Das Geheimnis der Greta K.. Marie Louise Fischer

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Das Geheimnis der Greta K. - Marie Louise Fischer


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sich bei der Erwähnung der Weißen Dame verdüstert hatte. War es ein Zufall, oder wusste auch sie von dem angeblichen Spuk? Greta nahm sich vor, sie bei Gelegenheit danach zu fragen, obwohl sie sich nicht viel davon versprach.

      »Passt nur auf, ihr Bengel! Wenn wir uns umgezogen haben, sind wir zwei ›Weiße Damem, und ihr werdet doch nicht bezweifeln, dass wir mit euch fertig werden.«

      »Versucht es nur!« Michael spritzte mit der Hand Wasser auf seine Mutter.

      »Bleibt nicht zu lange im Wasser! Wenn ihr rauskommt, dürft ihr euch Kuchen und Limonade nehmen.«

      Diese Verlockung hätte vielleicht gewirkt, wenn nicht Aline gerade erst zu ihnen gestoßen wäre. So zogen sie es vor, lieber weiter im Schwimmbecken zu spielen.

      Greta und Inge kleideten sich um und gingen auf den Platz.

      »Meine Drohung mit der Weißen Dame war nicht gerade pädagogisch, wie?« sagte Inge reuevoll. »Es ist mir einfach so rausgerutscht.« »Mach dir nichts draus! Deine Söhne hast du nicht damit beeindruckt.«

      »Aber Aline, nicht wahr?«

      »Dir ist das also auch aufgefallen?«

      »Sie scheint davon gehört zu haben.«

      »Wenn ich sie doch nur dazu bringen könnte, etwas offener zu sein!« »Mit der Zeit wirst du bestimmt ihr Vertrauen erringen. Ich kann es mir nicht anders vorstellen.«

      »Mit der Zeit wird sie erwachsen, aber Hilfe braucht sie gerade jetzt.« »Mach dich nicht verrückt wegen deiner Tochter. Du tust für sie, was du kannst. Mehr kann niemand von dir verlangen.«

      Nachdem sie einige Bälle gewechselt hatten, vergingen Gretas sorgenvolle Gedanken.

      Wenn Inge sie auch nicht gerade forderte, war sie doch eine angenehme Partnerin. Sie gab sich Mühe, Greta zuzuspielen und den Ball so lange wie möglich im Spiel zu halten.

      Nach etwa zehn Minuten kamen die Kinder vom Swimmingpool her, alle drei in bunte Frottiermäntel gehüllt, und nahmen munter plaudernd im Pavillon Platz.

      »Jetzt ein Match?« rief Inge. »Ach, bitte, Greta, ja!«

      Greta lachte. »Du schwitzt ja jetzt schon!«

      »Das macht doch nichts, im Gegenteil. Ich spüre förmlich, wie meine Pfunde schmelzen.«

      »Ich mag nicht gegen jemanden kämpfen, der mir gegenüber keine Chance hat.«

      »Wie kannst du da so sicher sein?«

      »Das fängt schon mit deinem Aufschlag an.«

      »Ach ja, mein Aufschlag! Ich weiß.«

      »Du kannst ihn üben.«

      »Das werde ich. Verlass dich drauf.«

      Nach einer halben Stunde war Inge erschöpft. Das Hemd klebte an ihrem Körper, und ihre braunen Locken hatten sich aufgelöst. »Tut mir leid, Greta, ich kann nicht mehr«, sagte sie und ging zur Bank, um sich abzutrocknen.

      »Du hast dich heute wirklich mal angestrengt!«

      »Ich werde allmählich besser, nicht wahr? Ich glaube, ich sollte häufiger spielen.«

      »Du kannst kommen, wann immer du willst.«

      »Das werde ich. Aber jetzt springe ich erst mal ins Wasser. Michael! Oliver! Kommt ihr mit?«

      Das ließen sich die beiden nicht zweimal sagen. Sie stürmten hinter ihrer Mutter her und überholten sie unterwegs. Auch Aline stand auf.

      Greta ging zu ihr hin. »Spiel noch ein bisschen mit mir!« bat sie. Aline blickte zu Boden.

      »Ich weiß, dass du keine große Lust hast«, sagte Greta, »aber tu’s trotzdem. Bloß, bis die anderen aus dem Wasser kommen.«

      »Na schön. Von mir aus.« Aline bummelte davon.

      Mit Genugtuung stellte Greta fest, dass von dem großen Kuchen kein Stück mehr übrig geblieben war. Sie schenkte sich den Rest des Orangensaftes ein und trank ihn durstig. Dann setzte sie sich und streckte ihre gebräunten Beine von sich. Sie fühlte sich weder verschwitzt noch müde; sie hatte sich gerade erst warm gespielt.

      Es dauerte eine ganze Weile, bis Aline, betont langsam, von den Kabinen hergeschlendert kam. Sie trug ein sehr kurzes, ausgestelltes weißes Röckchen, das ihre Beine länger erscheinen ließ.

      Greta stand auf und lächelte ihr entgegen. »Wie gut dir dieser Rock steht!« sagte sie, vorsichtig ihre Worte wählend.

      »Ja, ja, ich weiß, ich sollte immer Röcke tragen!« gab Aline zurück. »Wollen wir jetzt spielen oder nicht?«

      »Ich brenne darauf.«

      Anfangs spielte Aline schlecht. Sie gab sich keine Mühe, hinter einem Ball herzulaufen oder ihn über das Netz zu bekommen. Greta wusste, sie tat es mit Absicht, und sie verlor kein Wort darüber. Aber allmählich geriet Aline dann doch in Fahrt. Sie begann, weit auszuholen und Kraft in ihre Schläge zu legen. Ihr Gesicht glühte, und ihre Augen funkelten. Nicht einmal, als Inge und ihre Söhne zurückkamen, ließ sie den Schläger sinken.

      »Donnerwetter«, rief Inge, »Aline, du spielst ja besser als ich!«

      »Das macht die Jugend«, meinte Greta.

      Die Gäste setzten sich auf die Bank und sahen Greta und Aline zu. Die Jungen feuerten Aline an, bis Inge erklärte, dass es Zeit zum Aufbruch für sie wäre.

      »Also dann Schluss für heute«, entschied Greta.

      »Aber lasst euch doch durch uns nicht stören!«

      »Aline hat mich ganz schön aus der Puste gebracht!« behauptete Greta.

      »Mit ihr könntest du doch mal ein Match machen.«

      »Lieber nicht. Ich wäre eher für ein Doppel.«

      »Und woher nehmen wir den vierten Mann?«

      »Es wird höchste Zeit, dass Michael und Oliver Trainerstunden bekommen.«

      Die Jungen stimmten begeistert zu.

      »Setz ihnen nur keinen Floh ins Ohr! Darüber muss ich erst mit ihrem Vater sprechen.«

      »Ja, tu das. Kann ich euch noch irgendetwas anbieten? Kommt ihr mit hinauf?«

      »Nein, danke, Greta. Sehr lieb von dir. Es war ein herrlicher Nachmittag.«

      »Wir haben ihn alle genossen. Du nicht auch, Aline?«

      Es war dem Mädchen anzusehen, dass sie schon eine verneinende Antwort auf der Zunge hatte, aber dann siegte ihre Höflichkeit. »Doch«, gab sie widerwillig zu. Dann musste sie über sich selber lachen und verbesserte sich: »Es war nett.«

      7

      Am Freitag verkündete Greta beim Frühstück: »Wir bekommen morgen früh Besuch, Aline!«

      Hans-Philipp runzelte die Stirn. »Du weißt, dass ich samstags zu arbeiten pflege. Ais freier Unternehmer … »

      »Ja, ja«, fiel Greta ihm ins Wort, denn sie hatte all dies im Lauf ihrer jungen Ehe schon zu oft gehört, »du hast es nicht so leicht wie die Arbeiter und Angestellten, die nur ihre Zeit absitzen und auf ihren Lohn zu warten brauchen. Du bist ein Fünfundfünfzig-Stunden- Mann.«

      »Etwas dagegen einzuwenden?«

      »Überhaupt nicht! Oder habe ich dich je damit geplagt, dir mehr Zeit für deine Familie zu nehmen? Nein, nicht wahr? Aber warum sollen Aline und ich dann nicht am Samstagmorgen Tennis spielen?« »Ich spiele fast jeden Tag mit dir.«

      »Und was ist mit Aline?«

      Jetzt endlich machte auch Aline den Mund auf.

      »Oh, mein Gott«, stöhnte sie, »streitet euch bloß nicht meinetwegen!«

      »Von Streit kann keine Rede sein. Ich versuche nur sehr sachlich, deinem


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