Olga, Star der Parkschule. Marie Louise Fischer

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Olga, Star der Parkschule - Marie Louise Fischer


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hatte tatsächlich das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden, und Katrin ging es nicht viel besser.

      „Setzen“, sagte Frau Dr. Mohrmann.

      Die Mädchen ließen sich auf ihre Stühle plumpsen.

      Silvy zog ihr hochnäsigstes Gesicht und sah starr geradeaus. Die kleine Ruth bückte sich und machte sich am Fach ihres Schultisches zu schaffen, um so der Entdeckung vielleicht doch noch zu entgehen.

      Katrin dachte fieberhaft nach, um einen Ausweg aus dieser vertrackten Situation zu finden. Sie schrieb ein paar Worte auf ein Zettelchen, faltete es zusammen und warf es Silvy über den Gang weg zu. Dann beugte sie sich zu ihrer Tischnachbarin herunter und flüsterte Ruth zu: „Alles leugnen. Wir waren am Samstag nachmittag bei mir.“

      „Das ist also die sechste Klasse, Herr Alte“, sagte Frau Dr. Mohrmann vorn am Lehrertisch, „sehen Sie sie sich gut an!“

      Der Herr mit dem Bart, der also Herr Alte hieß, ließ seinen Blick über die Schülerinnen gleiten und – zuckte deutlich zusammen, als er Silvy und Katrin erkannte. Ja, sein bärtiges Gesicht zeigte sogar eine leise Röte – war es Zorn, Genugtuung oder Verlegenheit?

      Silvy hielt seinem Blick mit völlig ausdruckslosem Gesicht stand, während es Katrin sogar gelang, ein harmloses und nichtssagendes Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern.

      „Guten Morgen, meine Damen“, sagte Herr Alte.

      „Guten Morgen“, grüßte die Klasse zurück, und einige Mädchen begannen zu kichern.

      „Was will denn der komische Vogel hier?“ flüsterte Leonore erstaunt.

      Sie brauchte nicht lange auf eine Antwort zu warten.

      „Sicher haben einige von euch sich Gedanken darüber gemacht, daß ich in letzter Zeit ziemlich rundlich geworden bin“, begann Frau Dr. Mohrmann. „Und da ihr schon große Mädchen seid, werdet ihr euch gedacht haben, woher das kommt! Na, wer will es mir sagen?“

      Niemand meldete sich. Aber Frau Dr. Mohrmann sah, daß Olga errötete.

      „Ich wette, du weißt es, Olga“, sagte sie ermunternd.

      Olga stand auf und zögerte.

      „Nur heraus mit der Sprache! Niemand beißt dich!“

      „Vielleicht“, druckste Olga unsicher herum, „vielleicht … kriegen Sie ein Baby!“

      Die Klasse brach in schallendes Gelächter aus.

      Olga wurde noch röter. „Was habe ich denn Dummes gesagt?“ rief sie empört. „Hättet ihr euch doch gemeldet, wenn ihr es besser wißt!“

      „Nun reg dich bloß nicht auf, Olga“, sagte Frau Dr. Mohrmann, „und ihr anderen seid gefälligst still. Olga hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich weiß wirklich nicht, was es da zu lachen gibt.“ Sie wartete, bis es wieder still wurde, und fuhr dann fort: „Ja, ich erwarte wirklich ein Baby. Ich hatte gehofft, noch ein paar Monate arbeiten und mein Kind in den Sommerferien zur Welt bringen zu können, wie sich das für eine gute Lehrerin gehört. Aber nun hat mir mein Arzt geraten, jetzt schon aufzuhören, und deshalb muß ich mich heute von euch verabschieden.“

      Die Schülerinnen ließen bedauernde „Ooochs“ hören.

      „Herr Alte ist so liebenswürdig, meine Stunden und auch meine Ämter zu übernehmen“, fuhr Frau Dr. Mohrmann fort. „Er ist also ab heute euer neuer Klassenlehrer.“

      Katrin, Silvy und Ruth nahmen diese Eröffnung erleichtert und doch auch wieder mit Beklemmung zur Kenntnis. Herr Alte hatte sie also nicht verfolgt und aufgestöbert. Aber es würde ein zweifelhaftes Vergnügen sein, unter einem Lehrer zu arbeiten, bei dem sie sich so schlecht eingeführt hatten.

      Von diesen Gedanken ahnte Frau Dr. Mohrmann natürlich nichts.

      „Herr Alte kommt von einer Jungenschule“, sagte sie, „und ich hoffe sehr, er wird es nie bereuen, zu uns übergewechselt zu sein. Also ärgert ihn nicht und seid fleißig!“

      Leonore meldete sich. „Aber Sie kommen doch wieder?“ fragte sie.

      „Ich hoffe doch“, antwortete Frau Dr. Mohrmann, „aber nicht so bald.“

      „Wann?“ wollte Katrin wissen, denn sie hoffte, daß Herr Alte vielleicht nur ein kurzes Zwischenspiel geben würde.

      „Das kann ich beim besten Willen nicht sagen“, antwortete Frau Dr. Mohrmann. „Ich hoffe, daß meine Mutter das Kindchen versorgen kann. Wenn das nicht geht, werde ich mich beurlauben lassen müssen.“

      „Das wäre aber schade“, erklärte Leonore aufrichtig.

      „Finde ich nicht“, widersprach Olga hitzig. „Ich finde, daß eine Mutter immer zu ihrem Kind gehört, daß Beruf und alles dann gar nicht wichtig ist. Mütter gehören zu ihren Kindern.“

      Frau Dr. Mohrmann lächelte. „Es tut mir geradezu leid, daß ich euch heute verlassen muß. Da hätten wir gleich wieder ein interessantes Thema für einen deutschen Aufsatz, über das ihr bestimmt alle viel zu schreiben wüßtet.“

      „O nein!“ – „Nein!“ – „Bitte nicht!“ – „Nicht schon wieder!“ protestierten einige der Schülerinnen.

      „Nur keine Angst, ich bin ja nicht mehr eure Lehrerin, und es steht mir nicht mehr zu, euch Aufgaben zu stellen. Ich bin heute nur noch erschienen, um Herrn Alte einzuführen.“ Sie wandte sich an den neuen Lehrer. „Ich möchte Ihnen jetzt die Klassensprecherin vorstellen.“

      Silvy erhob sich, noch bevor Frau Dr. Mohrmann sie aufrief. „Ich möchte mein Amt niederlegen“, erklärte sie mit steifen Lippen.

      „Ach was! Wieso denn so plötzlich?“ fragte Frau Dr. Mohrmann überrascht.

      „Ich habe persönliche Gründe.“

      „Aber ich bitte dich, du wirst doch wenigstens noch bis Ende des Schuljahres …“

      „Nein.“

      Frau Dr. Mohrmann wollte etwas entgegnen, aber dann zuckte sie die Achseln und sagte: „Nun, das ist jetzt nicht mehr meine Sache. Wenn Herr Alte einverstanden ist, muß eben eine neue Sprecherin gewählt werden.“ Sie sah Herrn Alte an, als erwarte sie, daß er Einspruch erheben würde.

      Aber der neue Klassenlehrer schwieg.

      „Ja, dann“, sagte Frau Dr. Mohrmann, „kann ich euch nur alles Gute wünschen … und Ihnen auch, Herr Kollege. Ich bin sicher, daß Sie an Ihrer neuen Klasse Freude haben werden. Es sind nette Mädchen.“

      Herr Alte widersprach nicht, aber er sah auch nicht so aus, als ob er sich in naher Zukunft etwas Gutes erwartete.

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