Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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für sie sein, Mutter und Vater.«

      »Ja, so sagt man im allgemeinen«, sagte Mark leise.

      Gern hätte er ihr gesagt, dass sie auch etwas für sich selbst tun sollte. Etwas, was sie wieder strahlen lassen würde und die Trauer von ihren Wangen nehmen würde. Doch er wusste, dass es besser war, zu schweigen.

      Anna kam an den Tisch.

      »Claudia, die Sachen sind trocken. Monika zieht sie schon an.«

      »Oh, das ist wunderbar. Dann können wir heimgehen.«

      Claudia stand auf. Sie sah Mark an.

      »Nochmal vielen Dank für alles! Vergelt’s dir Gott, wie man hier in den Bergen sagt.«

      »Ich hoffe, wir sehen uns wieder. Ich bin noch einige Tage hier, Claudia.«

      Sie sah ihn nur an und wusste nicht, was sie ihm antworten sollte. Er kam ihr zuvor.

      »Auf jeden Fall muss ich Monika doch berichten, dass ich die Zeichnung auf den ›Engelssteig‹ gebracht habe. Wo ist das Bild?«

      »Das wird Monika haben. Ich rede mit ihr.«

      Claudia eilte davon. Sie war froh einen Grund zu haben, sich von Mark zu entfernen, der sie so verwirrte und sprachlos machte.

      Mark setzte sich wieder hin. In Gedanken verloren spielte er mit den Krümeln auf seinem Kuchenteller. Er schob sie mit dem Besteck hin und her.

      »Mark, hier ist das Bild!«, sagte Monika.

      Mark erschrak. Das kleine Mädchen stand neben ihm. Er hatte es nicht kommen gehört.

      »Danke, Moni! Morgen bringe ich dein Bild hinauf. Das habe ich dir versprochen und das werde ich tun.«

      Monika schaute Mark an.

      »Kannst du bitte ein Foto machen?«, flüsterte sie ihm zu. »Mama hat gesagt, dass ich dich nicht fragen darf. Aber ich hätte so gern ein Foto.«

      »Pst!« Mark legte den Finger auf seine Lippen und blinzelte Monika zu. »Du bekommst dein Foto! Das ist unser kleines Geheimnis.«

      Monika legte zuerst den Zeigefinger über ihre Lippen und raunte: »Pst!« Dann fiel sie Mark einfach um den Hals. Er war zuerst völlig überrascht und überrumpelt. Doch dann drückte er Monika fest an sich.

      »Bist ein ganz liebes Mädchen, Moni! Nun geh’, deine Mama wartet auf dich.«

      »Pfüat di!«, rief Monika und lief davon.

      Mark sah ihr nicht nach. Er hatte Angst, dass Claudia gesehen hatte, wie Monika ihn spontan umarmt hatte. Wie würde sie es aufnehmen?

      Mark schob die Sonnenbrille über die Augen und blätterte in seinem Notizbuch. Doch mit seinen Gedanken war er bei Claudia und Monika.

      »Musst sehr schlau sein, Mark, dass du deine Notizen lesen kannst, auch wenn sie auf dem Kopf stehen.«

      Toni stand neben Mark, dem erst jetzt bewusst wurde, dass er sein Notizbuch verkehrt herum hielt. Er wurde rot.

      »Lass mich raten. Warst mit deinen Gedanken bei Claudia und Monika?«

      »Das war nicht schwer zu erraten, Toni.«

      Mark seufzte.

      »Toni, die beiden sind sehr lieb, alle beide. Monika ist ein wirklich herziges kleines Mädchen. Claudia bewundere ich, wie sie ihr Leben meistert.«

      Toni nickte Mark zu, legte ihm kurz die Hand auf die Schulter und ließ ihn dann mit seinen Gedanken alleine.

      *

      Daheim auf der Enzian Alm angekommen, machte Claudia Monika ein warmes Bad. Danach kochte sie eine von Monikas Lieblingsessen, Grießbrei mit gemahlenen Haselnüssen und Rosinen. Dazu gab es Apfelmus. Anschließend kuschelten sie zusammen auf dem Sofa im großen Wohnraum der Almhütte. Mutter und Kind hatten ein Ritual, dass sie abends zusammen das Fotoalbum betrachteten. Aber an diesem Abend interessierte sich die kleine Monika zum ersten Mal weniger für die Bilder. Sie sprach nur von Mark. Sie erzählte, dabei strahlten und leuchteten ihre Augen. Claudia ließ sie reden, hörte ihr nur zu. Dann brachte sie Monika ins Bett. Sie sprach mit ihr das Nachtgebet wie jeden Abend.

      »Amen«, sagte Claudia.

      Monika sah ihre Mutter an.

      »Papa im Himmel hat bestimmt Mark geschickt. Papa kann Mark auch gut leiden. Kann ich für Mark auch ein Gutenachtgebet sagen wie für Papa?«

      Claudia erschrak im ersten Augenblick. Dann musste sie lächeln. Sie streichelte ihrer kleinen Tochter über das Haar und sagte leise: »Das kannst du!«

      »Lieber Gott beschütze Mark. Amen!«

      »Amen«, wiederholte Claudia.

      »So mein kleines Madl! Es war ein langer und anstrengender Tag. Jetzt wird gleich geschlafen. Heute Abend gibt es keine weitere Gutenachtgeschichte. Da musst du dir selbst eine ausdenken!«

      Monika nickte eifrig.

      »Das kann ich!«

      Monika umarmte ihre Mutter.

      »Ich mag Mark! Er ist nett!«

      »Ja, das ist er«, sagte Claudia leise.

      Sie gab ihrer Tochter einen Kuss, ging hinaus und lehnte die Tür an.

      Claudia brühte einen Tee auf. Sie setzte sich mit dem Becher auf die Bank vor die Hütte und schaute hinauf in den Nachthimmel. Der Mond schien hell, die Sterne funkelten. In Gedanken ging Claudia die Liste der Erledigungen durch, die sie sich für den nächsten Tag vorgenommen hatte. Sie wollte innen an der Tür ein neues Schloss anbringen lassen, damit Monika sich nicht noch einmal heimlich davonschleichen könnte. Sie wollte Pfarrer Zandler besuchen und ihn bitten, mit ihr einen Rucksack kaufen zu gehen. Vielleicht konnte sie den Geistlichen auch überreden, dass er Mark den Rucksack aushändigte. Claudia wollte Mark nicht wiedersehen. Er war ihr unheimlich. Er hatte ihr Herz aufgewühlt. Sie war sich bewusst, dass mit ihr etwas vor sich gegangen war. Das durfte sich nicht wiederholen. Sie hatte auch gesehen, wie Monika sich mit einer Umarmung von Mark verabschiedet hatte. Sie war nicht eifersüchtig. Doch dass Monika heute Abend auch für Mark gebetet hatte, das hatte sie überrascht und machte sie umso nachdenklicher. Nimm es nicht so ernst, ermahnte sich Claudia selbst. Monika steht noch ganz unter dem Eindruck ihrer schlimmen Erlebnisse. Wenn etwas Zeit vergeht, wird sie ihn vergessen.

      Was ist, wenn sie ihn nicht vergisst, schoss es Claudia durch den Kopf. Dabei musste sie sich eingestehen, dass sie sich vor einem Wiedersehen so sehr fürchtete.

      Claudia überlegte, was sie tun sollte. Ihr kamen viele Ideen.

      Vielleicht sollte ich mit Monika in Urlaub fahren?

      Ich könnte mit ihr zu Janet ziehen, einige Tage, bis er wieder fort ist aus Waldkogel, denn schließlich macht er nur Urlaub.

      Ich könnte all die Einladungen von Freunden annehmen, die mir nach Rudis Tod geschrieben hatten.

      Ich könnte Doktor Martin Engler bitten, mich und Monika sofort in eine Mutter-und-Kind-Kur zu vermitteln.

      Die Uhr auf dem Kirchturm der schönen Barockkirche in Waldkogel schlug Mitternacht. Claudia erschrak. Sie hatte Stunden damit verbracht, darüber nachzugrübeln, wie sie Mark aus dem Weg gehen konnte. Sie schaute hinauf in den Nachthimmel und flüsterte leise: »Rudi, es tut mir leid. Entschuldige! Ich weiß auch nicht, wie das kam.«

      Claudia zog ihr Dreieckstuch enger um die Schultern. Es konnte die Umarmung nicht ersetzen, nach der sie sich sehnte. Sie fühlte sich so einsam.

      Und plötzlich war sie mit ihren Gedanken wieder bei Mark. Er hat wohl gerade eine gescheiterte Beziehung hinter sich, der Arme, dachte sie. Wenn einem der liebste Mensch genommen wird, ist es schlimm und man muss sich damit abfinden. Aber wenn ein Mensch einen enttäuscht, dann ist das sicherlich auch sehr schmerzlich. Diese Miriam war nicht ehrlich, hatte Mark ihr gesagt, erinnerte sich Claudia. Das kann viel bedeuten, überlegte sie. Hatte sie ihn bestohlen, betrogen,


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