Seewölfe Paket 34. Fred McMason
Читать онлайн книгу.gab, sein Englisch mit spanischen Brocken zu würzen. Manchmal mußten sie schon genau hinhören, um zu erfahren, was sich die beiden zu sagen hatten.
„Vier Fässer Schießpulver reißen das Heck ab“, erklärte Garcia. „Wenn die Kerle erst mal ohne Schiff sind, fangen wir einen nach dem anderen ein. Und El Lobo lasse ich mir ausstopfen. Den Triumph will ich genießen.“
„Unser Kapitän wird sich auch freuen“, versicherte der Engländer. „Dann sind wir ihn endlich los.“
Sie quasselten im Flüsterton viel Stuß, um sich die Zeit zu vertreiben. Ab und an lugte Garcia über das Wrack und peilte die Schebecke an. Er sah nur den milchigen Schein einer trüben Laterne. Alles andere befand sich in einem Dunstkreis. Er entdeckte auch keinen Mann an Bord, was ihn immer wieder erstaunte.
„Sie fühlen sich zu sicher, und das wird ihnen zum Verhängnis“, sagte er.
Fast eine halbe Stunde verging, in der die Seewölfe herumlagen und nur beobachteten.
„Sie nähern sich“, sagte Batuti. Er, selbst ein Mann der Wildnis, bemerkte die beiden Gestalten viel früher als Hasard und der Profos. Er hatte ein Gespür dafür entwickelt.
Die beiden verhielten sich wirklich leise, als sie an ihnen vorbeigingen und sich ans Ufer stellten.
„Garcia schnappe ich mir selbst“, raunte Hasard. „Die anderen könnt ihr abräumen.“
„Einverstanden.“
Vom Ufer aus ertönte ein leises Räuspern. Garcia bemerkte die beiden Männer und stieß die Jolle wieder ab, so daß sie am Ufer auflief.
„Wie sieht es aus?“ erkundigte er sich im Flüsterton.
Lefray lachte leise und hämisch.
„Pst! Nicht so laut“, warnte der Spanier.
„Keine Sorge, die hören uns nicht. An Deck ist nur ein einziger Mann, und der hat die Arme auf das Schanzkleid gestützt. Und damit ihm der Kopf nicht runterfällt, hat er ihn auf die Arme gelegt.“
„Er pennt also. Kein Wunder um diese Zeit. Da wird auf Wache meistens gepennt. Sonst habt ihr niemanden gesehen?“
„Keine Seele“, versicherte Molina. „Der Posten schnarcht so laut und ordinär wie ein Affe. Nirgendwo sind Leute postiert. Die sind von der Schufterei und der Aufregung erschöpft.“
Der Don rieb sich die Hände. „Dann sollten wir vielleicht doch mit der Jolle … Nein, es bleibt dabei, das Boot kann man auf dem Wasser eher sehen. Wir nehmen den Weg durch den Dschungel. Ladet die Fäßchen aus und legt sie dort neben den Busch.“
Hasard amüsierte sich insgeheim. Der Schnarcher an Bord war kein anderer als Old Donegal, der seinen Schlaf nur vortäuschte. In Wahrheit war er hellwach und hatte die Kerle vermutlich gesehen.
Die Fässer wurden ausgeladen und hinter den Busch gelegt. Dort lauerte Batuti, der sich ein Fäßchen schnappte und es völlig lautlos hinter dem Stamm einer Palme verschwinden ließ. Auch das zweite und dritte Fäßchen nahm den gleichen Weg.
Das vierte; hochbrisante Faß trug Molina und wollte es soeben neben die anderen setzen. Aber da waren keine mehr.
Garcia vertäute inzwischen das Boot an der Palme und bückte sich dann nach einem Faß. Sie waren von der Größe, wie man sie bequem auf beiden Armen vor der Brust tragen konnte.
„Nanu!“ flüsterte er erstaunt. „Wo sind denn die Fässer?“ tastete mit den Händen herum und konnte nichts finden.
Molina setzte seine Last ab und half suchen.
Batuti stibitzte dieses Faß ebenso lautlos wie die anderen und brachte die vier Kerle damit völlig durcheinander.
„Das gibt’s doch nicht“, sagte der triefäugige Lefray entrüstet. „Ich habe doch selbst eins neben den Busch gelegt.“
„Ich auch“, knurrte der andere Engländer. „Aber es ist nicht mehr da.“
Blindlings tastete sie die Büsche ab und wurden immer verwirrter.
„Die können sich doch nicht in Luft aufgelöst haben“, sagte Garcia in hilfloser Wut. „Oder gehen hier Geister um?“
Sie suchten verzweifelt weiter, bis es ihnen immer unheimlicher wurde. Garcia sackte einmal in den morastigen Untergrund ein und fluchte ohne Rücksicht darauf, daß man ihn hören konnte.
Hasard, Carberry und Batuti amüsierten sich über die verzweifelten Bemühungen der vier Kerle, die schon ganz kopflos waren.
Jetzt hasteten sie in der Finsternis von einem Strauch zum anderen, und wieder sank einer in den Matsch ein.
„Hier ist Zauberei im Spiel“, sagte Garcia wütend. „Das ist alles wie verhext. Ich habe ja schon mal gesagt, daß die Bastarde mit dem Teufel persönlich im Bunde stehen.“
„Zur Sache“, raunte Hasard seinen beiden Begleitern zu.
Die Arwenacks erhoben sich blitzschnell.
Als vor Garcia urplötzlich eine riesige Gestalt auftauchte, zuckte der Spanier heftig zusammen.
„Hilfe“, gurgelte er entsetzt.
Eine Faust schoß vor und umklammerte seinen Hals.
„El Lobo läßt grüßen“, sagte Hasard kalt. „Jetzt hast du ihn endlich!“
Seine Faust schoß wie ein Hammer vor und schlug zu. Der Spanier wurde wild durchgeschüttelt und brach zusammen. Er gab keinen Ton mehr von sich.
„Was geht hier vor?“ schrie Lefray, der in der Dunkelheit nicht mitgekriegt hatte, was passiert war, und nur das erstickte Gurgeln und ein paar Worte vernommen hatte. „Wer ist da?“
Er tastete sich rückwärts durch die Büsche, als aus einem der Sträucher plötzlich ein Arm langte, der ihn mit einem wilden Ruck hinüberzog. Für ein paar Sekunden zappelte Lefray hilflos in der Luft. Dann wurde er hart auf die Beine gestellt und sah in der Dunkelheit nur ein prächtiges Gebiß, das aus dem Nichts zu grinsen schien.
Batuti schmetterte ihm die rechte Faust an die Schläfe.
Lefray flog erneut über den Busch und landete neben dem bewußtlosen Spanier.
Die beiden anderen gerieten in Panik, zumal vor ihnen jetzt ebenfalls eine riesige Gestalt auftauchte. Sie schien aus dem Mangrovensumpf zu wachsen und wurde immer größer.
Die beiden wichen zurück, doch der riesigen Gestalt entkamen sie nicht mehr.
Carberry ließ den berüchtigten Profoshammer fliegen, und er traf trotz der Dunkelheit punktgenau. Dem Engländer half auch nicht, daß er einen wilden Bart trug. Die ausgefranste Matte konnte den harten Schlag keinesfalls dämpfen.
Er stöhnte leise, als er in die Mangroven flog.
Der letzte Mann wollte sich mit einem Sprung ins Wasser in Sicherheit bringen, doch der Profos war schneller und ahnte die Absicht des anderen mehr, als daß er sie sah. Er griff sich den Kerl und schmetterte ihm die Faust an die Schläfe. Der Spanier flog ebenfalls in die Büsche und verschwand darin.
„So, die ehrenwerten Rübenschweine hätten wir abgeräumt“, sagte Carberry etwas lauter. Jetzt konnte sie niemand mehr hören. „Wie geht es jetzt weiter, Sir? Du hattest doch eine Idee.“
„Jetzt sammeln wir die Lumpenkerle erst mal ein und legen sie nebeneinander. Sie werden eine ganze Weile brauchen, um aus dem Traumreich zurückzukehren. Legt sie hier an die Landspitze. Ich werde inzwischen die Jolle untersuchen.“
Batuti klaubte den einen Kerl auf und trug ihn wie einen nassen Lappen zur Landspitze. Dort warf er ihn ins sumpfige Gras.
Carberry schnappte sich den bewußtlosen Giftzwerg Garcia und verfuhr mit ihm in der gleichen Weise. Die beiden anderen wurden ebenfalls eingesammelt und an der Landspitze abgelegt.
Batuti überzeugte sich davon, daß sie noch eine