Seewölfe Paket 35. Fred McMason

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Seewölfe Paket 35 - Fred McMason


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dorthin, Seemann“, sagte er zu Clint. „Und drei gehen mit mir.“

      Er zeigte in die Dunkelheit. Der Waldrand war noch einmal reichlich zwei Kabellängen entfernt.

      „Ich zeig euch den Weg“, sagte Gorath und griff nach Hasards-Handgelenk. „Keine Angst. Wir sechs, sie vier. Kein schwerer Kampf.“

      „Und sie warten nicht gerade auf uns“, meinte Philip und wischte mit dem Hemdsärmel über sein Gesicht.

      „Hoffentlich nicht.“

      Clinton spuckte ins Gebüsch und folgte Sunder, der um den Baum herumglitt und auf den Waldrand zuging. Hinter dem Moses versuchte Philip, die Spuren des Anführers nicht zu übersehen. Sie tasteten sich durch das Dunkel davon und hörten schon nach wenigen Schritten die Geräusche nicht mehr, die von der anderen Gruppe verursacht wurden.

      Der Widerschein des Feuers wurde deutlicher. Auch das Rascheln und Knistern aus dem Wald überdeckte die wenigen Geräusche der Männer. Zweige schlugen gegen ihre Arme und in die Gesichter. Jetzt hörten Sunder und Clinton schon einzelne Wortfetzen und rochen den Rauch und das verschmorte Fleisch. Hin und wieder tauchten schemenhaft die Gestalten der drei anderen Männer auf der gegenüberliegenden Seite des Feuers auf. Die Büsche verdeckten die Räuber. Schritt um Schritt, unter den Zweigen geduckt, tappten die Männer näher an das Feuer heran und packten die Rundhölzer fester.

      Philip hob langsam den Kopf, schob sich hinter dem Gebüsch in die Höhe und blickte genau in die rötlichen Flammen.

      Vier Kerle saßen da, hielten an geschälten Zweigen Fleischbrocken über die Glut, lachten und sprachen miteinander. Einen Schritt neben dem Feuer stand eine Kiste, die Philip sofort erkannte. Deckel und eine Seitenwand waren zerbrochen, die lederne Umhüllung zerschnitten. Die Flammen spiegelten sich funkelnd in silbernen und goldenen Metallstücken.

      Sunder legte seine Hand auf Philips Arm, deutete zu den Männern und gestikulierte.

      In Zeichensprache gab er zu verstehen, wie sich die Angreifer verteilen und aus allen Richtungen gleichzeitig auf die Räuber losspringen sollten. Philip erkannte undeutlich, quer über die winzige Lichtung und den Rauch hindurch, das Gesicht seines Bruders.

      Hasard hob sein Rundholz. Sie warteten und hielten den Atem an. Das Holz im Feuer knackte, weißglühende Funken stoben in die Höhe, und als die vier Männer zusammenzuckten und laut lachten, sprang Sunder durch die zurückschnellenden Zweige und stieß einen heiseren Schrei aus.

      Clint und Philip folgten. Die Knüppel wirbelten durch die Luft. Noch ehe die Räuber begriffen, daß sie das Ziel eines nächtlichen Angriffs darstellten und aufspringen konnten, drangen die sechs Männer auf sie ein.

      Auch die anderen schrien. Sunder drosch seinen Knüppel auf den Kopf des ältesten Mannes, dem es gelungen war, seinen Dolch zu packen und aus der Erde zu ziehen.

      Philip duckte sich, unterlief einen ungeschickten Angriff und stieß seinem Gegner das Ende des Rundholzes unter die Rippen, dann wirbelte er das Holz herum und ließ es auf den Hinterkopf des Inders niedersausen. Mit einem leisen, gurgelnden Laut sackte der Braunhäutige zu Boden und wäre voll ins Feuer gefallen, wenn ihn nicht Philip zur Seite geschleudert hätte.

      Sambhu hatte seinen Gegner mit zwei blitzschnellen Hieben besinnungslos geschlagen, und als er Hasard auswich, trat er mit vollem Körpergewicht in die Kiste, kippte sie um und fiel zurück in die Büsche. Das Metall klirrte in die warme Asche.

      Gorath hatte einen Gegner, der flüchten wollte, mit zwei Sprüngen eingeholt und mit einem gezielten Schlag niedergeschmettert.

      Er kehrte in den Bereich der Flammen zurück und sagte zufrieden: „Hat gut geklappt. Jetzt Gold sammeln.“

      Vier zusammengekrümmte Körper lagen bewegungslos am Boden. Das Fleisch verbrannte in der Glut und stank fürchterlich. Hasard und Philip bückten sich und suchten die Trümmer der Kiste und die Metallstücke zusammen. Sunder warf trockenes Holz in die Glut und zog aus dem Gürtel ein Stück Tuch.

      „Hier“, sagte er. „Machen Beutel.“

      Die drei Seewölfe verteilten das schwere Metall. Fast die Hälfte hatte Platz in der halb auseinandergebrochenen Kiste.

      „Danke“, sagte Hasard und sammelte so viel in das Tuch, bis es zu zerreißen drohte, als er einen Beutel daraus drehte.

      „Den Rest stecken wir in die Taschen“, erklärte er und richtete sich auf.

      Die vier Kerle rührten sich nicht.

      „Irgendwann sollten wir zu Dad und den anderen zurückgehen“, mahnte Philip.

      Die restlichen Gold- und Silberstücke wurden verteilt. Sunder stellte aus einigen Ästen, harzigen Blättern, Zweigen und Grasbüscheln zwei unförmige Fackeln her.

      „Danke, Freunde“, sagte der Moses. „Jetzt haben wir fünf Kisten erbeutet. Ist das nichts?“

      „Fünf von unzähligen weiteren Kisten. Wirklich nur besser als gar nichts“, sagte Hasard und grinste. „Los, gehen wir. Die Crew ist an Bord, und ich weiß, daß ihnen gegen die Portugiesen etwas einfallen wird. Wir müssen zurück.“

      „Aber wir brauchen kein Wettrennen zu veranstalten“, sagte Philip. „Alles mit der nötigen Ruhe. Wie Grandad immer sagt: Aus der Ruhe wächst die Kraft.“

      Sunder zündete die erste Fackel am Feuer an, schwenkte sie und sagte: „Also los. Die Räuber wachen morgen mit Kopfschmerzen, Beulen und ohne Gold auf. Wir hätten sie totschlagen sollen. Ich erzähle euch später, warum.“

      Während sie im Gänsemarsch hinter der riesigen Flamme der Fackel zurückgingen, übersetzte Hasard. Sunder mit seinen Katzenaugen führte sie schnell und ohne Umwege zurück zur Hinterwand des großen Warenschuppens. Die Reste der zweiten Fackel löschte er in einem Wasserbehälter.

      Der Kaufmann erwartete sie in einem anderen, weitaus prächtigeren Raum. Er lächelte, verbeugte sich und sagte: „Ihr habt also Erfolg gehabt. Auf meine Diener kann ich mich verlassen. Aber ihr habt nur ein bißchen von einer riesigen Menge wiedergefunden, nicht wahr?“

      Hasard wuchtete die Kistenreste auf den Tisch.

      „Ja, leider, Senhor Ginjal. Ich bedanke mich im Namen meines Vaters, des Kapitäns, für Ihre Hilfe. Wir müssen versuchen, aufs Schiff zu gelangen.“

      Clinton sagte: „Wir kehren doch auf demselben Weg zur Schebecke zurück, auf dem wir abgehauen sind, nicht wahr?“

      „Klar“, antwortete Hasard. „So leise und schnell wie möglich. Die Portugiesen und Dons dürfen uns nicht hören und nicht sehen.“

      „Wenn wir mit den schweren Goldkisten an Deck aufentern, dann können wir gleich zwischen ihnen hindurchspazieren“, meinte Philip. „Unser Moses hat recht. Wir müssen einen Weg finden, die Kisten lautlos an Deck zu schaffen.“

      „Dazu brauchen wir ein paar dünne Leinen. Oder wir verstecken die letzte Kiste bei den anderen“, sagte Hasard.

      Der Schreiber Arun brachte eine leere Kiste aus soliden Brettern.

      „Damit habt ihr weniger Schwierigkeiten“, erklärte der Kaufmann.

      Als der Schreiber die Kiste auf den Tisch gestellt und aufgeklappt hatte, sahen die Seewölfe, daß die Silber- und Goldstücke, die von den Dienern eingesammelt worden waren, in der Kiste lagen. Ginjal Chand wurde ihnen allmählich unheimlich.

      „Ich danke Ihnen, Senhor Ginjal. Wenn wir es hinter uns haben, hoffentlich mit viel Glück, wird mein Dad mit Ihnen sprechen.“

      Der Kaufmann verbeugte sich und erwiderte: „In Buddhas Lehren heißt es, daß sich nur Ehrlichkeit als Garantie für eine Wiedergeburt als Edler, als wahrer Mensch auszahlen wird. Ich ziehe vor, euer Gold anzusehen, aber nicht zu nehmen. Ihr hättet mit der Ladung, mit der die halbe Welt zu kaufen ist, nach England segeln können, nicht wahr?“

      Hasard und Philip nickten schweigend. Sie vertrauten Ginjal, und er hatte ihnen geholfen, ohne etwas zu


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