Seewölfe - Piraten der Weltmeere 453. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 453 - Fred McMason


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besetzt mit ganzen Horden chinesischer Piraten, die die Küsten der Neuen Welt überfallen. So, wie du es mir erzählt hast, Dan, konntet ihr fünf Dschunken entwischen. Mit drei Dschunken waren wir konfrontiert worden. Das sind insgesamt acht Schiffe mit Zopfmännern. Aber es ist völlig ungewiß, ob es bei diesen acht Dschunken geblieben ist oder ob noch mehr in diesem Seegebiet aufkreuzen. Wir müssen also höllisch aufpassen, gegenüber den Dons und gegenüber den chinesischen Piraten.“

      „Was schlägst du vor, Sir?“ fragte Ben.

      „Verschärften Ausguck, das vor allem ist wichtig.“

      „Wir haben doppelten Ausguck.“

      „Zu wenig“, sagte Hasard. „Es werden ab sofort vier Mann Ausguck gehen.“

      Auf dem Zweimaster gab es keine Marse, weil das Lateinerrigg an Pfahlmasten gefahren wurde. Aber zu den Toppen führten Wanten hoch, und so konnte von dort aus Ausguck gegangen werden.

      Zur Zeit hingen Batuti und Stenmark in den Wanten. Beide hatten Spektive dabei und suchten die See ab.

      „Wir teilen die See in vier Sektoren ein“, sagte Hasard. „Einmal Steuerbord voraus bis Steuerbord querab, dann Steuerbord querab bis Steuerbord achteraus. Für die beiden Sektoren sind jeweils zwei Mann vorgesehen. Zwei weitere übernehmen die Sektoren Backbord achteraus bis Backbord querab und Backbord querab bis Backbord voraus. So kann sich jeder auf einen Sektor von acht Strich konzentrieren, und wir haben die gesamte Kimm unter Kontrolle. Wie viele Spektive haben wir insgesamt an Bord?“

      „Sechs Kieker, Sir.“

      „Gut, dann erhält jeder Ausguck einen Kieker. Die beiden restlichen verbleiben dem Achterdeck.“

      Dan O’Flynn war mit Koppeln beschäftigt, einer nautischen Tätigkeit, die er fast im Schlaf beherrschte. Von Smoky ließ er ständig die Geschwindigkeit des Zweimasters loggen, um einwandfreie Berechnungen zu erhalten und jederzeit den Standort des Schiffes bestimmen zu können.

      Ben Brighton teilte unterdessen die Männer für den Ausguck ein. Es war damit zu rechnen, daß die Spanier in diesem Seegebiet auftauchten – oder die Zopfmänner. Beiden wollten sie nach Möglichkeit aus dem Weg gehen und jeden Kontakt vermeiden.

      So erhielt jeder der Ausgucks seinen acht Strich umfassenden Sektor, auf den er sich voll und ganz konzentrieren konnte. Damit war das Seegebiet „rundum gesichert“.

      An diesem Tag und auch am nächsten blieb die See ringsum leer. Nur einmal glaubte Sam Roskill, Mastspitzen gesehen zu haben, doch das erwies sich als falscher Alarm.

      Das normale Bordleben ging weiter. Der Kutscher und Mac Pellew arbeiteten in der kleinen Pantry und hatten alle Hände voll zu tun, um die annähernd fünfzig Mann starke Crew zu sättigen. Allerdings half ihnen dabei noch Coogan, ein Mann von den Le Vengeurs, der sich ebenfalls ausgezeichnet aufs Kochen verstand.

      Der Profos musterte und kontrollierte jeden Tag dreimal seine acht Hühner, die sie von den Galápagos-Inseln mitgenommen hatten, und die seit langem ständige Begleiter waren. Die Hühnerchen legten auch recht fleißig, doch mitunter produzierten sie nur vier oder fünf Eier am Tag. Für den Profos war das betrüblich, denn was sollten fast fünfzig Mann mit vier oder fünf Eiern pro Tag anfangen, was, wie? Zumal ein Mann wie Edwin Carberry gut und gern auf einen Sitz mindestens ein Dutzend verdrückte.

      Erst am Dreizehnten – der Profos kriegte sich fast nicht mehr ein, weil es wieder mal der Dreizehnte war – rührte sich etwas.

      Dan hatte an diesem Tag das Besteck genommen und rechnete jetzt ihren Standort aus.

      „Wir stehen etwa zweihundertachtzig Meilen südwestlich von Kap Mala“, meldete er dem Seewolf. Kap Mala war die Spitze am westlichen Eingang in den Golf von Panama.

      „Dann haben wir es ja bald geschafft“, sagte Hasard. „Bisher hat sich nichts gezeigt, aber jetzt wird es immer kritischer.“

      Es war jetzt Mittag. Die See dünte immer noch langgezogen, und hin und wieder nahm der Zweimaster etwas Wasser über. Der feine Gischtschleier war jedesmal eine willkommene Erfrischung, die bei der Hitze angenehme Abkühlung brachte.

      Der Wind pendelte immer noch aus Süden bis Südwesten, und über der See wölbte sich ein hellblauer Himmel mit Lämmerwolken, die langsam zum Festland zogen.

      An Deck schnitt Mac Pellew den Männern, die es nötig hatten, mit saurem Gesicht die Haare. Dazu benutzte er Messer und Schere. Einige ließen sich auch rasieren, und so herrschte an Deck ein fast ausgelassenes Treiben.

      Mac nannte das „Hammel scheren“, und einige sahen nach dieser Prozedur auch so ähnlich aus, wenn Mac ihnen mit sauertöpfischer Miene einen kleinen Kupferspiegel vorhielt.

      Augenblicklich war der Franzose Pierre Puchan dran, der sich auf die Gräting hockte und geduldig wartete.

      Mac setzte ihm einen kupfernen Topf auf den Schädel, um genau Maß zu nehmen.

      „Schön rund, bitte“, sagte Pierre grinsend zu dem ahnungslosen Mac Pellew, der gerade lossäbeln wollte.

      „Schön rund und so“, brummte Mac. „Ich bin hier der Barbier und bestimme, wie es gemacht wird. Ich sehe selbst, zu welchem Eierkopf der richtige Schnitt paßt.“

      Er zerrte an dem Kupfertopf, der Pierre Puchan so ähnlich am Schädel klebte wie der Helm des Wikingers. Er zerrte weiter, doch der Topf wollte nicht so recht.

      „Du reißt mir ja die Rübe ab!“ schrie Pierre.

      „Kein Wunder bei deinem Torfkopp“, knurrte Mac, „der ist schon in den Topf hineingewachsen.“

      Er trat hinter Pierre, griff die beiden Henkel und zog mit einem kräftigen Ruck daran. Dann fiel er fast in Ohnmacht. Er hielt den Topf verblüfft in den Händen – und auch die gesamte Haarpracht des Franzosen. Jetzt starrte er total verdattert auf einen glatten, wie poliert wirkenden Schädel, in dem sich das Licht der Sonne spiegelte.

      „O Gottchen!“ jammerte Mac. „Bas ist mir noch nie passiert.“

      „Verflucht, meine Haare!“ brüllte Pierre. „Du hast sie mir alle ausgerissen! Himmel, mein Schädel!“

      Mac war immer noch total platt. Er hatte die Futterluke aufgerissen und stierte auf diese Kugel, die glänzend vor ihm lag und auf der nicht mehr ein einziges Haar sproß.

      „Du bist vielleicht ein Stiesel“, sagte der Profos. „Und so was nennt sich Barbier. Ein quergebraßter Seesack bist du. Reißt dem armen Kerl sämtliche Borsten aus.“

      Mac schloß entsetzt die Augen, weil er einfach nicht glauben konnte, was er da sah. Ihm wurde fast übel vor Angst. Dann riß er die Klüsen wieder auf und stierte in den Topf. Da hing immer noch die ganze Haarpracht des Franzosen drin.

      Erst das dröhnende Gelächter der Männer ließ Mac Pellew entsetzt zusammenfahren. Die Kerle bogen sich vor Lachen und grinsten wie die Heupferde. Besonders der Profos konnte sich kaum beruhigen. Mit Tränen in den Augen deutete er immer wieder auf Mac, der verlegen den Topf mit dem wundersamen Inhalt in den Händen drehte.

      „Haha-hihi!“ brüllte der Profos. „Der hat ’ne neue Methode zum Haareschneiden erfunden! Reißt den Kerlen einfach alles mitsamt den Wurzeln aus und spart sich ’ne Menge Arbeit!“ er schlug sich auf die Schenkel und lachte dröhnend.

      „O Gottchen“, sagte Mac Pellew noch einmal. Aber es klang schon wie der letzte Hauch eines Sterbenden. „Was lacht ihr verrückten Kerle so dämlich?“

      „Weil das ’ne Perücke ist“, klärte der Profos ihn auf. „Und weil wir dich Essigkruke mal aufheitern wollten. Außerdem hast du mir vor ein paar Wochen auch einen Streich gespielt, als wir über den Äquator segelten. Das hast du jetzt davon.“

      Die Kerle brüllten noch lauter, weil Mac so ein unglaublich fassungsloses Gesicht zog. Er griff in den Topf, zog die Perücke heraus und warf sie fluchend dem Franzosen an den Schädel.

      „Na, war das nicht erheiternd?“ fragte der Profos. „Also, ich


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