Ronaldo. Luca Caioli

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Ronaldo - Luca Caioli


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giftig machen. Und wo man Reklamieren nicht toleriert.

      Am 21. September 2003 bekommt Ronaldo bei einem Match gegen Arsenal eine Ahnung davon, was in der Premier League alles passieren kann. Das Spiel endet 0:0, geht jedoch in eine Schlägerei über. Cristiano legt sich mit Martin Keown an, und der englische Verband verurteilt ihn zu 4.000 Pfund Geldstrafe. Allerdings ist er noch milde davongekommen. Sein Gegenüber und zwei weitere Spieler der Gunners werden für drei beziehungsweise vier Spiele gesperrt.

      Am 1. Oktober gibt Cristiano gegen den VfB Stuttgart sein Debüt in der Champions League. Er steht in der Startelf, und in der 67. Minute wird ihm ein Strafstoß zugesprochen, den van Nistelrooy zum 1:1 verwandelt. Beim Schlusspfiff im Gottlieb-Daimler-Stadion steht es 2:1 für Manchester. Nur einen Monat später erzielt er im Old Trafford gegen den FC Portsmouth mit einem Freistoß direkt vor der Strafraumgrenze sein erstes Tor im Trikot mit der Nummer 7. Es ist ein kräftiger Schuss, der Ball hebt sich über die Verteidiger und Angreifer, tippt einmal auf und fliegt in die Maschen. Die Kommentatoren fühlen sich an die besten Zeiten eines Beckham erinnert. Ronaldo legt einen vielversprechenden Start bei United hin. Trotzdem wird er am Saisonende lediglich vier Tore in 25 Einsätzen in der Premier League erzielt haben.

      Zweiter Weihnachtsfeiertag 2003, Manchester United gegen Everton. Die Red Devils brauchen unbedingt die Punkte, um an Arsenal dranzubleiben. Cristiano bietet eine Leistung vom Allerfeinsten: Er hält die gegnerische Verteidigung auf Trab, er leitet den Spielzug ein, der zum Tor durch Nicky Butt führt, und er legt dem Franzosen David Bellion den dritten Treffer auf. Und all das trotz ständiger Fouls und Nickligkeiten von Wayne Rooney, der damals noch für Everton auf dem Flügel spielt. Es ist ein Duell zwischen zwei aufstrebenden jungen Spielern der Premier League, das den Zuschauern eine Menge Gesprächsstoff liefert. Nach dem Spiel gibt Ferguson seiner Nummer 7 drei Wochen frei, um nach Madeira zurückzukehren. Es ist eine Belohnung und soll ihm gleichzeitig ein wenig den Druck nehmen, auch wenn nicht jeder mit der Entscheidung des Trainers einverstanden ist.

      Am 25. Februar 2004 kehrt Cristiano wieder nach Portugal zurück. Dieses Mal allerdings beruflich, zum Spiel gegen den FC Porto im Achtelfinale der Champions League. Die Mannschaft von José Mourinho ist eindeutig Außenseiter. Ferguson ist sich sicher, dass seine Elf im Estádio do Dragão als Sieger vom Platz gehen wird. Doch es kommt anders, und beim Schlusspfiff steht es 2:1 für Mourinhos Männer. Und Cristiano? Nun, er spielt nur 14 Minuten und ist vollkommen abgemeldet. Nach dem Spiel beklagt Ferguson sich über die Rolle des portugiesischen Torhüters Vítor Baía beim Platzverweis für Roy Keane. Anlass genug für Mourinho, gegen Uniteds Trainer zu ätzen: „Natürlich ist man traurig, wenn die eigene Mannschaft so klar von einem Gegner beherrscht wird, dessen Etat gerade einmal zehn Prozent des eigenen beträgt“, erklärt er.

      Den Red Devils bleibt nur die Hoffnung, das Ergebnis im Rückspiel im Old Trafford noch zu drehen. Zunächst sieht es gut aus: Paul Scholes bringt United mit einem Kopfballtreffer in der 31. Minute in Führung. Porto kommt kaum zu Chancen, und ein weiteres Tor von Scholes wird wegen Abseits aberkannt. Doch Ferguson ist zuversichtlich und bringt in der 74. Minute Ronaldo für Darren Fletcher. Acht Minuten später ist das Spiel für ihn allerdings dank einer Knöchelverletzung, wegen der er vom Platz muss, schon wieder vorbei. Er kann nur noch von der Bank aus zusehen, wie Francisco Costinha in der Schlussminute den Ausgleich erzielt und Porto damit ins Viertelfinale schießt. José Mourinho feiert. Er ist seinem ersten Titel in der Champions League wieder einen Schritt näher gekommen.

      Am 15. Mai bestreitet United im Villa Park gegen Aston Villa das letzte Ligaspiel der Saison. Ronaldo erzielt sein viertes Tor im Wettbewerb und fliegt zum ersten Mal seit seiner Ankunft in England vom Platz. Er ist bereits wegen Simulierens verwarnt, da schlägt er in der 80. Minute vor lauter Wut unnötig den Ball weg. Schlechter kann er seine erste Saison in der Premier League kaum beschließen.

      Man United wird am Ende mit 79 Punkten Dritter, vier Punkte hinter Chelsea und 15 hinter Arsenal, das sich den Titel sichert. Doch das Endspiel im FA-Pokal steht noch aus. Es ist die letzte Gelegenheit, noch einen Titel zu gewinnen, nachdem man sich aus allen anderen Wettbewerben einschließlich des Ligapokals bereits verabschiedet hat. Im Millennium Stadium in Cardiff geht es gegen den Zweitligisten FC Millwall, und dieses Mal glänzt Ronaldo. Er köpft in der 44. Minute eine Flanke von Neville ein und erzielt damit das erste Tor im Spiel. Danach treibt er die Offensive von United an, das am Ende mit 3:0 gewinnt.

      Er wird zwar nicht zum Spieler des Spiels gewählt – diese Ehre wird dem Doppeltorschützen Ruud van Nistelrooy zuteil. Doch dafür ist er in aller Munde. Gary Neville sagt: „Ryan Giggs und Ruud van Nistelrooy haben klasse gespielt, aber Cristiano hat sich besonders hervorgetan. Ich glaube, dass Ronaldo einer der besten Fußballer der Welt werden kann.“ „Ronaldo war überragend“, meint auch Sir Alex. „Wir müssen gut auf ihn aufpassen, weil er auf dem Weg ist, ein herausragender Spieler zu werden.“ Und nicht nur der Trainer und die Mannschaftskollegen denken so. Die Zeitungen geben ihm neun von zehn Punkten, als Bestem im Team. Die Älteren vergleichen seine Leistung mit der von Sir Stanley Matthews im englischen Pokalfinale von 1953.

      Cristiano Ronaldo beendet seine erste Saison als Red Devil glanzvoll. Er hat in seinen 39 Einsätzen in allen Wettbewerben acht Tore erzielt. Und er wird mit mehr als 10.000 Stimmen der United-Fans zum „Sir Matt Busby Player of the Year“ ernannt, also zum Spieler des Jahres. In seiner Reaktion auf den Preis sagt Sir Alex Ferguson: „Ronaldo ist ein junger Spieler, der in der abgelaufenen Saison enormen Eindruck gemacht hat. Er hat sich den Sir-Matt-Busby-Preis redlich verdient. Sir Matt hat immer geglaubt, man müsse jungen Spielern eine Chance geben, und ein solcher junger Spieler ist Ronaldo.“ Nun ist es an Cristiano, ebenso überzeugend aufzutreten, wenn er für Portugals Selecção aufläuft.

      Kapitel 7

       Eine griechische Tragödie

      Die Europameisterschaft 2004

       „Eine Riesenenttäuschung. Ich wollte doch mit 19 Europameister werden.“

      „Glaubt an euch“, lautet die Schlagzeile auf der Titelseite der portugiesischen Sport-Tageszeitung O Jogo. Darunter befindet sich das Bild eines weinenden Cristiano Ronaldo, der mit wie im Gebet gefalteten Händen in Richtung Himmel schaut. Es ist eine der wenigen mutmachenden Stimmen, die am 13. Juni 2004 in der portugiesischen Presse zu lesen sind. Die anderen Blätter reden von „einer Nation am Rande des Nervenzusammenbruchs“ und „einem in Tränen aufgelösten Land“. Griechenland hat Portugal im Eröffnungsspiel der Europameisterschaft 2004 besiegt. Keine andere Gastgebernation ist bisher im Eröffnungsspiel geschlagen worden. Und die Griechen haben in der Endrunde einer EM bisher noch nie gewinnen können. Wie konnte es dazu kommen?

      „Wir sind da enorm motiviert rausgegangen, und dann hat uns die Nervosität übermannt. Die Atmosphäre hat gegen uns gearbeitet“, erklärt Kapitän Luís Figo. „Wir sind vom Druck überwältigt worden“, pflichtet ihm Mitveteran Rui Costa bei, ein Angehöriger der „Goldenen Generation“ Portugals, die 1989 und 1991 die U20-Weltmeisterschaft gewonnen hat. „Wir waren sehr nervös“, meint auch Simão. „Wir hatten nie daran gedacht, dass wir auch verlieren könnten.“

      Sicherlich mögen die Erwartungen eines ganzen Landes die Nationalmannschaft unter Druck gesetzt haben. Doch beim Eröffnungsspiel im Estádio Dragão in Porto ist eben auch eine griechische Mannschaft zu erleben, die extrem gut organisiert, in der Abwehr fein gestaffelt und auf die Zerstörung des gegnerischen Spiels aus ist und dazu entschlossen, selbst die kleinste Chance zu nutzen – sei es durch einen Konter oder einen ruhenden Ball. Es ist Catenaccio ganz so, wie ihn die Italiener in den sechziger Jahren gespielt haben. Mit anderen Worten: Es kommt zu einer ziemlich öden Partie.

      Die portugiesischen Spieler verfangen sich in dem Netz, das Griechenlands Trainer Otto Rehhagel gewoben hat. Sie verlieren die Kontrolle über das Spiel, weil alte Hasen wie Figo, Rui Costa und Couto nicht in Form sind. Gleiches gilt für Costinha und Maniche, und dem brasilianischen Trainer Luiz Felipe Scolari ist das nur allzu bewusst. Zur Halbzeit steht es nach einem Weitschuss von Inter Mailands Giorgos Karagounis in der siebten Minute 1:0 für die Griechen. Der Ball war allerdings nicht so hart, dass Ricardo ihn nicht hätte


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