Der neue Landdoktor Staffel 8 – Arztroman. Tessa Hofreiter

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Der neue Landdoktor Staffel 8 – Arztroman - Tessa Hofreiter


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ein. Die beiden kräftigen Männer in der Uniform der freiwilligen Feuerwehr Bergmoosbach wickelten ein Seil um den Stamm und zogen ihn mit Hilfe der Seilwinde, die in ihrem Auto stand, von Ingvar fort.

      »Nein, bleiben Sie liegen«, bat Sebastian, als Ingvar aufstehen wollte.

      »Aber ich denke, ich kann aufstehen«, sagte Ingvar, der sah, dass Fabia ebenso erschrocken über Sebastians Aufforderung war, wie er selbst.

      »Wir lassen Sie im Krankenhaus lieber erst durchchecken. Ich will sicher gehen, dass wirklich kein Wirbel betroffen ist. Manchmal spürt man es nicht gleich«, klärte Sebastian ihn auf.

      »Sie denken an einen Wirbelbruch?«, fragte Ingvar mit bangem Blick.

      »Wenn überhaupt, dann wäre er nur angebrochen. Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Sie sehen nicht wirklich so aus, als wären Sie ernsthaft verletzt. Aber wozu haben wir all diese Geräte erfunden, die uns bei der Diagnose helfen, wenn wir sie nicht nutzen«, entgegnete Sebastian lächelnd. »Ihr könnt wieder los. Ich bleibe hier, bis der Krankenwagen kommt«, sagte er, als die Feuerwehrleute ihren Wagen wieder schlossen und sich noch einmal zu ihm umdrehten. Die beiden winkten ihm freundlich zu, stiegen in ihr Auto und fuhren davon.

      »Können Sie das Fahrzeug beschreiben, das den Unfall verursacht hat?«, wollte Sebastian von Ingvar wissen.

      »Ehrlich gesagt, nein. Es ging alles so schnell. Eigentlich habe ich nur etwas großes Dunkles gesehen, das um die Kurve auf mich zukam.«

      »Möglicherweise fällt Ihnen noch etwas dazu ein, sobald der Schock sich gelegt hat. Sie wollen doch Anzeige erstatten?«

      »Auf jeden Fall.«

      »Dann wäre es sicher hilfreich, wenn Sie wenigstens einen kleinen Hinweis für die Polizei hätten.«

      »Ich weiß, ich werde mir Mühe geben, mich zu erinnern. Wie lange werde ich im Krankenhaus bleiben müssen?«, fragte Ingvar, als der Krankenwagen in diesem Moment eintraf und auf dem Weg anhielt.

      »Falls es bei meinem Befund bleibt, können Sie vielleicht schon heute wieder nach Hause«, sagte Sebastian und winkte den beiden Sanitätern, die mit einer Trage zu ihnen kamen. »Sollten Sie nach Ihrem Aufenthalt im Krankenhaus trotz Schmerzmittel Atemprobleme bekommen oder sich sonst irgendwie unwohl fühlen, suchen Sie unbedingt Ihren Hausarzt auf.«

      »Ich habe hier leider keinen Hausarzt. Ich bin erst vor zwei Monaten von Augsburg nach Mainingberg gezogen. Nehmen Sie denn noch neue Patienten?«

      »Sie können gern vorbeikommen.«

      »Das werde ich dann auch sicher tun.«

      Bevor die Sanitäter Ingvar auf die Trage hoben, klärte Sebastian sie über seine vorläufige Diagnose auf und ließ die beiden jungen Männer dann ihre Arbeit machen. »Gute Besserung«, verabschiedete er sich von Ingvar, der sich bei ihm für seine schnelle Hilfe bedankte.

      Fabia hob Ingvars Rucksack auf und trug ihn zum Krankenwagen, während Sebastian zu seinem Auto ging. »Hier, meine Telefonnummer, lass mich wissen, was bei der Untersuchung herauskommt«, bat Fabia und drückte Ingvar eine ihrer Visitenkarten in die Hand, bevor die Sanitäter ihn in den Krankenwagen schoben.

      »Ich melde mich«, versprach Ingvar und versuchte noch einen Blick aus ihren hellen blauen Augen zu erhaschen.

      »Alles klar«, sagte sie und trat von dem Wagen zurück, als die Sanitäter die Tür schlossen.

      »Wollen Sie mit mir fahren?«, fragte Sebastian, als Fabia ihren Rucksack aufsetzte und unschlüssig am Wegesrand stehen blieb, nachdem der Krankenwagen losgefahren war.

      »Ich wohne auf dem Mittnerhof, da kommen Sie sicher nicht vorbei.« Sie hatte jetzt keine Lust mehr, Pilze zu sammeln oder Tiere zu beobachten.

      »Stimmt, da komme ich nicht vorbei, aber ich fahre Sie trotzdem hin. Steigen Sie ein«, forderte er sie mit einem charmanten Lächeln auf.

      »Danke.« Sie setzte sich auf den Beifahrersitz, als er ihr die Tür aufhielt. »Sie sind die Biologin aus München, die sich für heimische Pilze interessiert, nehme ich an«, sagte er und setzte sich hinter das Steuer.

      »Stimmt, und woher wissen Sie das?«

      »Ich bin mit den Mittners befreundet und manchmal erfahre ich solche Dinge«, antwortete er lächelnd.

      *

      Sebastians Diagnose wurde durch die Untersuchung im Krankenhaus der Kreisstadt bestätigt. Ingvar hatte einen verstauchten Knöchel und einige Rippenprellungen. Er bekam einen Verband für seinen Knöchel, Kühlgel und Tabletten gegen seine Rippenschmerzen und wurde mit dem Rat, sich in den nächsten Wochen zu schonen, noch am selben Tag wieder entlassen. Obwohl sein Knöchel nur leicht verstaucht war, sollte er ihn einige Tage nicht belasten und er hatte zwei Krücken als Gehhilfe bekommen. Er fuhr mit dem Taxi nach Hause und vermied erst einmal jede Anstrengung. Er kochte sich einen Tee, nahm eine Schmerztablette und legte sich auf das Sofa im Wohnzimmer.

      Er hatte die kleine möblierte Zweizimmerwohnung nur für ein Jahr gemietet. So lange lief sein Forschungsauftrag, der von einer großen Umweltorganisation finanziert wurde. Da er nicht wusste, ob es eine Verlängerung geben würde, beließ er es bei der einfachen Möblierung, zumal er im Augenblick keine finanziellen Reserven hatte. Ein Sofa, ein Esstisch, vier Stühle, ein Schreibtisch im Wohnzimmer, ein Doppelbett und ein Schrank im Schlafzimmer, das reichte für ihn. Die Küche war mit weißen Küchenmöbeln praktisch eingerichtet und das Badezimmer mit seinem Korkboden und den mintfarbenen Fliesen war eine kleine Wohlfühloase mit Dusche und Wanne.

      Durch ihre Fenster nach Osten und Westen war die Wohnung hell und freundlich, was auch daran lag, dass es keine abgetrennte Diele gab und die Eingangstür gleich ins Wohnzimmer führte. Am besten aber gefiel Ingvar der überdachte Balkon an der Westseite. Dort standen zwei Schaukelstühle umgeben von hoch gewachsenen Grünpflanzen, die er laut Mietvertrag zu pflegen hatte, was er gern tat, weil sie dem Balkon ein südländisches Flair verliehen.

      Er schätzte die Überdachung des Balkons, weil sie es ihm erlaubte, auch bei Regenwetter draußen zu sitzen und den Blick auf die Gipfel der Allgäuer Alpen zu genießen. Nach diesem dummen Unfall aber hatte er erst einmal keinen Nerv für die Schönheiten der Natur. Er hoffte, dass die Schmerztabletten helfen würden und dass er ein bisschen schlafen konnte. Vorher aber wollte er noch Fabia anrufen, so wie er es ihr versprochen hatte.

      Er wollte sich gar nicht ausmalen, wie es für ihn ausgegangen wäre, hätte sie ihn nicht gefunden. Er freute sich schon darauf, sie wiederzusehen. Sie war nicht nur freundlich und hilfsbereit, sie war auch bildhübsch. Trotz seiner Schmerzen musste er lächeln, als er sich an ihren Anblick erinnerte, so wie er es in den letzten Stunden schon einige Male getan hatte. Er rief ihre Telefonnummer auf, die er bereits in sein Handy eingetragen hatte.

      »Hallo, Fabia, hier ist Ingvar«, sagte er, als sie sich meldete.

      »Ingvar, wie geht es dir? Bist du noch im Krankenhaus?«

      »Ich bin zu Hause. Sie haben mich mit Schmerzmitteln versorgt, damit wird es schon gehen.«

      »Hast du jemanden, der sich um dich kümmert? Ich meine, weil du doch erst so kurz in Mainingberg wohnst.«

      »Ich habe nette Nachbarn, zwei ältere Ehepaare, die kann ich in einem Notfall um Hilfe bitten, ansonsten komme ich schon zurecht.«

      »Ich bin noch zwei Wochen in Bergmoosbach. Du kannst mich anrufen, falls du Hilfe brauchst.«

      »Du musst dich nicht verpflichtet fühlen, mir zu helfen, weil du mich gefunden hast.«

      »Ich fühle mich nicht verpflichtet. Ich würde dir freiwillig helfen«, antwortete sie lachend.

      »Okay, vielleicht komme ich darauf zurück.«

      »Hast du den Kerl schon angezeigt?«, fragte sie.

      »Ich habe vom Krankenhaus aus mit der Polizei telefoniert. Sie meinten, sie würden jemanden vorbeischicken. Ich hatte einen Korb mit Pilzen auf dem Weg abgestellt, bevor der Lastwagen kam. Hast du den Korb zufällig


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