Seewölfe Paket 1. Roy Palmer
Читать онлайн книгу.er. Und in seinem Gehirn begann eine fieberhafte Tätigkeit. Alles war so verdammt schiefgegangen – und jetzt auch noch das. Er dachte daran, daß die „Isabella“ diese Nacht nicht überleben würde – gar nicht überleben konnte. Weder die Queen noch sonst irgend jemand würde die Silberbarren je erhalten, die tief im Rumpf der Galeone lagen.
Blitzartig durchdachte O’Moore alle Möglichkeiten. Aber da war nichts mehr zu ändern. Die Aktion war angekurbelt, und nicht nur das, sie lief bereits.
Er stieß einen wüsten Fluch aus. Denn jetzt konnte es geschehen, daß auch die wertvollen Karten vernichtet werden würden. Es war das erstemal, daß Patrick O’Moore ein Auftrag derartig danebengeriet.
Allen voran jagte der Schwede Stenmark durch die engen Gassen des Hafengebiets. Er schwang sein Entermesser und brüllte ununterbrochen aus Leibeskräften. Von Zeit zu Zeit erblickte er vor sich die schemenhafte Gestalt des Flüchtenden, der sich in geradezu unglaublichem Tempo bewegte. Meisterhaft benutzte er jede sich bietende Deckung, tauchte immer wieder in pechschwarze Schatten ein. Neil Griffith wußte, daß er um sein Leben lief. Es grenzte sowieso schon fast an ein Wunder, daß er diesen Kerlen von der „Isabella“ überhaupt entwischt war.
Stenmark hatte ihn gefunden. Sofort hatte er mit seinen mächtigen Pranken zugepackt und ihn vom Straßenpflaster hochgerissen. Neil Griffith war übergangslos hellwach gewesen, jede Benommenheit war schlagartig von ihm abgefallen. Er hatte alles in allem viel Glück gehabt, denn sein Sturz war glimpflich verlaufen.
Er spielte jedoch weiterhin den Benommenen, der noch halb ohnmächtig in den Pranken Stenmarks hing. Und dann, als sich der richtige Augenblick ergeben hatte, als der Schwede ihn zu den anderen schleifen wollte und schon ansetzte, um ihnen diese Neuigkeit zuzubrüllen, da hatte Neil Griffith ihm die Beine unter dem Körper weggetreten und gleichzeitig zugeschlagen. Der völlig überraschte Stenmark war zu Boden gegangen und hatte auch einige Sekunden gebraucht, bis er wieder auf den Füßen stand.
Aber da war Neil Griffith längst auf und davon – und der Flüchtende hörte nur noch das wilde Gebrüll der Männer hinter sich, die ihn jetzt durch die Hafengassen von Plymouth hetzten.
Immer wieder schlug er Haken, aber die Kerle waren einfach nicht abzuschütteln.
Doch dann hatte Neil Griffith Glück. Er gelangte an eine schmale, stockfinstere Gasse, in der keine einzige Lampe brannte. Er rannte hinein, stolperte völlig ausgepumpt ein paar Stufen empor, taumelte in eine zweite noch dunklere Gasse und verschwand schließlich in einem Torweg, in dem er nicht einmal die eigene Hand vor Augen sehen konnte.
Er ertastete einen Stapel von Fässern, und gleich darauf war er hinter den Fässern verschwunden.
Er hörte das Gebrüll des Schweden und die Rufe der anderen. Aber die Verfolger rückten nicht näher, sondern entfernten sich von Neil Griffith.
Griffith rutschte in sich zusammen. Nur ganz allmählich beruhigte sich sein Atem, hörten seine Pulse auf zu hämmern.
Diesmal war er noch entwischt. Aber was jetzt?
Hasard brach die sinnlose Jagd ab. Er kochte innerlich vor Zorn, daß ihm diese beiden Dunkelmänner durch die Lappen gegangen waren. Und dann durchzuckte ihn ein eisiger Schreck. Seine Radschloßpistole – sie mußte noch in der Kutsche liegen. Er dachte gar nicht daran, auf diese Waffe zu verzichten – jetzt war alles andere ohnehin schon egal.
Er griff sich Dan. Wenn überhaupt jemand Chancen hatte, diese kostbare Waffe wieder ans Tageslicht zu befördern, dann Daniel O’Flynn.
Das Bürschchen hörte nur kurz zu.
„Stimmt, ich habe da irgend etwas gefühlt, ich glaube, ich weiß, wo die Pistole liegt. Aber ich habe vorhin einfach nicht darauf geachtet, weil ich nach diesem verdammten Bastard suchte …“
Damit lief er auch schon los. Und der brauchte nicht lange. Triumphierend tauchte er wieder auf.
„Ich habe sie!“ schrie er, und seine helle Stimme, die sich noch im Stimmbruch befand, überschlug sich dabei.
Hasard nahm die triefnasse Waffe in Empfang.
„Das bringt dir eine Flasche vom besten Schottischen ein und noch mehr, Dan“, versprach er, und Dan grinste.
„Halte dich nur an mich. Hättest du auf mich gehört, als ich dir sagte, daß diese Kutsche für dich nicht taugt, daß diese Karre nicht nur eine Frechheit, sondern auch sonst noch alles Mögliche andere sei, dann brauchtest du dich jetzt nicht erst trokken zu legen. Denn die richtige Karosse dieses Sir Doughty steht vor der „Isabella“ an der Pier, und Ben Brighton hält die Leute fest.“
Dan warf sich in die Brust, gleichzeitig sah er, wie Hasard zusammenzuckte.
„Was sagst du da, Dan? Die richtige Karosse steht vor der „Isabella“ auf der Pier?“ Viele Gedanken schossen ihm durch den Kopf.
Er starrte über die Mill Bay, dorthin, wo er die beiden Galeonen wußte und auch die Umrisse ihrer Rümpfe und Takelage eben noch erkennen konnte. Also steckte hinter dieser ganzen Geschichte doch nicht Sir Doughty? Das war ja die Hölle! Eine andere Seite jagte also ebenfalls nach der Ladung der „Isabella“.
Die Seekarten fielen Hasard in diesem Moment nicht ein. Er wußte nur, daß er jetzt unter allen Umständen der Einladung Doughtys Folge leisten würde. Das wurde ja alles immer toller!
Er setzte sich in Bewegung.
„Dan, lauf los, sag Ben, daß ich trockene Sachen brauche, daß ich jetzt so schnell wie möglich zu Sir Doughty fahren werde.“
„Allein?“ fragte Dan, und in seinen Zügen stand überdeutlich die Hoffnung, daß Hasard ihn vielleicht mitnehmen würde.
„Allein, Dan. Das wäre ein schwerer Verstoß gegen die Etikette, wenn ich dich mitnähme. Wir müssen uns aber benehmen, das erwartet Kapitän Drake von uns. Und im übrigen möchte ich, daß die Wachen ein höllisch scharfes Auge auf unser Schiff haben, während ich weg bin. Da ist noch eine andere Seite im Spiel, ein Gegner, den wir nicht kennen. Allmählich habe ich das Gefühl, daß unser Kampf mit den fünf Karavellen geradezu ein Kinderspiel war gegen das, was uns hier in Plymouth erwartet. Die Karavellen griffen uns offen an, dieser Gegner hier schlägt voller Heimtücke aus dem Dunkel und von hinten zu.“
Er versetzte Dan einen leichten Schlag auf die Schulter. „Los, lauf schon, Dan. Ich komme mit den anderen sofort nach.“
Dan war bei den letzten Sätzen Hasards nachdenklich geworden und sauste los. Doch weder er noch die anderen Männer der Besatzung konnten ahnen, was die „Isabella“ noch in dieser Nacht erwartete.
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