Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Seewölfe Paket 34 - Fred McMason


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die Crew nach der Übernahme des Schiffes aufzuhängen. Ich zweifle zwar nicht an Ihren seemännischen Fähigkeiten, aber Sie und Senhor Cegos allein dürften dieses Kunststück wohl kaum zustande bringen.“

      Miguel de Pereira schluckte hart, und seine zuckenden Wangenmuskeln verrieten, daß er scharf nachdachte.

      „Wie dem auch sei, Senhor Killigrew, ich muß die, ‚Madre de Deus‘ um jeden Preis wiederhaben. Ich kann es mir aus geschäftlichen Gründen und auch im Hinblick auf mein persönliches Ansehen nicht leisten, ohne das Schiff nach Lissabon zurückkehren, und muß Ihnen gestehen, daß ich im stillen weitgehend mit Ihrer Hilfe gerechnet habe. Da mir die Gelegenheit einmalig günstig erscheint, möchte ich Ihnen folgenden Vorschlag unterbreiten: Wenn es Ihnen gelingt, den Meuterern die ‚Madre de Deus‘ in einigermaßen unversehrtem Zustand abzujagen, und wenn Sie einen Teil Ihrer eigenen Mannschaft dafür abstellen, um sie nach Bombay zu segeln, zahle ich Ihnen dafür einen Preis, dessen Höhe Sie selbst bestimmen dürfen. Momentan bin ich zwar – bedingt durch die Meuterei – ohne finanzielle Mittel, doch dieser Umstand wird sich in Bombay ohne weitere Probleme lösen lassen.“

      Dem Seewolf ging die Dreistigkeit und Arroganz de Pereiras gegen den Strich.

      „Sie scheinen vergessen zu haben, Senhor, daß auch wir als Kaufleute unterwegs sind und nicht als Eroberer von portugiesischen Schiffen. Aus Gründen der Menschlichkeit war es für uns selbstverständlich, Sie aus dem Wasser zu ziehen, und wir sehen unsere Christenpflicht als erfüllt an, wenn wir Sie und Senhor Cegos im nächstgelegenen Hafen an Land setzen. Ich riskiere jedoch nicht leichtfertig das Leben meiner Männer, indem ich mich in fremde Angelegenheiten mische.“

      „Aber, Senhor, warum steuern Sie dann diese Bucht an? Ich dachte, es ginge auch Ihnen um die Befreiung der ‚Madre de Deus‘?“ Der Portugiese rang bestürzt die Hände.

      Hasard lächelte ungerührt.

      „Im Augenblick habe ich eher den Eindruck, als hätten die Bewohner des Küstendorfes eine Befreiung wesentlich nötiger. Natürlich schauen wir nicht tatenlos zu, wie ein Piratenschiff ein wehrloses Dorf zusammenschießt, um es danach auszuplündern. So etwas schadet dem Ansehen aller Weißen und aller Schiffe aus unseren Breitengraden.“

      „Sie werden also eingreifen?“ In den Augen de Pereiras glomm ein Funken Hoffnung.

      „Nur, soweit das nötig sein wird“, erwiderte Hasard. „Und wohlgemerkt – es geschieht in erster Linie im Interesse der Dorfbewohner. Wir werden nicht mehr und nicht weniger tun, als zu deren Schutz notwendig ist, selbst wenn das bedeuten sollte, daß es am Ende keine ‚Madre de Deus‘ mehr gibt.“

      „Wie – wie soll ich das verstehen, Senhor Killigrew?“

      „Am besten so, wie ich es gesagt habe“, entgegnete Hasard. „Ich lasse mich nämlich nicht gern als Esel vor fremde Karren spannen. Auch nicht gegen Bezahlung.“

       7.

      Die Vorgänge in der Bucht waren inzwischen auch mit bloßem Auge zu erkennen. Eins der vier größeren Boote, die offenbar voll beladen waren, hatten die Piraten in Stücke geschossen und versenkt. Auch einige massiv gebaute Steinhäuser, die dicht am Ufer standen, waren von den Kanonenkugeln schwer beschädigt worden.

      In der Deckung der Häuser hatte sich eine Anzahl Dorfbewohner verschanzt und feuerte zeitweise mit Musketen auf das fremde Schiff, das in die Bucht gesegelt war und mit den Dorfbewohnern Katz und Maus zu spielen schien.

      Die Inder wußten wohl, daß sie mit ihren einfachen Waffen nichts gegen die Piraten ausrichten konnten, so lange diese ihr Schiff nicht verließen und auf Distanz blieben. Doch sie waren fest entschlossen – und sei es durch sinnlose Musketenschüsse –, ihre Verteidigungsbereitschaft zu demonstrieren.

      Die Schnapphähne hingegen schienen sich absichtlich Zeit zu lassen.

      „Die haben längst bemerkt, daß sie keine große Gegenwehr zu erwarten haben“, bemerkte Ben Brighton. „Sie begnügen sich damit, die Dorfbewohner durch gelegentliche Kanonenschüsse und entsprechende Treffer zu zermürben. Wenn der hoffnungslose Widerstand schließlich aufgegeben wird und die Leute in die Wälder und Plantagen fliehen, gehen sie an Land, um das Dorf zu plündern.“

      „Diese Schlafmützen haben uns doch tatsächlich noch nicht bemerkt“, sagte Hasard. „Ich finde, wir sollten ihnen endlich zeigen, daß sie nicht allein auf der Welt sind. Zumindest müssen wir sie – solange wir noch nicht auf Schußweite heran sind – davon abhalten, noch weiteres Unheil da drüben anzurichten.“

      Ben nickte. „Das wird auch die verängstigten Dorfbewohner beruhigen. Die Männer hinter den Häusern haben uns natürlich längst gesichtet. Vermutlich nehmen sie an, daß wir den Piraten Verstärkung bringen. Es wird ihnen guttun, wenn sie feststellen, daß das Gegenteil der Fall ist.“

      Hasard hob die Hand.

      „Al“, rief er. „Unsere Begrüßung ist fällig.“

      „Aye, Sir.“ Der schwarzhaarige Stückmeister grinste.

      Wenige Augenblicke später brüllte eins der Backbordgeschütze auf. Die schwere Eisenkugel riß eine hohe Fontäne aus dem silbrig schimmernden Wasser.

      Der Schuß blieb nicht ohne Wirkung. Auf der „Madre de Deus“ entstand augenblicklich Wuhling. Laute Kommandos wechselten mit wütenden Flüchen. Die Kerle rannten plötzlich wie Ameisen durcheinander.

      Das wiederum lag nicht nur an dem unerwarteten Auftauchen der Schebecke, sondern auch an der äußerst ungünstigen Gefechtsposition der Galeone.

      Die Meuterer waren nämlich in die Bucht gesegelt, um dort den Dorfbewohnern ihre Backbordseite zu präsentieren. Die Arwenacks aber blieben ein Stück außerhalb der Bucht, so daß sie die breite Einfahrt weitgehend unter Kontrolle halten konnten. Wer also in die Bucht hinein oder aus ihr heraus wollte, mußte sich notgedrungen mit ihnen anlegen.

      So gesehen, saß die „Madre de Deus“ in einer Falle. Trotzdem wollte Jorge Alameda, ihr neuer „Kapitän“, die Bucht unbedingt verlassen, solange sich die Schebecke noch an der linken Seite der Buchteinfahrt bewegte.

      Die Arwenacks lachten.

      „Die Burschen wollen tatsächlich ein Wettsegeln veranstalten, Sir!“ rief Edwin Carberry. „Das erinnert mich an ein gewisses kleines Rennen auf der Themse, als sich so ein Hochwohlgeborener mal wieder eine Abfuhr holen wollte.“

      Es war von vornherein klar, daß die Galeone mit der Schnelligkeit der Schebecke nicht konkurrieren konnte. Eine Konfrontation der beiden Schiffe würde sich deshalb kaum vermeiden lassen.

      Miguel de Pereira und Rafael Cegos waren gegen ihren Willen von Hasard auf die Kuhl geschickt worden. Der Seewolf wollte verhindern, daß die beiden schon von weitem von den Meuterern erkannt wurden.

      Die Schnapphähne würden nur noch angriffslustiger und mordgieriger werden, wenn sie erfuhren, daß de Pereira und Cegos noch am Leben waren und womöglich schon bald versuchen würden, jedes erreichbare portugiesische Schiff auf die Jagd nach der „Madre de Deus“ zu schicken.

      Außerdem hatte Hasard de Pereira noch einmal unmißverständlich klargemacht, daß er nicht beabsichtigte, sich in die Angelegenheiten der Portugiesen einzumischen. De Pereira würde in Bombay sicherlich genug Landsleute antreffen, die bereit wären, ihn bei seinem Rachefeldzug zu unterstützen.

      Auf der „Madre de Deus“ hatte man inzwischen auch noch den letzten Fetzen Tuch gesetzt. Auf dem Achterdeck stand ein hochgewachsener, kräftiger Mann mit dunklem Bart und brüllte pausenlos seine Anweisungen. Laut de Pereira handelte es sich um Jorge Alameda, den Schiffszimmermann.

      Die Galeone, die in panischer Eile der offenen See zustrebte, bot der rasch heransegelnden Schebecke die Steuerbordseite dar. Die geöffneten Stückpforten und die Mündungen der Kanonen hoben sich nur undeutlich von der schwarzen Bordwand ab.

      „Wenn die Großmutter des Teufels wirklich über einen


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