Die Abenteuer des Kapitän Hatteras. Jules Verne

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Die Abenteuer des Kapitän Hatteras - Jules Verne


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zog er den Schwie­rig­kei­ten ei­ner Um­kehr das Miss­li­che ei­ner Fort­set­zung der Fahrt vor.

      Der Hund lief auf der Eis­flä­che hin­ter der Brigg her, aber in ziem­li­cher Ent­fer­nung. Da hör­te man, wenn er zu­rück­b­lieb, ein ei­gen­tüm­li­ches Pfei­fen, wor­auf er so­gleich zu­rück­kehr­te.

      Als sich die­ses Pfei­fen zum ers­ten Mal hö­ren ließ, sa­hen sich die Ma­tro­sen um; sie wa­ren al­lein auf dem Ver­deck und be­rie­ten zu­sam­men; kein Frem­der, kein Un­be­kann­ter; und doch ver­nahm man das Pfei­fen ei­ni­ge Mal.

      Clif­ton wur­de zu­erst un­ru­hig.

      »Hö­ren Sie?« sag­te er. »Und se­hen Sie, wie das Tier springt, wenn es pfei­fen hört.«

      »Das ist ganz un­glaub­lich«, er­wi­der­te Grip­per.

      »Jetzt sind wir fer­tig!« rief Pen. »Wei­ter gehe ich nicht.«

      »Pen hat recht«, ver­setz­te Br­un­ton, »das heißt Gott ver­su­chen.«

      »Den Teu­fel ver­su­chen«, er­wi­der­te Clif­ton. »Lie­ber geb’ ich mei­nen gan­zen Teil an der Prä­mie hin, als dass ich noch einen Schritt wei­ter­ge­he.«

      »Wir kom­men nicht wie­der zu­rück«, sag­te Bol­ton nie­der­ge­schla­gen.

      Die Mann­schaft war im höchs­ten Gra­de ent­mu­tigt.

      »Nicht einen Schritt wei­ter!« rief Wol­s­ten. »Seid ihr ein­ver­stan­den?«

      »Ja! Ja!« er­wi­der­ten die Ma­tro­sen.

      »Nun denn«, sag­te Bol­ton, »so ge­hen wir zum Kom­man­dan­ten; ich über­neh­me es mit ihm zu re­den.«

      Die Ma­tro­sen gin­gen in dich­ten Hau­fen aufs Hin­ter­deck zu.

      Der For­ward kam eben an eine große kreis­run­de Stel­le von etwa acht­hun­dert Fuß Durch­mes­ser; sie war voll­stän­dig rings ver­sperrt, mit Aus­nah­me ei­nes ein­zi­gen Aus­wegs, wel­chen man ge­kom­men war.

      Shan­don be­griff, dass er sich selbst ein­ge­sperrt hat­te. Aber was nun an­fan­gen? Wie zu­rück­keh­ren? Er fühl­te sei­ne gan­ze Verant­wort­lich­keit; es ball­te sich ihm die Faust.

      Der Dok­tor schau­te mit ge­kreuz­ten Ar­men, ohne ein Wort vor­zu­brin­gen. Er sah die Eis­wän­de an, de­ren Höhe durch­schnitt­lich drei­hun­dert Fuß be­tra­gen moch­te. Dich­ter Ne­bel la­ger­te über die­sem Ab­grund.

      In die­sem Au­gen­blick re­de­te Bol­ton den Kom­man­dan­ten an.

      »Kom­man­dant«, sprach er mit be­weg­ter Stim­me, »wir kön­nen nicht wei­ter!«

      »Das sagt ihr?« er­wi­der­te Shan­don, dem der Zorn über die Ver­let­zung sei­ner Au­to­ri­tät ins An­ge­sicht stieg.

      »Wir er­klä­ren, Kom­man­dant«, fuhr Bol­ton fort, »dass wir für den un­sicht­ba­ren Ka­pi­tän ge­nug ge­leis­tet ha­ben, und wir sind ent­schlos­sen, nicht wei­ter vor­wärts­zu­ge­hen.«

      »Sie sind ent­schlos­sen? …« rief Shan­don. »So spre­chen Sie, Bol­ton! Hü­ten Sie sich!«

      »Ihre Dro­hung macht nichts aus«, er­wi­der­te Pen bru­tal, »wir ge­hen nicht wei­ter!«

      Shan­don ging auf die em­pör­ten Ma­tro­sen zu, als der Rüst­meis­ter lei­se zu ihm sag­te:

      »Kom­man­dant, wenn wir wie­der von hier her­aus wol­len, ha­ben wir kei­nen Au­gen­blick zu ver­lie­ren. Da schwimmt ein Eis­berg zu dem Fahr­pass hin, der kann uns ganz ab­sper­ren.«

      Shan­don un­ter­such­te noch­mals die Lage.

      »Sie wer­den mir spä­ter Ihr Ver­hal­ten ver­ant­wor­ten«, sag­te er zu den Auf­rüh­rern. »In­zwi­schen, das Schiff ge­wen­det!«

      Die Ma­tro­sen eil­ten an ihre Pos­ten. Der For­ward wen­de­te rasch, die Öfen wur­den stär­ker ge­heizt; es galt dem schwim­men­den Berg zu­vor­zu­kom­men. Es war eine Wett­fahrt zwi­schen der Brigg und dem Eis­berg; die ers­te­re eil­te süd­lich, um hin­aus­zu­kom­men, der letz­te­re trieb nord­wärts, den Weg zu ver­sper­ren.

      »Hei­zen, hei­zen!« rief Shan­don. »Mit vol­lem Dampf! Br­un­ton, ver­ste­hen Sie?«

      Der For­ward glitt rasch wie ein Vo­gel zwi­schen den zer­streu­ten Eis­blö­cken durch, wel­che sein Vor­der­teil rasch durch­schnitt; die Schrau­be wirk­te, dass der Rumpf des Schif­fes zit­ter­te, und das Ma­no­me­ter zeig­te eine äu­ßers­te Span­nung des Damp­fes, der zum Be­täu­ben laut pfiff.

      »Die Klap­pen be­schwert!« rief Shan­don.

      Der Ma­schi­nist ge­horch­te, auf die Ge­fahr hin, das Schiff in die Luft zu spren­gen.

      Doch wa­ren die­se ver­zwei­fel­ten An­stren­gun­gen ver­ge­bens; der Eis­berg, von ei­ner un­ter­see­i­schen Strö­mung ge­trie­ben, kam zu­vor; die Brigg war noch drei Ka­bel­län­gen ent­fernt, als der Eis­berg wie ein Keil in den frei­en Platz ein­drang und je­den Aus­weg sperr­te.

      »Jetzt sind wir ver­lo­ren!« rief Shan­don, dem das un­vor­sich­ti­ge Wort ent­schlüpf­te.

      »Ver­lo­ren!« rief die Mann­schaft.

      »Ret­te sich, wer kann!« sag­ten die einen.

      »Die Boo­te ins Meer!« rie­fen an­de­re.

      »In die Vor­rats­kam­mer!« schri­en Pen und an­de­re sei­nes Ge­lich­ters. »Sol­len wir er­sau­fen, so wol­len wirs im Gin!«

      Alle Zü­gel ris­sen, die Un­ord­nung stieg auf das höchs­te. Shan­don fühl­te sich über­meis­tert; er woll­te kom­man­die­ren, stam­mel­te, stock­te; sein Ge­dan­ke konn­te nicht Wor­te fin­den. Der Dok­tor ging voll Un­ru­he auf und ab. John­son kreuz­te mit stoi­schem Schwei­gen die Arme.

      Da ließ sich plötz­lich eine star­ke, ener­gi­sche, ge­bie­te­ri­sche Stim­me ver­neh­men, mit dem Ruf:

      »Je­der an sei­nen Pos­ten! Rasch ge­wen­det!«

      John­son ge­horch­te zit­ternd, ohne sich zu be­sin­nen ließ er ei­ligst das Rad des Steu­ers dre­hen.

      Es war hohe Zeit; die Brigg war im Be­griff, mit al­ler Kraft wi­der die Wän­de pral­lend, zu schei­tern.

      Aber, wäh­rend John­son in­stinkt­mä­ßig Fol­ge leis­te­te, eil­ten Shan­don, Cla­w­bon­ny, die ge­sam­te Mann­schaft bis auf den Hei­zer Wa­ren und den Ne­ger Strong aufs Ver­deck, und alle sa­hen aus der Ka­bi­ne, des­sen Schlüs­sel al­lein im Be­sitz des Ka­pi­täns war, einen Mann her­austre­ten …

      Die­ser Mann war der Ma­tro­se Gar­ry.

      »Gar­ry!« rief Shan­don er­blei­chend – »Sie … was ha­ben Sie für Recht, hier zu kom­man­die­ren? …«

      »Duk!« rief Gar­ry und wie­der­hol­te das Pfei­fen, wel­ches der Mann­schaft so sehr auf­ge­fal­len war.

      Als der Hund sei­nen wah­ren Na­men ver­nahm, sprang er mit ei­nem Satz auf das Hin­ter­deck und leg­te sich ru­hig zu den Fü­ßen sei­nes Herrn.

      Die Mann­schaft ließ


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