Ronaldo. Luca Caioli

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Ronaldo - Luca Caioli


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erst bei der Partie im Alvalade entdeckt, sondern ihn seit seinem 15. Lebensjahr beobachtet. „Es war Carlos Queiroz, der uns auf Cristiano Ronaldos Potenzial aufmerksam gemacht hat“, erklärt Ferguson. Tatsächlich hat Fergusons früherer Co-Trainer eine entscheidende Rolle bei dem Transfer gespielt: „Er hat sich mit den portugiesischen Jugendmannschaften beschäftigt und sofort gesehen, dass er ein wertvoller Spieler ist. Er hat uns gesagt, dass wir ihn holen müssen.“

      Und auch wenn der Vertrag jetzt erst unterschrieben wurde, hat United dem Klub aus Lissabon doch schon eine ganze Weile den Hof gemacht. Der israelische Geschäftsmann und Spielervermittler Pini Zahavi, der eine ganze Reihe großer Deals für United eingefädelt hat, ist bei Cristianos fantastischem Auftritt gegen Moreirense im Oktober 2002 vor Ort. Nach dem Spiel trifft er sich mit den Vereinsvorständen, um die Bedingungen für einen möglichen Transfer der jungen Nummer 28 auszuloten. Und er ist nicht der Einzige …

      Der portugiesischen Presse zufolge hat Sporting vom AC Parma und von Juventus Turin Angebote über jeweils mehr als zehn Millionen Euro erhalten. Die Turiner Sport-Tageszeitung Tuttosport druckte sogar schon die Schlagzeile „Juve: Ronaldo gehört euch“. Dutzende von Vereinen beginnen, Interesse zu signalisieren: von Barça bis Milan, von Real Madrid bis Chelsea. Der FC Liverpool, der ursprünglich besonders interessiert war, zieht sich am Ende jedoch aus dem Wettbieten zurück. Manager Gérard Houllier wird der Daily Mail Jahre später dazu sagen: „Wir hatten ein bestimmtes Gehaltsgefüge im Verein, und wir zahlten nicht das Gehalt, das er haben wollte. Ich war der Ansicht, dass es ansonsten Probleme in der Kabine geben würde.“

      Manchester United macht schließlich das Rennen. Sporting ist angesichts seiner schlechten wirtschaftlichen Lage mehr als glücklich darüber, seinen neuesten Star aus der Jugendakademie versilbern zu können – ähnlich wie schon sechs Monate zuvor, als man Ricardo Quaresma für sechs Millionen Euro an den FC Barcelona verkaufen konnte. Schließlich wissen die Vereinsvorstände, dass Ronaldo am Ende der Saison 2003/04 ablösefrei gehen könnte.

      Bei der Vorstellung der Neuverpflichtung verkündet Sir Alex Ferguson: „Ronaldo ist ein extrem begabter Spieler, ein beidfüßiger Angreifer, der vorne auf jeder Position spielen kann: rechts, links und in der Mitte. Er ist einer der aufregendsten Spieler, die ich jemals gesehen habe.“ Nicht schlecht für einen „portugiesischen Teenager“, wie ihn die britische Presse immer wieder bezeichnen wird. Der Teenager selbst äußert lediglich Nettigkeiten: „Ich freue mich sehr, dass ich bei der besten Mannschaft der Welt unterschreiben durfte. Besonders stolz bin ich darauf, der erste portugiesische Spieler zu sein, der zu Manchester United wechselt. Ich freue mich, dem Team dabei helfen zu können, in den nächsten Jahren noch erfolgreicher zu sein.“

      Nach den Statements ist es Zeit für ein Foto auf dem Rasen im Old Trafford. In der Mitte steht ein lächelnder Ferguson in dunklem Anzug, weißem Hemd und roter Krawatte. Seinen rechten Arm hat er um Kléberson gelegt, den linken um Ronaldo. Beide tragen ihre Trikots. Am ernsthaftesten von den dreien guckt Cristiano mit seiner Nummer 7, die so viele United-Größen vor ihm getragen haben: George Best, Steve Coppell, Bryan Robson, Eric Cantona und David Beckham.

      Doch wie kann es angehen, dass eine so junge Neuverpflichtung ein Trikot mit einer so geschichtsträchtigen Rückennummer tragen soll? Ronaldo wird der Sun später erzählen, wie sich die Sache zugetragen hat. „Ich fragte, ob das Trikot mit der 28, die ich bei Sporting Lissabon getragen hatte, noch frei ist. Aber Alex Ferguson sagte zu mir: ‚Nein, nein, deines ist die Nummer 7.‘ – ‚Alles klar, Boss!‘ Ich habe natürlich nicht zu ihm gesagt: ‚Och nö, meines ist das mit der Nummer 28.‘“ Sir Alex begründet seine Entscheidung gegenüber der Presse folgendermaßen: „Wir haben Ronaldo dieses Trikot gegeben, weil er jung ist und große Taten vollbringen wird. Dieses Trikot haben viele wichtige Spieler in der Vereinsgeschichte getragen. Ronaldo vertraut sehr auf sein Können, und er wird eine ganze Zeit lang hier bleiben. Das Trikot mit der 7 gehört ihm.“

      „Das Trikot mit der Nummer 7 bedeutet Ehre und Verantwortung“, erwidert Cristiano. „Ich hoffe, dass es mir eine Menge Glück bringt.“ Und der portugiesischen Presse erklärt er: „Jeder in Manchester hat mir von Best und Cantona erzählt. Ich bin stolz, in ihre Fußstapfen treten zu dürfen. Aber es gibt etwas, das die Briten nicht wissen: Die Nummer 7 ist auch deshalb besonders für mich, weil Luís Figo diese Nummer bei Sporting getragen hat. Schon als Kind wollte ich so sein wie er und die Nummer 7 tragen, genau wie sie mein guter Freund Quaresma jetzt auch bei Barcelona trägt. Wir können nun beide sagen, dass unsere Träume in Erfüllung gegangen sind.“

      Seine Träume mögen in Erfüllung gegangen sein, aber ist es nicht beängstigend für einen 18-Jährigen, ein solch legendäres Jersey zu tragen und in einer Liga mit einer solchen Konkurrenz und derart hohem Druck zu spielen? „Ich habe keine Angst, ganz und gar nicht“, antwortet Ronaldo. „Mir ist klar, dass es schwer werden wird, aber ich werde unglaublich viel lernen, wenn ich an der Seite von einigen der besten Spieler der Welt spiele.“ Jahre später wird er dem hinzufügen, dass er vor nichts mehr Angst gehabt habe, seit er durch sein erstes Jahr in Lissabon gegangen sei.

      Drei Tage nach seiner offiziellen Vorstellung gibt Ronaldo sein Debüt im Old Trafford. Es ist der erste Spieltag der Saison, und Man United begrüßt zu Hause die Bolton Wanderers. Cristiano sitzt auf der Bank, doch in der 60. Minute will Ferguson Leben in die Partie bringen, die beim Stand von 1:0 vor sich hinplätschert. Also bringt er ihn als Ersatz für Nicky Butt. Die Zuschauer erheben sich, um der Neuverpflichtung Applaus zu spenden. Zugleich erinnern die TV- und Radiokommentatoren, dass er „einer der teuersten Teenager im Fußball“ ist.

      Während der verbleibenden 30 Minuten zeigt die neue Nummer 7 auf dem Flügel, was sie kann. Mit seinen Läufen und Dribblings begeistert Cristiano die 67.647 Fans. Er bereitet zwei Chancen vor und bekommt einen Strafstoß zugesprochen, den Ruud van Nistelrooy jedoch nicht verwerten kann. Am Ende wird er zum Mann des Spiels ernannt und darf seine erste Flasche Sekt entkorken – die Prämie, mit der die Premier League den wichtigsten Spieler einer Begegnung belohnt. Roy Keane gratuliert ihm als Erster, gefolgt von seinen übrigen Mannschaftskollegen. Überdies bekommt er stehende Ovationen im „Theatre of Dreams“, dem Theater der Träume, wie man das Old Trafford auch nennt.

      „Sieht ganz so aus, als wenn die Fans einen neuen Helden hätten. Es war ein großartiges Debüt, fast schon unglaublich“, meint Ferguson nach dem 4:0-Erfolg. Gewiss, ein fantastisches Debüt, aber man sollte die Dinge auch nicht überstürzen. Es besteht kein Grund zur Eile, und man braucht den Jungen auch nicht unter Druck zu setzen. Dem erfahrenen Ferguson ist das nur allzu bewusst: „Wir müssen vorsichtig sein mit dem Burschen. Sie müssen sich klarmachen, dass er erst 18 ist – wir müssen ihn behutsam einsetzen.“

      Und genau das tut Ferguson dann auch – er kümmert sich um ihn, wie er das zuvor bei Beckham, Giggs oder Scholes gemacht hat. Er bekommt Zeit zum Spielen und Zeit zum Ausruhen, und manche Spiele sieht er nur von der Bank. Der Junge von Madeira muss sich an sein neues Leben und vor allem an den englischen Fußball erst einmal gewöhnen: an die Spielweise, die Regeln, an das System von Man United und an seine Mannschaftskollegen und darüber hinaus auch an das Klima, das Essen und die Sprache. Außerdem ist da noch die englische Presse, die ihn genau beobachtet und häufig kritisiert – für seine Art, seinen Kleidungsstil, seine angebliche Freundin, seine Vergangenheit, seine Familie und für das, was er auf dem Platz anstellt.

      Was Letzteres betrifft, wird ihm bald vorgeworfen, sich ständig fallen zu lassen. So erklärt nach einem Ligaspiel gegen Charlton Athletic deren eher körperbetont spielender Innenverteidiger Chris Perry gegenüber der Presse: „Wenn man ein- oder zweimal fällt, ist das absolut in Ordnung. Aber Ronaldo ist fünf- oder sechsmal zu Boden gegangen, und es hat dabei bestimmt nicht jedesmal einen Kontakt gegeben.“ Ferguson meint dazu nur: „Ich habe mir die Aufzeichnung noch einmal angesehen, und Cristiano hätte schon stark wie Atlas sein müssen, um nicht hinzufallen.“

      Doch auch wenn ihn sein Trainer in Schutz nimmt, gibt es immer wieder Klagen über Cristianos Schwalben, sein Foulspiel, darüber, dass er sich beim Schiedsrichter und den Zuschauern beschwert und nach Fouls gern den sterbenden Schwan mimt. Daran ändert sich auch in den folgenden Jahren nichts. Cristiano hat Probleme, sich an das körperbetontere Spiel in England anzupassen – wo man bei


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