Olga, Star der Parkschule. Marie Louise Fischer
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Marie Louise Fischer
Olga, Star der Parkschule
SAGA Egmont
Olga, Star der Parkschule
Genehmigte eBook Ausgabe für Lindhardt og Ringhof Forlag A/S
Copyright © 2017 by Erbengemeinschaft Fischer-Kernmayr, (www.marielouisefischer.de) represented by AVA international GmbH, Germany (www.ava-international.de)
Originally published 1967 by F. Schneider, Germany
All rights reserved
ISBN: 9788711719534
1. Ebook-Auflage, 2017
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt og Ringhof und Autors nicht gestattet.
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Pech auf der ganzen Linie
Eine ganze Woche lang hatte Olga Helwig sich auf den Samstag gefreut. Aber nun, als er endlich da war, wurde er eine große Enttäuschung.
Es war ein verkaufsoffener Samstag, und Olga hatte gehofft, die Mutter oder den Vater überreden zu können: Sie sollten mit ihr in die Innenstadt fahren und ihr die schicke lange Lederhose kaufen, die sie sich schon seit langem gewünscht hatte.
Aber sie war mit ihrem Wunsch auf taube Ohren gestoßen. Um Geld ging es dabei gar nicht, denn die Großmutter hatte ihr fünfzig Mark geschickt. Wenn sie dazu ihre gesamten Ersparnisse zusammenkratzte, würde es reichen, ohne daß die Eltern in ihr Portemonnaie greifen müßten. Nein, daran hatte es also nicht gelegen; aber wieder einmal hatte niemand Zeit oder Verständnis für sie.
Olga schmollte.
Sie lümmelte sich im bequemsten Sessel vor dem Fernseher, die Beine weit von sich gestreckt, und futterte Kirschen, die sie aus der Küche gemopst hatte. Das Programm interessierte sie überhaupt nicht; es war ein Kasperlspiel für die Allerkleinsten, und Olga konnte über die dummen Späße nicht einmal eine Miene verziehen. Sie starrte auf die Mattscheibe, weil sie nichts Besseres mit sich anzufangen wußte. Dabei käute sie zum x-tenmal innerlich das große Unrecht wieder, das ihr angetan wurde.
Die Mutter hatte gesagt: „Ausgerechnet am Samstag soll ich mit dir einkaufen gehen? Was für eine Idee!“
Dabei stand sie jetzt in der Küche und backte einen Kirschkuchen für Sonntag. Als ob das nötig gewesen wäre! Sie hätte genausogut mit ihr einkaufen und einen fertigen Kuchen besorgen können!
„Am Wochenende kriegen mich keine zehn Pferde in die Stadt“, waren Vaters Worte gewesen, „da bleibe ich zu Hause und mache es mir gemütlich!“
Und jetzt war er dabei, vor der Garage sein Auto zu waschen – als wenn das gemütlich wäre!
Natürlich hätten sich die Eltern gefreut – und das wußte Olga –, wenn sie geholfen und ihnen Gesellschaft geleistet hätte. Aber schuftet man dafür eine ganze Woche in der Schule, um auch noch am Samstag zu arbeiten? Olga jedenfalls wollte das nicht.
Sie war echt zornig. Es tat ihr gut, die Kirschkerne in hohem Bogen quer durchs Zimmer in Richtung Papierkorb zu spucken – traf sie, war es eine kleine Genugtuung; traf sie nicht, war es ihr auch egal. Sollten die anderen sich ruhig darüber ärgern. Mehr als ausschimpfen konnte man sie nicht, und wahrscheinlich würden die Eltern so etwas eher ihren Brüdern zutrauen als ihr.
Denen geschähe es gerade recht!
Wenn Olga nur an Hartmut und Ulrich dachte, stieg ihr eine heiße Welle des Zorns bis in die Wurzeln ihres leuchtendroten Haares. Jungen an sich waren ja nicht unbedingt übel; aber solche Brüder zu haben, das kostete Nerven!
„Du und eine Hose im Safari-Look?“ hatte Ulrich, der jüngere der Brüder, spöttisch gefragt. „Du hast ’nen Geschmack wie ein kaputter Eimer. Hellbraun paßt doch überhaupt nicht zu deinem Kupferrot!“
„Sehr richtig“, war Hartmuts Kommentar, „das würde sich beißen wie verrückt. Entweder mußt du die Hose einfärben oder dein Haar!“ Und beide hatten sich ausgeschüttet vor Lachen, diese gemeinen Flegel!
Olga spuckte einen Kern auf das Foto ihrer Brüder, das in einem silbernen Rahmen auf dem Plattenschrank stand, und traf genau auf die Glasscheibe. Klick, machte es. Der Kern prallte ab, fiel zu Boden, auf dem Bild blieb ein kleiner Fleck. Gut so!
Aber die Freude dauerte nur kurz, dann nahm Olgas Verbitterung wieder überhand.
Da saß sie nun am heißersehnten Samstag im halbdunklen Zimmer vor dem Fernseher und mußte sich ein Spiel für Wikkelkinder ansehen. Aber was blieb ihr denn anderes übrig? Alle ihre Bücher hatte sie schon mindestens ein dutzendmal gelesen, und überhaupt hatte sie jetzt zu nichts mehr Lust. Wenn doch wenigstens eine ihrer Freundinnen kommen und sie erlösen würde!
Gerade als Olga mit ihren Gedanken soweit war, klingelte es an der Wohnungstür. Das ist Ruth, dachte Olga. Nein, die klingelt nicht so stürmisch, das wird Katrin sein … oder Silvy oder vielleicht auch Leonore! – Sie sprang auf und wollte zur Tür laufen.
Aber auf halbem Weg blieb sie stehen, machte langsam kehrt und schlenderte wieder zu ihrem Sessel zurück. Keine der Freundinnen sollte denken, daß sie bloß auf sie gewartet hätte.
Viel besser war es, so zu tun, als wäre sie ganz überrascht und nicht einmal sonderlich erfreut.
Mühsam unterdrückte Olga das hoffnungsvolle Lächeln, das um ihre Mundwinkel zuckte. Sie spitzte beide Ohren, um über den Lärm des Fernsehers hinweg festzustellen, wer die Wohnungstür öffnete und wer hereinkam.
Sie hörte nur Jungenstimmen.
Noch wollte sie die Enttäuschung, die ihr bevorstand, nicht wahrhaben. Sie redete sich ein, daß Hartmut und Ulrich zur Tür gelaufen waren und mit dem üblichen Krach die Stimme der Besucherin übertönten.
Aber da kamen ihre Brüder auch schon ins Zimmer gestürmt und mit ihnen drei ihrer Freunde. Einer knipste das Licht an, und Olga mußte mit ihren tiefblauen, von hellen, dichten Wimpern umgebenen Augen zwinkern.
„Was fällt euch ein!“ rief sie empört.
„Immer mit der Ruhe, Schwesterchen“, mahnte Hartmut, „wir befinden uns hier im allgemeinen Wohnraum … oder etwa nicht?“
„Aber ich seh mir gerade eine Sendung an!“
Ulrich blickte ihr über die Schulter. „Babystunde! Mit zwölf Jahren! Oh, Rotkopf, Rotkopf, wie tief bist du gesunken!“ Die anderen lachten.
„Du weißt genau, daß du das nicht sagen sollst!“ schrie Olga.
„Willst du andeuten, ich hätte den Fernsehregisseur beleidigt?“ fragte Ulrich mit gespielter Ahnungslosigkeit.
„Den nicht … aber midi!“ Olga war aufgesprungen; sie stampfte mit dem Fuß auf. „Ich verbitte es mir ein für allemal, von euch Rotkopf genannt zu werden!“
Die Jungen lachten nur noch mehr.
„Hör sich das einer an“, rief Hartmut, „sie verbittet sich! Nun sag mal allen Ernstes, wie sollen wir dich denn sonst nennen? Deine Haare sind doch nun mal rot!“
„Aber das ist doch kein Name! Ich nenne dich ja auch nicht Brillenkieker!“
„Tu’s nur, wenn es dir Spaß macht“, gab Hartmut ungerührt zurück. „Ich denke keinesfalls daran, mich mit dir zu streiten. Also verschwinde. Mach Platz für harte Männer. In fünf Minuten beginnt die Übertragung des Fußballspiels.“ „Aber ich war eher