Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Seewölfe Paket 34 - Fred McMason


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und auf uns losgehen, um sich danach selbst gegenseitig niederzumetzeln. Weiter nehme ich an, daß sie mit kleinen Booten den Flußlauf hinunterfahren, von dem ihr erzählt habt. Irgendwo in den Bergen und Hügeln hausen sie wohl, und hin und wieder geht es aus irgendeinem Anlaß zur Sache.“

      „Na, prächtig“, sagte Hasard. „Zumindest sind wir jetzt auf die verschiedenen Besuche vorbereitet und werden uns dementsprechend einrichten. Vor übermorgen sind wir mit der Reparatur nicht fertig. Ich werde jetzt die Jolle nehmen und mir das selbst mal ansehen. Willst du mich begleiten, Ed?“

      „Eigentlich habe ich noch eine Menge zu tun“, sagte der Profos verlegen.

      „Das hat Zeit bis später, Ed. Oder sind das etwa Ausflüchte?“

      „Beileibe nicht, Sir. Ich und Ausflüchte! Ich habe die Knochenmänner ja schon gesehen.“

      „Sehr gut, dann kannst du mir den Weg zeigen, wenn du dich schon so gut auskennst.“

      Da konnte der Profos schlecht nein sagen. Er enterte leise ächzend ab, als plage ihn das Rheuma, und nahm dann in der Jolle Platz.

      Die anderen konnten sich des Eindruckes nicht erwehren, als habe der bärenstarke und bullige Profos wacklige Knie. Aber das konnte auch täuschen.

       9.

      Sie erschienen in der Nacht, wie Hasard und einige andere ganz richtig vermutet hatten.

      Vier Mann waren flußaufwärts gepullt und glitten jetzt fast lautlos in die Bucht. Am Wrack der „Aguila“ verhielten sie die Jolle.

      Etliche Minuten lang war kein einziges Geräusch zu hören. Nur weit entfernt im Dschungel zirpten Zikaden.

      „Die Bastarde haben eine Lampe an Deck brennen“, sagte eine Stimme auf Spanisch. „Scheinen sich sehr sicher zu fühlen. Aber ich sehe keinen Mann an Deck.“

      Hasard, Edwin Carberry und Batuti hörten und verstanden jedes Wort, obwohl sehr leise gesprochen wurde.

      Der Sprecher war der „Giftzwerg“ Garcia, wie sie eindeutig an der Stimme erkannten.

      „Sie nehmen auch nicht an, daß wir bei Nacht und Nebel noch mal auftauchen“, sagte ein anderer Spanier. „Sollen wir weiter in die Bucht pullen?“

      „Nein, das ist mir zu riskant. Von Land her sind die Möglichkeiten besser. Dort können wir beobachten und uns notfalls in den Dschungel zurückziehen. Wir bringen die Fässer bei der Landzunge an Land. Jeder nimmt ein Fäßchen. Sie werden, wie besprochen, achtern deponiert. Dort befindet sich der tote Winkel.“

      Der Himmel war bewölkt, die Nacht schwarz. Über den Tapti strich ein warmer Luftzug. Zwischen den dahinziehenden Wolken zeigte sich ab und zu ein Stern.

      Für die drei Seewölfe genügte es, die Kerle nach einer Weile zu erkennen. Es waren Garcia, Molina, der Engländer Hugh Lefray mit dem „Leichenauge“ und ein weiterer Engländer.

      Für die Seewölfe stand der Wind günstig. Er trug ihnen das leise Geflüster zu. Wenn sie sich dagegen selbst unterhielten, konnten die anderen nichts verstehen, es sei denn, sie hätten Luchsohren.

      „Sie haben also vier Fässer mit Schießpulver dabei“, raunte Hasard. „Und die wollen sie uns unters Heck packen. Daran werden sie ganz sicher nicht viel Freude haben.“

      „Ganz schön rotzig, die Burschen“, gab der Profos zurück. „Aber immerhin, sie versuchen es. Solche Frechheit muß belohnt werden. Ich denke dabei an eine saftige Tracht Prügel.“

      Jetzt war der Profos wieder in seinem Element. Das hier waren Kerle und keine Knochenmänner, die einen garstig anstarrten und mit denen er nichts anfangen konnte. Wären diese Kerle Geister gewesen, hätte sich der Profos klammheimlich zurückgezogen. Aber diese Männer waren gefährlich und konnten töten, was ein Knochenmann nicht vermochte. Carberry nahm auch ohne weiteres zwei oder drei Burschen gleichzeitig zur Brust.

      Das war etwas, was Hasard bis heute noch nicht richtig verstand. Dieses narbige Monstrum von Kerl kloppte sich mit den gefährlichsten Schnapphähnen liebend gern herum oder stürzte sich furchtlos ins dickste Kampfgetümmel. Aber ein Sarg, eine Mumie oder ein paar ausgebleichte Knochen trieben ihn zur Flucht. Da verschwand er lieber.

      Der Seewolf grinste in der Dunkelheit vor sich hin. Na ja, Old O’Flynn und Smoky hatten es auch nicht mit Geistern oder Wassermännern und ein paar andere ebenfalls nicht. Heute nachmittag hatte der Profos mit versagender Stimme und klopfendem Herzen vor den Köpfen auf den Stangen gestanden und sich ziemlich schnell wieder verabschiedet.

      „Die Prügel kriegen sie auch“, versprach Hasard. „Ich habe da noch einen weiteren Gedanken. Aber das erzähle ich später.“

      Sie hatten sich so postiert, daß sie die Kerle abfangen konnten, und sie hatten sogar damit gerechnet, daß sie mit der Jolle vorsichtig im Schutz der Nacht durch die Bresche glitten. In diesem Fall wären sie durch den Dschungel zurückgegangen und hätten sich die Halunken von der anderen Seite geschnappt.

      Jetzt stand aber fest, daß sie den Weg durch den Dschungel nehmen würden, um sich leichter anschleichen zu können.

      Da lagen die drei Seewölfe genau an der richtigen Stelle.

      Die Jolle wurde vom Wrack abgestoßen und nutzte den Schwung bis zum Landzipfel aus. Hier hatten Carberry und Jan Ranse die beiden anderen Kerle abgefangen, die auf Nimmerwiedersehen verschwunden waren.

      Aber dann überlegte es sich Garcia im letzten Augenblick anders, als die Jolle ans Ufer stieß.

      „Halt“, sagte er. „Laßt die Fässer noch in der Jolle. Zwei Mann erkunden zunächst die Lage. Ich traue El Lobo nicht über den Weg. Vielleicht hat er doch in der Nähe des Schiffes Posten aufgestellt. Sie werden die Erkundung übernehmen, Molina, und Lefray wird Sie begleiten. Wir warten hier bis zu Ihrer Rückkehr. Beobachten Sie das Schiff von der Seite, wo es achtern aufliegt. Aber verhalten Sie sich absolut ruhig. Die haben einen Köter an Bord, der Sie wittern könnte. Immer so halten, daß dieses Wolfsvieh die Witterung nicht aufnehmen kann. Lassen Sie sich nicht allzuviel Zeit. Geht jetzt.“

      „Den Weg können wir uns sparen“, meinte Lefray. „Das kostet alles viel zuviel Zeit.“

      „Nein, es bleibt dabei. Wir haben üble Erfahrungen mit den Bastarden hinter uns, und ein solches Desaster will ich nicht noch einmal riskieren. Also keine Diskussion.“

      Der Engländer fügte sich knurrend und brummig. Molina gab überhaupt keine Antwort.

      Die beiden Männer sprangen an Land und sanken sogleich bis an die Knöcheln im morastigen Untergrund ein.

      Sie mußten so dicht an den Seewölfen vorbei, daß sie sie fast berührt hätten.

      Die beiden waren noch nicht richtig an Land, als Garcia die Jolle wieder abstieß und zum Wrack verholte. Der Don war sehr vorsichtig geworden und wollte nicht das geringste Risiko eingehen.

      „Was tun wir mit ihnen, wenn wir sie zusammengeklopft haben?“ fragte der Profos. „Wenn wir Garcia und dieses Leichenauge haben, könnten wir sie einsperren, bis sie schwarz werden. Irgendwo auf einer Insel an der indischen Küste setzen wir die Halunken aus.“

      „Ich möchte nicht, daß wir uns auf der Weiterreise mit dem Gesindel belasten“, sagte Hasard. „Das bringt nur Ärger an Bord, wie wir es ja leider schon zu oft erlebt haben. Eine harte Tracht Prügel wird ihnen ein Denkzettel sein.“

      „Und zwar so kräftig, daß sie ein paar Tage lang nicht aus den Klüsen plieren können“, ergänzte der Profos begeistert.

      „Wir tunken sie nach der Senge in den Bach, damit sie sich abkühlen können“, meinte Batuti.

      „So ähnlich werden wir verfahren.“

      Batuti war in der Dunkelheit wegen seiner Hautfarbe überhaupt nicht zu sehen. Auch wenn er aufrecht gestanden hätte, wären die Kerle achtlos an ihm vorbeigegangen.


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