Der neue Landdoktor Staffel 8 – Arztroman. Tessa Hofreiter

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Der neue Landdoktor Staffel 8 – Arztroman - Tessa Hofreiter


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Korbes liegen irgendwo im Gras.«

      »Ja, das könnte durchaus sein. Das wäre auf jeden Fall die bessere Alternative.«

      »Was wäre die andere?«

      »Dass ihn jemand mitgenommen hat, der sich mit Pilzen nicht auskennt.«

      »Hast du auch giftige Pilze gesammelt?«

      »Einige Tiger-Ritterlinge.«

      »Oh, die sind wirklich äußerst unbekömmlich.«

      »Für jemanden, der zu viel davon erwischt oder besonders empfindlich reagiert, kann die Vergiftung tödlich enden.«

      »Das kommt glücklicherweise selten vor, außerdem sind die Beschwerden vorher so immens, dass jeder freiwillig einen Arzt aufsucht. Aber warum sammelst du nicht essbare Pilze?«

      »Für die Forschung.«

      »Echt? Was forschst du?«

      »Ich erstelle eine Studie über das Pilzvorkommen im Allgäu.«

      »Ich studiere die Inhaltsstoffe und den medizinischen Nutzen der heimischen Pilze.«

      »Das klingt, als hätten wir jede Menge Gesprächsstoff.«

      »Ja, das denke ich auch«, stimmte Fabia ihm zu. »Aber jetzt erhole dich erst einmal ein bisschen.«

      »Ich melde mich bei dir, bis bald«, sagte er und beendete das Telefonat. Er hatte auf jeden Fall vor, Fabia wiederzusehen, um sich noch einmal persönlich bei ihr für ihre Hilfe zu bedanken. »Wer ist das denn?«, murmelte er, als es kurz darauf an seiner Tür läutete.

      Es dauerte einen Moment, bis er die richtige Stellung gefunden hatte, um sich mit seinen Schmerzen aufzurichten und aufzustehen. Offensichtlich strapazierte er damit die Geduld seines Besuchers, da er erneut läutete und seinen Finger auf der Klinge liegen ließ.

      »Wer ist da?«, fragte Ingvar genervt, nachdem er den Hörer der Sprechanlage abgenommen hatte.

      »Polizei, machen Sie bitte auf, wir müssen mit Ihnen reden«, meldete sich ein Mann mit unfreundlicher Stimme.

      Ingvar drückte auf den Türöffner, ließ aber die Sicherungskette seiner Tür noch verschlossen, als er die beiden Männer in den grauen Anzügen sah, die die Treppe zu ihm in den zweiten Stock hinaufkamen.

      »Kripo Garmisch«, sagte der ältere, ein sportlicher Mittfünfziger mit straff zurückgekämmtem hellem Haar und stechenden hellen Augen. Er hielt ihm einen Ausweis hin, der zumindest auf den ersten Blick echt aussah. »Kommissar Brenner, mein Kollege Schnipper«, stellte er sich und seinen Begleiter vor, der einen Laptop unter den Arm geklemmt hatte.

      »Es geht um den Vorfall heute Morgen im Bergmoosbacher Forst«, sagte Herr Schnipper, ein schmächtiger Mann mit schmalem Gesicht und Hornbrille.

      »Bitte, kommen Sie herein«, sagte Ingvar und löste die Kette an seiner Tür. Er bat die beiden Zivilbeamten, am Esstisch Platz zu nehmen und setzte sich zu ihnen. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, fragte er höflich.

      »Nein, vielen Dank, es dauert nicht lange«, antwortete Herr Schnipper.

      »Schildern Sie uns bitte so detailgetreu wie möglich, was vorgefallen ist«, bat Kommissar Brenner.

      »Sie müssen sich doch wenigstens an die Farbe des Lastwagens erinnern«, hakte Herr Schnipper nach, nachdem Ingvar ihnen alles erzählt hatte.

      »Nein, nicht genau. Ich denke, er war schwarz oder dunkelblau.«

      »Hm«, machte Schnipper und tippte auf seinem Laptop herum, der vor ihm auf dem Tisch stand.

      »Welches Modell? Irgendeine Idee dazu?«, fragte Kommissar Brenner.

      »Nein, tut mir leid, es ging alles so schnell.«

      »Der Mann, den sie gesehen haben, was gibt es zu ihm noch zu sagen?«

      »Ich habe nur seine Beine gesehen. Er trug Jeans und dunkelbraune Wanderschuhe.«

      »Sie haben also zu Forschungszwecken Pilze im Wald gesucht. Wo sind diese Pilze?«

      »Ich weiß es nicht. Der Korb stand auf dem Weg, als der Lastwagen kam. Vermutlich wurde er in den Farn, der dort wächst, geschleudert.«

      »Wir waren bereits an der Unfallstelle und haben uns dort genau umgesehen. Da war kein Korb mit Pilzen«, sagte Kommissar Brenner, dabei sah er Ingvar durchdringend an.

      »Dann hat ihn jemand mitgenommen.«

      »Sie sagten doch, dass dort niemand war und dass Sie Glück hatten, dass diese junge Dame vorbeikam, die Sie gefunden hat.«

      »Vielleicht ist jemand vorbeigekommen, den wir nicht bemerkt haben.«

      »Und der hat Ihre Pilze mitgenommen.«

      »Wäre doch möglich.«

      »Möglich ist grundsätzlich alles.«

      »In dem Korb waren auch giftige Pilze.«

      »Welche Pilze?«

      »Tiger-Ritterling.«

      »Die isst hier niemand. Die Leute kennen die Pilze.«

      »Es könnten Touristen gewesen sein, die den Korb mitgenommen haben. Sie könnten die Tiger-Ritterlinge für Erd-Ritterlinge halten, die trotz gewisser Vorbehalte noch gegessen werden.«

      »Welche Vorbehalte?«, fragte Schnipper auf einmal ganz interessiert und sah von seinem Laptop auf.

      »Laut einer chinesischen Studie kann der Erd-Ritterling eine tödliche Muskelkrankheit auslösen.«

      »Wirklich«, murmelte Herr Schnipper.

      »Sie sollten eine Warnung herausgeben, falls jemand die Pilze mitgenommen hat«, bat Ingvar die Polizisten.

      »Wie stellen Sie sich das vor? Dass wir durch die Dörfer fahren und mit dem Megaphon um die Aufmerksamkeit der Bevölkerung bitten?«

      »Wir könnten eine Warnung in die Zeitungen setzen«, schlug Herr Schnipper vor.

      »Wenn jemand Pilze aus dem Wald mitnimmt, dann bereitet er sie auch sofort zu. Niemand ist so blöd und hebt sie bis zum nächsten Tag auf, damit sie faul und schimmlig werden«, entgegnete der Kommissar.

      »Wir könnten die Ärzte der Gegend und die Krankenhäuser informieren, damit Sie wissen, um welche Vergiftung es sich handelt, sollte sich jemand mit den entsprechenden Symptomen bei ihnen vorstellen.«

      »Gut, das können wir tun«, stimmte Kommissar Brenner seinem Kollegen zu. »Wir sind dann hier fertig.«

      »Vielen Dank für Ihre Zeit«, sagte Herr Schnipper, klappte seinen Laptop zu und stand gleichzeitig mit Kommissar Brenner auf.

      »Sollte Ihnen noch etwas einfallen, melden Sie sich bei uns«, bat der Kommissar, als Ingvar die beiden zur Tür begleitete.

      »Ja, sicher, das werde ich tun«, versicherte Ingvar ihm.

      »Gute Besserung«, wünschte ihm Herr Schnipper, als er sah, wie er sich an die Rippen fasste.

      »Danke«, sagte Ingvar und schloss die Tür hinter den beiden. Die Wirkung der Schmerztablette, die er vor dem Besuch der Polizisten genommen hatte, ließ schon nach. Offensichtlich musste er doch zwei nehmen, wie sie ihm im Krankenhaus geraten hatten.

      Nachdem er eine zweite Tablette genommen hatte, legte er sich wieder auf das Sofa. Er hatte das Gefühl, dass zumindest Kommissar Brenner seiner Schilderung des Vorfalls nicht wirklich glaubte. Egal, es war die Wahrheit, dachte er und schloss die Augen, um endlich ein wenig zu schlafen.

      *

      »Was denken Sie, Chef?«, fragte Herr Schnipper, als er und Kommissar Brenner noch eine Weile in ihrem Auto saßen und der Kommissar auf den Balkon starrte, der zu Ingvar Werings Wohnung gehörte.

      »Ich denke, wir sollten den Mann gründlich überprüfen.«

      »Sie


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