Seewölfe Paket 35. Fred McMason

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Seewölfe Paket 35 - Fred McMason


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zerstört, verwüstet, mit herausragenden Planken, die anklagend wie Leichenfinger zum Himmel wiesen.

      „Die Ceylonesen räumen das Holz sicherlich ab“, meinte Ferris Tucker. „In spätestens einer Woche dürfte von den beiden Schiffen keine Spur mehr zu sehen sein.“

      Nach dem Untergang ihrer Galeone zogen die Jollen ab. Es gab kein Geschrei mehr. Stumm und verbittert pullten die Kerle aus dem Hafen und setzten draußen die Segel. Sie drehten sich auch kein einziges Mal um. Die Lektion war für sie sehr bitter gewesen.

      Der Geuse sah ihnen aus schmalen Augen nach, wie sie auf nordwestlichen Kurs gingen.

      „Muß für sie eine höllische Pleite gewesen sein“, sagte er sinnend. „Gold und Silber an Bord, und kurze Zeit später nicht mal mehr ein Schiff unter dem Achtersteven. So schnell geht das.“

      Als die Segel der Jollen kleiner wurden, verabschiedeten sich die Geusen stürmisch von den Arwenacks, um weiterhin auf Kaperfahrt zu gehen und die Dons zu rupfen, die sich hier herumtrieben.

      Die Arwenacks sahen ihnen nach. Sie winkten, und die Wassergeusen winkten zurück, bis sie aus dem Hafen waren.

      „Feine Kerle“, murmelte Ben Brighton halblaut. „Bin gespannt, ob wir sie einmal wiedersehen.“

      „Beim nächsten Mal sind wir wieder dran, um ihnen aus der Patsche zu helfen“, erwiderte der Seewolf mit einem Lächeln. „Aber sie haben uns wirklich unerwartete Hilfe gebracht.“

      Weit draußen auf See hielt die Fleute auf die fünf Jollen zu. Die Geusen setzten sich hinter den Pulk wie ein Wolf, der in einer Herde einbrechen will.

      Von hier sah es allerdings so aus, als gehörten alle friedlich zusammen.

      Eine Stunde später war der Pulk nur noch verschwommen unter der Kimm zu sehen wie kleine helle Wölkchen, die sich im Sonnenlicht nach und nach auflösten.

      „Nach dem Mittagsessen suchen wir den Kaufmann auf“, sagte Hasard. „Meine Söhne und Clint werden mich begleiten. Ihr kennt den Mann ja bereits.“

      „Er ist sehr freundlich und zuvorkommend“, bestätigte Philip. „Und ich glaube, er hat hier auch einen sehr großen Einfluß.“

      „Nach dem Mittagessen“, wiederholte Paddy Rogers andächtig. „Was gibt es denn heute?“

      „Dir geht es doch nicht darum, was es gibt, sondern wieviel es gibt“, sagte Mac Pellew mit leicht verdrossenem Unterton in der Stimme. „Aber wenn du es genau wissen willst: Es gibt Fischgericht: Muscheln, Hummer, Krebse, Garnelen und Muscheln. Alles, was hier so herumkriecht.“

      „Muscheln hast du schon mal aufgezählt“, berichtigte Paddy.

      „Dann gibt es eben zwei Muscheln für jeden.“

      „Serviert von einer Miesmuschel“, tönte der Profos lachend.

      Aber Mac war heute nicht zu Späßen aufgelegt.

      „Wenn du mit mir rumstänkern willst, Mister Carberry, dann kann es passieren, daß dir eine Bratpfanne an die Rübe fliegt und du so abgetakelt wirst wie die beiden Schiffe.“

      „Aber Mäckileinchen“, sagte der Profos betroffen.

      „Ich bin nicht dein Mäckileinchen, verdammt noch mal. Merk dir das endlich, du abgelaichter Tranfisch.“

      „Manchmal ist Mac nicht in der richtigen Stimmung“, sagte der Kutscher. „Da geht es ihm wie Old Donegal, und man läßt ihn am besten in Ruhe.“

      Old Donegal war heute auch so ein Fall für sich. Er lehnte am Schanzkleid und starrte mißmutig mal zu dem portugiesischen Wrack, dann wieder auf die Überreste der spanischen Galeone. Wenn er des Starrens überdrüssig war, spie er ins Hafenwasser oder stierte die Planken an.

      Der Profos fühlte sich verpflichtet, sich auch um Old O’Flynn zu kümmern, denn er selbst freute sich, daß alles so glatt abgelaufen war. Da wollte er die beiden Miesmuscheln ein bißchen aufheitern.

      „Ist dir auch ein Prielwurm über die Leber gelaufen?“ fragte er. „Du siehst heute so zerknittert aus.“

      Der Admiral stierte weiterhin auf die Planken.

      „Ich hab was geträumt“, sagte er schließlich brummig.

      „Was Gutes?“

      „Was Schlechtes.“

      „Du träumst nie was Gutes. Was war es denn?“

      „Weiß ich nicht, war alles voller Nebel. Aber hinter dem Nebel lauerte eine schreckliche Gefahr.“

      „Für uns?“

      „Weiß ich nicht“, wiederholte der Admiral. „Kannst du vielleicht durch den Nebel glotzen?“

      „Weiß doch nicht, was du kannst“, motzte Carberry. „Aber wenn man von Nebel träumt, kann das ja nicht besonders schlimm sein. Dann gibt’s eben welchen. Das nennt man dann nebulös, oder so. Hast du weiter nichts erkennen können?“

      „Doch, eine Menge Nebel.“

      Der Profos gab es auf. Der Admiral schien heute seinen grantigen Tag zu haben, und da war mit ihm eben nicht zu reden. Aber hinter seinen seltsamen Träumen steckte meist etwas, und gerade darüber hätte der Profos gern mehr erfahren.

      Der Kutscher und Mac brachten das Essen an Deck. Das blonde Bürschchen Clint mit dem Langschädel, der Stupsnase und den lebhaften grauen Augen half kräftig mit und packte immer dort zu, wo man ihn brauchen konnte.

      Sie aßen auf der Gräting, den Niedergängen oder ganz einfach im Schneidersitz an Deck, wo es am schattigsten war, und sie langten auch kräftig zu, obwohl es heiß und stickig war.

      Aber der Fisch war scharf gewürzt, das Hummerfleisch knackig und die Muscheln mit einer scharfen Soße aus Tomaten, Öl und Knoblauch überzogen.

      Als Nachtisch und Höhepunkt servierte der Kutscher ein paar gebratene und kandierte Melonenscheiben, die ihm buchstäblich aus den Händen gerissen wurden. Als erfrischendes Getränk bot er Thambili an, einen Kokosnußsaft, den er und Mac zubereitet hatten.

      Im Hafen rührte sich immer noch nichts. Das wurde erst anders, als das Mittagessen längst vorüber war und der Seewolf sich vornahm, den Kaufmann aufzusuchen.

       7.

      Philip, der mit seinem Bruder und dem Moses Clint unter einem Sonnensegel saß, wo sie ein bißchen dösten, schrak plötzlich hoch.

      „Den Weg zum Kaufmann können wir uns sparen“, sagte er ermuntert. „Da kreuzt er persönlich mit seinem Schreiber Arun auf.“

      Die Dösigkeit war wie weggeblasen. Die Arwenacks waren schlagartig wach und sahen den beiden Männern gespannt entgegen.

      „Er spricht portugiesisch?“ fragte Hasard seine Söhne.

      „Ja, ein bißchen holprig und umständlich, aber man kann ihn gut verstehen. Man darf nur nicht zu schnell sprechen. Er muß dann immer erst nachdenken.“

      Die beiden Männer näherten sich jetzt dem Steg und blickten auf die Schebecke. Der Kaufmann schien ein wenig zu zögern, aber der Schreiber Arun sagte etwas zu ihm, worauf er nickte und seinen Weg fortsetzte.

      Vor dem Schiff verbeugte sich der Inder nach Landessitte mit über der Brust gekreuzten Händen. Sein Schreiber tat es ihm nach.

      Hasard musterte den Kaufmann kurz, aber sehr aufmerksam und gründlich.

      Der Mann war hochgewachsen mit nackenlangem, blauschwarzem Haar und einem sauber ausrasierten Kinnbart. Auf den ersten Blick mochte er vielleicht etwas dämonisch wirken, doch das Erscheinungsbild trog.

      Er trug enge Beinhosen aus weißer Seide und eine lange helle Jacke, die mit kostbarer Stickerei verziert war.

      „Mein Name ist Ginjal Chand“, sagte er auf


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