Keine Angst vor Optionen. Michael Sincere

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Keine Angst vor Optionen - Michael Sincere


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den Vereinigten Staaten wurden Optionen von Systemen genutzt, die das mangelnde Wissen von Anlegern ausnutzten. Damals gab es kaum oder gar keine Regulierungen. Laut dem Buch „Options“ vom Options Institute empfahlen Broker arglosen Kunden „faule“ Aktien.

      Die Optionsspekulanten belohnten Börsenmakler, die an solchen Systemen teilnahmen, durch große Mengen an Call-Optionen. Als immer mehr Kunden die zugrunde liegenden Aktien kauften, stiegen sowohl die Optionen als auch die zugrunde liegenden Aktien (die „Underlyings“ oder Basiswerte) im Preis.

      Wie bei solchen Kurstreibereien üblich, schlossen die Spekulanten und Börsenmakler ihre Positionen und ließen die Kunden auf den bald wertlosen Aktien sitzen.

      Bei einem anderen System wurde ein „Optionspool“ geschaffen. Inhaber großer Aktienmengen kauften zahlreiche Optionen auf eine zugrunde liegende Aktie. Mit den Optionen konnten sie den Aktienkurs manipulieren und kontrollieren. Daher stieg oder fiel der Preis einer Option mehr aufgrund von Gerüchten darüber, was die Optionspools gerade kauften oder verkauften, als aufgrund der finanziellen Aussichten des Unternehmens.

      Nach dem Börsencrash 1929 wurden viele derartige Systeme aufgedeckt. Zunächst verbot der wütende Kongress Optionen vollständig, weil viele Anleger alles verloren hatten. In der Ermittlungsphase nach dem Crash schickte die Optionsbranche den erfahrenen Trader Herbert Filer als Vertreter, der vor dem Kongress aussagen sollte.

      Filer erklärte dem verwirrten Kongress, Optionen seien etwas Ähnliches wie Versicherungsverträge, die gegen Marktschwankungen schützen. Damals verfielen zwar fast die meisten Optionen wertlos, aber wenn man eine Option kaufte, war das so ähnlich, wie wenn man eine Versicherungsprämie für sein Haus bezahlt. „Wenn man eine Brandversicherung für sein Haus abgeschlossen hat und es brennt nicht nieder, dann würde man ja nicht sagen, man habe die Versicherungsprämie aus dem Fenster geworfen“, sagte Filer aus.

      Aufgrund von Filers überzeugenden Argumenten stimmte der Kongress zu, dass nicht der gesamte Optionshandel manipuliert sei und bei richtigem Einsatz sogar ein nützliches Werkzeug sein könne. Der Investment Act von 1934 legalisierte den Optionshandel und 1935 verlieh die frisch gegründete Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) dem Chicago Board of Trade (CBOT) die Lizenz, den Optionshandel als Wertpapierbörse registrieren zu lassen. Die Securities and Exchange Commission reguliert die Optionsbranche bis heute. Ironischerweise nutzte die CBOT diese Lizenz zur Registrierung als Optionsbörse erst 1968.

      Nachdem Sie nun gelernt haben, wie man ein Optionsdepot eröffnet, werden Sie gleich mehr über die faszinierenden Eigenschaften von Optionen erfahren.

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       DIE FASZINIERENDEN EIGENSCHAFTEN VON OPTIONEN

      Wissen Sie noch, dass ich geschrieben habe, etwas über Optionen zu lernen sei so, wie wenn man eine neue Sprache lernt? Wenn Sie dieses wichtige Kapitel gelesen haben, werden Sie verstehen, was ich damit meine. Stellen Sie sich das so vor: Wie wäre es, wenn Sie noch nie ein Auto gesehen oder ein Auto gefahren hätten, aber alles über das Lenkrad gelesen hätten? Egal, wie viel Sie über diese wichtige und leistungsfähige Vorrichtung auch gelesen hätten, Sie wüssten erst dann, wie es ist, ein Lenkrad zu bedienen, wenn Sie anfangen würden zu fahren. Beim Erlernen von Optionen ist es ähnlich.

      In diesem Kapitel werden Sie feststellen, dass Optionen wirklich ihre eigene Sprache haben, die einem zumindest anfangs ungewohnt vorkommt. Sobald Sie die Sprache der Optionen beherrschen und mit dem Trading anfangen, wird alles einen Sinn ergeben. Machen Sie sich also auf ein einzigartiges Erlebnis gefasst, wenn ich Sie mit den faszinierenden Eigenschaften eines extrem flexiblen und leistungsfähigen Finanzinstruments – der Aktienoption – bekannt mache.

       DIE OFFIZIELLE DEFINITION VON AKTIENOPTIONEN

      Die offizielle Definition einer Aktienoption, die von einer Optionsbörse stammt, ist ziemlich technisch. Eine Aktienoption ist demnach „ein Vertrag, der dem Besitzer das Recht, nicht aber die Pflicht gibt, einen bestimmten Vermögenswert (die zugrunde liegende Aktie) innerhalb eines bestimmten Zeitraums (bis zum Ausübungs-, Fälligkeits- beziehungsweise Verfallsdatum) zu einem festgelegten Preis (dem Ausübungspreis, Strike oder Basispreis) zu kaufen oder zu verkaufen. Außerdem verpflichtet der Kontrakt den Aussteller (oder Stillhalter), die Lieferbedingungen zu erfüllen, wenn er vom Besitzer ausgeübt wird.“

      Da ist es kein Wunder, dass die Menschen Optionen für kompliziert halten. Eine einfachere Definition wäre, dass eine Aktienoption „das Recht [ist], eine bestimmte Aktie innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu einem bestimmten Preis zu kaufen oder zu verkaufen“. Das ist eine viel bessere Definition, aber wenn Sie immer noch verwirrt sind, machen Sie sich keine Sorgen. Nach dem Lesen dieses Kapitels werden Sie eine ziemlich gute Vorstellung davon haben, worum es sich bei Optionen handelt.

       AKTIENOPTIONEN KURZ ERKLÄRT

      Sie wissen bereits, dass Aktienoptionen Verträge – Kontrakte – sind. Erinnern Sie sich noch an die Geschichten über Häuser und Schneeschaufeln? Man hatte das Recht, das Haus zu kaufen, man musste es aber nicht kaufen. Mit anderen Worten: Man hatte das Recht, nicht aber die Pflicht, das Haus zu kaufen. Genauso war es bei den Schneeschaufeln. Gemäß dem Optionskontrakt hatte man das Recht, die Schneeschaufeln zu kaufen, aber man war dazu weder verpflichtet noch gezwungen. Man konnte den Vertrag einfach verfallen lassen.

      Aktienoptionen sind dem sehr ähnlich. Zum Beispiel gibt einem ein Optionskontrakt das Recht, eine Aktie zu kaufen, aber man ist nicht dazu verpflichtet. Tatsächlich kaufen viele Menschen die Aktie überhaupt nicht. Sie kaufen und verkaufen bloß die Optionskontrakte. Auch ist ein Optionskontrakt im Unterschied zu einer Aktie, die ja einen realen Besitz darstellt, etwas Immaterielles.

      Dies wird Ihnen besser einleuchten, wenn Sie mich eine weitere Geschichte erzählen lassen.

      Nehmen wir an, Sie interessieren sich für eine Aktie – die der YYY Manufacturing Company –, von der Sie glauben, sie werde steigen. Sie wird derzeit für zehn Dollar gehandelt. Sie sind sicher, dass sie in ein paar Monaten wesentlich höher stehen wird. Sie beschließen, einen Optionskontrakt zu kaufen.

      Laut Optionskontrakt haben Sie das Recht, zu einem beliebigen Zeitpunkt innerhalb der nächsten drei Monate 100 Aktien von YYY für jeweils zehn Dollar zu kaufen. Wenn YYY auf elf, zwölf oder gar 15 Dollar steigt, können Sie die Aktien von YYY trotzdem für zehn Dollar kaufen.

      Und wenn Sie sich irren und YYY fällt? Wenn YYY unter zehn Dollar steht, wollen Sie sie natürlich nicht kaufen. Sie kaufen die Aktie nur, wenn sie zu dem Zeitpunkt, zu dem der Optionskontrakt ausläuft, über zehn Dollar steht. Wie bei dem Haus und bei den Schneeschaufeln sieht das nach einem sehr guten Geschäft aus. Der Aktieninhaber besitzt die YYY-Aktien nach wie vor, aber Sie haben sie unter Kontrolle.

      Und was bekommt der Verkäufer der Option? Er bekommt von Ihnen Geld. Erinnern Sie sich noch, wie man das Geld nennt, das der Besitzer bekommt? (Falls Sie es vergessen haben: Man bezeichnet es als Prämie.) Im Falle dieser Aktienoption ist die Prämie ziemlich günstig, vielleicht nicht mehr als 50 Dollar.

      Man bekommt also für nur 50 Dollar das Recht, innerhalb der nächsten drei Monate 100 Aktien von YYY für zehn Dollar das Stück zu kaufen. Man ist nicht verpflichtet, sie zu kaufen, aber man kann es tun, wenn man es möchte. Würde man Aktien statt Optionen kaufen, würde einen das viel mehr kosten.

      Schauen wir, was im richtigen Leben passiert: YYY gibt plötzlich bekannt, dass es ein neues Produkt entwickelt, ein GPS-Gerät, und die Aktie zieht an. Innerhalb eines Tages steigt YYY von zehn auf 18 Dollar. Hervorragend! Laut Optionskontrakt können Sie YYY für zehn Dollar kaufen, auch wenn die Aktie in Wirklichkeit 18 Dollar wert ist. Das ist ein nicht realisierter Gewinn (Buchgewinn) von 750 Dollar. Die Anlage, die Sie gekauft haben, ist mehr wert, als Sie dafür bezahlt haben, aber Sie haben sie noch nicht wieder verkauft.

      Nun etwas zum Nachdenken:


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