Der neue Landdoktor Staffel 8 – Arztroman. Tessa Hofreiter

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Der neue Landdoktor Staffel 8 – Arztroman - Tessa Hofreiter


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so etwas wie gestern nicht passiert.«

      »Mag sein, aber letztendlich hat dieser Zwischenfall doch auch etwas Gutes.«

      »Jemand bringt dich in eine ausweglose Lage und lässt dich verletzt zurück. Was ist gut daran?«

      »Dass du mich gerettet hast. ­Hätte ich nicht dort im Wald gelegen, wären wir uns vermutlich niemals begegnet. Das wäre doch schade.«

      »Ja, wäre es«, stimmte sie ihm zu. »Ich hoffe, das bedeutet aber nicht, dass du den Mann, der dafür verantwortlich ist, ungestraft davonkommen lassen willst.«

      »Nein, sicher nicht. Es war nicht seine Absicht, mir etwas Gutes zu tun, aber er hatte bestimmt auch nicht vor, mir etwas anzutun. Ich stand einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Eines habe ich daraus gelernt. Ich werde mein Handy in Zukunft stets bei mir tragen und nicht mehr im Rucksack.«

      »Gute Entscheidung. Ich denke, ich sollte jetzt gehen. Du brauchst sicher ein bisschen Ruhe«, sagte Fabia.

      »Ich hatte gehofft, du bleibst zum Abendessen.«

      »Wird dir das auch nicht zu viel?«

      »Nein, es wird mir ganz bestimmt nicht zu viel, wenn du noch bei mir bleibst.«

      »Gut, dann bleibe ich. Soll ich uns etwas zu essen machen?«

      »Wir können auch Pizza bestellen.«

      »Pizza essen und einen Film ansehen?«

      »Den über die Pinguinfamilie, die ihren Nachwuchs verliert und schließlich wieder findet?«

      »Ja, bitte, ich liebe diesen Film.«

      »Dann bestelle ich jetzt die Pizza«, sagte Ingvar und nahm das Telefon in die Hand, das auf dem Tisch vor ihm lag. »Pizza mit Pilzen?«, fragte er lächelnd.

      »Was sonst«, antwortete sie schmunzelnd.

      *

      »Manchmal müssen solche Tage einfach sein. Frei von jeder Verantwortung, einfach nur Spaß haben«, sagte Fabia, als sie sich gegen elf von Ingvar verabschiedete.

      »Einen Tag, den wir uns vermutlich beide nicht gegönnt hätten, wäre dieser Baumstamm nicht auf mich gerollt«, entgegnete Ingvar, der sie auf seinen Krücken zur Tür begleitete.

      »Schon gut, ich sehe allmählich auch die Vorteile dieses Zwischenfalls«, antwortete sie lächelnd.

      »Treffen wir uns morgen wieder?«

      »Von mir aus gern. Ich sehe meinen Aufenthalt in Bergmoosbach mehr als Urlaub. Ich bin nicht nur zum Arbeiten hier. Außerdem habe ich durch dich schon einiges über die Pilzvorkommen der Gegend erfahren, was mir bei meiner Arbeit weiterhilft.«

      »Wir können auch gern einen gemeinsamen Arbeitstag am Computer einlegen. Ich werde dir alles sagen, was ich weiß.«

      »Vielleicht komme ich darauf zurück. Wann wollen wir uns morgen treffen?«

      »Ich fahre morgen früh erst in die Praxis Seefeld. Doktor Seefeld will sich meinen Knöchel ansehen. Er meinte, wenn ich Glück habe, kann ich den Fuß ab morgen schon wieder ein wenig belasten und brauche nur noch eine Krücke.«

      »Wie kommst du in die Praxis?«

      »Mit dem Taxi.«

      »Ich kann dich auch hinfahren.«

      »Ich soll aber schon so gegen halb neun kommen.«

      »Kein Problem, ich stehe gern früh auf. Bis morgen.« Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, lief die erste Treppe hinunter und winkte ihm noch einmal lächelnd zu, bevor sie in den ersten Stock hinunterging.

      »Komm gut nach Hause«, sagte er und blieb stehen, bis er die Haustür hörte, die hinter ihr ins Schloss fiel. »Ich glaube, ich habe mich verliebt«, flüsterte er, nachdem er in seine Wohnung gegangen war. Hoffentlich kann ich mich bald wieder normal bewegen, dachte er, als er in diesem Moment den Schmerz auf seinen Rippen spürte. Er beschloss, eine Tablette zu nehmen, und hoffte, durchschlafen zu können. Schließlich wollte er den nächsten Tag wieder mit Fabia verbringen, und da wollte er wach und möglichst schmerzfrei sein.

      *

      »Wohin geht es denn schon so früh?«, fragte die ältere Dame, die im Erdgeschoss aus dem Fenster schaute, als Ingvar am nächsten Morgen zu Fabia ins Auto stieg.

      »Ich habe einen Termin bei Doktor Seefeld, Frau Bader, vielleicht kann ich nachher schon wenigstens auf eine Krücke verzichten«, antwortete er seiner Nachbarin, die immer freundlich zu ihm war und ihm auch angeboten hatte, für ihn einkaufen zu gehen.

      »Ich wünsche Ihnen viel Glück.« Sie schaute auf Fabia, die Ingvar half, sich auf den Beifahrersitz ihres kleinen roten Autos zu setzen. »Sie sind wohl die junge Dame, die unseren Herrn Wering im Wald gefunden hat«, sagte sie.

      »Ja, das ist sie, Frau Bader«, antwortete Ingvar für Fabia, die sich schmunzelnd auf den Fahrersitz setzte. »Wir müssen dann los«, sagte er und schloss die Beifahrertür.

      »Du stehst unter Beobachtung«, stellte Fabia amüsiert fest.

      »Das lässt mich hoffen, dass man mich vielleicht doch noch gefunden hätte, bevor ich im Wald verhungert wäre. Ich gehe davon aus, dass Frau Bader sich spätestens am nächsten Morgen gefragt hätte, ob mir etwas zugestoßen ist. Wir plaudern morgens immer ein bisschen, wenn ich vom Zeitungsladen komme und sie gerade die Zimmer zur Straße hin lüftet.«

      »Was sie getan oder nicht getan hätte, wirst du nicht mehr herausfinden.«

      »Diese Variante, dass du mich gerettet hast, ist mir auch weitaus lieber«, sagte er, als sie durch den Tunnel fuhren, der Mainingberg mit Bergmoosbach verband.

      »Das hoffe ich«, antwortete sie lachend.

      *

      Das Seefeldhaus mit seinen lindgrünen Fensterläden lag auf einem sanft ansteigenden Hügel am Ortseingang des Dorfes. Eine Treppe führte durch den blühenden Steingarten zum Wintergarten hinauf, einem mit roten Schindeln überdachten Glasbau. Der weiße Kiesweg durch den Hof verband das Wohnhaus mit dem hellen Backsteinbau, in dem die Praxis untergebracht war. Eine prächtige alte Ulme, deren Stamm von einer weißen Holzbank umrahmt wurde, beschattete den Hof mit ihrem Laubdach.

      »Ich parke unten auf der Straße und komme dann nach«, sagte Fabia, nachdem sie Ingvar direkt vor dem Eingang der Praxis abgesetzt hatte.

      »Du willst wirklich hier mit mir warten?«

      »Aber ja, du hast doch einen Termin, da wird es schon nicht so lange dauern. Bis gleich.« Sie stieg in ihr Auto und fuhr die gepflasterte Auffahrt wieder zur Straße hinunter, während Ingvar die Praxis betrat.

      »Guten Morgen«, sagte er, als die ältere Sprechstundenhilfe, die in der Eingangsdiele hinter dem weißen Tresen stand, ihren Kopf hob und ihn anschaute.

      »Guten Morgen, was kann ich für Sie tun?«, fragte die rundliche Frau und sah ihn mit ihren freundlichen hellen Augen an.

      »Mein Name ist Ingvar Wering, ich habe einen Termin bei Doktor Seefeld.«

      »Termin? Seit wann gibt es denn bei euch Termine?«, fragte die stattliche Frau im hellblauen Dirndl, die im Wartezimmer auf dem Stuhl direkt neben der geöffneten Tür saß.

      »Denkst du nicht, dass Sebastian weiß, was er tut? Dass es einen Grund dafür gibt, dass er den jungen Mann extra bestellt? Wenn du dich ungerecht behandelt fühlst, Kornhuberin, dann suchst du dir halt einen anderen Arzt«, schlug Gerti Fechner, die langjährige Sprechstundenhilfe, Therese Kornhuber, der ersten Vorsitzenden des Landfrauenvereins, vor.

      »Es war nur eine Frage, meine Gute«, murmelte Therese und schaute demonstrativ zur anderen Seite aus dem Fenster.

      »Tut mir leid, ich wollte keinen Ärger provozieren«, sagte Ingvar, als er Gerti seine Versicherungskarte über den Tresen reichte und die anderen Patienten im Wartezimmer tuscheln hörte.

      »Geh, Ärger,


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