G.F. Barner Staffel 7 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner Staffel 7 – Western - G.F. Barner


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sie sagten mir den Namen des Captains. Ich war über ein Jahr lang krank und konnte keine Namen behalten. Ich vergaß sogar meinen eigenen, Mister. Der Captain soll befördert worden sein, Major wahrscheinlich. Er ist mittelgroß, hat mittelblondes Haar, ein rundes Gesicht und…«

      Der Fremde bleibt eine halbe Minute stehen und hört sich an, was der Keeper und Brendan reden.

      »No, mein Freund, tut mir leid, ich kann mir nicht jedes Gesicht merken. Mittelgroß, rundes Gesicht? Mein Gott, da laufen so viele Leute herum, auf die die Beschreibung passen könnte. No, Mister, kenne keinen Major oder Captain, der so aussieht.«

      Der Fremde drückt sich hinter ein paar Männern durch und schiebt sich hinaus. Draußen lehnt er sich an die Saloonwand und wartet.

      Er wird zum Marshal gehen, denkt er beunruhigt. Wenn der sich erinnert? Smith erinnert sich bestimmt, ich ahne es doch. Und dann? Dieser große Bursche mit den hungrigen Augen bekommt es fertig und nimmt seine beiden Gäule, die er im Crazy Horse Sa-

      loon abgestellt hat, und dann reitet er los. Wenn sich Smith erinnert, was dann?

      *

      Ein müder Marshal, ein paar Steckbriefe an der Wand, ein Regal mit Gewehren, und dahinter der düstere Gang mit dem Gitter vor den beiden Zellen.

      »Major?« fragt Marshal Smith kopfschüttelnd. »Nein, Brendan, wir hatten einen Major an der Bahn, aber der ist groß, dürr, hat rote Haare und keine Ähnlichkeit mit diesem Mister, den Sie suchen. Tut mir leid, Brendan, kein Major oder Captain ist jemals hier in Ogallala oder North Platte gewesen, auf den Ihre Beschreibung zuträfe. Es soll Leute geben, die vom Krieg genug hatten und nicht mehr an ihn erinnert werden wollen. Was war dieser Mann denn im Zivilleben?«

      »Er hatte mit Frachtlinien und Transporten zu tun, Händler, glaube ich«, erwidert Brendan. »Marshal, er ist nicht arm, er muß sogar ziemlich viel Geld haben. Vielleicht ist er ins Transportgeschäft eingestiegen.«

      »Ja, vielleicht, Brendan, aber… Moment mal, Transporte? Brendan, wie wär doch die Beschreibung?«

      »Mittelgroß, mittelblondes Haar, braune Augen und ein rundes Gesicht. Man müßte seinen Oststaatendialekt heraushören.«

      »Wie das vornehme Volk aus Boston und…«

      »Ja, so ungefähr, Marshal.«

      Er weiß etwas, denkt Brendan und fühlt nach den monatelangen, vergeblichen Hoffnungen, die ihn abgestumpft haben, nun doch etwas wie Erregung. Weiß Smith etwas?

      »No«, sagt Smith, »no, der war bestimmt nicht bei der Armee. Die Beschreibung kommt hin, aber der und Armee? Undenkbar, daß der jemals Captain gewesen sein sollte, obgleich die Beschreibung…«

      »Wie alt ist der Mann, und wie heißt er?« fragt Brendan ganz ruhig. »Was macht er?«

      »Carter«, murmelt Smith und nimmt wieder einen kleinen Schluck. »Jim Carter, Brendan. Von Scotts Transportcompany. Carter sieht so aus, aber wie der sehen hundert andere auch aus. Er war Scotts Partner hier.«

      »Und wo ist er jetzt?«

      »Lodgepole Creek«, antwortet der Marshal seufzend. »Mann, Sie fragen einem noch die Seele aus dem Leib. Carter war bestimmt nie bei der Armee. Er hat nichts von der Armee an sich. Außerdem ist er ein ziemlich ängstlicher Mann, der jedem Streit aus dem Weg geht. Versteht was vom Frachtgeschäft und kann gut organisieren. No, Carter ist ein friedlicher Mensch, der als Soldat bestimmt vor Angst gestorben wäre, wenn er Kugeln pfeifen gehört hätte.«

      »Er ist der Partner von Scott, seit wann?« erkundigt sich Brendan kühl. »Wie lange kennen Sie Scott und Carter, Marshal?«

      »Ich sagte schon, er war Scotts Partner!« erwidert Smith achselzuckend. »Scott hatte Schwellen und Telegrafenmasten für die Bahn zu liefern. Er ist vor einem Vierteljahr verunglückt, unter Stämme gekommen. Seitdem führt Carter für Scotts Witwe die Sache allein, soviel ich weiß. Habe Carter nicht viel gesehen, Brendan, er war fast immer bei den Holzfällern oder unterwegs, um die Transporte rechtzeitig an die Schienenlegerkolonnen zu bringen. Hören Sie, Brendan, Carter ist nicht der Typ eines Kämpfers, soweit kenne ich ihn doch, meine ich.«

      »Wie lange war er bei Scott, schon immer, Marshal? Sie sagten vorhin, Sie hätten seit anderthalb Jahren ständig mit dem Bahnbau zu tun gehabt, wie lange kennen Sie Carter?«

      Smith stellt den Kaffeebecher hin und denkt kurz nach.

      »Ein Jahr vielleicht, ja, ich glaube, es ist nicht mal ein Jahr«, sagt er dann müde. »Es können neun Monate sein, kaum mehr. Er muß beim Streckenabschnitt neun damals zu Scott gekommen sein. Die Bahn baut immer in Abschnitten, mein Freund. Sie vergibt auch nur für die einzelnen Abschnitte Aufträge. Wenn ich mich nicht irre, hatte Scott damals wenig Geld. Ja, ich glaube schon, da war etwas mit der Bezahlung faul. Er hatte Termine nicht ganz eingehalten. Dann kam Carter und stieg bei Scott ein. Von der Zeit an liefen die Schwellen und Telegrafenstangentransporte immer pünktlich. Mann, Brendan, Carter war bestimmt nie im Krieg.«

      »Er spricht Oststaatendialekt, und die Beschreibung paßt?« fragt Brendan kurz. »Marshal, wo finde ich Carter? Ich weiß nicht, ob mein Captain so hieß. Er kann Catter – Waller – oder auch Dweller geheißen haben. Mir ist immer so, als hätte er Dweller geheißen, aber – ich kann mich nicht genau besinnen. Und wo finde ich ihn nun?«

      »Na, heute bestimmt nicht mehr, der letzte Zug nach Lodgepole Creek ist weg«, antwortet Smith achselzuckend. »Carter hat seine Station in Lodgepole Creek, dort sammelt er seine Schwellen und die Stangen. Seine Holzfällercamps jedoch sind in der Wildcat Range. Carter steckt die meiste Zeit dort oben. Wahrscheinlich können Sie ihn nur in den Bergen erreichen, Brendan, und das nicht vor dem morgigen Mittag. Der erste Zug kommt nach sieben Uhr früh hier an.«

      »Und vorher kann man nicht mit einer Stagecoach fahren?«

      »Läuft eine Stagecoach, wo die Bahn fährt?« sagt Smith mit leisem Spott. »No, Mister, schlafen Sie sich aus, Sie wirken völlig erschöpft. Morgen ist auch noch ein Tag, mein Freund. Versprechen Sie sich nichts von einem Besuch bei Carter, bei der Armee war der nie, da bin ich sicher. Seltsame Geschichte mit ihrem Gedächtnis, Brendan, ich hörte schon mal von einem ähnlichen Fall. Der Mann kannte auch seine eigene Frau nicht mehr, gut, was?«

      »Ja«, sagt Brendan und nimmt seinen Hut. »Das gibt es, Smith. Nun gut, ich bleibe im Crazy Horse diese Nacht und fahre morgen früh mit dem ersten Zug nach Lodgepole Creek. Vielen Dank, Marshal.«

      Als er auf die Tür zugeht, huscht der hagere, fremde Mann unter dem Fenster fort und verdrückt sich am Stall. Augenblicke später klappt die Tür, Brendans Schritte wandern über den Gehsteig.

      Der Hagere ist mit wenigen Sätzen aus der Gasse heraus und blickt Brendan nach. Kurze Zeit später sieht der Hagere, wie Brendan seine Pferde in den Stall bringt.

      »Sieh mal einer an«, sagt der Mann leise vor sich hin. »Mein Freund Jim Carter ist also nach Meinung des Mar-

      shals nie bei der Armee gewesen. Und Scott ist verunglückt? Wie hat dieser Brendan doch gesagt, Dweller, dieser Name, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf? Seltsam, was? Carter war angeblich nie bei der Armee?«

      Der hagere Mann wartet noch, bis im oberen Stockwerk des Saloons hinter einem Fenster Licht angeht. Dann hastet er los zu seinem in der Mailstation abgestellten Pferd.

      »He, Fenter…«

      »Ja?« sagt er mürrisch, als der Posthalter aus dem Küchenfenster blickt. »Ist was?«

      »Mann, Fenter, ich denke, du willst dir ein paar Holzfäller suchen?« fragt der Posthalter erstaunt. »Willst du wieder weg?«

      »Ich habe nur drei Mann, die fahren morgen mit dem Zug nach Lodgepole Creek«, erwidert der hagere Fenter kurz. »Muß noch was besorgen, Dan.«

      Sekunden später sitzt Fenter im Sattel und drückt dem Pferd die Hacken ein. Der Gaul geht aus dem Hof, und erst fünfzig Schritte weiter treibt Fenter ihn scharf an.

      »Das wird ein verdammter Spaß«, sagt Fenter


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