Jüdische Altertümer. Flavius Josephus

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Jüdische Altertümer - Flavius Josephus


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noch tauglicher als er zu deinem Dienste. Zu beiden Strafen bin ich, wie du siehst, geeignet und bereit.« Hierauf warf sich Judas, der freudigen Herzens für das Wohlergehen seines Bruders leiden wollte, Joseph zu Füßen und versuchte so, dessen Zorn zu besänftigen und zu beschwichtigen. Ebenso taten auch die anderen Brüder und erboten sich unter Tränen, für Benjamin zu sterben.

      9. Joseph aber wurde von Mitleid überwältigt und konnte sich nicht länger zornig stellen. Und er befahl den Anwesenden, sich zu entfernen, damit er ohne Zeugen sich seinen Brüdern zu erkennen geben könne. Als nun alle sich zurückgezogen hatten, gab er sich seinen Brüdern zu erkennen und sprach: »Eure liebevolle Gesinnung gegen unseren Bruder muss ich loben, und ich sehe, dass ihr doch ein besseres Gemüt habt, als ich nach dem erwarten konnte, was ihr einst gegen mich ins Werk gesetzt habt. Denn ich habe alles, was ihr hier an euch erfahren habt, nur deshalb angeordnet, um eure brüderliche Liebe auf die Probe zu stellen. Ich glaube auch, dass ihr von Natur nicht bösartig gegen mich gesinnt waret, sondern ich schreibe alles dem Willen Gottes zu, der uns den Genuss der gegenwärtigen Güter gestattet und den der zukünftigen nicht vorenthalten wird, wenn er fortfährt, uns gnädig zu sein. Da ich nun auch erfahren habe, dass der Vater gegen meine Erwartung noch wohlbehalten ist, und dass ihr euren Bruder so sehr liebt, so will ich weiterhin dessen, was ihr an mir gesündigt, nicht mehr gedenken. Auch will ich euch deswegen keinen Hass nachtragen, vielmehr euch Dank abstatten, weil ihr mit mir die Ursache gewesen seid, dass Gott so gnädig für uns sorgte. Und so wünsche ich, dass auch ihr das Geschehene vergesst. Freut euch, dass eure damaligen bösen Anschläge zum Guten gediehen sind, und betrübt euch nicht darüber, dass ihr etwas getan, dessen ihr euch schämen müsst. Auch lasst es euch nicht schmerzen, dass ihr so übel mit mir verfahren seid, da eure Absicht ja nicht verwirklicht worden ist. Freut euch vielmehr, dass Gott es so gelenkt hat, und nun zieht hin und verkündet es dem Vater, damit er nicht länger von Sorge um euch gequält werde und er so vielleicht eher sterbe, als ich ihn wieder gesehen und ihn zum Teilhaber aller dieser meiner Güter gemacht habe. Nehmt also den Vater, eure Weiber und Kinder und eure ganze Verwandtschaft und wandert hierher. Denn es ziemt sich nicht, dass die, die mir die liebsten sind, sich an meinem Glücke nicht erfreuen sollten, zumal da die Hungersnot noch fünf Jahre anhalten wird.« Nach diesen Worten umarmte Joseph seine Brüder. Diese aber brachen in Tränen und Klagen aus, indem sie des Bösen gedachten, das sie gegen ihn verübt; denn sie hatten noch immer Angst, hinter dem freundlichen Gebaren ihres Bruders möchte sich die verdiente Strafe verbergen. Darauf wurde ein Mahl hergerichtet. Und auch der König freute sich über die Ankunft der Brüder Josephs gar sehr, und er stellte sich an, als ob ihm selbst etwas Gutes zuteil geworden sei. Dann schenkte er ihnen Wagen, mit Getreide hoch beladen, und Gold und Silber für ihren Vater. Und nachdem sie auch von Joseph noch viele Geschenke, teils für ihren Vater, teils für sich, am meisten aber für Benjamin erhalten hatten, zogen sie nach Hause.

      SIEBENTES KAPITEL

      Wie Jakob infolge der Hungersnot mit seiner ganzen Familie

      zu seinem Sohne Joseph zog.

      1. Als nun Jakob von seinen Söhnen bei der Rückkehr hörte, dass Joseph, den er schon als tot betrauert hatte, nicht nur noch am Leben sei, sondern dass er auch in Glanz und Glück lebe, zugleich mit dem König Ägypten regiere und fast die ganze Verwaltung unter sich habe, zweifelte er umso weniger an der Wahrheit der Nachricht, als er der Herrlichkeit Gottes und seiner Güte gedachte, die nur eine Zeit lang sich nicht zu offenbaren schien. Und sogleich machte er sich auf den Weg und eilte zu Joseph.

      2. Nachdem er zum Brunnen des Bündnisses gekommen, opferte er Gott; denn er besorgte, seine Söhne möchten aus Ägypten seiner Fruchtbarkeit wegen nicht mehr wegziehen wollen, und ihre Nachkommen möchten nicht mehr nach Chananaea zurückkehren, das doch nach Gottes Verheißung in ihrem Besitz verbleiben sollte. Weiterhin fürchtete er, sein Geschlecht möchte, da er die Reise nach Ägypten ohne den Rat Gottes angetreten, irgend ein schweres Unglück treffen, oder er werde aus dem Leben scheiden müssen, ehe er den Joseph wieder gesehen hätte. Über diesen Gedanken schlief er ein.

      3. Im Traume aber erschien ihm Gott, rief ihn zweimal beim Namen und sprach auf seine Frage, wer er sei, also zu ihm: »Es ist nicht denkbar, dass du, Jakob, den Gott nicht kennen solltest, der deinen Vätern und dir stets getreulich beigestanden hat. Denn als dein Vater beabsichtigte, dir die Herrschaft zu entziehen, habe ich sie dir erhalten. Unter meinem Schutze bist du allein nach Mesopotamien gereist, hast dort gut geheiratet, und reich an Kindern und Vermögen bist du von dort zurückgekehrt. Meine Vorsehung erhielt dir alle deine Nachkommen unversehrt und erhob den Joseph, den du schon verloren glaubtest, zum glücklichen Herrn von Ägypten, der sich nicht viel vom König unterscheidet. Und nun komme ich und will dein Führer auf diesem deinem Wege sein, und ich verkündige dir, dass du in Josephs Armen sterben wirst, dass dein Geschlecht viele Jahrhunderte hindurch groß und berühmt sein wird, und dass ich es in das Land zurückführen werde, welches ich ihm verheißen habe.«

      4. Durch diesen Traum wurde Jakob mit Vertrauen erfüllt und zog nun umso williger mit seinen Kindern und Kindeskindern nach Ägypten, die im ganzen siebzig an der Zahl waren. Ihre Namen wollte ich zuerst nicht anführen, da sie schwierig auszusprechen sind; indes glaubte ich dies doch tun zu müssen, um diejenigen zu widerlegen, die behaupten, wir stammten nicht aus Mesopotamien, sondern aus Ägypten. Jakob also hatte zwölf Söhne, von denen Joseph ausgeschieden werden kann, da er schon erwähnt ist. Von den anderen Söhnen hatte Rubel vier Söhne: Anoch, Phallus, Assaron und Charmis; Simeon sechs: Jamuel, Jamin, Jaod, Jachin, Soar und Saul; Levis drei: Gersom, Kaath, Marari; Judas ebenfalls drei: Sales, Phares und Zaras, und außerdem zwei Enkel von Phares: Esrou und Amyr. Isachar hatte vier Söhne: Thulas, Phuas, Jasub und Samaron; Zabulon drei: Sarad, Elon und Jalel. Diese stammten nebst der Dina von der Lia, zusammen dreiunddreißig. Rachel hatte zwei Söhne. Von diesen hatte Joseph wieder zwei Söhne, Manasses und Ephraïm, der andere, Benjamin, deren zehn: Bolosor, Bachar, Asabel, Gera, Naëman, Jes, Ros, Momphis, Optaïs und Arad. Diese vierzehn machen mit den vorher genannten zusammen siebenundvierzig aus. Das waren Jakobs rechtmäßige Kinder. Von Balla, Rachels Dienerin, wurden ihm geboren Dan und Nephthali, von denen der Letztere vier Söhne hatte: Jesel, Gunis, Iasares und Sellim, Dan aber nur einen: Usis. Diese zu der obigen Zahl zugezählt gibt vierundfünfzig. Von der Zelpha, Lias Dienerin, stammten Gad und Aser. Gad führte sieben Söhne mit sich: Sophonias, Augis, Sunie, Azabon, Aeris, Eroedes und Arielas; Aser aber eine Tochter Sara und sechs Söhne: Jomnes, Isus, Isuis, Baris, Abar und Melchiel. Diese sechzehn den genannten vierundfünfzig zugezählt ergeben, die oben angegebene Zahl, bei der Jakob selbst nicht mitgezählt ist.

      5. Als nun Joseph von seines Vaters Ankunft Kunde erhalten (Judas war nämlich vorausgeeilt, um ihm dieselbe zu melden), ging er ihm entgegen und traf ihn bei der Stadt der Heroën. Vor allzu großer Freude wäre da Jakob beinahe gestorben. Joseph aber erfrischte ihn wieder; obgleich auch er sich vor Freude kaum halten konnte, hatte sie ihn doch nicht so ergriffen wie den Vater. Dann hieß Joseph seinen Vater langsam nachkommen; er selbst aber eilte mit fünf seiner Brüder zum König und meldete ihm, dass Jakob mit seiner ganzen Familie angekommen sei. Dieser nahm die Nachricht freudig auf und erkundigte sich bei Joseph, welche Lebensweise sie vornehmlich führten, damit er ihnen zur Fortsetzung derselben behilflich sein könne. Joseph entgegnete, sie seien vortreffliche Hirten, außerdem aber verständen sie keinen anderen Beruf. So wollte er verhüten, dass sie voneinander getrennt würden. Sie sollten vielmehr zusammenwohnen und für den Vater sorgen und nicht zu viel Verkehr mit den Ägyptern pflegen, wie es geschehen wäre, wenn sie mit ihnen dieselbe Lebensweise geführt hätten. Denn den Ägyptern war es verboten, Herden zu weiden.

      6. Da nun Jakob zum König kam, ihn begrüßte und ihm Glück zu seiner Regierung wünschte, fragte ihn Pharao, wie alt er sei. Und als Jakob antwortete: hundertunddreißig Jahre, bewunderte ihn der König ob seines hohen Alters. Jakob aber fügte hinzu, er habe das Alter seiner Vorfahren noch nicht erreicht. Alsdann wies Pharao ihm und seinen Söhnen Heliopolis als Wohnsitz an, wo auch die Hirten des Königs Weideplätze hatten.

      7. Die Hungersnot aber nahm von Tag zu Tag zu und wurde für die Ägypter immer drückender. Denn es fehlte die Bewässerung des Landes, da der Nil nicht aus den Ufern trat, und auch Gott keinen Regen sandte. Das Volk aber hatte keine Vorsorge für die Zukunft getroffen, da es sie


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