Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Seewölfe Paket 34 - Fred McMason


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Meuterei gewesen.

      Doch diese Erkenntnis nutzte ihm jetzt nichts mehr. Die Lawine, die ins Rollen geraten war, konnte niemand mehr aufhalten. Der Machtwechsel an Bord der „Madre de Deus“ war so gut wie besiegelt.

      Die wenigen Männer, die sich auf dem Vorschiff mit den Meuterern angelegt hatten, wurden rasch niedergekämpft und – sofern sie noch am Leben waren – mit lautem Gejohle über Bord geworfen.

      „Jeder Widerstand ist sinnlos“, sagte Jorge Alameda. „Legen Sie Ihre Waffen nieder, Senhores. Das Schiff wird von der Mannschaft übernommen.“

      De Pereira und Cegos blieb keine andere Wahl. Sie warfen ihre Pistolen und Degen auf die Planken.

      „Das wird schwerwiegende Folgen haben“, versprach der entmachtete Kapitän, der seine ohnmächtige Wut nur mühsam unterdrücken konnte. „Keiner von euch wird jemals nach Portugal zurückkehren können, ohne dem Henker übergeben zu werden.“

      De Pereira erntete lautes Gelächter.

      „Wer sagt denn, daß wir nach Portugal zurückkehren möchten?“ fragte der bärtige Alameda. „Die ‚Madre de Deus‘ ist ab sofort ein Freibeuterschiff …“

      „Eine Piratengaleone!“ unterbrach de Pereira wild.

      Jorge Alameda lachte laut auf. „Was soll diese abwertende Bemerkung, Senhor de Pereira? Waren nicht Sie es, der diese feine Handelsgaleone für so manchen einträglichen Raid mißbraucht hat – in der Eigenschaft als Piratenkapitän sozusagen?“

      „Das waren kleine und unbedeutende Nebengeschäfte“, erwiderte de Pereira.

      Alameda, der von den übrigen Meuterern ganz offenkundig als Anführer akzeptiert wurde, lachte abermals.

      „Nur keine Verniedlichung! Die Beute war stets beachtlich und in erster Linie für Sie natürlich. Das Fleisch für den Kapitän – die Knochen für die Mannschaft, das war stets Ihr Wahlspruch, Senhor. Doch wir sehen nicht mehr ein, daß wir uns einerseits für einige reiche Säcke in Lissabon abschinden und andererseits für Ihre Privatgeschäfte die Köpfe hinhalten sollen. Ab sofort sind wir freie Männer auf einem freien Schiff und tätigen unsere Geschäfte auf eigene Rechnung.“

      Die Mannschaft bestätigte die Worte Alamedas mit lautem Jubelgebrüll.

      „Und was soll mit den sauberen Senhores geschehen?“ rief ein schmächtiger Kerl aus den hinteren Reihen. „Sollen wir die etwa auf unsere Kosten durchfüttern?“

      „Kommt gar nicht in Frage“, antwortete ein anderer. „Die knüpfen wir an die Großrah.“

      Gemessen an der allgemeinen Zustimmung, wurde diese Lösung von vielen begrüßt – am meisten von jenen, die schon einmal auf Befehl des Kapitäns oder des dürren Offiziers mit der Neunschwänzigen Katze Bekanntschaft geschlossen hatten und jetzt offenbar glaubten, ihre persönlichen Rachegelüste befriedigen zu können.

      Doch nun zeigte sich zum erstenmal, daß Jorge Alameda tatsächlich das Sagen hatte.

      „Warum solche Umstände?“ rief er. „Schicken wir die Senhores doch lieber auf eine letzte große Fahrt, damit sie in gewohnter Weise selbst ihren Kurs bestimmen können!“

      Was der Schiffszimmermann damit meinte, wurde – zum Entsetzen de Pereiras und Cegos – rasch erkennbar.

      Der laut jammernde Cegos mußte mit ansehen, wie man Miguel de Pereira auf einer Gräting festband und diese unter dem Hohn und Spott der Mannschaft über Bord warf.

      Dann deutete Jorge Alameda auf ihn. „Mal sehen, ob dieser dürre Hering so gut schwimmen kann, daß er das schmucke Schiff seines Kapitäns einholt. Der braucht ja schließlich jemanden, der seine Befehle entgegennimmt.“

      Augenblicke später wurde auch Rafael Cegos, begleitet vom höhnischen Gelächter der Meuterer, über das Schanzkleid gehievt.

      Nach dem Auftauchen wischte er sich das Wasser aus den Augen und stellte – von Todesangst gepackt – fest, daß die Gräting, an die man den entmachteten Kapitän der „Madre de Deus“ gefesselt hatte, rasch davontrieb.

       2.

      Kahles, zerklüftetes Gestein gab dem Ufer der Bucht ein trostloses Aussehen. Doch schon weniger als hundert Schritte landeinwärts strich der Südwestwind durch das Blattwerk von Mango- und Papayabäumen, die zusammen mit Tamarisken, Akazien und Bodhibäumen weite Teile der Küste in üppiges Grün tauchten.

      Die kleinen, aber festen Häuser, die sich bis dicht an das Ufer hinzogen, hoben sich in ihrer Farbe kaum von den Felsen der Umgebung ab. Und hätte ein merkwürdig aussehender, zylindrischer Rundturm, der abseits des Dorfes wie ein kleines Bollwerk auf den Klippen stand, nicht auf eine menschliche Ansiedlung hingewiesen, wären die Häuser kaum aufgefallen.

      Im Dorf der Parsen herrschte seit Stunden eine rege Betriebsamkeit – wie immer, wenn eine Handelsfahrt nach Bombay bevorstand.

      Die Felder waren fruchtbar, und ihr Ertrag ging weit über den Bedarf der Dorfgemeinschaft hinaus. Die Bauern brachten deshalb große Mengen von Hirse, Mais und Gerste, aber auch Zuckerrohr, Erdnüsse und Gewürze auf dem Rücken von Maultieren zu den vier pinassenartigen Einmastern, die neben zahlreichen Fischerbooten am Ufer der Bucht vor Anker lagen.

      Einer der kleinen Segler gehörte Yasna, einem kräftigen, hochgewachsenen Mann, der trotz seines geringen Alters zu den Dorfoberhäuptern zählte.

      Yasna war harte Arbeit gewohnt, und seine Felder warfen dadurch reiche Ernten ab. Auch jetzt packte er ordentlich mit zu, um die Überschüsse auf die Pinassen zu verladen.

      „Die Fahrt wird sich lohnen“, sagte er zu Laneh, einem anderen jungen Bauern. „Vom Erlös werden wir auf den Märkten von Bombay viel Nützliches einkaufen können.“

      Auch Laneh war zufrieden. Er lächelte erwartungsvoll.

      „Ich werde vor allem Stoffe mitbringen. Das gibt neue Bekleidung für die ganze Familie. Und die Straßen der Gaukler werde ich mir auch nicht entgehen lassen. Die Fakire, die Seiltänzer und Feuerschlucker – sie faszinieren mich immer wieder.“

      Für die hart arbeitenden Männer in dem entlegenen Dorf stellten die Handelsfahrten zu der großen Stadt, in der es soviel zu erleben und zu sehen gab, die Höhepunkte des Jahres dar.

      Weitere Maultiere trabten heran – schwer beladen mit Mais und Hirse. Yasna zählte die Säcke noch einmal durch, bevor sie an Bord gebracht wurden.

      Dabei erreichte ihn die grausame Nachricht.

      „Yasna, Yasna!“ Das Entsetzen, das in der Stimme des Nachbarn durchklang, ließ den jungen Bauern nichts Gutes erwarten.

      „Was ist, Meso? Warum bist du so aufgeregt?“

      „Dein Vater – es tut mir so leid, Yasna …“

      „Nun sag doch endlich, was passiert ist, Meso.“ Yasna packte den kleinen, rundlichen Mann an den Schultern und schüttelte ihn.

      „Er – er ist auf das Dach seines Hauses gestiegen, um nach den Gewürzkräutern zu sehen, die dort zum Trocknen liegen“, berichtete der Nachbar keuchend. „Dabei muß dem alten Mann schwindlig geworden sein. Jedenfalls stürzte er ab. Er hat es nicht überlebt.“

      Für einen Augenblick war das Gesicht des jungen Bauern wie versteinert. Seine Augen blickten hinaus aufs Meer.

      „Komm mit mir, Meso, und hilf mir, ihm den letzten Dienst zu erweisen“, sagte er dann mit leiser Stimme.

      Die beiden Männer verließen das Ufer der Bucht und eilten ins Dorf, in dem sich das Unglück rasch herumsprach.

      Die Totenzeremonie mußte eingeleitet werden, und das war Yasnas Aufgabe. Die Parsen nahmen ihre Religion sehr ernst. Nicht zuletzt deshalb hatte die kleine Volksgruppe der Anhänger Zarathustras, deren Vorfahren schon Jahrhunderte vor Christus von Persien nach Indien eingewandert waren, bis


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