Seewölfe - Piraten der Weltmeere 453. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 453 - Fred McMason


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Diagramm war das universale Modell, und seine neun Zellen waren die neun Häuser. Das alles bezog sich auf uralte Begriffe der Astrologie und längst vergessene Rituale der schamanistischen Könige aus grauer Vorzeit. Trotzdem war es immer noch wirksam, denn der Himmel hatte eins seiner letzten Geheimnisse offenbart. Jeder Schnapphahn an Bord vertraute darauf und verließ sich auf Ni Kua und seine Gruppe von Trigrammen.

      Mit yin und yang wollten sie jetzt den weißen Teufeln zu Leibe rücken – oder den langnasigen Dämonen, wie Ni Kua sie nannte.

      Daß ihr Raubzug zu den Küsten der Neuen Welt ein Erfolg werden würde, hatten die neun Häuser eindeutig kundgetan. Nur der störende Zweimaster war zwischen den Zahlen nicht erschienen, aber danach hatte ja auch niemand extra gefragt.

      Der gallig blickende Zwerg betrieb keinen aufwendigen Hokuspokus mit magischen Beschwörungen, und er entzündete auch kein magisches Feuer mit Blitzpulver. Er verglich die neun Häuser, starrte auf den Kompaß, zitierte Auszüge aus dem I Ching und stand eine ganze Weile in gebückter, fast lauernder Haltung da. Dabei schuf er ein Denkmodell anhand der Fakten, die er von Li-Loyang hatte, und überprüfte alles, wobei er sich auf die zwei fundamentalen Energien konzentrierte, die negative und die positive, yin und yang.

      Als er den Schädel hob, war sein Gesicht völlig ausdruckslos. Nur seine Lippen bewegten sich ein wenig, als er sprach.

      „Vier Dschunken gehen auf Nordnordostkurs“, sagte er. „Wir dagegen schwenken auf Nordkurs. Wir gehen nach Absegeln der geschätzten Distanz, die bei viertausend Wu liegt, bis zum bisherigen Kurs der langnasigen Dämonen wieder auf den alten Nordostkurs zurück.“

      „Und dann?“

      „Die neun Häuser sagen, daß wir dann im Kielwasser der langnasigen Dämonen liegen. Wir müssen zusätzliche Segel aufziehen, um schneller zu sein.“

      „Dann können wir ihnen die Ruderanlage zerschießen?“

      „Ja, das können wir dann.“

      „Sehr gut“, lobte der Kapitän. „Was ist, wenn die weißen Teufel den Kurs geändert haben? Was sagen die Trigramme darüber?“

      „Sie werden den Kurs nicht ändern, es sei denn, irgendwelche Geister bewegen sie dazu.“

      Damit hatte sich der Zwerg wieder eine goldene Brücke gebaut, denn „irgendwelche Geister“ waren ja sehr oft unberechenbar und mußten erst neu erfaßt werden. Aber er glaubte trotzdem an den Erfolg.

      „Weshalb sollten sie auch den Kurs wechseln“, sagte der Kapitän mehr zu sich selbst. „Wir erscheinen ja harmlos. Viertausend Wu müssen wir segeln?“

      „So steht es in den neun Häusern.“

      „Wann ist die günstigste Zeit?“

      „Um Mitternacht.“

      Der Kapitän grinste in freudiger Erwartung.

      „Dann sollten wir keine Zeit mehr verlieren, denn gleich ist es soweit. Wir segeln zu den anderen auf.“

      Etwas später waren sie auf Rufweite heran, und Li-Loyang gab den anderen Dschunkenkapitänen den Befehl, auf Kurs Nordnordost zu gehen, um näher an die weißen Teufel heranzustallen.

      Die vier Dschunken schwenkten gleich darauf ab und gingen auf den neuen Kurs.

      Li-Loyang ließ Nordkurs anlegen und zusätzliche Segel aufziehen, um die viertausend Wu lange Distanz abzusegeln.

      Inzwischen wurden die Abschußgestelle für die Brandsätze geladen, um den weißen Teufeln Furcht einzujagen. Das Buggeschütz wurde ebenfalls feuerbereit gemeldet.

      Zu sehen war nichts. Ringsum herrschte absolute Dunkelheit, kein Stern zeigte sich am Himmel.

      Stunden später ging die Kampfdschunke wieder auf den alten Kurs zurück und legte Nordost an. Noch ein weiteres Segel wurde gesetzt, um schneller aufzurücken.

      „Jetzt segeln wir direkt im Kielwasser der weißen Teufel“, sagte der Kapitän, „ohne daß sie auch nur die geringste Ahnung haben.“

      Er freute sich, daß sie die Weißen überlistet hatten. Sobald es hell war, würde die Überraschung perfekt sein. Dann war man den lästigen Begleiter endgültig los und konnte ungehindert und ohne Vorwarnung in den großen Golf einlaufen.

      Immer wieder wurden die Ausgucks befragt, ob der Zweimaster schon in Sichtweite sei, aber die Antworten waren jedesmal negativ. Man wußte ihn zwar direkt vor sich, man spürte es fast, aber es war noch zu dunkel, um ihn erkennen zu können.

      Unmerklich begann der Morgen zu grauen. Überall standen Ausgucks und starrten sich die Augen wund. Als sie die See einigermaßen überblicken konnten, wurde das Gesicht des chinesischen Kapitäns immer länger und enttäuschter, denn der Zweimaster wollte und wollte nicht auftauchen.

      Die See blieb eine graue langdünende Fläche, auf der sich nur die fünf Dschunken befanden. Steuerbord achteraus segelten die vier anderen Dschunken, wie das geplant war. Nur der Zweimaster fehlte.

      Li-Loyang ließ die eigene Dschunke zurückfallen. Sein Gesicht verriet maßlose Enttäuschung.

      „Das verstehe ich nicht, Ni Kua!“ rief er. „Die Häuser haben uns doch den richtigen Kurs gezeigt! Es hatte auch alles geklappt, aber wo ist das Schiff der weißen Teufel jetzt? Weshalb hat es den Kurs geändert? Sie konnten von unseren Absichten doch nichts wissen.“

      „Die neun Häuser und die Trigramme hatten recht“, sagte der Zwerg mit unerschütterlicher Ruhe. „Die langnasigen Dämonen sind verschwunden, und nur das allein ist wichtig. Sie werden unsere Ankunft nicht vorzeitig melden.“

      „Und weshalb nicht?“

      „Sie wollten nicht zum großen Golf“, behauptete Ni Kua. „Und weil sie da nicht hinwollten, änderten sie den Kurs. Sie segelten nur zufällig in die Richtung und hatten gar nicht die Absicht, das Land anzulaufen, dem wir uns nähern.“

      Das war eine Begründung, die absolut logisch klang. Klar, die weißen Teufel wollten ganz woanders hin. Der Kapitän war jedenfalls zufrieden, daß der Zweimaster verschwunden war. Der Rest der Reise zum fremden Festland würde ruhig verlaufen.

      Er sah Ni Kua an und verneigte sich vor ihm. Wie weise doch dieser Mann war, und wie recht er immer hatte!

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