Keine Angst vor Optionen. Michael Sincere

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Keine Angst vor Optionen - Michael Sincere


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      Ich weiß, was manche von Ihnen denken. Warum nicht die Option mit der saftigsten Prämie verkaufen? Würde man sich für einen Basispreis von 30 oder 35 Dollar entscheiden, dann wäre es ja schön, wenn man für jeden Kontrakt eine Prämie von 6,80 beziehungsweise 9,90 Dollar bekäme.

      Tatsächlich ist es für Anfänger nicht empfehlenswert, einen Call zu wählen, der tief im Geld ist, denn dann ist der Gewinn minimal. Warum sollte man seine 40-Dollar-Aktie für 30 oder 35 Dollar verkaufen, nur weil der Optionspreis hoch ist? (Es stimmt allerdings, dass manche erfahrenen Trader Calls im Geld verkaufen und von dieser Strategie überzeugt sind.)

      Fazit: Im obigen Beispiel ist der mit 42 Dollar aus dem Geld befindliche Basispreis bei einer Prämie von 1,30 Dollar die geeignete Wahl (wenn Sie Erfahrung sammeln, haben Sie vielleicht andere Vorstellungen davon, was für Sie geeignet ist). Wenn Sie sich für den Basispreis von 42 Dollar entscheiden, sind Sie vielleicht gezwungen, die Aktie für 42 Dollar zu verkaufen, und darauf hoffen Sie ja. Außerdem bekommen Sie für den Verkauf eines gedeckten Calls 130 Dollar.

      Wichtige Anmerkung: Viele meinen, wenn man eine Option besitzt, die im Geld ist, dann bedeute dies, dass man (als Optionskäufer) Gewinn erzielt habe. Manche erinnern sich vielleicht noch an den alten Song „We’re in the Money“. In der Welt der Optionen bedeutet die Tatsache, dass eine Option im Geld ist, nicht unbedingt, dass man damit Gewinn macht.

      Der einzige Faktor, der darüber entscheidet, ob man Gewinn macht, ist die Frage, ob der derzeitige Preis höher ist als der Preis, den man für die Option bezahlt hat. Der Begriff „im Geld“ bezieht sich lediglich auf die Beziehung zwischen dem Basispreis und dem Aktienkurs. Mit Gewinnen und Verlusten hat das nichts zu tun.

      Bevor wir zum nächsten Kapitel kommen, möchte ich Sie noch mit einem sehr wichtigen Begriff vertraut machen: Zuteilung. Sie werden diesen Begriff noch oft hören, wenn Sie sich mit den verschiedenen Optionsstrategien befassen.

       DIE ZUTEILUNG VERSTEHEN

      Als Verkäufer einer gedeckten Kaufoption hat man eine wichtige Verpflichtung. Steht der Basiswert bei Fälligkeit über dem Basispreis (sodass die Option im Geld ist), ist man verpflichtet, den Basiswert zum Basispreis zu verkaufen. Das passiert, wenn Optionsbesitzer ihre Rechte ausüben. Ihnen (als Verkäufer der Option) wird eine Ausübungsanzeige zugeteilt.

      Es gibt einen offiziellen Begriff für das, was mit Ihrer Aktie passiert, wenn der Käufer die Kaufoption ausübt. Ihr Depot wird zugeteilt oder die Aktie wird „abgerufen“. Das bedeutet, dass man die Aktie zum Basispreis verkauft. Da „abrufen“ so schön beschreibt, was mit Ihren Aktien passiert, verwende ich diesen Ausdruck.

      Noch einmal: Zu welchem Preis kann der Besitzer der Kaufoption Ihre Aktien kaufen? Wenn Sie gesagt haben „zum Basispreis“, ist das richtig. Wenn der Käufer beschließt, die Option auszuüben, erfolgt die Aktientransaktion stets zum Basispreis (Ausübungspreis). Dies entspricht den Regeln des Optionskontrakts.

      Als Verkäufer einer Kaufoption kann es einem theoretisch jederzeit passieren, dass die Aktien vom Käufer der Kaufoption abgerufen werden, allerdings geschieht dies meistens erst zum Fälligkeitsdatum. Rechnen Sie nicht damit, dass Ihre Aktien vor der Fälligkeit abgerufen (von Ihnen zum Basispreis verkauft) werden, auch wenn es manchmal vorkommen kann. Für den Verkäufer einer Kaufoption ist die Zuteilung ein gutes Ergebnis. Sie bedeutet, dass die Strategie funktioniert hat.

      Der wichtigste Punkt ist folgender: Wenn man gedeckte Kaufoptionen verkaufen will, sollte man darauf gefasst sein, seine Aktien zum Basispreis zu verkaufen. Das ist einer der Gründe, weshalb es so wichtig ist, den richtigen Basispreis zu wählen.

      Wenn Sie es nicht ertragen können, dass Ihre Aktien zum Fälligkeitsdatum zum Basispreis verkauft werden, sollten Sie sich eine andere Strategie suchen. Viele Menschen verkaufen gedeckte Calls auf Aktien, die sie ohnehin verkaufen wollen. Die Aktien werden verkauft und man erzielt ein Einkommen. Genau deshalb ist diese Strategie mitunter so beliebt bei Verkäufern.

      Wichtig: Technisch gesehen können die Aktien jederzeit abgerufen werden, auch wenn dies fast immer zur Fälligkeit geschieht. Wenn Ihre Aktien abgerufen werden, teilt Ihnen Ihr Broker (spätestens zu Handelsbeginn am nächsten Handelstag) mit, dass Ihr Depot zugeteilt wurde und Ihnen die Aktien nicht mehr gehören.

      Anmerkung: Sie können die Aktien jederzeit erneut kaufen und wieder gedeckte Calls für den nächsten Monat verkaufen.

      Anmerkung: Damit es zu einer Zuteilung kommt, muss der Käufer (oder Inhaber) des Calls zuerst die Option ausüben. Zunächst übermittelt der Käufer seinem Broker eine Ausübungsmitteilung. Dann teilt der Broker dies der OCC (Options Clearing Corporation) mit, die dann die Mitteilung einer zufällig ausgewählten Person zuteilt. Wenn eine Ausübungsmitteilung zufällig Ihrem Depot zugeteilt wird, werden Ihre Aktien abgerufen. Bedenken Sie, dass Sie mit dem Verkauf eines Calls auf das Recht verzichten, darüber zu entscheiden, ob die Aktien verkauft werden; somit kann der Besitzer der Option jederzeit beschließen, auf Ihre Aktien zuzugreifen.

      Wenn der Optionsinhaber Ihnen die Aktien abkauft, übt er die Option aus. Wenn der Optionsinhaber die Option ausübt und Ihrem Depot eine Ausübungsanzeige zugeteilt wird, sind Sie verpflichtet, die Aktien zu liefern, auf die Sie Calls verkauft haben. Keine Sorge – das wird alles automatisch von der OCC und Ihrem Broker abgewickelt und Sie brauchen überhaupt nichts zu tun. Falls Sie noch nicht recht verstanden haben, wie die Zuteilung funktioniert: In Kapitel 8 erkläre ich sie noch ausführlicher.

      Endlich wird dem Optionsmarkt Respekt gezollt

      Es dauerte fast 100 Jahre, bis auf der Grundlage der erfolgreichen Handelsplattform des Futures-Markts endlich ein organisierter Optionsmarkt geschaffen wurde. Hier folgt nun ein knapper Bericht darüber, wie der Optionsmarkt nach dornigen Anfängen endlich den Respekt erhielt, den er verdient.

       Die 1960er-Jahre

      Während des größten Teils des 20. Jahrhunderts ging der Freiverkehrshandel mit Optionen ziemlich langsam und mühsam vonstatten. Da es keine geregelte Optionsbörse gab, wurden die Trades telefonisch abgewickelt. Ein Optionshändler arrangierte das Geschäft zwischen Käufer und Verkäufer. Leider gab es keine Organisation, die für die Optionskontrakte bürgte. Auch kannten die Händler den angemessenen („fairen“) Preis von Optionen nicht wirklich. Aufgrund dieser Beschränkungen interessierte sich die Allgemeinheit kaum für den Optionshandel.

      Eine der unangenehmsten damaligen Regelungen war die Verpflichtung, dass die Ausübung eines Optionskontrakts persönlich erfolgen musste. Das heißt, wenn man die Ausübungsfrist einer Option verpasst hatte, wurde die Option auch dann annulliert, wenn sie profitabel war.

      Im Jahr 1968 sah sich das Chicago Board of Trade (CBOT) den Freiverkehrs-Optionsmarkt an und kam zu dem Schluss, es seien Änderungen nötig. Ihm war klar, dass zumindest alle Optionskontrakte standardisiert werden mussten, dass also die Bedingungen aller Kontrakte gleich sein mussten. Auch wurde die Regel der persönlichen Ausübung abgeschafft.

       Seit den 1970er-Jahren

      Im Jahr 1973 stellte die CBOT nach vier Jahren Prüfung und Planung bei der Börsenaufsicht SEC den Antrag, die erste Optionsbörse der Welt zu gründen, die Chicago Board Options Exchange (CBOE). Die CBOE und die American Stock Exchange (die den Optionshandel auf ihrem Parkett zugelassen hatte) gründeten eine Organisation, die die Kontrakte emittieren und die „Abrechnung und Erfüllung“ der Kontrakte verbürgen sollte. Und so wurde die Options Clearing Corporation (OCC) geschaffen, um Optionskontrakte zu emittieren, abzurechnen und zu garantieren. Offiziell ist die OCC ein Unternehmen im Besitz mehrerer US-amerikanischer Börsen, an denen gelistete Aktienoptionen gehandelt werden.

      Nachdem der Papierkram


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