Seewölfe Paket 35. Fred McMason

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Seewölfe Paket 35 - Fred McMason


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nicht gekämpft, die Hitze des Nachmittags schien alle, Einheimische wie Fremde, erschöpft zu haben. Er zählte die Geschütze der Engländer und der anderen, verglich die Zahl und führte Gesten der Ratlosigkeit aus.

      „Ich warte ab, was geschehen wird. So will es Buddha“, murmelte er und widmete sich wieder seinen Arbeiten.

      „Wo haben sie das verdammte Gold versteckt, diese verrückten Kalianbeter?“ Clint Wingfield wischte den Schweiß von seiner Stirn und kratzte sich im Nacken. Ratlos zuckte er mit den Schultern. Die drei Seewölfe standen wieder vor der blumengeschmückten Kali, die rätselhaft und schweigend in die Ferne starrte.

      „Wo würden wir die Kisten versteckt haben?“ rätselte Philip junior.

      Wieder suchten die Zwillinge die Wände ab, stocherten mit den Messerklingen in den breiten Fugen und klopften gegen die Steine.

      „Nichts!“

      Clints Blicke glitten von den abgewinkelten Armen über den Körper der Göttin zu ihren überkreuzten Beinen, vom Sockel und den vielen abgefallenen, vertrockneten und faulenden Blütenblättern hinunter zum Boden. Plötzlich grinste der Moses und bückte sich.

      Rechts vom Sockel waren die Blüten zur Seite geschoben, als ob die Pilger mit Händen und Füßen auf den glattgetretenen Steinen gescharrt hätten. Einen Atemzug später sah er, daß an einigen Stellen in den Fugen kein Schmutz und Staub oder festgetrockneter Lehm steckte. Er griff zu seinem Messer, kniete sich vor die Zehen der Göttin und schob die Schneide in einen Spalt.

      „Ich glaube, ich hab etwas gefunden“, sagte er und versuchte, den Stein, doppelt so groß wie seine Hand, in die Höhe zu hebeln. Knirschend bewegte sich der Brocken, und schließlich konnte Clint seine Fingerkuppen in den Spalt zwängen.

      „Tatsächlich.“ Hasard junior staunte und half mit seinem Messer nach. „Hier, faß an.“

      Sie hoben den dicken Stein in die Höhe und sahen eine Schicht hellen Sand. Die unregelmäßigen, an der Oberfläche aber glatten und glänzenden Steine waren unterschiedlich groß und ließen sich jetzt leicht herausnehmen und hochheben. Alle drei packten mit an und hantierten immer hastiger. Schließlich waren ein Dutzend Bodenplatten auf einen Haufen geschichtet. Clint wühlte und scharrte im Sand.

      „Ich hab’s!“ rief er unterdrückt. „Holz, Tampen. Und so schwer wie unsere Goldkisten.“

      Sand rieselte an den Seiten eines viereckigen Gebildes nach unten. Clint schob seine Finger unter die Kiste, hob sie hoch und stellte sie auf den glatten Teil des Bodens.

      „Du hast sie gefunden“, sagte Hasard halblaut und bewundernd und schlug ihm auf die Schulter. „Aber wir sollten nicht herumtrödeln.“

      Die Kali-Anbeter hatten tatsächlich alle Kisten zu Füßen ihrer Göttin versteckt. Philip und Hasard halfen dem Moses, die schweren Kisten aus dem Sand zu heben und schichteten die Steine wieder so nebeneinander, daß sie einigermaßen gerade lagen. Zuvor waren Clint und Hasard nach draußen gelaufen und hatten Aststücke und ein paar Handvoll kleinere Steine zusammengetragen.

      „Also“, sagte Philip und zerrte eine Kiste über die Schwelle, „vorher hat der Boden besser ausgesehen.“

      „Das ist jetzt gleichgültig. Wir sollten die Kisten zum Schiff zurückbringen“, ächzte Clint und half Hasard, die zweite, schwerere Kiste ins Freie zu bringen.

      „Nein. Nicht zum Schiff. Dort würden sie es zuerst suchen“, erklärte Hasard.

      „Wer wird suchen?“ fragte Clint.

      In großer Eile hatten sie die schweren Kisten auf den Pfad geschleppt, auf dem sie abwärts geschlichen waren, als sie sich vor den Pilgern versteckten.

      „Die Pilger. Oder die Leute aus dem Dorf. Ich weiß es auch nicht“, erwiderte Hasard und hob die kleinste Kiste auf die Schulter. „Jedenfalls verstecken wir das Gold nicht auf dem Schiff.“

      „Verdammt schwer“, meinte Clint. „He, pack an, Philip.“

      Sie liefen hin und her, immer nur ein paar Schritte und schleppten die Kisten und die in Leder und Stoff eingeschlagenen Bündel in mehreren Etappen aus dem Bereich des Tempels, zwischen den Bäumen zum Rand des Hügels und im langen Schatten der Baumkronen auf den Pfad, den sie selbst durch Gras und Ranken getreten hatten. Die Kisten waren höllisch schwer und schienen schwerer zu werden, je länger die drei Seewölfe ihren erbeuteten Tempelschatz abwärts wuchteten.

      „Hoffentlich sieht uns niemand“, sagte Hasard und war sicher, daß mindestens ein Behälter geöffnet und wieder zusammengeschnürt worden war. Er schätzte, daß die frommen Männer nichts vom Gold genommen und sich nur vergewissert hatten, daß sie wirklich eine wertvolle Opfergabe in den Händen hatten.

      „Ich kann niemanden sehen“, erwiderte sein Bruder, der nach allen Seiten sicherte. „Die kleinen braunen Kerle haben sich in den Schatten verholt. Oder sie sind beim Essenkochen.“

      „Jetzt sind wir wirklich echte Tempelräuber geworden“, sagte Clint und zerrte die Kiste über das staubige Gras. Sie verschwanden wieder in dem Graben, schlichen durch die Büsche und eilten dann geduckt zu zweit, jeweils eine Kiste schleppend, bis zum Waldrand und ebenso schnell wieder zurück.

      „Wir vergraben es am Strand“, entschied Hasard, als sie keuchend und schwitzend zwischen den Palmenstämmen standen und einigermaßen sicher waren, einen Teil des unersetzlichen Goldschatzes gerettet zu haben. „Wir merken uns einen bestimmten Baum und vergraben die Kisten im Sand. Klar?“

      „Einverstanden. Und dann verstecken wir uns wieder beim Tempel. Dort wird uns niemand suchen.“

      „Auch gut“, antwortete Hasard seinem Bruder. „Los. Ein schönes, tiefes Loch.“

      Die drei Seewölfe scharrten mit den Händen zwischen drei Palmenstämmen, sieben Schritte von einem bizarren Stück kreideweißen Treibholzes entfernt, eine Grube. Der Sand rieselte immer wieder in den Mittelpunkt des trichterförmigen Loches zurück. Drei oder vier Fuß tief kratzten sie den feuchten Sand auseinander, dann stellten sie die drei Kisten hinein und schaufelten und schoben den Sand darüber. Einige Minuten später gab es nur noch unverdächtige Spuren, und die auflaufende Flut würde die Oberfläche des Verstecks glätten.

      „So!“ sagte Hasard mit Nachdruck. „Der Tag war doch nicht ganz verloren.“

      Sie brauchten jetzt nicht mehr zu hasten. Langsam setzten sie sich in Marsch und bewegten sich auf ihren eigenen Spuren durch den Wald zurück, auf die Büsche und die Gräben des Hügels zu.

      „Es ist noch nicht dunkel genug“, sagte Clint nach weiteren zwanzig Schritten bergauf.

      „Zu was ist es noch nicht dunkel genug?“ fragte Hasard.

      „Um irgendwo einen Happen Essen zu klauen. Oder willst du zur Schebecke und warten, was der Kutscher brät?“ erkundigte sich der Moses.

      „Noch nicht“, murmelte Philip. „Vielleicht finden wir im Dorf etwas, das uns weiterhilft.“

      „Vielleicht“, Hasard hob die Schultern.

      Sie erreichten ungesehen, wie sie glaubten, den Tempel im Schatten der Bäume, tappten entlang der muffigen Mauern und setzten sich schweigend nebeneinander auf eine geborstene Steinschwelle.

      Sie musterten die Karavelle und die Galeone, sahen die ersten großen Wellen der Brandung, schauten hinüber zu dem auffälligen Haus, zu den ärmlichen Schuppen am Hafen und zur ceylonesischen Uferlinie – und plötzlich sagte der Moses: „Ein Schiff! Mit Kurs auf Mannar.“

      Er streckte den Arm aus und deutete zu einem Dreimaster. Rumpf und Rahsegel lagen im Sonnenlicht und wurden so grell beleuchtet, daß nicht mehr oder Einzelheiten zu erkennen waren. Im Augenblick sah es wirklich so aus, als wolle das Schiff – es war eine Galeone – die Stelle anlaufen, an der die Schebecke angelegt hatte. Die Entfernung betrug drei Seemeilen oder etwas weniger.

      Voller Verblüffung sagte Hasard junior: „Noch so eine spanische Galeone. Die Dons erscheinen zu spät. Das Gold


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