Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Seewölfe Paket 34 - Fred McMason


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dennoch war unübersehbar, daß man es mit Männern von der Schiffsführung der „Madre de Deus“ zu tun hatte.

      „Sie hatten die Freundlichkeit, uns zu einem Mahl einzuladen, Senhor Killigrew“, sagte der ehemalige Kapitän beinahe würdevoll.

      Zur Bekräftigung deutete der dürre Cegos eine leichte Verbeugung an, die den Arwenacks prompt ein Grinsen auf die Gesichter zauberte.

      „Ich freue mich, daß Sie gekommen sind, Senhores“, entgegnete Hasard mit einer einladenden Geste. „Bitte lassen Sie sich in unserer Mitte nieder, wo immer Sie ein geeignetes Plätzchen zu entdecken glauben. Senhor Pellew, einer unserer Köche, hat eine hervorragende Erbsensuppe zubereitet. Dazu gibt es Räucherspeck und Fladenbrot nach orientalischer Art. Ich wünsche – auch im Namen meiner Männer – einen guten Appetit.“

      Miguel de Pereira blickte Hasard entgeistert an, dann schluckte er hart.

      „Sie – Sie meinen, wir sollen uns hier …“ Er deutete in die versammelte Runde der Seewölfe.

      „Nehmen Sie zwanglos Platz, Senhores. Sie sind uns herzlich willkommen – auch beim Backen und Banken.“ Hasard lächelte verbindlich.

      Der Kapitän der „Madre de Deus“ wirkte äußerst unschlüssig und geriet nun beinahe ins Stottern.

      „Entschuldigen Sie, Senhor Killigrew, aber – aber wir dachten, daß Sie – nun ja, daß Sie vielleicht eine geeignetere Örtlichkeit in Betracht gezogen hätten.“

      Hasard gab sich jovial. „Oh, ich verstehe, Senhor de Pereira. Sie dachten, zur Feier des Tages sei in der Kapitänskammer gedeckt worden.“

      De Pereira nickte erleichtert. „Ja, genau, damit haben wir eigentlich gerechnet. Auf der ‚Madre de Deus‘ haben wir beide natürlich immer getrennt von den – äh, von den Decksleuten gespeist …“

      „… und dabei natürlich auf … Ich wollte sagen, auf richtigen Stühlen gesessen“, ergänzte Rafael Cegos und hob die Nase so weit nach oben, als wolle er nachsehen, ob nicht dunkle Regenwolken aufzogen, um dem, nach seiner Meinung, unwürdigen Spektakel ein Ende zu bereiten.

      Hasard lachte laut auf. „Ich verstehe Sie sehr gut, Senhores. Sie wundern sich, daß ich mit meinen Leuten unter freiem Himmel esse und dabei auf einer Pütz sitze. Dazu ist zu sagen, daß ich mich mit all diesen Männern prächtig verstehe und mich deshalb in ihrer Mitte ausnehmend wohlfühle. Unter uns gibt es keine Unterschiede. Das Schiff gehört uns allen gemeinsam. Obwohl verschiedene Funktionen und Stellungen an Bord zu bekleiden sind, sehen wir uns alle als Kameraden, von denen einer für den anderen da ist. Schließlich sitzen wir alle – wie man so schön zu sagen pflegt – im selben Boot, nicht wahr?“

      Miguel de Pereira blickte den Seewolf mit einer Mischung aus Verwirrung, Verlegenheit und Hochnäsigkeit an.

      „Und das – das alles funktioniert, Senhor Killigrew?“

      „Bestens, mein Lieber, bestens“, erwiderte Hasard. „Ich genieße es, mit all diesen Männern zu essen und mir dabei die Sonne auf den Rücken scheinen zu lassen. Ich kenne einige von ihnen von früher Jugend an. Und noch niemals ist bei einem von ihnen der Gedanke an eine Meuterei aufgekommen. Oder sage ich da die Unwahrheit, Leute?“ Der Seewolf blickte seine Mannen fragend an.

      „Das ist die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit“, bestätigte Edwin Carberry, während er genüßlich auf einem Stück Räucherspeck kaute. „Und wär’s umgekehrt, würde ich den Rübenschweinen die Haut in schmalen Streifen von ihren Affenärschen abziehen.“

      Miguel de Pereira kräuselte die Nase. „Dieser Mann bedient sich eines, äh, etwas außergewöhnlichen Wortschatzes, Senhor Killigrew – wenn mir diese Bemerkung erlaubt ist.“

      „Aber er meint’s ehrlich“, entgegnete der Seewolf prompt und tauchte den Löffel in seine Kumme mit Erbensuppe. „Wollen Sie nicht doch Platz nehmen und mit uns essen? Die Suppe schmeckt wirklich vorzüglich.“

      Der Kapitän der „Madre de Deus“ fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen.

      „Nun – in Anbetracht dessen, daß ich heute noch keine feste Nahrung zu mir genommen habe, bitte ich Sie, mir eine Portion von dieser – dieser Erbsensuppe zuteilen zu lassen.“

      Hasard deutete zu Mac Pellew. „Kein Problem, Senhor. Wenden Sie sich bitte an den Koch. Er wird Ihnen eine wohlgefüllte Kumme überreichen. Und vergessen Sie nicht, das ofenfrische Fladenbrot zu kosten. Das wäre ein echtes Versäumnis.“

      Das Knurren seines Magens veranlaßte Miguel de Pereira, wenn auch widerstrebend, von seinem hohen Roß zu steigen. Begleitet vom Grinsen der Arwenacks, denen es sichtlich schmeckte, füllte ihm Mac Pellew mit gewohnt essigsaurem Gesicht die Kumme mit Erbensuppe und Räucherspeck und drückte ihm dazu noch ein Fladenbrot in die Hand. Da Sitzplätze nur noch auf den Planken vorhanden waren, zog de Pereira es vor, die Mahlzeit im Stehen einzunehmen.

      Rafael Cegos hingegen zeigte keine Anstalten, es seinem Kapitän gleichzutun. Er stand wie angewurzelt an seinem Platz und dachte nicht daran, die bereits von Mac Pellew gefüllte Kumme in Empfang zu nehmen.

      „Ich bitte Sie um Verständnis, Senhor Killigrew, wenn ich die angebotene Mahlzeit zurückweise“, sagte er mit ebenso beleidigtem wie vornehmen Gesichtsausdruck. „Ich hasse nämlich Erbsensuppe. Schon von Kindheit an konnte ich diese Art von Nahrung nicht ausstehen.“

      „Aber das ist doch kein Unglück, Senhor Cegos“, sagte Hasard ungerührt. „Dann lassen Sie die Suppe eben weg und laben sich an einem ordentlichen Stück Räucherspeck und Fladenbrot. Die Abneigung gegen Erbsensuppe ist noch lange kein Grund, zu verhungern.“

      Old Donegal neigte sich zu dem neben ihm sitzenden Ferris Tucker hinüber und flüsterte: „Kein Wunder, daß dieser Stint so dürr ist wie ein Reisigbesen.“

      Ferris nickte kauend. Wenn Old Donegal recht hatte, hatte er eben recht.

      Rafael Cegos aber zuckte bedauernd mit den schmalen Schultern. „Nichts für ungut, Senhor. Meine Abneigung gegen Erbsensuppe beruht auf der Tatsache, daß Hülsenfrüchte ebenso wie Geräuchertes die Verdauung über Gebühr belasten und, ähem, äußerst unangenehme Blähungen verursachen können.“

      Der Profos hätte sich beinahe verschluckt. Und bevor der Seewolf etwas darauf erwidern konnte, sagte er treuherzig: „Auch das ist kein Unglück, Senhor Cegos. Wind füllt bekanntlich die Segel. Wir haben jedenfalls sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Immer, wenn wir in eine Kalme geraten und absolut kein Lüftchen mehr unser Schiff antreibt, gibt es bei uns tagelang ausschließlich Erbsensuppe zum Backen und Banken.“

      Die Mannen konnten ihr Lachen nicht länger unterdrücken.

      Rafael Cegos hingegen überging diese Erläuterung und rümpfte vornehm die Nase.

      „Wenn Sie erlauben, Senhor Killigrew, würde ich ein anderes Gericht vorziehen. Dazu vielleicht einen Becher Rotwein, der die Blutzirkulation anregt.“

      Hasard ließ sich erneut die Kumme mit Erbsensuppe füllen. Dabei zwinkerte er Mac Pellew mit einem Auge zu.

      Mac verstand.

      „Darf ich zur Lösung des Problems einen Vorschlag unterbreiten?“ fragte er höflich.

      „Ich bitte darum, Mac“, antwortete der Seewolf.

      Mac schluckte, man sah ihm deutlich an, daß er den dürren „Halb-Don“ am liebsten in einem Essigkrug ertränkt hätte. Die rigorose Ablehnung seiner berühmten Erbsensuppe war fast schon ein Schwerverbrechen.

      „Es ist mir wirklich eine Ehre, dem Senhor etwas anderes zuzubereiten“, sagte er unter den erstaunten Blicken der übrigen Arwenacks. „Wie wär’s mit einem indischen Gericht? Zum Beispiel mit Tandoori Machchi? Der gebratene Fisch ist besonders lecker, wenn er in einer Gewürzmischung aus Koriander, Kümmel, Ingwer, Knoblauch, rotem Pfeffer und grünem Mangopulver angerichtet wird.“

      Der dürre Cegos rang sich ein dünnes Lächeln ab, das entfernt an einen grinsenden Totenschädel


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