Gesammelte Werke von Guy de Maupassant. Guy de Maupassant

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Gesammelte Werke von Guy de Maupassant - Guy de Maupassant


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stundenlang zusammen, machten sich über alle Welt lustig und schienen gern beieinander zu sein.

      Sie hatten nie wieder von der Möglichkeit einer Heirat des jungen Mädchens gesprochen, noch von den Freiern, die etwa kamen. Als der Chef eines Tages Du Roy zum Frühstück mitgebracht hatte, wurde Walter nach der Mahlzeit abgerufen, um einen Lieferanten zu empfangen.

      Georg sagte zu Susanne:

      – Kommen Sie, wir wollen die Goldfische füttern. Sie nahmen jedes ein großes Stück Brot vom Tisch und gingen in das Palmenhaus.

      Rund um das Marmorbecken herum lagen Kissen an der Erde, daß man am Bassin niederknieen konnte, um die Tiere aus der Nähe zu betrachten.

      Die jungen Leute nahmen jeder ein Kissen, Seite an Seite und begannen Brotkugeln in das Wasser zu werfen, die sie zwischen den Fingern geformt.

      Sowie die Fische es merkten, kamen sie daher geschwommen, wackelten mit dem Schwanz, bewegten die Flossen, rollten die großen Stahlaugen, machten Kehrt, tauchten unter, um die runde Beute die zu Boden sank, zu erwischen und stiegen dann wieder in die Höhe um neue zu erwarten. Sie bewegten komisch den Mund, mit plötzlichem, heftigem Öffnen, wie seltsame kleine Ungetüme, und ihr brennendes Rot stach von dem Goldsand des Grundes ab, sie huschten Flammen gleich durch die durchsichtige Flut, oder zeigten, wenn sie still hielten, das goldblaue Geäder an den Schuppen.

      Georg und Susanne sahen ihre Gesichter umgekehrt im Wasser sich spiegeln und lächelten sich an.

      Plötzlich sagte er leise:

      – Susanne, diese Geheimniskrämerei ist nicht nett von Ihnen.

      Sie fragte:

      – Wieso denn, Liebling?

      – Wissen Sie nicht mehr, was Sie mir am Abend des Festes hier, gerade hier, versprochen haben?

      – Nein!

      – Mich jedesmal zu fragen, wenn man um Ihre Hand anhält.

      – Nun?

      – Man hat angehalten!

      – Wer denn?

      – Das wissen Sie sehr wohl!

      – Nein, ich versichere…..

      – Doch, Sie wissen es! Dieser lange Fatzke, dieser Marquis Cazolles!

      – Der ist gar kein Fatzke!

      – Das ist möglich. Aber er ist dumm, hat alles verjeut, und ist ganz verbummelt und verlumpt. Das ist eine nette Partie für Sie, die so hübsch, frisch und klug ist!

      Sie fragte lächelnd:

      – Was haben Sie denn gegen ihn?

      – Ich? Gar nichts!

      – Doch! doch! doch! Der ist gar nicht so wie Sie sagen.

      – O bitte, er ist ein Schafskopf und ein Intrigant.

      Sie wandte sich ein wenig um und blickte nicht mehr ins Wasser.

      – Aber was haben Sie denn nur?

      Er sagte, als risse man ihm ein Geheimnis aus der Seele:

      – Ich habe …. ich habe …. ich .. bin .. eifersüchtig auf ihn.

      Sie war etwas erstaunt:

      – Sie?

      – Ja, ich!

      – Warum denn?

      – Weil ich Sie liebe! Und weil Sie das sehr wohl wissen, Sie böses Kind!

      Da meinte sie ernst:

      – Sie sind verrückt, Liebling!

      – Ich weiß wohl, daß ich verrückt bin, weil ich Ihnen das sage, ich, der ich verheiratet bin, einem jungen Mädchen! Ich bin mehr als verrückt, ich bin ein Verbrecher, beinahe ein Lump! Aber ich habe keine Hoffnung und der Gedanke bringt mich geradezu um den Verstand, und wenn ich höre, daß Sie einen heiraten wollen, packt mich die Wut, daß ich ihn totschlagen möchte. Verzeihen Sie mir, Susanne, Sie müssen!

      Er schwieg. Die Fische, denen man kein Brot mehr zuwarf, blieben unbeweglich stehen, fast in einer Linie geordnet, wie englische Soldaten und betrachteten die beiden Köpfe derer, die sich nicht mehr um sie kümmerten. Das junge Mädchen flüsterte halb traurig, halb heiter:

      – Es ist schade, daß Sie verheiratet sind, ja, das geht aber doch nicht mehr zu ändern; das ist eben aus.

      Er drehte sich plötzlich um und sagte ganz nahe an ihrer Wange:

      – Wenn ich nun frei wäre, würden Sie mich zum Mann nehmen?

      Sie antwortete mit ernstem Ton:

      – Ja Liebling, ich würde Sie nehmen, denn Sie gefallen mir mehr als alle andern.

      Er stand auf und stöhnte:

      – Dank! Dank! Aber ich flehe Sie an, geben Sie noch niemandem Ihr »Ja«. Warten Sie noch ein kleines bißchen, bitte. Wollen Sie mir das versprechen?

      Sie flüsterte etwas erregt und ohne zu verstehen, was er eigentlich wollte:

      – Ich verspreche es Ihnen.

      Du Roy warf das ganze Stück Brot, das er noch in der Hand hielt, ins Wasser und entfloh ohne Lebewohl zu sagen, als ob er den Kopf verloren hätte.

      Die Fische stürzten gierig nach dem Stück Brot, das an der Oberfläche schwamm, weil es in den Fingern nicht geknetet worden war, und schnappten mit gierigen Mäulern danach. Sie schleppten es bis an das andere Ende des Bassins, drängten sich aneinander, bildeten einen hin und her rollenden Knäuel, der aussah wie eine bewegliche Blume, die mit dem Kelch nach unten ins Wasser gefallen ist, und zerrten es hin und her.

      Susanne erhob sich erstaunt und unruhig, und ging langsam fort. Der Journalist hatte sich entfernt. Er kehrte ganz ruhig heim, und als er Magdalene beim Briefschreiben fand, fragte er:

      – Wirst Du Freitag bei Walters essen? Ich gehe hin.

      Sie zögerte:

      – Nein, ich bin nicht ganz wohl, ich bleibe lieber hier. Er antwortete:

      – Wie Du willst, es zwingt Dich ja niemand.

      Dann nahm er seinen Hut und ging sofort aus.

      Seit langer Zeit lauerte er ihr auf, überwachte sie und folgte ihr; er kannte alle ihre Schritte. Jetzt war seine Stunde gekommen. Er hatte sich nicht getäuscht in dem Ton, wie sie gesagt: Ich bleibe lieber hier!

      Während der nächsten Tage war er gegen sie zuvorkommend, sogar heiter, was er sonst nicht mehr gewesen. Sie sagte zu ihm:

      – Du wirst ja wieder nett!

      Freitag zog er sich zeitig an, um ein paar Besorgungen zu machen, ehe er zum Chef ging, wie er behauptete.

      Dann ging er um sechs Uhr aus, nachdem er seiner Frau einen Kuß gegeben hatte, stieg am Platz Notre-Dame-de-Lorette in eine Droschke, und sagte zum Kutscher:

      – Bleiben Sie in der Rue Fontaine, gegenüber Nr. 17 halten und warten Sie dort bis ich Ihnen sage, daß wir weiter fahren wollen. Dann bringen Sie mich nach dem Restaurant »Zum Fasan« in der Rue Lafayette.

      Langsam zog das Pferd an, und Du Roy ließ die Vorhänge herunter. Sobald er seiner Thür gegenüber hielt, faßte er sie scharf ins Auge. Nachdem er zehn Minuten gewartet, sah er Magdalene herauskommen, die nach dem äußern Boulevard ging. Sobald sie fort war, steckte er den Kopf zum Fenster heraus und rief:

      – Nun weiter!

      Die Droschke setzte sich in Bewegung und brachte ihn »Zum Fasan«, einem in dem Stadtviertel bekannten Restaurant. Georg ging in den großen Saal und aß langsam, indem er von Zeit zu Zeit nach der Uhr blickte. Um einhalb acht Uhr, nachdem er seinen Kaffee und zwei Cognacs getrunken, sowie langsam eine gute Cigarre geraucht, ging er fort. Er rief einen andern Wagen an, der leer Vorüber kam und ließ sich nach der Straße La Rochelle fahren.

      Ohne


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