Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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er extra in eine Plastiktüte gesteckt hatte.

      »Es ist schmutzig geworden«, flüsterte Monika leise.

      »Das macht nichts, Moni. Papa gefällt es auch so!«, versuchte sie Claudia zu beruhigen.

      Monika strahlte.

      Anna kam und nahm die nassen Sachen.

      »Ich hänge sie an den Kamin, dann sind sie schnell trocken. Kommst du mit und hilfst mir, Moni?«

      Auf diese Weise lotste Anna Monika geschickt von Claudia und Mark fort. Sie hatte aus einigen Metern Entfernung gesehen, wie die beiden sich begrüßt hatten.

      Als Anna Augenblicke später in die Küche der Berghütte kam, flüsterte Toni ihr zu: »Hast gesehen, wie die beiden sich angestarrt haben? Himmel, ich dachte, ich sehe nicht recht. Da hat es gefunkt. Was meinst du, Anna?«

      »Pst, Toni! Nicht so laut. Moni könnte dich hören. Die Kleine ist sehr aufgeweckt.«

      »Anna, keine Sorge, ich lass mir bei der Moni nix anmerken. Aber ich kann erkennen, wenn ein Bursche und ein Madl sich sehen und Interesse aneinander haben.«

      »Übertreibst du da nicht, Toni? Claudia hat bestimmt kein Interesse an einer neuen Partnerschaft. Sie trauert noch immer um ihren Rudi, auch wenn es schon bald ins dritte Jahr geht, dass sie ihn beerdigen musste. Sie trägt noch immer tiefschwarze Trauerkleidung.«

      »Und sie sieht schlimm darin aus! Dabei ist sie noch so jung.«

      »Sie wird bald vierundzwanzig, hat mir Martin erzählt.«

      »Es ist nicht gut, wenn sie sich so dem Leben abwendet. Überlege dir mal, Anna, die Menschen werden heute immer älter. Sie wird doch nicht fünfzig oder sechzig Jahre, vielleicht noch länger, trauern wollen?«

      Anna zuckte mit den Schultern und seufzte.

      »Toni, wir halten uns da heraus. Claudia scheint die Witwenschaft zu ihrem Lebensinhalt gemacht zu haben. Sie muss entscheiden, ob sie sich wieder dem Leben zuwendet oder weiterhin trauert und ihrem verstorbenen Mann die Treue hält, über seinen Tod hinaus. Das muss jede Frau für sich entscheiden.«

      Anna sah Toni ernst an.

      »Toni, ich bitte dich, dich in dieser Sache sehr zurückzuhalten. Mein Gefühl sagt mir, dass Claudia noch immer sehr verletzlich ist.«

      »Schon gut, Anna. Musst dir keine Sorgen machen! Ich werde nix sagen. Aber eines musst du mir zugestehen. Der Mark strahlt, wenn die kleine Monika bei ihm ist, als hätte er das große Glück gefunden.«

      Anna lächelte und nickte. Sie dachte, dass die Liebe vielleicht einen Umweg machen könnte, über Monikas Herz, um Claudias Herz zu erreichen. Doch darüber sprach sie nicht mit Toni.

      Anna richtete Kaffee und Kuchen auf einem Tablett und brachte es hinaus.

      »Hier, bei Kaffee und Kuchen redet es sich bestimmt besser«, sagte sie zu Claudia und Mark.

      »Danke, Anna, und gib mir bitte gleich Bescheid, sobald Monikas Sachen trocken sind. Oder kannst du mir ein Bügeleisen leihen, dann bügele ich sie trocken? Ich will bald mit Monika heimgehen.«

      »Ich achte darauf, Claudia!«, sagte Anna kurz und ging davon.

      »Du kannst doch bis Morgen hierbleiben. Ich gebe dir und Monika gern meine Kammer und schlafe auf dem Hüttenboden«, bot Mark an.

      »Danke, aber du hast schon genug für uns getan. Ich möchte nicht bleiben.«

      »Schade«, sagte Mark leise. »Monika wird es auch bedauern. Ich hatte ihr versprochen, morgen auf den Gipfel des ›Engelssteigs‹ zu klettern und ihr Bild hinaufzubringen.«

      »Wie bitte?«

      »Claudia, du hast mich genau verstanden. Ich sagte Monika, dass ich ihr Bild ins Gipfelbuch legen werde. Dort würden die Engel es finden.«

      Claudia atmete tief durch.

      »Vielleicht ist das gar keine so schlechte Idee. Ich hätte das Bild heute Nacht sonst verschwinden lassen müssen und ihr morgen gesagt, dass die Engel es geholt hätten. Ich hatte ihr zwar vor dem Einschlafen erklärt, dass die Engel das Bild nicht wirklich abholen würden, sondern dass es auch so in dem dicken Buch wäre, das die Engel haben. Es ist manchmal schwer, alles richtig zu machen. Ich will Monika doch nicht die Illusionen nehmen.«

      »Du hast alles richtig gemacht, Claudia.« Mark lächelte. »Jedenfalls soweit ich es als Außenstehender beurteilen kann. Ich habe keine Kinder«, sagte er und fügte leise hinzu. »Ich hatte von Kindern geträumt, als ich dachte, die Richtige gefunden zu haben. Aber der Traum ist kürzlich geplatzt.«

      »Das tut mir leid für dich!«

      Mark schüttelte den Kopf.

      »Das muss dir nicht leid tun. Es war ein Glück für mich. Sie war nicht ehrlich. Aber ich will nicht über Miriam reden. Es ist vorbei.«

      Mark sah Claudia an.

      »Du bist Witwe, sagte mir Martin.«

      Sie nickte und trank einen Schluck Kaffee.

      »Uns blieben nur wenige Jahre, aber es waren die glücklichsten meines Lebens.«

      Obwohl Claudia Mark nicht kannte, öffnete sie ihm ihr Herz. Sie erzählte ihm, wie sie Rudolf Rachner begegnet war. Es war kurz vor ihrer Volljährigkeit, sie war noch Schülerin und stand vor dem Abitur.

      »Er war viel älter als ich, Mitte Dreißig. Meine Eltern waren entsetzt. Seine Eltern hielten mich für eine Spielerei ihres Sohnes. Für uns war es die große Liebe.«

      Claudia sah Mark nicht an, als sie ihm ihr Leben erzählte. Sie machte ihr Abitur, zog an ihrem achtzehnten Geburtstag zu Rudolf, der Rudi gerufen wurde. Sie heirateten und stellten fest, dass sie auf dem Weg waren, glückliche Eltern zu werden.

      »Wir freuten uns. Rudi war Architekt. Er kaufte eine schicke Wohnung mit großer Terrasse in einem guten Viertel von München. Zwei Jahre später entdeckten wir die Enzian Alm und kauften sie. Das heißt, Rudi schenkte sie mir. Es war klug von ihm. So haben Monika und ich ein wirkliches Zuhause, weit ab von allem. Monika fühlt sich hier in Waldkogel sehr glücklich und ich bin auch ruhiger geworden. Rudis Eltern machten mir immer wieder Schwierigkeiten. Sie sind sehr vermögend. Rudi war ihr einziges Kind und sie wollen Monika haben. Sicher schützt mich das Gesetz. Ich bin die Mutter, aber Rudis Eltern haben Macht und Einfluss. Mehr will ich nicht sagen!«

      Claudias Augen wurden feucht.

      »Sie dürfen nie erfahren, dass Monika fortgelaufen war.«

      Mark verstand.

      »Sie werden es nie erfahren. Von wem sollten sie es erfahren? Außerdem bin ich sicher, dass dir hier in Waldkogel nichts geschehen kann. Jeder wird bezeugen, was für eine gute Mutter du bist«, sagte Mark mit sanfter Stimme.

      Er ahnte, welche Ängste Claudias Herz schwer machten.

      »Ja, ich sorge gut für Monika und bin finanziell auch abgesichert. Die Wohnung in München steht zum Verkauf. Es gibt auch schon Interessenten.«

      »Das ist doch wunderbar.«

      »Ja, wenn die Wohnung verkauft ist, habe ich weniger Belastungen und das Kapitel München ist abgeschlossen. Ich werde dann hier auf dem Friedhof ein Grab kaufen und Rudi umbetten lassen. Er liebte Waldkogel und ich denke, es wäre ihm recht. Außerdem ist es gut für Monika, wenn ihr Vater hier beerdigt ist. Ich denke, dass die Grabpflege die Verbindung und die wenigen Erinnerungen, die Monika hat, stärkt.«

      »Du machst das alles wirklich großartig, Claudia.«

      Er sah sie an. Welch schöne Augen sie hat, dachte er. Gern hätte er ihr ein Kompliment gemacht. Aber er hielt sich zurück. Es war zu früh. Mark wagte nicht einmal zu hoffen, dass es dafür irgendwann einen Zeitpunkt geben könnte.

      »Du denkst an Moni, du bettest deinen Mann um. Was tust du für dich?«, fragte er.

      »Ich habe nichts


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