Seewölfe - Piraten der Weltmeere 453. Fred McMason

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 453 - Fred McMason


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ganz absäbeln.“

      „Aber Mac“, sagte der Profos grinsend, „das war doch nur ein kleiner Spaß. Fast alle wissen, daß Pierre ’ne Perücke trägt, und er hat den Spaß auch mitgemacht. Du mußt dich jetzt nur sehr in acht nehmen, wenn du das Ding in den Händen hattest.“

      Der Profos griff zu und hielt Macs Hand fest. Dann drehte er sie um und nickte.

      „Tatsächlich“, murmelte er verblüfft. „Das habe ich mir doch gleich gedacht.“

      „Was denn, zum Teufel?“ schrie Mac.

      „Der züchtet unter seiner Perücke bretonische Wasserflöhe“, behauptete der Profos. „Das sind ganz besondere Wasserflöhe, weil die am Achtersteven so ’ne kleine rosa Schleife tragen. Jetzt hüpfen ein paar davon schon auf dir herum.“

      Mac, der meist alles für bare Münze nahm und an Scherze dieser Art nicht glaubte, sah entsetzt auf seine Hände und sprang einen Schritt zurück.

      Als die Kerle wieder lauthals losbrüllten, fühlte er sich veralbert und wurde noch saurer. Er griff in den Topf mit Rasierschaum und pfefferte dem Profos eine Handvoll ins Gesicht. Der hatte jetzt plötzlich einen Weißen Rauschebart im Gesicht und sah aus wie ein Weihnachtsmann, der Schnee gefressen hat. Der Schaum tropfte langsam von ihm ab und auf die Planken.

      In diesem Augenblick war der Spaß allerdings vorbei, obwohl der Profos gern noch die Kumme mit Rasierschaum dem traurigen Mac über den Schädel gestülpt hätte.

      Der Ausguck für den Sektor Steuerbord querab bis Steuerbord achteraus meldete sich lautstark. Es war Mel Ferrow, der diesen Sektor mit dem Spektiv absuchte.

      „Mastspitzen an der südlichen Kimm!“ schrie er.

      Einige Sekunden lang herrschte totales Schweigen an Bord. Jeder wußte, daß es jetzt mit der Ruhe und Beschaulichkeit vorbei war. Jetzt würde wieder der Ernst beginnen – oder die Hatz durch chinesische Kampfdschunken. Genausogut konnten es aber auch Spanier sein.

      Die Mastspitzen waren für die anderen erst eine halbe Stunde später erkennbar.

      „Genau auf Kursänderungen achten“, befahl Hasard. „Behaltet die Mastspitzen scharf im Auge.“

      Die gesichteten Mastspitzen kamen jedoch nur sehr langsam an der Kimm auf, und vorerst ließen sie sich nicht einordnen. Niemand wußte, um was für Schiffe es sich handelte.

      Das änderte sich erst gegen Nachmittag, als Dan O’Flynn einmal zum Spektiv griff und die Mastspitzen sehr genau betrachtete. Er sah so lange durch den Kieker, daß Hasard ungeduldig wurde. Dann schob er das Messingrohr mit einem leisen Seufzer zusammen.

      „Es sind schon wieder Dschunken“, sagte er. „Fünf chinesische Dschunken, die in Kiellinie segeln. Noch halten sie Parallelkurs. Ich glaube auch, daß sie uns ebenfalls längst gesichtet haben.“

      „Schon wieder Zopfmänner“, murmelte Hasard. „Wenn sie auf dem Kurs bleiben, steuern sie offenbar ebenfalls den Golf von Panama an.“

      „Fünf Spanier wären mir fast lieber“, meinte Shane, „da weiß man, wie man dran ist. Aber diese Kerle mit ihren höllischen Brandsätzen …“

      Er ließ den Rest offen, aber jeder wußte, was er damit sagen wollte.

      Die chinesischen Piraten waren ernst zu nehmende Gegner, das hatten sie in der Vergangenheit in aller Härte und Grausamkeit bewiesen. Sie scheuten vor nichts zurück, und sie waren den anderen Schiffen wegen ihrer Brandsätze gefechtsmäßig weit überlegen.

      Auch das hatten Arwenacks und Le Vengeurs am eigenen Leib erfahren müssen, als sie die „San Lorenzo“ opfern mußten und die „Estrella de Málaga“ von den Zopfmännern zusammengeschossen wurde, bis sie auseinanderflog.

      Jetzt segelten fünf Dschunken achteraus wieder langsam auf.

      Die Männer konnten sich ausrechnen, daß sie nicht die geringste Chance mit dem Zweimaster gegen sie hatten.

      Pausenlos wurden die Schiffe jetzt beobachtet. Sie segelten nur sehr langsam auf. Mit jeder verstreichenden Stunde waren sie jedoch deutlicher und klarer zu erkennen.

      „Ihr Kurs hat sich bisher nicht verändert“, sagte Hasard am späten Nachmittag. „Sie sehen uns auch ebenso deutlich, wie wir sie sehen. Aber zum Glück scheinen die Kerle kein Interesse an uns zu haben. Dennoch traue ich ihnen nicht.“

      „Vermutlich sind wir ihnen zu unbedeutend“, sagte Dan. „Sie sehen ein kleines Schiff, das nicht viel Beute verspricht. Daher lassen sie uns in Ruhe, weil ihnen vermutlich ganz andere Brocken vorschweben.“

      Die Dschunken blieben auf ihrem Parallelkurs, ohne weiter nördlich zu halten. Ein Interesse für den Zweimaster war nicht zu bemerken.

       2.

      Als die kurze Dämmerung hereinbrach, hatte sich an der Situation immer noch nichts geändert. Harmlos segelten die Dschunken ihren Kurs weiter. Auch der Abstand veränderte sich kaum, weil Zweimaster und Dschunken annähernd gleiche Fahrt liefen.

      Hasard war dennoch von tiefem Mißtrauen erfüllt. Er traute den gelben Piraten nicht über den Weg, denn die änderten oft sehr schnell ihre Absichten oder gaben sich betont harmlos.

      „Keine Lichter an Bord entzünden, sobald es dunkel ist“, sagte er. „Kein Feuer, nichts.“

      „Was hast du vor, Sir?“

      „Ich traue ihnen nicht. Die Kerle sind nicht nur hinterhältig, sie sind auch trickreich, und wir müssen auf einen schlagartigen Überfall gefaßt sein, falls sie näher aufsegeln. Wir werden später, wenn die Nacht hereingebrochen ist, sozusagen einen Seitenwechsel vornehmen. Ich versetze mich nur in die Lage der Piraten. Es kann ja sein, daß sie bei Dunkelheit auf Nordkurs gehen, um uns ein wenig zu beschnüffeln. Das ist unauffälliger, und wir würden es vielleicht erst merken, wenn es bereits zu spät ist. Dann erschrecken sie uns mit ihren Brandsätzen und fallen über uns her. Daß sie bisher kein Interesse an uns zeigten, besagt überhaupt nichts.“

      „Demnach gehen wir dann auf Ostkurs“, sagte Dan.

      „Ja, und das bringt uns zwangsläufig hinter die Dschunken.“

      „Sie werden es merken, Sir.“

      Hasard schüttelte den Kopf.

      „Das glaube ich nicht. Wir segeln noch in Sichtweite. Der Himmel bewölkt, und so haben wir auch keinen Mondschein. Die Nacht wird wie geschaffen dafür sein.“

      Der Himmel hatte sich mittlerweile bewölkt, und jetzt trieben hoch droben ganze Wolkenformationen in Richtung Festland. Schon am Nachmittag hatte Hasard damit gerechnet. Für sie konnte das nur von Vorteil sein.

      Der chinesische Oberschnapphahn würde nicht damit rechnen, daß sie sich während der Dunkelheit heimlich absetzten oder die Seiten wechselten, überlegte Hasard. Es würde ein Versteckspiel werden, bei dem jeder jeden auszutricksen versuchte. Jeder mußte versuchen, dabei die Rolle des anderen zu durchdenken. Das würden die Zopfmänner vermutlich ebenfalls tun, wenn sie die Absicht hatten, den Zweimaster unter die Lupe zu nehmen.

      Hasard lächelte bei dem Gedanken grimmig.

      Als dann die Nacht hereinbrach, dünte die See immer noch langgezogen und hin und wieder wurden die Schiffe in den Wellen so klein, daß man sie kaum noch sah.

      Etwas später waren sie nicht mehr zu erkennen. Die Dunkelheit verschluckte alles.

      „Ich kann sie nicht mehr erkennen“, sagte Dan, „selbst durch das Spektiv nicht. Aber sie haben ebenfalls keine Laternen entzündet. Auf den Schiffen ist alles dunkel.“

      „Vermutlich werden sie nur ein Schiff auf unseren Kurs setzen“, sagte Hasard. „Was wird der chinesische Kapitän denken?“

      „Daß wir auf Kurs bleiben“, erwiderte Dan, „weil wir nicht damit rechnen, von den Kerlen behelligt zu werden.


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