Seewölfe Paket 21. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 21 - Roy Palmer


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– wenn dem so ist, da muß es Arne ja gelungen sein, Don Juan auf die Seite des Bundes zu ziehen“, sagte Ribault. „Donnerwetter, das ist ein tolles Stück! Aber Arne hat schon lange geplant, den guten Don Juan auf unsere Seite zu bringen.“

      „Es muß ihn einiges gekostet haben“, sagte der Seewolf. „Don Juan kann nicht leicht zu überreden gewesen sein. Aber es müssen die jüngsten Ereignisse in Havanna gewesen sein, die ihn davon überzeugt haben, daß er bislang auf der falschen Seite gekämpft hat.“

      „Eine positive Nachricht“, meinte Siri-Tong. „Sie besagt aber nicht nur, daß Don Juan de Alcazar künftig nicht mehr als Gegner zu betrachten ist, sondern vor allen Dingen, daß er und Arne offenbar auch gewillt sind, dem Kampfverband der Dons von Anfang an Schaden zuzufügen.“

      „Recht so!“ stieß Thorfin Njal hervor. „Und da Arne und Don Juan harte und erprobte Kämpfer sind und über die schnelle und kampfkräftige Schebecke verfügen, steht zu erwarten, daß sie dem Verband ziemlich zusetzen werden. Richtig?“

      „Richtig“, erwiderte die Rote Korsarin lachend. „Oder besser – wir wollen es hoffen und den beiden die Daumen drücken.“

      „Dennoch besteht bei uns kein Grund zum Frohlocken“, sagte Hasard. „Denn zehn Kriegsschiffe als Gegner sind ein ziemlich harter Brocken. Das wissen wir alle, und es ist auch klar, daß wir den Feind auf keinen Fall unterschätzen dürfen.“

      „Es wird hart auf hart gehen, und wir werden viel Glück brauchen.“

      Der Wikinger hob die geballte Rechte. „Wetzt die Messer! Schärft die Spitzen! Bei Odin, es wäre doch gelacht, wenn wir diesen Verband nicht zerschlagen und den Dons ein Höllenfeuerchen unter ihren Hintern entfachen würden! Wir laufen mit allen Schiffen aus und segeln ihnen mit voller Formation entgegen.“

      Hasard schüttelte den Kopf. „Nein, ausgeschlossen“, sagte er.

      Der Wikinger blickte ihn aus geweiteten Augen und mit geöffnetem Mund an. Langsam sank seine Faust nach unten. Er glaubte, nicht richtig gehört zu haben.

      „Was? Wie – wie meinst du das?“ stammelte er verwirrt. „Bist du von allen guten Geistern verlassen?“

      Hasards Mund verzog sich zu einem halb spöttischen, halb amüsierten Grinsen. „Das hoffe ich nicht. Aber wir können auf keinen Fall mit allen Schiffen auslaufen, das muß auch dir einleuchten. Ein Schiff muß hierbleiben.“

      „Aber – die Insel ist durch ihre Befestigungsanlagen und Kanonen ausreichend gesichert!“ begehrte der Nordmann mit dröhnender Stimme auf.

      „Es gibt noch einen anderen wichtigen Grund, mindestens ein Schiff hier zurückzulassen“, sagte der Seewolf ruhig.

      „Ja, das sehe auch ich ein“, sagte Siri-Tong.

      „Ich aber nicht!“ stieß Thorfin Njal trotzig hervor. Mit beiden Händen griff er sich an den Kupferhelm, als wolle er ihn zurechtrücken. „Wir sind den Dons ohnehin zahlenmäßig unterlegen! In dieser Lage auch noch ein Schiff abzuziehen, das ist – das … Hölle und Donnerwetter, das will mir nicht in den Kopf!“

      Die Rote Korsarin legte ihm mit einer beschwichtigenden Geste die Hand auf den Unterarm. „Denk doch mal genau nach, Thorfin. Hasard hat völlig recht. Nehmen wir einmal an, dem Gegner gelingt es, den Bund der Korsaren zu zerschlagen.“

      „Niemals! Lieber versenke ich mein eigenes Schiff, als daß ich das zulasse!“

      „Du sollst ja auch nur rein theoretisch daran denken“, sagte sie.

      „Theo … was? Nein, ich will’s nicht wahrhaben“, brummte er störrisch.

      „Das ist eben dein Fehler“, sagte Hasard beharrlich. „Man muß jeden Eventualfall in Betracht ziehen, um gerüstet zu sein. Hört gut zu: Wenn wir unterliegen, dann muß hier wenigstens ein Schiff zur Stelle sein, um die Überlebenden samt einem Teil der in den Höhlen gehorteten Schatzbeute evakuieren zu können.“ Er beugte sich etwas vor und fixierte den Wikinger. „Oder was soll deiner Meinung nach mit unseren Freunden geschehen, wenn die Dons landen?“

      „Die Insel räumen“, murmelte Thorfin, „alles aufgeben? Nein. Das überleb’ ich nicht. Sleipnir soll mich zertrampeln, Geri und Freki sollen mich zerreißen und Hugin und Munin mir die Augen auspicken – nur das nicht!“

      „Nun mach’s doch nicht so dramatisch“, sagte Siri-Tong. „Wir dürfen einfach nicht riskieren, daß die Schlangen-Insel im Sturm genommen wird und dabei alle drauf gehen. Das ist genau der Punkt. Folglich lassen wir ein Schiff hier zurück, Punktum und basta!“

      Sie diskutierten noch eine Weile herum, aber schließlich mußte sich auch der Wikinger diesem Argument beugen. Die Zweckmäßigkeit einer solchen Maßnahme ließ sich nicht von der Hand weisen.

      Er knirschte kräftig mit den Zähnen und stieß einen Fluch aus, dann sagte er: „Und welches Schiff soll zurückbleiben, wenn man fragen darf? Doch wohl nicht der Schwarze Segler? Das lasse ich nur über meine Leiche zu.“

      Jean Ribault lachte. „Hasard hatte gehofft, du würdest dich freiwillig melden. Denk doch auch an Gotlinde und die Kinder.“

      „Laß Thyra und Thurgil aus dem Spiel!“ brüllte der Wikinger. „Ich bin nicht der einzige, der hier Familie hat!“ Er konnte fuchsteufelswild werden, wenn er bei Beratungen an seine „privaten Pflichten“ erinnert wurde.

      „Schon gut, Väterchen, reg dich nicht auf“, sagte Ribault.

      „Warum bleibst du nicht mit deiner ‚Vengeur‘ hier?“ fragte der Wikinger plötzlich lauernd. „Nun? Das wär’ doch was, oder?“

      „Ich kann nicht Däumchen drehen, während die Kameraden kämpfen.“

      „Ich auch nicht.“

      „Wenn die ‚Empress‘ rechtzeitig zurückkehrt, kann sie in der Bucht ankern, und wir laufen aus“, sagte Renke Eggens, der mit Oliver O’Brien zusammen etwas verspätet den Ratsfelsen betreten hatte. „Damit wäre das Problem gelöst.“

      „Auch Donegal läßt sich darauf freiwillig nicht ein“, sagte Arkana. „Und die ‚Empress‘ dürfte wohl auch zu klein sein, um im Fall eines Falles alle Inselbewohner aufzunehmen.“

      „Richtig“, sagte Hasard. „Im übrigen können wir mit Donegal und seiner Crew nicht rechnen, solange sie nicht tatsächlich wieder zurück sind. Wir werden die Angelegenheit anders regeln. Lassen wir das Los entscheiden.“

      Damit erklärten sich alle einverstanden. Kurze Zeit darauf ließ der Seewolf jeden Schiffskapitän ein dünnes Stück Holz aus seiner geschlossenen Hand ziehen, von denen er eins vorher markiert hatte. Das Los fiel auf Renke Eggens, und somit stand es fest: Er würde mit der „Wappen von Kolberg“ in der Bucht der Schlangen-Insel bleiben.

      Eggens hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. „Es läßt sich nicht ändern. Aber ihr könnt beruhigt sein, ich halte die ‚Wappen‘ gefechtsbereit und versehe meine Pflichten, wie es sich gehört. Wenn die Dons erscheinen, verwandeln wir die Insel in eine feuerspuckende Festung.“

      „Daran zweifelt keiner von uns“, sagte Hasard. „Also, du behältst einen Teil von Arnes Crew, die anderen übernehmen unter dem Kommando von O’Brien die ‚Pommern‘, die mit uns ausläuft.“

      Alle Einzelheiten des bevorstehenden Kampfes wurden noch einmal genau durchgesprochen. Jeder wußte, was er zu tun hatte, aber er mußte auch von den anderen wissen, wie sie eingesetzt werden sollten. Jedes Detail mußte festgelegt und durfte nicht dem Zufall überlassen werden, soweit sich das vermeiden ließ.

      Arkana und ihre Krieger und Kriegerinnen würden die Insel verteidigen und gegebenenfalls bei einem Lande- und Besetzungsmanöver des Feindes versteckt von den Höhlen aus den Kampf fortsetzen, und zwar mit einem harten Kern des Stammes. Alle anderen sollten zunächst zu den Timucuas auf Coral Island evakuiert werden, wo sie sicher waren, solange sich der Angriff der Spanier auf die Schlangen-Insel konzentrierte.

      Karl


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