Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

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Jüdische Altertümer - Flavius Josephus


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Hoffnung, Jakob werde in die Vermählung einwilligen. Alsdann teilte Jakob seinen Söhnen die ihrer Schwester widerfahrene Beleidigung und den Antrag Emmors mit und hieß sie überlegen, was zu tun sei. Die meisten von ihnen schwiegen, ungewiss über das, was man unternehmen solle. Simeon und Levis aber, die rechten Brüder des Mädchens, einigten sich über folgendes Vorgehen. Als die Sikimiten ein Fest feierten und sich beim Mahle vergnügten, überfielen sie zuerst die Wächter und machten dieselben im Schlafe nieder; dann drangen sie in die Stadt, töteten alle Männer, auch den König und seinen Sohn, und verschonten nur die Weiber. Und als sie dies, ohne Vorwissen ihres Vaters, vollführt hatten, brachten sie ihre Schwester wieder zurück.

      2. Jakob war erschüttert über dies Beginnen und zürnte deshalb seinen Söhnen. Gott aber erschien ihm, hieß ihn wohlgemut sein und nach Reinigung der Zelte ihm diejenigen Opfer darbringen, die er ihm auf der Reise nach Mesopotamien nach der Traumerscheinung gelobt hatte. Als er nun die Seinen durch ein Sühnopfer gereinigt, stieß er auf die Götzenbilder Labans, die Rachel ohne sein Vorwissen mitgenommen hatte, und er vergrub sie bei Sikim unter einer Eiche. Dann zog er von da weg und opferte bei Bethel, wo er die Traumerscheinung gesehen hatte, als er nach Mesopotamien reiste.

      3. Als er auch von hier fort- und nach Ephratana gezogen war, starb ihm die Rachel infolge einer Geburt, und er bestattete sie. Ihr allein von seinen Verwandten wurde die Ehre der Beisetzung in Chebron nicht zuteil. Jakob trauerte sehr um sie und nannte den Sohn, den sie geboren, Benjamin, weil die Mutter durch ihn so gelitten hatte. Jakob hatte also im ganzen zwölf Söhne und eine Tochter. Von den Söhnen waren acht rechtmäßige, sechs von der Lia und zwei von der Rachel; vier stammten von den Mägden, von jeder zwei. Ihre Namen habe ich bereits oben erwähnt.

      ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL

      Isaks Tod und seine Bestattung in Chebron.

      Von da kam Jakob nach Chebron in Chananaea, wo Isak wohnte. Hier lebten sie nicht lange zusammen (Rebekka hatte Jakob schon nicht mehr lebend angetroffen), denn Isak starb bald darauf und wurde von seinen Söhnen in Chebron beigesetzt, wo auch die Grabstätten seiner Vorfahren sich befanden. Isak war ein Liebling Gottes, der ihn nach Abrams Tode seiner besonderen Fürsorge gewürdigt hatte. Er erreichte ein hohes Alter, denn er starb, nachdem er hundertfünfundachtzig Jahre, reich an Tugend, gelebt hatte.

      ZWEITES BUCH

      DIESES BUCH UMFASST EINEN ZEITRAUM

      VON 220 JAHREN

      ERSTES KAPITEL

      Wie Isaks Söhne, Esau und Jakob das Land, wo sie wohnten, teilten und wie

      Esau Idumäa, Jakob aber Chananaea erhielt.

      1. Nach Isaks Tode hielten seine Söhne das überkommene Land nicht zusammen, sondern teilten es unter sich. Esau überließ die Stadt Chebron seinem Bruder und wohnte in Saïr. Er beherrschte Idumäa, welches von ihm den Namen hat. Denn er führte den Beinamen Edom, den er aus folgender Ursache erhalten hatte. In seiner Jugend kam er einst erschöpft und hungrig von der Jagd nach Hause und traf seinen Bruder, wie er sich ein Linsengericht bereitete, das von roter Farbe war. Voll Verlangen nach dieser Speise fragte er ihn, ob er ihm davon mitgeben wolle. Jakob betrog nun seinen Bruder, indem er sich dessen Hunger zu Nutzen machte, und beredete ihn, ihm für das Linsengericht das Recht der Erstgeburt zu überlassen. Esau, von Hunger gedrängt, ging darauf ein und bekräftigte es mit einem Eide. Wegen der roten Farbe jener Speise nun wurde er von seinen Altersgenossen zum Spotte Edom genannt, das heißt im Hebräischen »rot.« Deshalb heißt denn auch jene Gegend so; die Griechen aber nennen sie mit dem besser klingenden Namen Idumäa.

      2. Esau zeugte fünf Söhne, nämlich Jaus, Jeglom und Kore mit seinem Weibe Olibama, Eliphaz mit der Ada, und Raguel mit der Basemmatha. Eliphaz hatte fünf rechtmäßige Söhne: Theman, Oman, Sophar, Gotam und Kenez, sowie einen unehelichen, Amalek, mit seinem Kebsweibe Thamnaa. Diese bewohnten Idumäa, auch Gobolitia genannt, und Amalekitis, das von Amalek den Namen hat. Idumäa aber erstreckte sich einst weithin, und es wurde das ganze Land mit diesem Namen bezeichnet, während später die einzelnen Teile die ihnen von ihren ersten Bewohnern beigelegten Namen behielten.

      ZWEITES KAPITEL

      Wie Jakobs Sohn Joseph wegen der Träume, die ihm sein zukünftiges Glück

      verkündeten, von seinen Brüdern beneidet wurde.

      1. Jakob aber erlangte ein so großes Glück wie kaum ein anderer Mensch. Denn er übertraf einerseits die Bewohner jenes Landes durch seinen Reichtum, andererseits war er aber auch geachtet und berühmt wegen der Tugenden seiner Kinder, die zu Handarbeiten geschickt, im Ertragen von Strapazen geübt und mit scharfem Verstande begabt waren. Zudem trug der Himmel selbst so große Sorge um sein Wohlergehen, dass sogar aus Widerwärtigkeiten ihm reiches Glück erblühte. Auch war es ihm und seinen Söhnen beschieden, unseren Vorfahren den Weg zum Auszuge aus Ägypten zu bahnen, und zwar aus folgender Veranlassung. Jakob liebte den Joseph, den ihm die Rachel geboren, sowohl seiner körperlichen Schönheit als auch seiner geistigen Fähigkeiten wegen (er war allen seinen Brüdern an Klugheit überlegen) mehr als die anderen Kinder. Diese Zuneigung seines Vaters aber häufte auf Joseph den Hass und Neid seiner Brüder, und es wuchs derselbe noch mehr durch seine Glück verheißenden Träume, die er dem Vater und den Brüdern mitteilte. Es liegt ja in der menschlichen Natur, auf das Glück selbst der nächsten Verwandten eifersüchtig zu sein. Die Erscheinungen aber, die Joseph im Schlafe hatte, waren folgende.

      2. Als er einmal mit seinen Brüdern vom Vater zur Erntezeit zum Einsammeln von Getreide hinausgeschickt worden war, sah er eine Erscheinung, die weit abwich von dem, was man gewöhnlich zu träumen pflegt. Beim Erwachen nun erzählte er den Traum seinen Brüdern, damit sie ihn erklären möchten. Es habe ihm in der vergangenen Nacht geschienen, als ob seine eigene Weizengarbe an dem Ort, wohin er sie gestellt, unbeweglich feststehe, ihre Garben aber zu der seinigen hinkämen und dieselbe verehrten, wie Diener ihren Herrn zu verehren pflegten. Jene aber erkannten, dass der Traum ihm Glück und Macht verkünde, und dass sie ihm untertan sein würden. Doch sagten sie es dem Joseph nicht und taten, als wenn ihnen die Auslegung des Traumes unbekannt sei. Im Stillen aber hofften sie, dass ihre Befürchtung sich nicht erfüllen möchte, während ihr Hass nur noch umso größer und nachhaltiger wurde.

      3. Darauf sandte Gott, dem ihr Neid zuwider war, dem Joseph einen anderen, noch wunderbareren Traum. Es schien ihm nämlich, als ob die Sonne mit dem Monde und den übrigen Gestirnen auf die Erde herabstiege und ihn anbete. Diesen Traum erzählte er dem Vater in Gegenwart seiner Brüder, ohne etwas Böses zu ahnen, und bat ihn, ihm denselben auszulegen. Jakob aber freute sich über den Traum, da er in ihm eine Vorherverkündigung der Zukunft seines Sohnes erkannte, und frohlockte über die ihm in Aussicht gestellte Macht. Dann erklärte er den Glück verheißenden Traum dahin, dass nach Gottes Fügung eine Zeit kommen werde, da Joseph bei seinen Eltern und Brüdern in höchster Verehrung stehen werde. Der Mond und die Sonne bedeuteten Vater und Mutter, weil der Mond allem Erschaffenen Wachstum und Nahrung, die Sonne aber Gestalt und Kraft verleihe. Die Sterne bedeuteten seine Brüder, weil auch sie wie die Sterne elf an der Zahl seien und von den Eltern, wie die Sterne von Sonne und Mond, ihre Kraft erhielten.

      4. So deutete Jakob den Traum nicht ohne feinen Witz, die Brüder aber waren über ihn nichts weniger als erfreut. Und sie wurden sehr gereizt gegen Joseph, gleich als sei es ein Fremdling, dem das im Traume verkündete Glück erblühen werde, und nicht ihr eigener Bruder, mit dem sie doch wahrscheinlich all das Gute zusammen genießen würden, wie sie auch von gleicher Abkunft mit ihm waren. Deshalb beschlossen sie, ihn zu töten. Und als sie diesen Entschluss gefasst hatten, geschah


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