G.F. Barner Staffel 7 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner Staffel 7 – Western - G.F. Barner


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er Taylors Geflüster:

      »Chickasaws. Sie werden Indianer holen. Und vielleicht auch Bluthunde. Matt, antworte: Wie sieht es aus?«

      »Was willst du hören, Second?«

      »Wie groß ist unsere Chance, Matt, sage es uns!«

      »Nun, Jeff, vielleicht dauert es bis gegen Vormittag, dann sind Indianer da. Wir kämen jetzt vielleicht noch hinaus, vielleicht.«

      »Hör mal, Matt, du weißt doch, wie langsam wir durch den Sumpf vorankommen. Wo man auf festem Land zwei Stunden braucht, muß man hier mit zehn bis zwanzig rechnen, stimmt doch, oder?«

      »Ja«, sagt der kleine Mann leise. »Die Chance steht auch eins zu neunundneunzig, jetzt noch rauszuschleichen. Man könnte es versuchen. Ist gleich, ob wir alle sterben, gelohnt hat es sich dann doch nicht.«

      Sie schweigen und sehen weg. Sechs Mann, drei verwundet. Und Jackson ist Nummer sieben.

      »Matt, würdest du allein durchkommen?«

      »Ich pfeife drauf, ich gehe nicht allein weg«, sagt er bissig. »Fang nicht damit an, ich würde nie gehen.«

      »Matt, einer muß durchkommen.«

      »Gib dir keine Mühe, Second. Ich will nicht weg, ich bleibe. Vielleicht erwischen uns die Indianer doch nicht, es gibt immer Wunder.«

      »Matt, was ist mit mir? Ich habe Sumpffieber, stimmt das?«

      »Ich weiß nicht.«

      »Du lügst! Matt, ich habe also Sumpffieber, und bei uns gibt es keine Medizin, was? Wenn ich auch durch­käme, ich müßte wahrscheinlich sterben, ist das richtig? Ist es richtig, daß ich die anderen anstecken würde, dich auch?«

      »Mich nicht«, sagt Jackson heiser. »Ich hab’s schon mal gehabt, mich packt das nicht wieder.«

      »Großer Gott!« stößt Laine durch die Zähne. »Matt, jetzt heraus mit der Wahrheit: Wenn wir zusammenbleiben, dann steckt uns der Second an, und wir sterben vielleicht alle. Ist es so, Matt?«

      »Es könnte so kommen, sicher ist es nicht, Laine.«

      »Verdammt, Second, was sagen Sie, wollen wir hier zusammen von Chickasaws oder vom Fieber erwischt werden?«

      Der Second schweigt, seine Zähne schlagen wieder mal aufeinander. Es dauert Minuten, bis der Schüttelfrostanfall vorüber ist.

      »Matt?«

      »Ja, Taylor?«

      »Sie wissen längst, daß wir ihren Transport überfallen haben, sie haben ja die anderen Packpferde gefunden mit den Waffen.«

      »Sicher«, murmelt Jackson kühl. »Noch was, Second?«

      »Yes, Alter, sie werden, wenn wir uns schnell stellen und unseren Leuten, die es vielleicht da hinten überlebt haben, Bescheid sagen können, etwas glauben. Willst du wissen, was?«

      »Ich weiß es. Sie werden glauben, das sind alle gewesen, wenn ihr euch stellt. Sie werden ihre Patrouillen zurückziehen und jede Suche aufgeben. Das wäre eine Chance für mich, durchzukommen, meinst du das?«

      »Genau das, Matt. Du schaffst es, oder?«

      »Ich will es nicht schaffen. Wie soll ich Captain Bennet unter die Augen treten? Ich, der Scout, ich gebe auf, no!«

      »Du mußt! Das ist ein Befehl, Matt.«

      »Ich mache, was ich will. Also gut, stellen wir uns alle. Schmeißen wir die Waffen in den Sumpf, damit sie wenigstens die nicht bekommen. He, fangt an, sie loszubinden, ich führe euch zu einer Stelle, die tief genug ist und voller Morast unter der Wasserfläche.«

      »Matt, du mußt zurück. Sie müssen erfahren, was passiert ist, verstehst du denn nicht?«

      »Nein«, sagt der kleine Jackson finster. »Ich will nicht verstehen, Second, denn sonst müßte ich anfangen nachzudenken. Ich würde mich fragen, warum ich gegen mein besseres Wissen noch mitgemacht habe. Du bist nicht schuld, Second, ich bin’s, der neun Männer auf dem Gewissen hat. Und noch ein paar Yankees dazu. Sie reden wie wir, sie essen wie wir, wir haben alle Dinge gemeinsam. Und wir haben uns umgebracht wie Tiere. Wofür, Second, frage ich dich, wofür denn? Für die Drecksgewehre, die jetzt ohnehin in den Sumpf fliegen? Yeah, wenn sie Briten wären, oder Franzosen, oder Spanier, was weiß ich, eben Fremde, die in unser Land gekommen und es besetzt hätten, dann würde ich nicht lange nachdenken, aber…«

      Er macht eine Pause, der kleine Mann, holt tief Luft.

      »Es ist sinnlos geworden«, murmelt er dumpf. »Wir wissen doch, daß sie immer neue Menschen heranschaffen, neue Waffen, Tausende von Kanonen. Daß sie zu essen haben, bis es ihnen aus den Ohren quillt. Und wir? Bei uns ist das letzte Zucken schon da, Second. Du weißt das, alle wissen es, aber wir sind Texaner und stur, hart, wir beugen uns nie. Nicht in hundert Jahren. Nur wird es, wenn wir weiterkämpfen, keine Texaner mehr geben. Und das lohnt sich nicht. Ist gut, ich gehe, ich komm auch durch. Ich werde diesen Wahnsinn weiter mitmachen, bis den Leuten ganz oben einfällt, daß es nur noch Tod und sonst nichts geben kann. Ich gehe also, und ihr kommt durch, wenn auch hinter Stacheldraht. Ich werde an euch denken und meine Narrheit verdammen, die euch in Gefangenschaft gebracht hat. Ich gehe, gut, ich gehe. Ich würde lieber tot sein.«

      Er sieht keinen an. Er wird gehen. Und durchkommen. Auch die anderen sechs Mann. Eines Tages wird er an Brendan denken und sich fragen, was aus ihm geworden ist. Eines Tages – lange danach.

      *

      Sie sollen aufhören, denkt der Mann und starrt durch das Fenster in den Himmel. Wolken jagen nach Norden, und zwischen Sonnenschein folgen einzelne Regenschauer wie jetzt, sie sollen mich in Ruhe lassen.

      »Antworten Sie, Lieutenant! Warum sind Sie von der Nachschubstraße abgebogen? Lieutenant Brendan, warum gaben Sie den Befehl?«

      Er liegt still, er kann nur ganz langsam den Kopf bewegen und wendet ihn mühsam den vier Offizieren zu. Sie stellen immer wieder dieselben Fragen, seit Monaten.

      »Ich habe es zwanzigmal gesagt«, erwidert Lieutenant Cal Brendan leise. Er spürt den Schmerz im Rücken, dieses ständige, leise Nagen irgendwo an den unteren Wirbeln des Rückgrats. Sobald er sich bewegt, ist es da. »Ich entdeckte die Spuren der Rebellen. Sie führten auf den Wald zu. Das war der günstigste Platz für einen Überall, Sir. Ich mußte die Kolonne um den Wald führen.«

      »Gegen Captain Dwellers Willen, Mr. Brendan?«

      »Ja, ich hatte schließlich das Kommando und die Verantwortung, Colonel!«

      »Aber Dweller wollte, daß Sie auf der ständig kontrollierten Nachschubstraße bleiben, war es so, Lieutenant?«

      »Er wollte es, ja! Aber ich war überzeugt, daß die Rebellen im Wald steckten.«

      Einen Moment schweigen sie. Ihre bohrenden, pausenlosen Fragen verstummen.

      Sie sind wahnsinnig, denkt der gelähmte Mann in seinem Hospitalbett und blickt starr auf die Decke. Dweller ist ein Kriegsheld geworden. Einen Orden für außergewöhnliche Tapferkeit hat man ihm nach seinem Tod verliehen und ihn außer der Reihe zum Major befördert. Na ja, was hilft ein Orden und eine Beförderung einem Toten? Gut, er hat sich geopfert, als er den Wagen herausfuhr. Sonst wären alle Wagen, Männer und sämtliche Waffen in die Luft geflogen. Statt vierzehn Toten eben dreißig. Hätte ich Dweller gar nicht zugetraut, so viel Mut.

      »Noch mal, Lieutenant: Sie blieben an der Kolonne, statt weiter vor ihr zu sichern. Möglicherweise hätten Sie dann die Rebellen entdeckt. Wenn Sie vorausgeritten wären, hätten Sie die Rebellen aufstöbern können, ist das richtig?«

      »Vielleicht…«

      »Antworten Sie nicht mit Ausflüchten, Lieutenant. Haben Sie sich von den Wagen entfernt oder nicht?«

      »Nein, Sir. Ich mußte bleiben, weil ich fürchtete, daß Captain Dweller allein mit seinem Wagen losfuhr und zum Nachschubweg hinüberlenkte. Ich war sicher, daß ihn dann die Rebellen fangen würden.«


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