Seewölfe - Piraten der Weltmeere 453. Fred McMason
Читать онлайн книгу.
Impressum
© 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,
Pabel ebook, Rastatt.
eISBN: 978-3-95439-861-4
Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]
Fred McMason
Sturm über Panama
Es regnete Feuer vom Himmel – und die Seewölfe nutzten die Gunst der Stunde
Der Zweimaster, den Arne von Manteuffel in Panama für Dan O’Flynn und seine fünf Männer vom Hafenkommandanten gekauft hatte, war ein tüchtiges und schnelles Schiffchen. Das zeigte sich, als sie auf ihrer Rückfahrt zu den Galápagos-Inseln wiederum diesen verdammten Dschunken begegneten, von denen sie restlos bedient waren. Gegen fünf Kampfdschunken hatte ein kleiner Zweimaster, besetzt mit fünf Mann, nichts zu vermelden. Aber sie konnten mit dem schnellen Schiffchen ausreißen – und das taten sie. Die Zopfmänner hatten offenbar nichts Besseres zu tun, als hinter dem Zweimaster herzusegeln. Die magerste Beute schien ihnen recht zu sein. Daß Dan O’Flynn den Kurs eines spanischen Geleitzuges kreuzte, war nicht vorauszusehen gewesen …
Die Hauptpersonen des Romans:
Mac Pellew – schneidet den Mannen Bärte und Haare und erlebt ein Wunder.
Edwin Carberry – der Profos hat es wieder mit Maultieren zu tun.
Philip Hasard Killigrew – hat diese Maultiere zusammen mit Dan O’Flynn besorgt – ohne Bezahlung.
Don Bonello – der Bürgermeister von Panama redet zwar von Pflichterfüllung, hat aber anderes im Sinn.
Li-Loyang – der chinesische Oberschnapphahn verläßt sich ganz auf seinen Sterndeuter und Berater Ni Kua.
Inhalt
1.
10. März 1595 – Seegebiet vor dem Golf von Panama.
Die verwunschenen Inseln – der Galápagos-Archipel – waren längst achteraus an der Kimm verschwunden.
Der Zweimaster lief auf Nordostkurs gute Fahrt, und der Wind wehte pendelnd aus Süden bis Südwesten, während die See langgezogen dünte.
Ferris Tucker und Edwin Carberry blickten sinnend achteraus, wo an der Kimm eine winzige Rauchfahne zu sehen war. Sie ähnelte mehr einem dunklen Nebel, der senkrecht in die Höhe strebte.
Dieser dunkle winzige Hauch war der Überrest einer spanischen Galeone, die von chinesischen Piraten geentert worden war. Allerdings hatten die Zopfmänner nicht mehr viel Freude an ihrer zerschossenen und entmasteten Beute gehabt, denn sie befanden sich auf einer schwimmenden Toteninsel und waren zum Sterben verurteilt.
Mit einem letzten Trick hatten sie versucht, die Arwenacks und Le Vengeurs zu überrumpeln. Daß dieser Trick völlig mißlungen war, hatten sie Hasards tiefem Mißtrauen zu verdanken.
Jetzt war die Galeone ausgebrannt und versunken. Die Piraten hatten ihr letztes Grab in der Weite des Pazifiks gefunden.
„Hoffentlich waren das die letzten Rübenlümmel, mit denen wir zu tun hatten“, sagte der Profos. „In letzter Zeit haben uns diese Kerle ganz schön zugesetzt.“
„Scheint wohl der Fall zu sein“, sagte Ferris, während er mit der Hand über seine roten Haare strich. „Aber man kann nie wissen. Offenbar ist da eine ganze Armada unterwegs gewesen, um die Städte und Dörfer der Neuen Welt zu plündern.“
Der augenblicklich herrschende Südwind verwehte die Rauchwolke unmerklich, bis nur noch ein feiner Strich an der Kimm stand. Etwas später war auch der verschwunden, und die See lag wieder ruhig da.
Sie waren weit und breit allein.
Carberry ging nach achtern, während Ferris auf dem Vordeck blieb, um dort etwas auszubessern.
Auf dem Achterdeck des schnellen Zweimasters standen Dan O’Flynn, Ben Brighton, Hasard und Jean Ribault.
Er hat sich verändert, dachte der Profos, womit er den Seewolf meinte. Seit Arauas Tod war er härter geworden, mißtrauischer vor allem – wie ein alter Wolf. Seine Stichwunde unter dem Herzen war inzwischen verheilt, aber eine neue Narbe war hinzugekommen. Man sah sie rötlich mit einem dunklen Rand deutlich auf der linken Wange. Sein Schläfenhaar war silbergrau geworden und hob sich scharf von dem schwarzen Kopfhaar ab. Das ließ ihn etwas älter erscheinen, aber auch erfahrener und interessanter.
Die Frauen würden sich um ihn reißen, dachte der Profos. Allerdings war der Seewolf auch etwas schweigsamer geworden als sonst. Hin und wieder waren seine Kommentare bissig oder scharf.
Auf dem Gang nach achtern kontrollierte Carberry gleichzeitig das Schiff, das ihnen Arne von Manteuffel über den Hafenkommandanten Don Alfonso de Roja besorgt hatte.
Es war alles in Ordnung, bis auf ein paar Bagatellen, denen Ferris Tucker zu Leibe gerückt war. Und sauber war das Schiffchen auch, das einstmals Kurierdienste für die Spanier versehen hatte.
Dan O’Flynn berichtete gerade Einzelheiten über das schwere Gefecht der chinesischen Piraten gegen den spanischen Geleitzug. Flüchtig hatte er Hasard die Geschichte schon erzählt. Jetzt folgten die Details.
„Es steht also fest“, sagte Hasard, „daß es bei dem Gefecht einigen spanischen Galeonen gelungen ist, nach Norden durchzubrechen, und zwar mit Ziel Panama.“
„Ja, das habe ich deutlich beobachten können“, sagte Dan. „Es herrschte zwar ein unglaubliches Gewühl, doch ein paar Galeonen entkamen den Zopfmännern.“
„Für die Dons mag das ja gut sein, für uns jedoch nicht.“
„Wir haben von den Galeonen nichts zu befürchten“, wandte Ben Brighton ein.
„Von den Galeonen nicht“, sagte Hasard zustimmend. „Aber da ist noch etwas anderes. Diese Schiffe, die dem Gemetzel entgangen sind, laufen Panama an und alarmieren dort die Behörden. Ich stelle mir vor, daß man von dort aus Schiffe in Marsch setzen wird, die den Auftrag haben, das Gefechtsfeld nach möglichen Überlebenden abzusuchen. Überlebende kann es auf Beibooten, Flößen, Grätings oder Wrackteilen geben. Man wird aber auch gleichzeitig nachsehen, ob diese Piratendschunken abgezogen sind oder möglicherweise weitere Untaten planen. Vielleicht nimmt man an, daß sie Panama selbst oder andere Küstenorte überfallen.“
„Das stimmt, Sir“, sagte Dan. „Die Dons, die dem Gemetzel entgangen sind und Panama