Das Tagebuch der Mademoiselle S.. Anonym

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Das Tagebuch der Mademoiselle S. - Anonym


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mich aber die beiden letzten Nächte, die ich auf dem Gute meines Onkels zubrachte, desto vollständiger. Zum ersten Male lernte ich die ganze Gewalt der Wollust kennen, die das Eindringen eines fremden, warmen, lebendigen Körpers in das Innere eines Weibes hervorbringt. Zum ersten Male ergossen sich die Quellen des Vergnügens so erschöpfend, daß mir kein Wunsch mehr übrig blieb und die Befriedigung in einem langen, unbeschreiblich süßen Ermatten und Hinbrüten kund gab.

      Und das alles schon mit 14 Jahren, bei noch nicht vollkommen reifem Körper! Ja, und was noch mehr ist, es hat mir weder an der Gesundheit geschadet, noch meinem späteren recht genußreichen Leben irgendeinen Reiz verkümmert. Dazu gehört nun allerdings ein so früh entwickelter fester Charakter, wie der meinige. An meinem Cousin hatte ich die Erschlaffung kennen und fürchten gelernt, die einem zu häufigen Selbstgenusse folgt. Mein scharfer Verstand ließ mich jedes Übermaß vermeiden. Immer berechnete ich die Folgen, die entstehen können, und nur einmal in meinem Leben hat mich die Besinnung und Überlegung verlassen. Schon früh wurde mir die Erkenntnis, daß es nach den Gesetzen, welche die menschliche Gesellschaft sich nun einmal gegeben, nur darauf ankommt, mit Vorsicht zu genießen, wenn man ohne Nachteil für sich und andere genießen will. Wer mit starrem Kopfe gegen diese notwendigen Gesetze anstürmen will, zerschellt an ihnen und erntet lange Reue für kurze Befriedigung. Das Glück führte mich allerdings bei meinen ersten Schritten in die Hände eines erfahrenen und gebildeten Mädchens. Hätte ein junger Mann in meiner Nähe gelebt, der sich um mich bemüht, so würde ich bei meinem Temperament und meiner Neugier wahrscheinlich sehr bald ein verlorenes Geschöpf gewesen sein. Daß ich es nicht wurde, verdanke ich den Umständen, unter denen ich die erste Belehrung über Dinge empfing, die sehr viel weniger reizend wären, wenn sie nicht verschleiert würden. Und doch sind sie der Mittelpunkt alles menschlichen Strebens und Seins. Das weiß ich jetzt, während ich es damals nur fühlte und mit dem Takte, den wir Frauen nun einmal vor den Männern voraushaben, ganz richtig ahnte.

      Ehe ich in meinem nächsten Briefe weiter gehe, bemerke ich nur noch, daß ich wenige Wochen nach meiner Bekanntschaft mit Marguerite zum ersten Male die Zeichen eines vollständig entwickelten Körpers an mir sah.

      III

      Selten mögen zwei weibliche Wesen in ihrer Entwicklung, in ihren Neigungen und sogar in ihren Schicksalen sich so ähnlich gewesen sein, als Marguerite und ich! Als sie mich damals vor der unbegrenzten Hingabe an einen Mann, anders als in der Ehe, warnte, und mir eindringlich die Folgen vorstellte, die ein solches Vergessen der allerersten Lebensregel oft für das ganze Lebensglück eines Mädchens haben, dachte ich freilich nicht, daß auch für mich einst ein solcher Augenblick des Vergessens kommen würde. Ehe ich aber fortfahre, muß ich zusammenstellen, was ich sowohl in jenen ersten Nächten auf dem Gute meines Onkels, als späterhin im vertrauten Umgange mit Marguerite erfahren. Es erklärt vielleicht besser, als ich es selbst vermag, so manche Erscheinung – vielleicht Verirrung meines späteren Lebens.

      In Lausanne geboren und sehr gut erzogen, verwaiste Marguerite schon im 17. Jahre. Im Besitze eines kleinen Vermögens glaubte sie sich bei mäßigen Ansprüchen gesichert, hatte aber das Unglück, in die Hände eines gewissenlosen Vormundes zu fallen, der sie nicht nur allzu sehr mit der größten Strenge behandelte, sondern sie später auch um ihr kleines Kapital brachte. – Bald nach dem Tode ihrer Eltern brachte der Vormund sie in den Dienst einer sehr reichen Baronin aus Wien, die auf einem schönen Landgute bei Morges am Genfer See lebte. – Ihr Dienst beschränkte sich fast ausschließlich auf die Toilette der Baronin, die sie mir als die eleganteste und raffinierteste schilderte. Stundenlang brachte ihre ungefähr dreißigjährige Herrin damit zu. In den ersten Tagen ihres Dienstes fühlte sich Marguerite etwas fremd behandelt; nach und nach gestaltete sich aber das Verhältnis sehr angenehm. Die Baronin fragte sie nach allen Richtungen hin aus. Ob sie schon einen Liebhaber gehabt? und als sie sich überzeugt, daß Marguerite noch ganz unschuldig sei, wurde sie viel zutraulicher und nach ungefähr vierzehn Tagen fragte sie, ob Marguerite sich auch auf die Toilette »de la Motte« verstünde? Da Marguerite recht gut verstand, was in der französischen Schweiz »la Motte« genannt wird, so sagte sie errötend: »Nein!« Nun meinte die Baronin, daß sie das notwendig in ihrem Dienst erlernen müsse, wenn sie ihre Vorgängerin ersetzen und auf die Dauer ihr Vertrauen gewinnen wolle; setzte sich auf das Kanapee, die Füße auf zwei Stuhllehnen, so daß die Schenkel ganz geöffnet waren, gab ihr einen Kamm von Schildpatt, der eben so weich als fein war, und zeigte ihr, wie sie frisiert sein wollte.

      Marguerite sah hier zum ersten Male ganz unverhüllt vor sich, was sie an sich noch nicht so deutlich gesehen hatte. Mit einem seltsamen Gemisch von Gefühlen begann sie das Kämmen, anfangs ungeschickt, bald aber nach Anweisung der Baronin immer geschickter. Da die Baronin eine sehr hübsche Frau, eine Blondine und von sehr schönem Teint war, auch kurz vorher auf dem Bidet den ganzen Unterleib auf das sorgfältigste gebadet hatte, so bot diese eigentümliche Toilette »de la Motte« weder einen unangenehmen Anblick, noch war sie widrig. Marguerite beschrieb mir auf das Ausführlichste und mit einer gewissen Verliebtheit den Bau ihrer Baronin und gestand mir, daß sie anfangs zwar sehr verschämt dabei gewesen sei, bei einigen Wiederholungen sich aber schon darauf gefreut, namentlich als sie bemerkt, daß das Kämmen weniger eine Toilette, als ein Vergnügen für die Baronin sei, da sie manchmal dabei seufzte, die Schenkel und Hüften bewegte und die anfangs gewöhnlich ganz geschlossene Öffnung sich spaltete, die Lippen sich röteten und der etwas hervorstehende, wie ein Ohrläppchen geformte Teil in eine zitternde Bewegung geriet. Natürlich versuchte Marguerite, als sie auf ihrem Zimmer allein war, an sich selbst das Gesehene. Noch ganz unerfahren, fühlte sie doch, daß die Natur in diesem Fleck des weiblichen Körpers eine Quelle unerschöpflichen Vergnügens versenkt und bald mußte die Hand vollenden, was der Schildpatt-Kamm begonnen. Schlau, wie jedes Mädchen in diesen Jahren und in diesem Punkte, berechnete sie, daß wohl auch die Baronin mehr wünsche, als die bloße Einleitung, aber es nicht von ihr verlangen wolle. Sie sollte sich sehr bald überzeugen, daß wo Lust von beiden Seiten vorhanden und die Gelegenheit günstig ist, die Verständigung endlich erfolgen muß.

      Und doch fand mehrere Wochen lang ein gegenseitiges Täuschen und Verheimlichen des Wunsches statt. Jede wollte, saß die andere den ersten Schritt tun sollte, jede wollte die Überredete, die Nachgebende sein. Endlich trat der Kamm seine Herrschaft an die Hand ab und kaum war die erste Probe gemacht, so warf die Baronin jede Maske der Zurückhaltung ab und zeigte sich ganz als das, was sie war, ein lüsternes, begehrliches, wollüstiges Weib, von quälenden Fesseln eingeengt, aber entschlossen, sich auf jede mögliche Art des Zwanges zu entledigen. Sie war an einen Mann verheiratet, der früh vom Leben entnervt, nur in den ersten Jahren der Ehe ihr gegenüber ein wirklicher Mann gewesen war. Aber selbst in dieser Zeit hatte er wohl Begierden erwecken, sie aber nicht befriedigen können. Wie bei vielen, vielleicht bei den meisten Frauen, hatte sich das Mitgefühl bei den Freuden der Liebe erst spät eingefunden. War es körperliche Schwäche oder Folge des früheren ausschweifenden Genusses bei ihm, kurz, er hatte gewöhnlich geendet, ehe sie noch begonnen, so daß eine verzehrende Sehnsucht bei ihr an die Stelle der natürlichen Befriedigung trat. Schon seit zwei Jahren lebte er in einer diplomatischen Stellung in Paris, und hatte seine Frau, wahrscheinlich in dem Gefühl der endlich eingetretenen vollständigen Unfähigkeit, an den Genfer See gebracht, wo sie höchst elegant und glänzend, aber sehr einsam lebte. – Marguerite bemerkte sehr wohl, daß eine Art von Haushofmeister, ein alter, verdrießlicher Mann als Aufpasser angestellt sei, der alles, was er sah und hörte, nach Paris berichten mußte. In den Familienverhältnissen der Baronin mußte es wohl liegen, daß sie mit äußerster Sorgfalt jeden männlichen Umgang vermied, so daß niemand im Hause oder in der Nachbarschaft etwas von dem ahnte, was Marguerite später von den geheimen Genüssen ihrer Herrin erfuhr. Anfangs schien es, als ließe sie sich an den Vertraulichkeiten mit ihrer Gesellschafterin vollkommen genügen. Als beide erst keine Scheu vor einander mehr hatten, fanden entweder morgens beim Aufstehen oder abends beim zu Bette gehen die ausgelassensten Szenen zwischen der Herrin und Dienerin statt, ohne daß während des Tages die erstere das geringste in ihrer Stellung gegen die letztere vergab.

      Waren die Spielereien zuerst nur einseitig gewesen, so wurden sie bald gegenseitig; Marguerite mußte völlig entkleidet zu ihr in das Bett kommen und Marguerite brauchte


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