an der Karte, die kaum noch zu erkennen war, seit Malindis Haare wieder wuchsen.

      Aber sie fanden nach vielen Mühen endlich wieder den richtigen Weg, der sie in Richtung Kandy brachte.

      Malindi mußte sich an diesem Tag von Chandra wieder viele Vorwürfe anhören, weil er die magische Nadel so achtlos behandelt hatte.

      Die beiden haßten sich mit jedem weiteren Tag mehr. Malindi sann darüber nach, wie er Chandra am besten loswerden konnte. Aber die Erleuchtung kam ihm erst ein paar Tage später.

      Irgendwann – sie waren jetzt schon sehr hoch oben in den Bergen – sah Malindi ein Glitzern in weiter Ferne. Er blieb stehen und lachte voller Freude und Erregung.

      „Der Kandy-See, da liegt er“, sagte er. Er spürte, wie ihn ein kühler Schauer überlief.

      Sie hatten jetzt Flüsse überquert und die feuchten Regenwälder sowie alle Schrecknisse des Dschungels hinter sich gelassen. Dafür wurden sie durch den Anblick von in weiter Ferne liegenden Tempeln belohnt. Sie konnten sich kaum daran satt sehen.

      Es war so, wie der große Subedar gesagt hatte. Der See und die Tempel verschwanden wieder und blieben für einen weiteren Tag unsichtbar für ihre Augen.

      Am nächsten Abend, noch bevor die Sonne versank, erreichten sie die geheimnisvolle Tempelanlage und waren völlig überwältigt von dem einmaligen Anblick.

      „Maha Nuwara“, flüsterte Malindi ergriffen, womit er Kandy meinte, die letzte Hauptstadt des singhalesichen Königreiches von Ceylon. „Wir haben es geschafft. Das da drüben ist der Tempel des Zahns, Dalada Maligawa, in dem die Reliquie aufbewahrt wird. Weiter nördlich liegt der alte Königspalast.“

      Elefanten und Mönche waren dort im Abendlicht zu sehen. Eine ganze Elefantenherde wurde gerade zum Baden an den Kandy-See geführt, wo die Ufer noch flach waren.

      „Wie kriegen wir jetzt das Heiligtum?“ fragte Chandra.

      „Wir treten als Wanderasketen auf und geben vor, die Reliquie anbeten zu wollen. Dann erfahren wir ganz offiziell, wo sie aufbewahrt und wie sie bewacht wird. Später werden wir eine Möglichkeit finden, uns bei Nacht in den Zahntempel einzuschleichen.“

      „Also alles auskundschaften?“

      „Genau das. Wir müssen dabei sehr vorsichtig sein, und wir dürfen auch nichts überstürzen und keine Gier zeigen.“

      Die Nacht verbrachten sie unter einem Baum, in der Nähe des heiligen Sees, und marschierten in der Frühe des nächsten Morgens los.

       5.

      Als die Sonne aufging, erstrahlte der alte Tempel in hellem Glanz und funkelte, als sei er aus purem Gold.

      Mönche bewegten sich dort in safrangelben und orangefarbenen Gewändern. Überall waren Elefanten zu sehen. Hinter dem Königspalast begann der Ort mit seinen vielen kleinen Häusern. Es herrschte wesentlich mehr Geschäftigkeit, als sie angenommen hatten.

      „Ich habe Angst“, sagte Chandra. „Jetzt, da wir davorstehen, sieht alles ganz anders aus. Ich traue mich kaum in den Tempel.“

      „Du brauchst ja nicht mitzugehen“, sagte Malindi verächtlich. „Aber der Ruhm gehört dann mir.“

      Sie schlossen sich einer kleinen Prozession an und gelangten unbehelligt in den Tempel.

      Dort war alles in dunstigen, aromatischen Rauch gehüllt. Die heiligen Männer, die sich im Tempel aufhielten und ihn bewachten, waren nur als dunstige Schatten zu erkennen.

      Öllampen flackerten, ein monotoner Singsang war von irgendwoher undeutlich zu hören, und es ging wie durch ein Labyrinth. Je tiefer sie in den Tempel gelangten, um so stiller und feierlicher wurde es.

      Zwei heilige Männer, mit wallenden Gewändern und Turbanen bekleidet, geleiteten sie in absoluter Stille und Düsternis. Kein Wort wurde mehr gesprochen, auch der Singsang verstummte.

      Wie in Trance gingen die beiden ergriffen und ehrfürchtig weiter. Selbst Malindi wurde es jetzt mulmig zumute, und er hatte unbestimmte Angst vor seiner eigenen Kühnheit, den heiligen Zahn zu rauben. Doch diesen Gedanken schob er mit aller Macht beiseite.

      Der Rauch benebelte ihre Sinne und ließ sie taumeln. Ihre Blicke verschleierten und wurden unklar. Alles war so unwirklich und fremd wie in einer völlig anderen Welt.

      Es gab dunkle Ecken und Nischen, offene, geschlossene und geheime Türen und die Statuen von Gottheiten, deren verzerrte und manchmal schreckliche Gesichter in Rauch gehüllt waren. Rötliches Licht wechselte


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