Peter Grant - Ein Leben für Led Zeppelin. Mark Blake

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Peter Grant - Ein Leben für Led Zeppelin - Mark  Blake


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Schauspiel wiederholte sich zwei Wochen lang, während sich das Wetter verschlechterte und die Temperaturen immer weiter in den Keller sanken. „Mir war das egal“, sagte Grant. „Ich bekam 15 Pfund am Tag, was damals ein Batzen Geld war.“

      Die 300 Komparsen vertrieben sich die Zeit in einem Großraumzelt, tranken Tee und spielten eine Partie Karten nach der anderen. Viele von ihnen, darunter auch Grant, waren als Sklaven oder Soldaten kostümiert und braun geschminkt, um so etwas nahöstlicher zu wirken. „Ich spielte eine makedonische Wache und trug eine Rüstung aus Kunststoff“, sagte er.

      Irgendwann erbarmte sich Elizabeth Taylor aber doch noch und kreuzte auf, um jene Szene zu drehen, in der Cleopatra in Rom eintrifft. Mim Scala, Stammgast im 2iʼs und später Film- und Theateragent, befand sich bei Grant, als Regisseur Rouben Mamoulian sie zum Drehort rief. „Peter Grant war ein großer Kerl, den ich aus Soho kannte“, erinnerte sich Scala. „Ich stand neben ihm in der ersten Reihe.“

      Der Regisseur schwenkte auf einem Kran zu Scala und seinem riesenhaften Freund. Er lehnte sich nach vorne und teilte Scala ruhig mit, dass er zu klein wäre und sich nach hinten stellen sollte. Dann rief er Grant nach vorne. Weder Peter noch Mim waren in der fertigen Fassung des Films zu sehen. „Letzten Endes schafften wir es gerade einmal, sieben Minuten oder so zu drehen, bevor alles wieder verworfen wurde“, berichtete Grant. Mamoulian warf das Handtuch und Cleopatra wurde schließlich in Italien unter der Leitung eines neuen Regisseurs gedreht.

      Grant machte in anderen Filmen eine bessere Figur, selbst wenn man ihn auch dort kaum zu sehen bekam. So war er etwa Anthony Quinns Körper-Double im Kriegsdrama Die Kanonen von Navarone von 1961. Die Kulisse der Handlung – die griechischen Berge und die Ägäis – wurde in den Pinewood Studios nachgebaut.

      Ein gewaltiger Sturm wurde mithilfe von fast vier Millionen Liter Wasser, etlichen Windmaschinen und einem Flugzeugmotor inszeniert. Quinn wurde dabei umgeworfen und er verletzte sich am Rücken, als durch den Aufprall eine alte Kriegsverletzung wieder akut wurde. So kam anscheinend Peter Grant zum Zug.

      Eine Zeitlang sprang Grant auch für den stattlichen britischen Schauspieler Robert Morley in Filmen ein, darunter auch in der Slapstick-Klamotte Diebe haben Vorfahrt von 1962. Morley spielte darin einen Feuerwehrhauptmann, zeigte jedoch Nerven, als er im offenen Feuerwehrwagen mit hoher Geschwindigkeit die Straßen entlang jagen sollte. Grant sprang für ihn ein: „Sie mussten mich ziemlich ausstopfen. Außerdem trug ich eine künstliche Glatze. Damals hatte ich ja noch Haare.“

      Im selben Jahr trat Grant auch in Stanley Kubricks Comedy-Drama Lolita auf. „Alles, was ich tun musste, war, über das Set zu spazieren. Ich spielte einen Hotelpagen“, erklärte er. Allerdings bewegte er sich zu zackig für den anspruchsvollen Regie-Meister, der Grant „ordentlich die Leviten las“.

      Zehn Jahre später schrieb Grant an Kubrick und fragte ihn, ob er es in Erwägung ziehen würde, die Regie bei jenem Projekt zu übernehmen, aus dem schließlich The Song Remains the Same hervorgehen sollte: „Und am Ende erinnerte ich ihn noch an den Vorfall von damals. Er schrieb zurück und sagte ab. Auch erinnerte er sich noch an meine Darbietung … er hoffte, ich wäre seit damals ein wenig besser geworden.“

      Grants Auftritt in Lolita dauert nicht länger als ein paar Sekunden und man sieht in auch nur im Profil. Dennoch kann man ihn zumindest erkennen: Er trägt eine weiße Jacke und schlendert durch das Hotelfoyer, während Peter Sellers und Sue Lyons sich über die Rezeption lehnen.

      Zu diesem Zeitpunkt hatte Grant allerdings schon jenes Objekt erstanden, das sein Arbeitsleben auf den Kopf stellen sollte. Der Teilzeit-Schauspieler, Türsteher, Wrestler und Geldeintreiber Peter Grant hatte sich einen Minibus zugelegt.

      Im Frühling 1958 war das neu eröffnete Londoner Planetarium die jüngste Touristenattraktion der britischen Hauptstadt. Innerhalb des Kuppelbaus in der Marylebone Road starrten Besucher auf eine bunte Auswahl von Galaxien und Sternen, die sich über ihren Köpfen auftat.

      Zuhause auf der guten alten Erde trafen sich die Männer, die mit der Aufgabe betraut wurden, Amerikas Rock’n’Roll-Stars zu chauffieren, in der Fah­rerkantine auf dem Allsop Place. Peter Grant ging dort oft ein und aus. Hier trank er Tee und tauschte sich mit seinen Kollegen aus, bevor er seine Acts einsammelte und sie in seinem Bus Platz nahmen.

      Da gab es die amerikanischen Headliner-Bands, die in der Kälte bibberten und sich größte Mühe geben mussten, um dem britischen Zungenschlag folgen zu können. Daneben die Vorgruppen: Teenager mit beachtlichen Haartollen und übergroßen Gitarren. Und dann waren da noch die Varieté-Künstler – Entertainer, die sich mit besagten Musikern den Agenten teilten und darauf hofften, dass der Rock’n’Roll-Glanz ein wenig auf sie abfärben würde.

      Ein paar Jahre lang fuhr Grant sie alle: von Gene Vincent über Little Richard bis hin zu Cliff Richard und den Shadows. Die Komiker-Geschwister Mike und Bernie Winters genauso wie den jodelnden Schnulzenbarden Frank Ifield. Sein Job war es, sie zu ihren Gigs zu befördern, auf die Bühne zu scheuchen und anschließend dafür zu sorgen, dass sie auch bezahlt wurden.

      In Grants Reisepass war als Beruf „Theatermanager“ angegeben. Das roch ein wenig nach Wunschdenken. Im Frühling 1960 verbrachte er vier Monate mit Wee Willie Harris in Italien. Die britische Pop-TV-Show Six-Five Special hatte Willies theatralische Bühnenshow in die Wohnzimmer der Nation übertragen. Harris fehlte die einstudierte Coolness eines Elvis’ oder Gene Vincents. Mit seinen orangegefärbten Haaren und seiner an einen Höhlenmenschen erinnernden Leopardenfell-Tunika ähnelte er einer zum Leben erwachten Comicfigur.

      Zu Harris’ Begleitmusikern während seines Italien-Gastspiels gehörte auch der Gitarrist Derek Berman, der das Pseudonym Derek Burns benutzte. „Wir reisten in einem Alfa Romeo Superlight Sprint und Peter Grant fuhr uns mit der Ausrüstung im Van hinterher“, erinnert er sich. „Wir spielten jeden Abend und ich glaube nicht, dass irgendjemand Schlaf fand. Es waren 16 Wochen in der Hölle.“

      Die Band, gekleidet als urbane britische Gentlemen im Nadelstreif und mit Melone auf dem Kopf, gab vor, schockiert zu sein, wenn Harris auf der Bühne erschien. Seine dürren weißen Beinchen schlotterten unter dem mit einem Tierfellmuster bedruckten Lendenschurz. Die Wirkung blieb niemals aus. Willie war unglaublich populär in Italien, wo er in jenem Jahr auch in zwei Filmen mitwirkte: im Roadmovie/Reisebericht Mondo di Notte und in der Brachial-Komödie Tototruffa ’62.

      In Großbritannien echauffierte sich ein Regierungskomitee jedoch darüber, dass er „jugendliche Dekadenz“ verherrlichen würde. Grant erzählte der Presse später, dass der Papst persönlich interveniert hätte, um einen Auftritt von Harris’ im italienischen Fernsehen zu verhindern. Ob das nun stimmte, war egal. Es trug zum Mythos bei.

      Derek erinnert sich an Grant als zuverlässigen und unermüdlich komischen Burschen. „Ich weiß nicht, was es mit diesem anderen Peter Grant auf sich hatte. Bezüglich der ganzen Geschichten, die ich später hörte, kann ich nur annehmen, dass das mit den Drogen und den Leuten, mit denen er sich abgab, zu tun hatte. Auch weiß ich noch, dass er sich abmühte, um über die Runden zu kommen. Er hatte rein gar nichts. Niemand verdiente auch nur irgendetwas.“

      Drei spezifische Ereignisse versinnbildlichen Grants Arbeitsleben in diesen Tagen ganz gut. In den späten Fünfzigerjahren spielte der Teenager Phil Carson für Cal Danger, der sich selbst frech als „britischen Gene Vincent“ vermarktete, Bassgitarre. Danger überzeugte einen Veranstalter davon, dass er sogar der echte Gene Vincent wäre, was wiederum Don Arden erzürnte, der das Original vertrat. Arden kümmerte sich darum, dass diesem Scharlatan bei seinem nächsten Auftritt das Handwerk gelegt wurde.

      Carson erinnert sich, wie er im Van, einem Austin Somerset, saß, als das Gefährt auf dem Weg zur Show plötzlich anhielt: „Die Fahrertür wurde geöffnet und Cal nach draußen gezerrt. Der Drummer und ich saßen hinten und hörten die Klopperei. Wir waren Teenager und hatten die Hosen gestrichen voll. Dann ging die Beifahrertür auf und ein großer Kopf erschien. ‚Wer zum Geier seid ihr denn?‘, fragte dieser. ‚Wir sind Cal Dangers Band‘, flüsterten wir kleinlaut. ‚Das war einmal. Raus


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