Falk 8: Pippo di Fiumes Schatz. Melanie Brosowski

Читать онлайн книгу.

Falk 8: Pippo di Fiumes Schatz - Melanie Brosowski


Скачать книгу
ich Euch hätte töten können?«

      »Ja.« Seinem Gesichtsausdruck nach war es ihm tatsächlich bewusst. »Ihr habt es nicht getan.« Ein wenig schien er darüber verwundert zu sein. Er dachte kurz nach und fuhr dann fort: »Und genau deshalb glaube ich auch nicht mehr, dass Lucia di Fiumes Diener von Euch ermordet wurde.«

      Nun, das war wenigstens etwas.

      Falk lächelte und half dem Mann auf. Dieser ließ sich von einem der Männer seinen Umhang umlegen. Seine warnenden Worte dabei waren jedoch an Bingo gerichtet. »Ihr habt dem Vogt böse mitgespielt, Ritter Bingo. Er ist ein stolzer und nachtragender Mann. Ganz gleich, wie er sich in Zukunft Euch gegenüber verhält … Er ist von nun an Euer Todfeind.«

      Das hat uns gerade noch gefehlt, dachte Falk.

      »Danke für die Warnung, Hauptmann!«, erwiderte Bingo gelassen. Ihn schien ein weiterer Mann auf dieser imaginären Liste nicht zu stören.

      Der Hauptmann sah auf den bewusstlosen Vogt nieder. »Es ist wohl besser, er sieht Euch nicht gleich, wenn er wieder zu sich kommt.«

      Dem konnte Falk nur zustimmen.

      Der Hauptmann wandte sich an seine Männer. »Bleibt beim Vogt und begleitet ihn zurück, wenn er erwacht! Ich reite mit den beiden Rittern voraus!«

      »Zu Befehl, Herr Hauptmann!«

      Falk war froh, als man ihnen ihre Pferde brachte.

      Zusammen mit dem Hauptmann ritten sie los. Endlich hatte Falk Zeit, in Ruhe und ausführlich von den Geschehnissen zu berichten.

      Der Hauptmann hörte interessiert zu.

      »Leider konnte ich letzte Nacht nicht mehr hören, Hauptmann«, beendete Falk irgendwann seinen Bericht.

      »Hm. Merkwürdig. Sehr merkwürdig.« Er schien nachzudenken.

      »Ja! Noch merkwürdiger finde ich es, dass der Diener Lucia di Fiumes mit einem Gedichtbändchen durch die Gegend reitet.« Falk hatte stundenlang darüber nachgegrübelt, doch er war noch immer nicht zu des Rätsels Lösung gekommen.

      »Ob das der Gegenstand war, den der Diener dem Unbekannten geben wollte?«, mischte sich nunmehr auch Bingo ein und tat seine Gedanken zu dieser Sache kund.

      »Hm!« Falk krauste die Stirn und schloss kurz nachdenklich die Augen. »Das könnte sein, Bingo! Und da er ihm das Büchlein nicht geben konnte, weil er es während des Handgemenges mit uns verloren hatte, gerieten sie in Streit!« Das musste es sein! Warum war er selbst nicht darauf gekommen? »Und dabei wurde der Diener getötet«, murmelte Falk.

      Der Hauptmann sah ihn an. »Möglich.«

      Falk nickte. Aber irgendetwas stimmte an seiner Theorie noch nicht so ganz. »Andererseits, wenn das Büchlein so wichtig für den Unbekannten ist, dann wäre er zurückgekommen, um es zu suchen.«

      »Aber das ist er nicht.«

      »Nein. Bingo und ich haben abwechselnd gewacht. Es hat sich niemand dem Hof genähert.«

      »Weshalb zerbrecht Ihr Euch den Kopf darüber, Ihr Herren? Euch geht das Ganze doch nichts an.«

      Falk lachte auf. »Das sagt Ihr!« Für Falk war die Sache noch lange nicht beendet. »Noch ist der Verdacht, dass wir den Diener erschlagen haben, nicht von uns genommen. Wenn wir herausbekommen könnten, was sich abgespielt hat, nachdem die beiden Männer geflüchtet sind …«

      Der Hauptmann nickte. »Ich verstehe Euch.«

      »Schade, dass der Vogt uns das Büchlein abgenommen hat.«

      Bingo hatte anscheinend genug von dem Thema. »Übrigens … warum ist der Bauernhof verfallen?«, fragte er. »Als ich vor fünf Jahren …«

      »Der Bauer stand mit dem Teufel im Bunde!«, unterbrach der Hauptmann ihn harsch. Seine Miene verfinsterte sich. »Er versuchte, den Vogt mit Hexerei umzubringen, da wurde er zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Seine Frau und seine Söhne haben nach der Hinrichtung das Land verlassen.«

      Bingo wurde eine Spur blasser. Er hatte anscheinend mit vielem gerechnet, aber nicht mit solch einer schrecklichen Geschichte. »Das … das ist ja …« Ihm fehlten die Worte.

      »Ruhig, Bingo!«, sagte Falk und wandte sich wieder an den Hauptmann, begierig darauf, auch den Rest zu hören. »Warum wollte der Bauer den Vogt verhexen?«

      »Es ging um die Abgaben.«

      »Die Abgaben?« Falk verstand nicht ganz.

      »Bei einer Überprüfung wurde festgestellt, dass der Bauer zu wenig Abgaben leistete. Der Bauer beschuldigte den Vogt, einen Teil der Abgaben einbehalten zu haben. Der Vogt drohte ihm, da fiel er auch schon bewusstlos zu Boden.«

      Das war mehr als seltsam, in der Tat.

      »Er wurde krank. Er stöhnte immerfort, dass der Bauer ihn in Gestalt eines Teufels peinigte.«

      Oh, dieser verfluchte Aberglaube!, dachte Falk. »Auf die Idee, dass der Bauer die Wahrheit sagte, und der Vogt diese Komödie aufführte, um eine Untersuchung wegen Veruntreuung gegen sich abzuwenden, ist wohl niemand gekommen, oder?« Falk war sich durchaus bewusst, was er dem Vogt da vorwarf. Aber das erschien ihm wesentlich wahrscheinlicher, als dass der Bauer den Vogt verhext hatte.

      »Herr!«, fuhr der Hauptmann ihn an.

      »Ich nehme an, der Hof mit den Ländereien ist als kleine Wiedergutmachung in den Besitz des Vogtes übergegangen«, mutmaßte er weiter.

      »In der Tat! Woher wisst Ihr …?«

      Falk lachte auf. »Dazu braucht man kein Hellseher zu sein!« Er hatte nur eins und eins zusammengezählt.

      »Ihr … Ihr glaubt nicht an Geister und übersinnliche Erscheinungen?«

      »Nein.« Das tat Falk nun wirklich nicht. Seiner Meinung nach gab es für alles eine logische Erklärung. Man musste nur lange und genau genug danach suchen.

      »Dann behaltet diese Meinung besser für Euch, wenn ich Euch einen guten Rat geben darf«, warnte der Hauptman ihn. »Graf Colleverde kann sehr ungnädig werden. Er ist ein fanatischer Anhänger der Geisterkunde.«

      »Oh!«, entfuhr es Falk. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt! Ihnen blieb aber auch gar nichts erspart auf dieser Reise.

      Bingo schwieg, hing offenbar seinen Gedanken nach.

      Irgendwann deutete der Hauptmann auf ein gewaltiges Anwesen auf einem Hügel. »Das ist das Schlösschen der Familie di Fiume. Übrigens, man munkelt, dass Lucia di Fiume eine Hexe sei!«

      Falk seufzte. Auch das noch. »Großer Himmel! Bingo, wohin hast du mich geführt?«

      Doch ehe der Ritter etwas erwidern konnte, fuhr der Hauptmann fort. »Oh! Jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ihr Diener hat das Büchlein gestohlen und ist von ihr aus der Entfernung durch schwarze Kunst getötet worden!«

      »Wie?«, fragte Bingo.

      »Ah!«, entfuhr es Falk.

      Plötzlich zog der Hauptmann sein Pferd herum.

      »He! Wo wollt Ihr hin?«, fragte Falk, dessen Pferd scheute.

      »Himmel, ein teuflischer Bann liegt auf dem Büchlein! Jeder ist in höchster Gefahr, der es bei sich trägt! Ich muss sofort den Vogt warnen. Reitet schon voraus und berichtet Graf Colleverde, was geschehen ist!«

      Bingo schnaubte abfällig. »Ja sind denn die Leute hier während der letzten fünf Jahre alle übergeschnappt?«

      Falk zuckte ratlos mit den Schultern. Die Loyalität des Hauptmanns in allen Ehren, aber … »Komm, wir müssen Lucia di Fiume warnen. Ich möchte verhindern, dass noch ein unschuldiger Mensch auf dem Scheiterhaufen endet.«

      »Hoffentlich komme ich nicht zu spät, und der Vogt ist dem Hexenbann nicht schon erlegen!« Große Sorge und Angst standen dem Mann ins Gesicht geschrieben.

      »Das


Скачать книгу