Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Mensch Mark ist? Ja, manche haben das große Glück und treten es mit Füßen, sagte sich Claudia.

      Claudia verglich Rudi mit Mark. Sie waren sehr unterschiedlich, hatten aber doch Gemeinsamkeiten. Sie liebten beide die Berge. Mark konnte auch gut mit Monika umgehen.

      Vielleicht sollte ich Monika Marks Nähe lassen, bis er wieder abreist? Claudia grübelte. Kinder brauchen auch eine männliche Bezugsperson, überlegte sie. Außerdem war Monika offenbar in Marks Nähe glücklich.

      Claudia seufzte leise.

      Sie gestand sich ein, dass sie Angst hatte, unheimlich große Angst, dass in ihr Gefühle aufkeimen würden, zu denen sie sich nicht bekennen wollte, weil sie sich vorgenommen hatte, niemals mehr für einen Mann Gefühle aufzubringen. Ihre Liebe hatte ihrem Rudi gegolten, dem wunderbaren Vater ihres gemeinsamen Kindes. Es war eine ganz besondere Liebe gewesen, trotz des Altersunterschieds. Rudi war so jung im Herzen gewesen. So voller Übermut und Unbeschwertheit konnte er sein, dass sie oft den Altersunterschied vergaß.

      Claudia spürte, wie sie langsam die Müdigkeit übermannte. Sie ging in die Almhütte und schloss die Tür. Zur Sicherheit hängte sie eine kleine Kuhglocke an den Türgriff. Sollte Monika versuchen, sich erneut davonzustehlen, so hoffte Monika, durch das Geräusch geweckt zu werden. Sie löschte das Licht und ging in ihre Kammer. Sie drückte einen Kuss auf Rudis Bild auf dem Nachttisch und kuschelte sich in die Federn. Sie war müde und schlief gleich ein.

      *

      Mark war nach dem Abendessen auf der Terrasse sitzen geblieben, auch als sich die anderen Hüttengäste zurückzogen.

      »Willst net schlafen gehen?«, fragte Toni.

      Mark, der tief in Gedanken war, erschrak und zuckte zusammen.

      »Nein! Ich kann nicht schlafen. Ich müsste schlafen. Ursprünglich hatte ich vor, morgen auf den Gipfel des ›Engelssteigs‹ zu klettern. Aber ich werde den Aufstieg um einen Tag, vielleicht auch um einige Tage verschieben.«

      Mark warf Toni einen Blick zu.

      »Du hast selbst gesagt, Toni, wenn man mit seinen Gedanken mit etwas sehr beschäftigt ist, dann soll man die Gipfel, Gipfel sein lassen, richtig?«

      »Ja, das war mein Rat! Geht dir die Sache mit der Miriam immer noch durch den Kopf?«

      Mark grinste.

      »Miriam? Miriam, wer ist das? Wer war sie? Ach ja, jetzt erinnere ich mich undeutlich. Sie ist eine meiner Verflossenen, wie das im Leben manchmal so passiert«, lachte Mark.

      Sie mussten beide schmunzeln.

      »Hast du Zeit, Toni? Trinken wir noch ein Bier zusammen?«

      »Sicher, gern! Setzen wir uns rein, an den Kamin?«

      Mark und Toni gingen in die Berghütte. Während Toni zwei Bier zapfte, legte Mark Holz in die Glut des Kamins. Er streichelte Bello, der auf seinem Lieblingsplatz vor dem Kamin lag.

      Toni kam und reichte Mark den Bierseidl. Sie prosteten sich wortlos zu und tranken.

      »Toni, ich bin schon den ganzen Tag am Überlegen, ob ich noch wirklich nach Wien gehen soll. Ich könnte auch mit Vater sprechen und zum Beispiel eine Filiale in Kirchwalden eröffnen. Ich grüble schon den ganzen Abend darüber nach. Ich könnte mir hier eine Wohnung suchen. Was hältst du davon?«

      Toni unterdrückte ein Schmunzeln.

      »Woher der Sinneswandel? Haben dich die Berge so verzaubert, dass du ein Waldkogeler werden willst?«

      Mark grinste verlegen.

      »Die Berge, ja ja, die Berge auch. Da findet man so allerlei Interessantes und Schönes, was einem dann packt und nicht mehr loslässt.«

      Toni gab sich bewusst etwas unbedarft. Er warf einen Blick auf die Wanduhr in der Wirtsstube der Berghütte.

      »Mark, es ist schon spät. Vielleicht bin ich auch nicht mehr so aufnahmefähig, aber ich verstehe nicht, was du mir damit sagen willst.«

      Mark trank einen Schluck Bier.

      »Gut, Toni, dann will ich es anders ausdrücken. Auch wenn ich mich bisher davor scheute.«

      Toni musste Geduld aufbringen. Mark schaute in die Flammen des Kaminfeuers und Toni sah, dass er sich jedes Wort genau überlegte.

      »Toni, ich will es so sagen. Die kleine Monika hat sich einen festen Platz in meinem Herzen erobert. Ich bin einfach vernarrt in des kleine herzige Madl.«

      Mark atmete tief ein.

      »Ihre Mutter, die Claudia, die hat es mir nicht minder angetan. Der Himmel stehe mir bei, aber die Claudia, die hat eine Ausstrahlung, dass mir fast das Herz stehen geblieben ist, als ich sie gesehen habe. Dabei sieht sie im Augenblick so blass und schmal aus. Toni, ich kann es nicht verstehen, ich kann es nicht glauben. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr muss ich es mir eingestehen. Toni, ich denke, ich habe mich in die Claudia verliebt. Ich hatte nicht vor, mich zu verlieben. Ich suchte nicht nach einem Ersatz für Miriam, ganz im Gegenteil. Ich war überhaupt nicht auf der Pirsch, wenn du es so nennen willst. Toni, ich schwöre dir, des war ganz eigenartig. Wir sahen uns an, gaben uns die Hand und dann ist etwas geschehen, das ich schlecht beschreiben kann. Ich kann dir das nur mit einem Vergleich aus der Physik annähernd, nur ungefähr, wie bei einem Experiment, aufzeigen. Also stelle dir vor, da gibt es einen großen Tisch. Er ist aus Holz, also nicht magnetisch. An beiden Querseiten des Tisches werden zwei starke, sehr starke Magnete so platziert, dass, wenn man sie loslässt, sie durch die gegenseitige Anziehungskraft sich aufeinander zubewegen und nichts kann sie aufhalten. Dann hängen sie zusammen und es kostet viel Kraft, sie zu trennen, verstehst du?«

      Toni trank schnell einen Schluck Bier, um ein Lachen zu unterdrücken.

      Er räusperte sich.

      »Ja, ich verstehe dich genau, Mark. Diesen Vorgang bei Menschen habe ich schon oft beobachtet, und außerdem mit der Anna selbst erlebt. Dafür gibt es ein Wort. In einem Kreuzworträtsel würde stehen: Anziehungskraft bei Menschen mit fünf Buchstaben!«

      »L – I – E – B – E!«, buchstabierte Mark und nahm dabei seine Finger zur Hilfe.

      Er nickte und lächelte verträumt.

      »Ja, das Wort heißt ›Liebe‹, Toni. Ich gebe es zu, mir gegenüber und dir gegenüber. Ich habe mich in Claudia verliebt.«

      Toni schaute Mark ernst an.

      »Mark, ich freue mich für dich, dass die Liebe wieder dein Herz erfasst hat, aber ich bin auch verwirrt.«

      »Warum bist verwirrt?«

      »Weil ich immer sage, dass die Liebe die Herzen zusammenführt, die zusammengehören. Aber Claudias Herz gehört immer noch ihrem Rudi.«

      »Das ist mir klar. Doch ich kann nichts dafür, dass ich mich in sie verliebt habe. Ich weiß, dass ich Geduld haben muss. Deshalb denke ich, es wäre vielleicht gut, wenn ich in ihrer Nähe wäre.«

      »Eine Garantie, dass deine Geduld belohnt wird, gibt es nicht, Mark.«

      Toni trank einen Schluck Bier und redete weiter.

      »Früher, zur Zeit meiner Großeltern, da war es sehr selten, dass eine Witwe wieder heiratete. Sie hielt ihrem Mann die Treue, besonders, wenn sie finanziell unabhängig war. Wenn eine junge Witwe heiratete, dann war es meistens keine Liebesheirat, sondern eine Zweckheirat. Er versorgte sie und die Halbwaisen und sie schenkte ihm noch weitere Kinder.«

      »Das weiß ich!«

      »Claudia ist jung, Mark. Vielleicht hast du irgendwann eine Chance. Aber ich will dir keine Hoffnung machen, die sich dann nicht erfüllt. Sicher darfst du um sie werben, das ist das gute Recht eines verliebten Burschen. Dir muss dabei nur klar sein, dass du erstens nicht so vorgehen kannst wie bei einem anderen Madl, das keine Witwe ist, und zweitens, dass sie dich vielleicht auch mag, aber trotzdem nie und nimmer deine Frau wird.«

      Mark seufzte.

      »Ich


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