Die Abenteuer des Kapitän Hatteras. Jules Verne

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Die Abenteuer des Kapitän Hatteras - Jules Verne


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wer­den wir se­hen, wenn die rech­te Zeit da­für sein wird«, ver­setz­te Bol­ton. »Üb­ri­gens wird es hin­rei­chen, Shan­don für un­se­re Sa­che zu ge­win­nen, und ich den­ke, das wird nicht schwer sein.«

      »Doch gibt es einen, den möcht’ ich hier las­sen«, sag­te Pen flu­chend, »und soll­te er mir auch einen Arm fres­sen.«

      »Ah! Den Hund«, sag­te Plover.

      »Ja, den Hund, und ich wer­de bald mit ihm fer­tig sein!«

      »Umso lie­ber«, ver­setz­te Clif­ton mit Be­zie­hung auf sein Lieb­lings­the­ma, »als der Hund an all’ un­serm Un­glück schuld ist.«

      »Er hat uns be­hext«, sag­te Plover.

      »Er hat uns in das Eis hin­ein­ge­schleppt«, er­wi­der­te Grip­per.

      »Er hat uns«, ent­geg­ne­te Wol­s­ten, »mehr Eis­blö­cke in den Weg ge­schafft, als man je zu die­ser Zeit ge­se­hen hat?«

      »Er hat mir die Au­gen krank ge­macht«, sag­te Br­un­ton.

      »Er hat uns den Gin und Brannt­wein ent­zo­gen«, ver­setz­te Pen.

      »Er ist an al­lem schuld«, rie­fen sie alle zu­sam­men.

      »Und dazu noch«, er­wi­der­te Clif­ton, »ist er der Ka­pi­tän.«

      »Ja­wohl, Un­glücks­ka­pi­tän«, schrie Pen, des­sen un­sin­ni­ger Zorn sich durch die ei­ge­nen Wor­te stei­ger­te, »du hast ger­ne hier­her ge­wollt, sollst auch hier blei­ben!«

      »Aber wie fan­gen wir ihn?« sag­te Plover.

      »Ei! Nun ist gute Ge­le­gen­heit da­für«, er­wi­der­te Clif­ton, »der Kom­man­dant ist nicht an Bord, der Lieu­ten­ant schläft in sei­ner Ka­bi­ne; der Ne­bel ist dicht ge­nug, dass John­son uns nicht wahr­neh­men kann …«

      »Aber der Hund?« schrie Pen.

      »Der schläft oben ne­ben der Koh­len­kam­mer«, er­wi­der­te Clif­ton, »und wenn man Lust hat …«

      »Ich über­neh­me es«, ver­setz­te Pen wü­tend.

      »Nimm dich in acht, Pen, er hat Zäh­ne, die kön­nen Ei­sen­stan­gen zer­bei­ßen!«

      »Rührt er sich, so ste­che ich ihn in den Bauch«, ent­geg­ne­te Pen und zück­te sein Mes­ser. Und er stürz­te in das Zwi­schen­deck, Wa­ren ihm nach, um ihm da­bei zu hel­fen.

      Bald ka­men sie mit­ein­an­der zu­rück und schlepp­ten das Tier in den Ar­men, die Schnau­ze und Pfo­ten ge­k­ne­belt; sie hat­ten ihn im Schlaf über­rascht, und der un­glück­li­che Hund konn­te ih­nen nicht mehr ent­rin­nen.

      »Hur­ra für Pen!« rief Plover.

      »Und jetzt, was willst du mit ihm an­fan­gen?« frag­te Clif­ton.

      »Ins Was­ser wer­fen, und wenn er je wie­der­kommt …« ver­setz­te Pen mit wüs­tem La­chen der Be­frie­di­gung.

      Zwei­hun­dert Schrit­te vom Schiff ent­fernt war ein Rob­ben­loch, eine kreis­run­de Öff­nung, wie sie die­se Tie­re mit ih­ren Zäh­nen ma­chen und stets von in­nen aus na­gend of­fen hal­ten; durch die­sel­be ist die Rob­be im­stan­de, an der Ober­flä­che Luft zu schöp­fen; aber sie muss sorg­fäl­tig ver­hin­dern, dass die­sel­be nicht oben wie­der zu­friert, denn die Be­schaf­fen­heit ih­rer Kinn­la­de macht ihr un­mög­lich, das Loch von au­ßen nach in­nen zu er­neu­ern, und im Mo­ment der Ge­fahr könn­te sie ih­ren Fein­den nicht ent­rin­nen.

      Pen und Wa­ren gin­gen mit dem Hund zu die­ser Öff­nung und war­fen ihn, so arg er zap­pel­te und da­ge­gen wehr­te, un­barm­her­zig ins Meer; dar­auf wälz­ten sie einen ge­wal­ti­gen Eis­block über das Loch, um dem Tier den Aus­gang zu schlie­ßen, dass es nim­mer wie­der­kom­me.

      »Gute Rei­se, Ka­pi­tän!« rief der bru­ta­le Ma­tro­se.

      Gleich dar­auf kehr­ten Pen und Wa­ren wie­der an Bord zu­rück. John­son hat­te gar nichts da­von ge­merkt; der Ne­bel um das Schiff her­um ward dich­ter, und es be­gann wie­der hef­tig zu schnei­en.

      Eine Stun­de nach­her er­schie­nen auch Richard Shan­don, der Dok­tor und Gar­ry wie­der auf der For­ward.

      Shan­don hat­te in nord­öst­li­cher Rich­tung ein Fahr­was­ser be­merkt, wel­ches er zu be­nut­zen be­schloss. Dem­nach er­teil­te er sei­ne Be­feh­le; die Mann­schaft ge­horch­te mit ei­ner ge­wis­sen Rüh­rig­keit; sie woll­te Shan­don die Un­mög­lich­keit wei­ter­zu­drin­gen be­greif­lich ma­chen, und zu­dem hielt sie sich noch drei Tage zum Ge­hor­sam ver­bun­den.

      Wäh­rend ei­nes Tei­les der Nacht und des fol­gen­den Ta­ges wur­de die Sä­ge­ar­beit und das Zie­hen des Schif­fes eif­rig fort­ge­setzt; der For­ward kam un­ge­fähr zwei Mei­len wei­ter nord­wärts. Am 18. be­fand er sich in der Nähe des Lan­des, fünf bis sechs Ka­bel­län­gen von ei­nem son­der­bar ge­stal­te­ten Pic, dem man sei­ner auf­fal­len­den Form we­gen den Na­men »Teu­fels­dau­men« ge­ge­ben hat­te.

      An der­sel­ben Stel­le wa­ren im Jah­re 1851 der »Prinz Al­bert« und 1853 Kane mit dem »Ad­van­ce« meh­re­re Wo­chen lang un­un­ter­bro­chen ste­cken­ge­blie­ben.

      Die selt­sa­me Ge­stalt des Teu­fels­dau­mens, die öde und ver­las­se­ne Um­ge­bung, rings­um un­ge­heu­re Eis­ber­ge, man­che über drei­hun­dert Fuß hoch, das Kra­chen der Eis­ber­ge, wel­ches un­heim­li­cher­wei­se im Echo wi­der­hall­te, al­les mach­te die Lage der For­ward er­schreck­lich trau­rig. Shan­don be­griff, dass er ihn von da weg­brin­gen und wei­ter­füh­ren müs­se. Vier­und­zwan­zig Stun­den nach­her, sei­ner Schät­zung nach, konn­te er um etwa zwei Mei­len von die­ser un­heim­li­chen Küs­te weg­kom­men. Aber das war nicht al­les. Shan­don fühl­te sich von Furcht be­fan­gen, und die falsche Stel­lung, worin er sich be­fand, lähm­te sei­ne Tat­kraft; um sei­nen In­struk­tio­nen nach vor­wärts zu drin­gen, hat­te er sein Schiff in eine au­ßer­or­dent­lich ge­fähr­li­che Lage ver­setzt; das Schiffs­zie­hen brach­te die Leu­te gänz­lich her­ab; man brauch­te über drei Stun­den, um einen zwan­zig Fuß lan­gen Kanal in ein Eis zu hau­en, das vier bis fünf Fuß dick war; der Ge­sund­heits­zu­stand der Mann­schaft droh­te schon schlim­mer zu wer­den. Shan­don staun­te über das Schwei­gen der Leu­te und ihre un­ge­wöhn­li­che Hin­ge­bung; aber er be­sorg­te, es möch­te dies der Vor­bo­te ei­nes na­hen Stur­mes sein. Man kann sich dem­nach die pein­li­che Über­ra­schung, die Ent­täu­schung und Hoff­nungs­lo­sig­keit vor­stel­len, wel­che ihn be­fiel, als er wahr­nahm, dass in­fol­ge ei­ner un­merk­li­chen Be­we­gung des Eis­fel­des der For­ward wäh­rend der Nacht des 18. zum 19. wie­der al­les ver­lor, was er durch so vie­le Stra­pa­zen ge­won­nen hat­te, am Sams­tag­mor­gen be­fand er sich wie­der im An­ge­sicht des Teu­fels­dau­mens, der stets droh­te, und in ei­ner noch be­denk­li­che­ren Lage; die Eis­ber­ge wur­den häu­fi­ger und fuh­ren Phan­to­men gleich im Ne­bel vor­über.

      Shan­don war voll­stän­dig ent­mu­tigt; of­fen ge­sagt, der Schre­cken drang in das Ge­müt die­ses un­ver­zag­ten Man­nes und in die Her­zen sei­ner Mann­schaft. Shan­don hat­te vom Ver­schwin­den des Hun­des re­den ge­hört, aber er wag­te


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