Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman. Tessa Hofreiter

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Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman - Tessa Hofreiter


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fragte er leise.

      »Das hat er, und außerdem mag ich es nicht, wie die Leute reden«, antwortete Kathi ärgerlich.

      Anton Stübl wiegte bedächtig mit dem Kopf. »Dann pass auf, dass die Leute nicht noch mehr zu reden bekommen. Du bist jetzt viel mit dem Wendelin zusammen draußen bei der Jagdgesellschaft.«

      Kathi musste lachen. »Papa, wir arbeiten dort!«, sagte sie amüsiert. »Ich finde Wendelin nett, und ich kann Ungerechtigkeit nicht leiden, das ist alles. Lass uns nicht mehr davon reden. Wolltest du nicht noch deinen Freund Ferdi besuchen? Dann geh doch schon zu ihm, ich möchte noch mit der Tierärztin sprechen und hole dich später ab.«

      Ihr Vater nickte, und Kathi ging zu den Paaren hinüber, die bei Wendelin standen. Sie lächelte ihn aufmunternd an. »Du hattest eine gute Idee mit der Versammlung«, sagte sie. »Jetzt habt ihr von der Försterei wenigsten ein paar Leute mehr, die hier ihre Augen offenhalten.«

      »Schon, aber es ist schade, dass sich nicht mehr gefunden haben«, antwortete er.

      Auch Familie Seefeld stand noch zusammen. Der ältere Landdoktor wirkte verärgert. »Es ist selten, dass ich das über einen Menschen sage, aber Notburga Krämser ist schwer auszuhalten«, grummelte er. »Mit ihrer Stimmungsmache hat sie schon Erfolg gehabt. Ich kann mir vorstellen, dass sich sonst noch mehr Leute zum Suchen gemeldet hätten. Wendelin, lassen Sie sich davon nicht unterkriegen. Ihnen haben wir zu verdanken, dass die Fallen so schnell entdeckt worden sind.«

      Kathi nickte bestätigend. Sie hatte ihr Gespräch mit der Tierärztin wegen einer anstehenden Kälbergeburt beendet und wandte sich wieder Wendelin zu. »Bei uns draußen im ›Gamsbart‹ ist es zwar sehr schön, aber hast du nicht Lust, auch einmal anderswo zu sitzen? Unten am Sternwolkensee ist es herrlich.« Ihre braunen Augen lachten.

      »Ja«, war alles, was Wendelin dazu einfiel. Es konnte doch unmöglich so gemeint gewesen sein, dass Kathi gern etwas mit ihm unternehmen wollte? Auf der Hotelterrasse vom Steg-Haus ein Glas Wein trinken oder auf einem der hölzernen Anleger sitzen und dem Sonnenuntergang zuschauen?

      Weil er nichts weiter sagte, nickte Kathi abschiednehmend in die Runde und ging zur Tür. Dort traf sie Gisbert, der mit verschränkten Armen lässig an der Wand lehnte und auf sie gewartet hatte. »Du bist auch hier? Das überrascht mich«, sagte sie.

      »Aber wieso? Wenn hier ein Fallensteller unterwegs ist, dann interessiert mich das schon«, erwiderte er.

      »Fürchtest du, er könnte dir das eine oder andere Tier vor der Nase wegschnappen?«, fragte die junge Frau sehr direkt.

      »Es geht mir darum, dass diese Fallen absolut nichts mit waidgerechter Jagd zu tun haben«, antwortete er mit gespielter Empörung.

      Kathi war von seinen Worten angenehm überrascht. Sollte er doch keiner jener Hobbyjäger sein, denen es nur um Ballerei und Trophäen ging?

      »Hast du heute Abend noch etwas vor?«, erkundigte er sich freundlich. »Wir könnten uns auf die Seeterrasse vom Steg-Haus setzen.«

      »Klingt gut, ein wenig Zeit habe ich wohl noch, aber dann muss ich meinen Vater bei einem Bekannten abholen. Wir sind mit meinem Auto hier«, erklärte sie.

      Ganz beiläufig legte Gisbert seinen Arm um ihre Taille. »Dann lass den Herrn Papa den Wagen nehmen, und ich bringe dich später mit meinem nach Hause.«

      Genauso beiläufig streifte Kathi seinen Arm ab und antwortete nicht unfreundlich, aber sehr bestimmt: »Ich fahre mit meinem eigenen Wagen nach Hause.« Sie nickte den anderen, die noch im Gemeindesaal standen, noch einmal zu und ging dann mit Gisbert hinaus.

      »Hm«, machte Traudel halblaut. Es klang fast so, als redete sie mit sich selbst. »Wenn ich mich nicht sehr täusche, wäre die Kathi lieber mit Wendelin ausgegangen.«

      »Das sehe ich auch so«, fügte Rieke mit einem unschuldigen Augenaufschlag hinzu. »Zumindest hat es sich genauso angehört.«

      Lorenz blinzelte seinem Mitarbeiter zu.

      »Kann es sein, dass du für bestimmte Untertöne etwas aus der Übung gekommen bist, Wendelin?«

      Er schaute überrascht auf. »Ihr meint, Kathi hat nichts gegen eine Verabredung mit mir?«

      »Antipathie sieht anders aus«, schmunzelte Benedikt.

      Wendelin räusperte sich verlegen. »Wir werden sehen«, murmelte er und verabschiedete sich rasch. Am nächsten Morgen musste er früh raus, wenn er seine Arbeit im Forst schaffen wollte, um dann bei der Jagdgesellschaft helfen zu können. Er freute sich darauf, dort Kathi zu treffen, und versuchte, nicht daran zu denken, dass sie diesen Abend mit Gisbert verbrachte.

      Die Seefelds schlenderten zu Fuß nach Hause und unterhielten sich über den vergangenen Abend. Sebastian kannte Wendelin seit seiner Kindheit, und mit einem nachsichtigen Kopfschütteln sagte er: »Ein bisschen sonderbar ist er schon, unser Wendelin. Früher war er ein unerträglicher Angeber und Maulheld, und nun kommt er mir direkt schüchtern vor. Eigentlich ist er fast schon zu zurückhaltend.«

      »Na ja, nach dem Echo auf Burgls Gerede wundert mich das nicht«, erwiderte Traudel. »Hoffentlich richtet sie nicht noch mehr Schaden an, das hat Wendelin nicht verdient.«

      »Nein, er engagiert sich sehr im Naturschutz«, antwortete der Förster anerkennend.

      »Dann wundert es mich ein wenig, dass Wendelin für diese Freizeitjäger aus der Großstadt arbeiten will«, sagte Benedikt nachdenklich. »Sie kommen mir nicht besonders verantwortungsbewusst vor.«

      »Und genau das ist der Grund, weshalb Wendelin sich auf sie eingelassen hat«, erwiderte Lorenz nachdrücklich. »Er traut ihnen kein faires Jagdverhalten zu und möchte sie lieber im Auge behalten.«

      »Respekt!« Benedikt war beeindruckt.

      »Ich frage mich, ob es eine gute Idee vom Gemeinderat gewesen ist, das Jagdschlösschen an fremde Jäger zu vermieten«, sagte Anna nachdenklich. »In letzter Zeit gab es einigen Ärger deswegen.«

      »Ja, aber Leerstand ist auch keine Lösung, das hat uns ebenfalls Ärger beschert. Außerdem tut es dem Gebäude nicht gut, wenn es unbewohnt bleibt. Ich glaube, unser Bürgermeister und der Gemeinderat sollten sich noch einmal mit der Zukunft des Jagdschlösschen beschäftigen.«

      »Es könnte sehr gut als Außenstelle des Forsthauses genutzt werden, aber damit ist es immer noch nicht bewohnt«, überlegte Lorenz.

      Rieke gähnte verstohlen. »Wir sollten uns etwas Sinnvolles für das Haus überlegen und dem Gemeinderat vorschlagen, aber für heute habe ich genug. Ich möchte nur noch ins Bett und möglichst viel Schlaf kriegen, ehe mich ein nächtlicher Anruf erreicht und ich los muss.«

      »O ja, wir wissen, wovon du sprichst«, antworteten Anna und Sebastian verständnisvoll. Die Freunde verabschiedeten sich und gingen nach Hause.

      Auch Kathi wollte den Abend auf der Terrasse über dem Sternwolkensee beenden. Gisbert war unterhaltsam und amüsant, aber er hatte auch einen Hang zur Prahlerei. Den Adelstitel hatte seine Familie gekauft, aber aus seinem Mund hörte es sich so an, als habe er eine ellenlange adlige Ahnengalerie. Er sprach viel von seinem geschäftlichen und gesellschaftlichen Erfolg, versuchte mit Fremdworten und Fachausdrücken zu beeindrucken und trank zu viel Wein.

      »Willst du deinen Wagen nicht lieber stehenlassen? Ich kann dich auf dem Heimweg bei euch absetzen«, bot Kathi an.

      »Schon wieder?«, lachte Gisbert. Er küsste Kathis Hand, ehe sie es verhindern konnte. »Was denkst du nur von mir?«

      »Dass du offensichtlich nicht so genau weißt, wo die Grenzen sind«, antwortete sie nicht unfreundlich und zog ihre Hand zurück. »Ich werde jetzt meinen Vater abholen und nach Hause fahren.«

      Auf der Heimfahrt fragte ihr Vater: »Wer ist denn der Mann, mit dem du noch im Steg-Haus gewesen bist? Dieser Geschäftsmann aus München?«

      Kathi schüttelte überrascht den Kopf. »Woher weißt du das denn?«

      »Man hat dich


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