Seewölfe Paket 12. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 12 - Roy Palmer


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dem Verhängnis entgangen war. „Zeigt diesen Bilgengespenstern, was passiert, wenn man mit Eisenbröckchen nach uns wirft. Ho, Leute, drauf auf diese Kanalratten!“

      Wenig später entlud sich auch seine Drehbasse wieder mit heftigem Krachen und einer Wolke von Pulverdampf.

      Schreie, die von dem Piratenschiff herüberdrangen, zeigten, daß der Feuerregen nicht ohne Folgen geblieben war. Die Löcher im Focksegel hatten sich inzwischen reichlich vermehrt.

      Ein wüstes Gebrüll in mehreren Sprachen war die Antwort. Gleich darauf gingen die Seewölfe in Dekkung, um dem Metallsegen der beiden PiratenDrehbassen zu entgehen. Die Geschosse richteten jedoch außer einigen geringfügigen Schäden am Besansegel nicht viel an.

      Der wilde Haufen an Bord der „Esmeralda“ mußte inzwischen nervös und hektisch geworden sein. Man nahm sich kaum noch die Zeit, ein Ziel anzuvisieren und brachte sich damit in eine Gefechtssituation, die den Seewölfen absolut fremd war.

      Die Männer an Bord der „Isabella“ kannten keine Kopflosigkeit. Jeder Handgriff, den sie taten, war überlegt, erprobt und sorgfältig abgewogen. Das war es, was sie ihren Gegnern voraushatten.

      Auch Big Old Shane und Batuti, der schwarze Mann aus Gambia, hatten nur auf ein Zeichen des Seewolfs gewartet. Sofort schnellten die ersten beiden Pulverpfeile von den Sehnen ihrer Bogen und zogen eine Rauchspur hinter sich her.

      Die Wirkung blieb nicht aus. Augenblicke später bereits waren die Detonationen zu hören, gleich darauf züngelten an vielen Stellen der „Esmeralda“ kleine Flammen hoch.

      Aus der Hektik an Bord des Piratenschiffes entstand Wuhling. Erstaunte Rufe tönten über das Deck, und eine hohe Stimme brüllte nach Wasser. Gleich darauf konnte man beobachten, wie einige Männer über die Kuhl rannten und eine Pütz Wasser nach der anderen anschleppten, um das auflodernde Feuer zu löschen.

      Eine Entscheidung stand dicht bevor.

      Philip Hasard Killigrew rechnete damit, daß die Piraten, sobald sie das Feuer unter Kontrolle hätten, gewissermaßen in einem letzten Aufbäumen versuchen würden, die Isabella zu entern. Aber dem wollte er rechtzeitig einen Riegel vorschieben.

      „Feuer!“ tönte wieder die Stimme des Seewolfs über die Decks der „Isabella“.

      Der schwarzhaarige, fast sechs Fuß große Mann stand wuchtig wie ein Denkmal auf seinem Platz und beherrschte souverän die Lage. Nicht zuletzt diese eiserne Ruhe und Besonnenheit waren es, die immer wieder auf seine Männer übergriffen und sie selbst in den kniffligsten Situationen veranlaßten, Ruhe zu bewahren und mit Verstand vorzugehen. Seine sachkundige Führung und die Ergebenheit seiner Leute war es, was die Crew der „Isabella“ zu einer Mannschaft zusammengeschweißt hatte, die weder Tod noch Teufel fürchtete.

      Es war nicht von ungefähr, daß die englische Königin Elisabeth I. diesen Mann, der über einen Kaperbrief verfügte, zum Ritter geschlagen hatte. Philip Hasard Killigrew wußte diese Geste zwar zu schätzen, legte aber keinerlei Wert darauf, Sir Hasard genannt zu werden. Was er von seinen Männern erwartete, war keine kriecherische Ergebenheit, sondern eine aufrichtige Partnerschaft. Und die war stets auf der „Isabella“ zu finden, bis hin zum letzten Mannschaftsglied.

      Noch während eine Breitseite der „Isabella“ zu dem Piratenschiff hinüberbrüllte und verheerende Schäden anrichtete, gab der Seewolf den Befehl, hart nach Steuerbord abzulaufen, bis nur noch das Heck der „Isabella“ den Angreifern zugewandt war.

      Dann traten auf sein Zeichen hin noch einmal die achteren Drehbassen in Aktion, und das schien die Piraten wohl endgültig davon zu überzeugen, daß sie sich etwas zu viel vorgenommen hatten, als sie den schlanken Rahsegler in der Bucht von Marajo erblickt hatten.

      Weitere Schlappen konnten sie sich jedenfalls nicht mehr leisten. Gegen dieses englische Schiff, das – wie sie wohl erkannt hatten – unter dem Befehl des legendären „Lobo del Mar“, des Seewolfs, stand, konnten sie sich im Moment keinerlei Chancen mehr ausrechnen. Deshalb zögerten die verwegenen Gestalten an Bord der „Esmeralda“ auch keinen Augenblick, die Befehle ihres Kapitäns zu befolgen.

      „Heißt Blinde und Marssegel!“ brüllte eine Stimme so laut, daß sie auf der „Isabella“ zu hören war.

      Und die Seewölfe wußten sehr wohl, was dieser Befehl zu bedeuten hatte: Die Piraten gaben auf und suchten jetzt schleunigst ihr Heil in der Flucht. Wahrscheinlich befürchteten sie für ihr schwer angeschlagenes Schiff das Schlimmste.

      Ein zufriedenes Grinsen zog über die verschwitzten Gesichter der Männer an Bord der „Isabella“. Bis jetzt hatten sie im Eifer des Gefechtes die brütende Hitze, die über der Bucht und dem Dschungel lag, kaum wahrgenommen. Erst jetzt, da die Piratengaleone die Flucht ergriff und sie sich wieder etwas mehr auf sich selbst konzentrieren konnten, merkten sie, daß der Schweiß nicht nur in Rinnsalen und Bächen über ihre Körper lief, sondern in Strömen. Trotzdem hielten sie sich nicht zurück, dem fliehenden Seeräuberschiff noch ein lautes „Ar-we-nack“ hinterherzubrüllen. Nur hörte sich dieser Schlachtruf diesmal wie eine Trompete des Sieges an.

      Auch Ed Carberry, der bullige Profos der „Isabella“, zog ein zufriedenes Gesicht.

      „Ho, war das etwa nichts, Männer?“ rief er. „Der fetten ‚Esmeralda‘ haben wir doch anständig was auf den Achtersteven gegeben. Diese verlausten Kakerlaken werden sich bestimmt nicht mehr in unserer Nähe blicken lassen. Wenn sie es trotzdem tun, dann werde ich jedem einzelnen von ihnen eigenhändig die Haut in ganz schmalen Streifen …“

      Der Rest der vom Profos angekündigten Zeremonie ging im Lachen der Seewölfe unter, die sofort damit begannen, auf der „Isabella“ die Spuren des kurzen Kampfes zu beseitigen.

      5.

      Die Mittagszeit war nicht mehr fern, und die Sonne würde bald ihren höchsten Stand erreichen. Unbarmherzig verwandelte sie das Land, das nur achtzig Seemeilen südlich des Äquators liegt, in eine schwüle Dunstglocke.

      Auf der „Isabella“, der ranken Galeone der Seewölfe, war bereits kurze Zeit nach dem Gefecht mit den Piraten wieder Ruhe eingekehrt.

      Die meisten Schäden waren belanglos und würden sich rasch beseitigen lassen. Die Männer hatten sofort damit begonnen, nachdem die „Esmeralda“ schwer angeschlagen aus ihrem Gesichtsfeld verschwunden war.

      Es wäre ein Leichtes für den Seewolf gewesen, das fliehende Seeräuberschiff zu verfolgen und auf Grund zu schicken, aber gemäß seiner Auffassung hätte ein solches Verhalten, wenn kein zwingender Grund vorlag, den Regeln der Fairneß widersprochen. Die Piranhas hatten angegriffen, und ihr Angriff war kräftig zurückgeschlagen worden. Allein die panische Flucht der dickbauchigen Galeone war ein Beweis dafür, daß den Schnapphähnen vorerst jegliche Angriffslust vergangen war.

      Sofort nach dem Verschwinden der „Esmeralda“ hatte Hasard Befehl gegeben, zum ursprünglichen Ankerplatz zurückzukehren. Die Mannschaft der „Isabella“ wollte schließlich noch ein Rätsel lösen, das die Männer, nachdem das kurze Gefecht vorbei war, erneut zu beschäftigen begann – das Rätsel um die menschlichen Skelette in der wrakken Galeone. Mittlerweile sahen sie eine Aufgabe darin, dieses Geheimnis zu lüften. Und davon wollten sie sich auch von der sengenden Hitze nicht abhalten lassen.

      Hasard ließ das Beiboot abfieren.

      Als Sir John, der Aracanga-Papagei, das sah, verließ er sofort die Vormarsrah und schwang sich zur Kuhl hinunter. Sein Ziel war die linke Schulter Ed Carberrys, mit dem ihn eine besonders enge, wenn auch manchmal rauhe Freundschaft verband.

      „An die Brassen!“ krächzte der Vogel. „Hopp, hopp, ihr lahmen Säcke!“ Dabei äugte er neugierig zu den Männern hinüber, die das Beiboot ins Wasser brachten. Da ihm die Arbeit offensichtlich zu langsam vonstatten ging, setzte er noch ein wütendes „Affenärsche! Rübeschweine!“ hinzu, bis ihn Ed Carberry von seinem Landeplatz vertrieb.

      Aber auch Sir John war von der harten Sorte, und der Profos mußte sich von der Großrah herunter klipp


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