Seewölfe Paket 35. Fred McMason

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Seewölfe Paket 35 - Fred McMason


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      Malindi begann zu wimmern und erneut um sein Leben zu flehen. Er stieß auf taube Ohren, und er wußte auch, daß sie ihn nicht verschonen würden. Dennoch schrie, flehte, drohte und bettelte er.

      Die anderen hatten jetzt zwei weitere Ölfunzeln entzündet.

      Malindi sah die gnadenlosen, haßerfüllten Gesichter. Sein Blick brannte sich in den kohlschwarzen Augen des Alten fest.

      „Tu’s nicht!“ wimmerte er.

      Der Alte grinste wie ein Teufel. Die anderen starrten ihn an, um zu sehen, wie ein Frevler starb.

      Dann stieß der Alte zu, so erbarmungslos, wie er seine dürren Hände um Malindis Hals gelegt hatte.

      Malindi Rama fühlte einen wilden Schmerz, der gerade noch bis in sein Gehirn drang.

      Danach wurde es übergangslos schwarz um ihn herum.

       9.

      „Der Vorsprung schrumpft immer weiter zusammen“, erklärte der Mahaut den Zwillingen. „Die Spuren werden frischer. Wir werden noch vor Sonnenuntergang auf sie stoßen. Sie sind sehr langsam.“

      Das wurde den anderen Arwenacks übersetzt.

      Hasard fragte, ob es Ärger geben würde, aber da war sich der Mahaut nicht so ganz sicher.

      „Wir werden alles versuchen, um Ärger zu vermeiden“, teilte er ihnen mit. „Aber manche von ihnen sind unberechenbar. Vielleicht gelingt es uns, sie zu überzeugen, denn das Heiligtum ist ihnen tausendmal wichtiger als alles Gold und Silber dieser Welt.“

      Der Morgen hatte begonnen. Die Sonne schien schräg von Osten auf das Dickicht. Einmal hatte es kurz geregnet, und jetzt dampfte der Regenwald, und heißer Brodem stieg von unten auf.

      Die Luft war zum Schneiden dick und ließ sich nur schwer atmen.

      Dem Profos rann in seiner Sänfte der Schweiß über das Gesicht, immer wieder wischte er mit der Hand über sein Amboßkinn und fluchte verhalten.

      „Und die schleppen das Zeug noch teilweise auf ihren Rücken“, erklärte er kopfschüttelnd. „Sag mal, macht dir denn diese Affenhitze überhaupt nichts aus, Batuti?“

      Der Hüne von Neger zeigte sein schneeweißes Gebiß. Kein Schweißtropfen war auf seinem Gesicht oder dem Körper zu erkennen.

      „Ich fühle mich wohl, Ed, sehr wohl. Fast wie zu Hause in Gambia.“

      „Und ich fühle mich wie in der Hölle.“

      Der ausdauernde Mann aus Gambia lachte auf seine gutturale Weise, die immer so ansteckend wirkte.

      „Dort vorn liegt etwas“, sagte er nach einer Weile.

      Der erste Mahaut hielt seinen Elefanten an. Das Tier schwenkte aufgeregt und unwillig den Rüssel von einer Seite zur anderen.

      Neben einem Baum lag ein Leopard. Sein Unterleib war aufgeschlitzt, und der Boden mit Blut bedeckt.

      Der Mahaut untersuchte ihn und schüttelte fassungslos den Kopf.

      „Man hat ihm das Herz herausgerissen“, erklärte er. „Er ist noch nicht sehr lange tot.“

      „Dann waren es sicher die heiligen Männer“, sagte Hasard, nachdem die Söhne übersetzt hatten.

      „Nein, das tut kein heiliger Mann“, entgegnete der Mahaut. „Sie würden nicht mal einen Leoparden töten, wenn er sie angreift. Er ist ihnen ähnlich heilig wie die Krokodile.“

      „Was kann es dann gewesen sein?“

      Ein paar waren abgestiegen und untersuchten den Boden. Auch der Kadaver wurde hin und her gedreht. In den Gesichtern der Männer stand Ratlosigkeit.

      „Wer weiß, ob die Männer überhaupt so heilig sind“, sagte Carberry. „Das sind doch verrückte Fanatiker.“

      „Sie tun es nicht“, wiederholte der Mahaut stur.

      Hasard erhielt auf seine Frage keine Antwort weil niemand eine wußte. Es stand nur fest, daß der Leopard durch ein scharfes Messer aufgeschlitzt worden war. Jemand hatte ihm dann das Herz herausgeschnitten. Nur der Zweck war nicht klar.

      Die Mahauts tuschelten, tauschten besorgte Blicke und sprachen untereinander von Dämonen.

      Als die Sonne den höchsten Punkt überschritten hatte und wie ein gedämpftes Flammenrad über dem Dschungel stand, tauchte eine größere Lichtung auf. Ein kleiner Fluß war zu sehen – und dann ein grausiges Bild, das sich ihnen in die Seele brannte.

      Die Elefanten schienen es immer zuerst zu wittern, denn sie schnaubten unwillig, schlenkerten die Rüssel und wurden scheu. Der Leitbulle der Herde trompetete laut und anhaltend.

      Etwas weiter rechts zur Mitte der Lichtung hin stand unübersehbar eine Stange im Boden, und auf die Stange war der Kopf eines Mannes gespießt.

      Das Gesicht war wie zu einem grauenhaften Schrei verzogen, die Augen geschlossen, der Mund weit geöffnet.

      Sie stiegen schaudernd ab und starrten auf die Stange.

      Die Mahauts nahmen das wesentlich gelassener hin. Sie blickten ebenfalls den Kopf an und nickten sich zu.

      Der Seewolf ging ein paar Schritte weiter, denn trotz der gräßlichen Mimik kam ihm das Gesicht irgendwie bekannt vor.

      Der Profos und die anderen folgten ihm. Carberry stand schluckend vor der Stange und fühlte, wie sich sein Magen umdrehte.

      Dieser Kopf schien ihn anbrüllen zu wollen in einem namenlosen und wilden Schrei.

      Dann erkannte er zu seinem Entsetzen die Zeichnung auf dem Kopf. Dort hatte man die Haare abgesengt, aber die Tätowierung war noch klar und deutlich zu erkennen.

      „Der Läusekerl, den wir von der Insel geholt haben“, sagte Carberry. „Malindi Rama.“

      „Kein Zweifel, er ist es“, erwiderte Hasard tonlos. „Himmel, was mag hier vorgefallen sein? Das ist ja grauenhaft. Er scheint ebenfalls hinter dem Zahn hergewesen zu sein.“

      Der Mahaut ließ es sich übersetzen und nickte dann, als sei das absolut verständlich.

      „Er ist hinter den heiligen Männern hergeschlichen“, sagte er. „Und er war es auch, der den Leopard getötet hat. Er ist ein Teufel, und er hat seine Strafe verdient.“

      „Er hat den Zahn stehlen wollen?“ fragte Hasard.

      „Ja, zum zweitenmal, aber die heiligen Männer haben ihn dabei erwischt. So endet jeder Frevler, der die Gottheit beleidigt. Sie haben seinen Kopf zur Warnung und zur Schande abgeschnitten und auf diese Stange gesteckt. So wird er nie ins Nirwana eingehen, denn der Weg in die Seligkeit bleibt ihm für alle Zeiten versperrt. Sie müssen ihn heute nacht getötet haben.“

      „Malindi Rama“, wiederholte Ferris leise. „Dem haben wir den ganzen Ärger zu verdanken. Der Kerl hat durch seinen dreisten Diebstahl eine Menge Leute auf dem Gewissen. Uns hat er jedenfalls nichts als Ärger bereitet, ohne ihn wären wir längst in Madras.“

      „So ist es“, sagte Hasard. „Was aber haben sie mit seinem Körper getan?“

      „Ihn weggeworfen wie einen Kadaver“, sagte der Mahaut. „Irgendwo in den Dschungel oder auch in den Fluß. Wenn Kopf und Körper getrennt werden, kann er niemals wiedergeboren werden und muß als ewig Verfluchter durch die große Leere wandern.“

      Hasard wollte den Mahaut fragen, ob man den Kopf nicht begraben sollte, doch der Mahaut schien diese Frage zu ahnen.

      „Keiner darf ihn berühren“, erklärte er. „Die Ameisen werden kommen und ihn bearbeiten, bis nur noch der blanke Schädel übrig ist. Und eines Tages wird er von der Stange fallen und im Waldboden vermodern, genau wie sein Körper.“

      Sie stiegen wieder auf, aber das schaurige Bild ließ sich


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