Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel


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wir einfach nach«, schlug Dhota vor. Er griff zum Interkom und wählte Crahns Privatanschluss. Nach kurzer Zeit war die Verbindung hergestellt. Crahns Frau meldete sich. Ihre Stimme klang besorgt.

      »Gut, dass du anrufst, Dhota«, sagte sie nach der kurzen Begrüßung. »Geht es Crahn gut?«

      »Ich nehme es an«, antwortete Dhota rasch. »Bei euch hat er sich nicht gemeldet?«

      Crahns Frau schüttelte den Kopf. Im Hintergrund waren drei der fünf Kinder zu sehen, die Crahn abgöttisch liebte.

      »Wahrscheinlich leistet er irgendwo in der Stadt Katastrophenhilfe – du kennst ihn ja, immer da zu finden, wo die Not am größten ist.«

      Ein schwaches Lächeln erschien auf dem Gesicht von Crahns Frau.

      »Ich werde ihm sagen, sobald ich ihn sehe, dass er sich bei dir meldet. Einverstanden?«

      Crahns Frau presste die Lippen aufeinander. Es war zu sehen, dass sie auf Dhotas Beschwichtigungsgerede nicht hereingefallen war und sich große Sorgen um ihren Mann machte.

      Der Bildschirm verdunkelte sich wieder.

      »Weißt du, dass du ein lausig schlechter Lügner bist?«, fragte Seealee.

      »Ja«, antwortete Dhota knapp. »Also, wo steckt Crahn. Hat irgend jemand eine Idee?«

      Opallo hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.

      »In der Stadt geht es drunter und drüber«, sagte er ratlos. »Wie sollen wir da herausfinden, wo ein bestimmter Mann geblieben ist.«

      Dhota wollte gerade antworten, als sich wieder der Interkom meldete. Ein Mann aus Dhotas Vorzimmer war am Apparat.

      »Dhota, wir bekommen fortlaufend Anfragen, wo dieser oder jener Bürger geblieben ist«, sagte er eilig. »Die Leute machen sich große Sorgen wegen ihrer Angehörigen.«

      »Vertrösten«, entschied Dhota. »Verweise auf das Chaos in der Stadt.«

      »Das versuche ich, aber einige lassen sich nicht abwimmeln. Wie es scheint, sind ein paar Leute während des Schneesturms aus ihren Häusern verschwunden.«

      Dhotas Brauen wölbten sich nach oben.

      »Spurlos?«

      »Das ist es ja gerade«, sagte der Anrufer drängend. »Im Haus sind sie nicht, und draußen können sie auch nicht sein, sonst müsste man ihre Spuren im Schnee sehen können.«

      Dhota holte tief Luft.

      »Wie viele?«

      »Bis jetzt mindestens dreißig«, bekam er zu hören. »Allein aus dem engeren Gebiet um die Hauptstadt.«

      Dhota wechselte einen raschen Blick mit Seealee. Die Angelegenheit schien dem Höhepunkt zuzustreben. Der Unbekannte schlug nun offenbar gezielt zu.

      »Liste«, forderte Dhota.

      Auf dem Monitor erschien wenig später die Aufstellung.

      »Hm«, murmelte Dhota. »Einen Teil der Leute kenne ich.«

      Er ließ von der Positronik Einzelheiten der Personalakten darstellen.

      »Frauen und Männer, ohne erkennbare Präferenz«, stellte Opallo fest.

      »Und nicht ein einziges Kind«, murmelte Seealee. »Wenn das auch eine Naturkatastrophe wäre wie Vulkanausbrüche und Schneestürme, müsste es jede Altersgruppe gleichermaßen treffen.«

      Dhota stieß ein wütendes Knurren aus.

      »Seht euch das an«, sagte er grimmig. »Da habt ihr die Gemeinsamkeit – jeder einzelne, ob Mann oder Frau, bekleidet einen hohen Posten in der Verwaltung, Wirtschaft oder Raumfahrt. Ein paar unserer Spitzenwissenschaftler sind ebenfalls verschwunden.«

      Die Positronik hatte die Statistik bereits durchgerechnet. Dhota starrte mit zusammengepressten Kiefern auf die lakonische Bemerkung des Rechners am Bildrand.

      Wahrscheinlichkeit für Zufallsereignis niedriger als eins zu 10-12, konnte er dort lesen.

      Seealee atmete tief durch.

      »Was nun?«, fragte sie leise.

      »Warten«, stieß Dhota zischend hervor. »Etwas anderes können wir gar nicht tun. Warten, bis sich die Entführer bei uns melden und uns ihre Forderungen übermitteln. Dann sehen wir weiter.«

      »Was könnte man von uns verlangen?«, rätselte Opallo. »Ausgerechnet von Rawanor. Wir sind arm, wenigstens nach den normalen Maßstäben von Manam-Turu.«

      »Wir werden es herausfinden«, murmelte Dhota. »Und ich fürchte, wir werden dabei eine Überraschung erleben.«

      »Was hältst du davon, nach Aklard um Hilfe zu funken«, sagte Seealee zögernd.

      »Das läuft auf eine Bankrotterklärung hinaus«, sagte Dhota nachdenklich. »Aber so groß ist meine Eitelkeit nicht, dass ich nicht alles tun würde, um den Verschwundenen zu helfen. Wer stimmt für Seealees Vorschlag?«

      Zögernd hoben sich einige Hände.

      »Noch nicht«, riet Opallo. »Erst wenn wir mehr wissen.«

      »Dann kann es zu spät sein«, gab Dhota zu bedenken. Es war typisch für ihn, dass er – obwohl er mit Seealees Vorschlag nicht einverstanden war – diese Anregung gründlich durchdachte.

      »Was hat Aklard zu bieten, was wir nicht auch hätten?«, wandte Opallo ein.

      »Überlegene Technik«, antwortete Seealee sofort. »Ich gebe allerdings zu, dass es mehr eine Frage der Quantität als der Qualität ist.«

      »Was wollen wir dann von Aklard anfordern?«

      Seealee zögerte einen Augenblick.

      »Mutanten«, sagte sie dann. Dhota stieß einen leisen Pfiff aus.

      Opallo nickte zuerst, zögerte dann und schüttelte den Kopf.

      »Die Idee ist gut«, gab er unumwunden zu. »Aber sie hat einen entscheidenden Haken.«

      »Lass hören«, forderte Dhota. Opallo holte tief Luft.

      »Auf Aklard stabilisiert sich die Lage«, sagte er dann. »Wohlgemerkt, sie stabilisiert sich – das heißt nicht, dass sie stabil wäre. Der Prozess ist noch im Gang. Dazu gehört als wichtiger Bereich, dass die Daila wieder lernen, zusammenzuleben – ob Mutanten oder nicht. Richtig so?«

      »Bekannt«, sagte Dhota trocken. »Fahr fort.«

      »Es gibt aber auf Aklard noch immer kleinere Gruppen, die alten Vorurteilen nachhängen. Dazu zählen Mutanten, die sich für etwas Besseres halten, und Ultra-Konservative, denen die Mutanten nach wie vor lästig und unerwünscht sind. Wenn wir jetzt von Aklard ausgerechnet Mutanten anfordern, heißt das im Klartext für Böswillige: Aha, seht ihr, ohne Mutanten sind die Daila nicht in der Lage, ihre Probleme zu lösen.«

      »Reichlich überspitzt«, kommentierte Seealee.

      Opallo hob beide Hände.

      »Das weiß ich«, sagte er anklagend. »Es ist Unfug. Aber man wird auf Aklard so denken – und damit haben wir diesem uralten Streit neue Nahrung gegeben.«

      Wut stieg in Seealee auf. Sie schlug mit der Faust auf den Tisch. Dhota, der das Temperament seiner Frau kannte, grinste in sich hinein.

      »Bei allen Sternengöttern«, legte Seealee los. »Wir haben hier eine größere Zahl spurlos verschwundener Daila, die unsere Hilfe brauchen. Da sollte uns jedes erreichbare Mittel recht sein – und du, Opallo, kommst uns mit Rücksichten auf die Innenpolitik von Aklard.«

      »Das tue ich«, sagte Opallo. Er hatte sich aufgerichtet und sah Seealee offen an.

      Seealee fixierte Opallo, als wollte sie ihn mit den Augen aufspießen, dann entspannten sich ihre Gesichtszüge. Sie lächelte.

      »Einverstanden«, sagte sie. »Ich teile


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