Der neue Landdoktor Staffel 8 – Arztroman. Tessa Hofreiter

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Der neue Landdoktor Staffel 8 – Arztroman - Tessa Hofreiter


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wir wissen oder welche Spur wir verfolgen. Immer erst einmal harmlos tun und warten, was die andere Seite preisgibt.«

      »Alles klar, Chef«, murmelte Herr Schnipper und ließ den Motor der dunklen Limousine an.

      *

      Am nächsten Morgen fühlte sich Ingvar schon um einiges besser. Die Schmerztabletten ermöglichten es ihm, einigermaßen normal zu atmen, und auch die Schmerzen in seinem Knöchel waren erträglich. Als er mit einer Tasse Kaffee auf dem Balkon saß und an den blauen Himmel schaute, beschloss er, zu Fabia zu fahren, um sich noch einmal bei ihr zu bedanken. Er rief sie kurz an und fragte sie, ob es ihr recht sei, dass er zu ihr auf den Mittnerhof kam.

      »Ich würde mich über deinen Besuch freuen. Aber sollst du dich nicht ausruhen?«, fragte sie ihn.

      »Ich möchte aber nicht den ganzen Tag auf dem Sofa liegen, das tut mir auch nicht gut.«

      »Okay, dann komm her. Hast du schon gefrühstückt?«

      »Nur Kaffee getrunken.«

      »Gut, dann bist du jetzt zum Frühstück eingeladen«, sagte sie.

      »Die Einladung nehme ich gern an.« Gleich nach dem Telefonat mit Fabia bestellte Ingvar ein Taxi. Bevor er sich zum Mittnerhof fahren ließ, machte er noch einen Abstecher zum Blumenladen in Mainingberg.

      *

      Der Mittnerhof lag umgeben von Wiesen und Weiden ein Stück außerhalb des Dorfes. Das Wohnhaus und die Stallungen waren erst kürzlich renoviert worden. Auch das alte Pflaster im Hof war erneuert worden. Der ausgehöhlte Eichenstamm, der als Auffangbecken für das Wasser diente, das über eine grüne Metallpumpe aus einem unterirdischen Brunnen heraufkam, war ein romantischer Hingucker für die Feriengäste, die auf dem Hof übernachteten.

      Ingvar ließ sich vor dem Tor zum Hof absetzen, klemmte den Blumenstrauß für Fabia unter den Arm und humpelte auf seinen Krücken in den Hof.

      »Ingvar, hallo.« Fabia kam aus dem umgebauten Teil der Scheune, in dem die beiden Ferienappartements untergebracht waren. Sie trug ein weich fallendes Kleid mit einem blauen Blütenmuster, das ausgesprochen gut zu ihrem hellen Haar passte. »Du hast Schmerzen«, stellte sie fest, als sie sah, dass sich Schweißperlen auf seiner Stirn zeigten.

      »Die Rippenprellung und die Krückenakrobatik vertragen sich nicht so gut.« Er versuchte ein Lächeln, während er seine Atmung wieder beruhigte. »Ich wollte mich noch einmal bei dir bedanken«, sagte er und überreichte ihr den Strauß mit den bunten Margeriten und gelben Rosen.

      »Danke, der ist wunderschön«, sagte sie und roch an den Blumen. »Schaffst du es noch bis zu meinem Appartement?«

      »Das hoffe ich doch.« Ohne den Blumenstrauß ging es auch gleich ein bisschen leichter, weil er seinen Arm nicht mehr so verkrampfte, um den Strauß festzuhalten.

      Das Appartement, in das Fabia ihn führte, war mit rustikalen Kiefernholzmöbeln eingerichtet. Neben einem breiten Bett und einem Esstisch mit vier Stühlen gab es auch eine gemütliche Sofaecke. Der Küchenblock im Wohnzimmer war mit allem Notwendigen eingerichtet inklusive Spülmaschine und Mikrowelle. Fabia hatte den Tisch bereits gedeckt. Es gab frisch aufgebackene Brötchen, Marmelade, Honig, mehrere Käsesorten, Kaffee und Orangensaft.

      »Du solltest deinen Fuß hochlagern«, sagte sie, nachdem er sich gesetzt hatte. Sie rückte einen Stuhl mit einem Kissen darauf so hin, dass er sein Bein hochlegen konnte. »Ich mache uns noch Rühreier. Du magst doch Rühreier?«

      »Ja, sehr gern. Eigentlich hätte ich dich zum Frühstück einladen sollen. Erst rettest du mich, dann kümmerst du dich um mich. Wie soll ich das wieder gut machen?«

      »Du musst gar nichts wieder gut machen. Ich freue mich, dass du hier bist. Wir können uns jetzt ausführlich über unser Fachgebiet austauschen«, entgegnete sie lächelnd.

      »Die Pilze.«

      »Richtig, die Pilze. Ich gehe davon aus, dass wir beide davon überzeugt sind, dass sie wertvoll für die Menschheit sind. Als Nahrungsmittel und als Heilmittel.«

      »Als Heilmittel sind sie wohl eher in der traditionellen chinesischen Medizin bekannt.«

      »Stimmt, aber inzwischen ist auch bei uns das Interesse geweckt herauszufinden, was wir aus dieser Erfahrung lernen können. In China werden einige Pilze bereits seit 5000 Jahren zur Heilung von Krankheiten eingesetzt.«

      »Das ist sicher ein spannendes Forschungsgebiet.«

      »O ja, unbedingt«, sagte Fabia, während sie die Rühreier mit Paprika und Schafskäse servierte. »Wie sieht es denn um unseren heimischen Pilzbestand aus?«, fragte sie ihn, als sie sich ihm gegenüber an den Tisch setzte.

      »Recht gut«, sagte Ingvar und berichtete über seine Ausflüge der letzten Wochen. Die Fragen, die Fabia ihm dabei stellte, zeigten ihm, dass sie sich wirklich ebenso sehr wie er für dieses Thema interessierte.

      »Wir beide ergänzen uns in unserer Arbeit. Es macht wirklich Spaß, mit dir über dieses Thema zu sprechen«, sagte Fabia irgendwann und sah ihn mit einem strahlenden Lächeln an.

      »Mir gefällt unser Gespräch auch, sehr sogar.«

      »Wenn das so ist, dann könntest du doch heute den ganzen Tag hier verbringen. Wie wäre das? Oder hast du etwas vor?«

      »Nein, das nicht, aber…«

      »Aber? Du willst nicht bleiben?«

      »Doch, schon, ich will dir nur nicht zur Last fallen.«

      »Das tust du nicht, sonst hätte ich dich nicht gefragt.«

      »Gut, dann bleibe ich.«

      »Wunderbar, noch einen Orangensaft?«

      »Ja, bitte«, sagte er und betrachtete sie mit einem liebevollen Lächeln. Er war ihr dankbar, dass sie ihn gebeten hatte, zu bleiben. Er fühlte sich in ihrer Gegenwart sehr wohl und er wusste, dass er Fabia vermissen würde, sobald er sich von ihr verabschieden musste.

      *

      Nach dem Frühstück waren sie in die Sitzecke gewechselt, damit Ingvar es bequemer hatte und seine Beine hochlegen konnte. Sie hatten über ihre Arbeit gesprochen und dabei festgestellt, dass sie ganz ähnliche Ansichten über die Natur und das Leben an sich hatten. Ingvar zeigte Fabia auch seine Internetseite mit den Filmen, die er von seinen Wanderungen der letzten Wochen aufgenommen und hochgeladen hatte. Sie waren so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass sie nicht merkten, wie die Zeit verging.

      »Schon vier Uhr«, stellte Fabia verblüfft fest, als es irgendwann an ihrer Tür klopfte und sie auf ihre Uhr schaute.

      »Wir haben uns wohl verplaudert«, entgegnete Ingvar lächelnd, der auf dem Sofa so bequem lag, dass er kaum Schmerzen verspürte und seit dem Frühstück keine weitere Tablette nehmen musste.

      »Ich sehe mal nach, wer etwas von uns möchte«, sagte Fabia und ging zur Tür. »Hallo, Frau Mittner«, begrüßte sie die junge Frau in der gelben Jeans und dem leuchtendblauen T-Shirt, die gleich darauf vor ihr stand.

      »Entschuldigen Sie die Störung, Frau Regner, aber ich möchte Sie und Ihren Besuch zum Grillen einladen. Wir sitzen heute in gemütlicher Runde draußen im Garten. Die meisten Gäste, die zu uns auf den Hof kommen, haben ein bisschen Familienanschluss ganz gern. Falls Sie auch dazu gehören, sind Sie herzlich willkommen.«

      »Ich danke Ihnen für die Einladung, wir kommen sehr gern.«

      »Wunderbar, wir fangen ein bisschen früher an, damit die Kinder auch noch etwas von dem Abend haben. Wir sind dann so ab sechs auf der Wiese neben dem Haus. Bis nachher«, verabschiedete sich Sabine mit einem freundlichen Lächeln.

      »Ja, bis nachher«, sagte Fabia. Sie bewunderte die junge Frau, die vier Kinder hatte, sich um die Ferienwohnungen kümmerte, auf dem Hof mithalf und sich trotzdem noch ein jugendliches Aussehen bewahrt hatte. »Ich hoffe, es ist dir recht, dass ich die Einladung für uns beide angenommen habe«, wandte sie sich an Ingvar, nachdem sie die Tür wieder geschlossen


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