Seewölfe Paket 21. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 21 - Roy Palmer


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waren ausreichend bewaffnet und verstanden, sowohl mit Musketen und Pistolen als auch mit Blankwaffen umzugehen.

      Der Rat beendete seine Tagung, die Männer und Frauen schritten zur Tat. Da alle Schiffe seit den letzten Tagen auslaufklar waren, gab es jetzt keine Verzögerungen mehr. Kapitäne und Mannschaften begaben sich an Bord, und bald darauf wurden die Anker gelichtet.

      Am frühen Nachmittag – der Mahlstrom war günstig – gingen die Schiffe in See und segelten auf westlichem Kurs davon: die „Isabella IX.“ mit Hasard und den Seewölfen, der Schwarze Segler des Wikingers, die „Caribian Queen“ mit Siri-Tong, die „Le Vengeur III.“ unter dem Kommando von Jean Ribault, die „Tortuga“ mit Jerry Reeves und die „Pommern“ unter dem Kommando von Oliver O’Brien.

      Geeinigt hatte man sich auf folgende Taktik: Der Verband der spanischen Kriegsschiffe sollte gestellt und geschlossen angegriffen werden. Danach aber sollten Einzelkämpfe stattfinden, die darauf abgezielt waren, den Gegner daran zu hindern, zur Schlangen-Insel durchzubrechen.

      Je weiter westlich entfernt man den Feind stellte, desto besser war es, darüber waren sich alle einig. Größere Distanz zur Schlangen-Insel bedeutete mehr Zeit und Raum für die Einzelgefechte.

      An diese bevorstehenden Kämpfe dachten die Männer an Bord der Schiffe, an nichts anderes mehr. Die „Isabella“, „Eiliger Drache“, die „Caribian Queen“, die „Le Vengeur“, die „Tortuga“ und die „Pommern“ segelten unter Vollzeug und mit vollem Preß. Der Wind fiel aus Nordosten ein, also günstig für sie. Sie liefen gute Fahrt, und bald war die Schlangen-Insel an der östlichen Kimm verschwunden.

       2.

      Bei einem Etmal von nahezu einhundertvierzig Seemeilen pro Tag standen die sechs Schiffe am Nachmittag des 21. Juli, nach zwei vollen Tagen also, südlich der Columbus-Bank beim Cay Santo Domingo am östlichen Ausgang des Alten Bahama-Kanals und harkten in auseinandergezogener Dwarslinie nach Westen die See ab.

      An Bord der „Isabella“ hatten zu diesem Zeitpunkt Gary Andrews und Sam Roskill die Ausguckposten inne. Gary, der Fockmastgast, war es, der als erster den kleinen Dreimaster sichtete, der sich aus westlicher Richtung näherte.

      „Mastspitzen!“ meldete er, dann richtete er sein Spektiv auf die Erscheinung, die sich wie ein rumpfloses Gerüst aus den sanften Wogen hob. Er drehte am Okular und stellte die Schärfe richtig ein, dann stieß er einen Pfiff aus.

      „Da brat mir doch einer einen Barsch“, sagte er. „Das ist ja – Donegal!“ Er ließ das Rohr sinken, beugte sich über die Segeltuchumrandung des Vormars und schrie: „Der Teufel soll mich holen – es ist die ‚Empress‘!“

      Tatsächlich hatte er sich nicht getäuscht, es war wirklich die „Empress of Sea II.“ die in der breitgefächerten „Harken“-Formation der sechs Schiffe hängenblieb. Sie drehten bei, und die Mannschaften geiten die Segel auf. Kurze Zeit darauf hatte Old O’Flynn mit seiner „Empress“ zur „Isabella“ herangeschlossen, drehte ebenfalls bei und ging auf eine Distanz von knapp zwanzig Yards an sie heran.

      „Holla!“ rief der Alte. „Das ist mal eine Überraschung! Was treibt ihr denn hier?“

      „Dreimal darfst du raten!“ entgegnete Hasard, der ein Stück in den Lee-Besanwanten aufgeentert war und sich mit einer Hand in den Webeleinen festhielt. „Wir sind ganz auf Kampf eingestellt! Was bringst du für Neuigkeiten?“

      Der Alte schien jetzt sehr erregt zu sein. „Du glaubst ja nicht, was wir erlebt haben! In der Nacht des 19. – im westlichen Bereich des Nicolas-Kanals!“

      „Was?“ rief der Seewolf. „Spann mich nicht auf die Folter!“

      „Wir sind auf die Schebecke von Don Juan gestoßen!“

      „Und wer war an Bord?“ fragte Hasard. Seine Männer begannen bereits zu grinsen und sich untereinander mit den Ellenbogen anzustoßen. Die Zwillinge waren die ersten an Bord der „Empress“, die es bemerkten, aber sie hüteten sich, den Alten darauf aufmerksam zu machen.

      „Na, halt dich mal schön fest!“ brüllte Old O’Flynn. „Du kommst nicht drauf, beim Henker nicht!“

      „Laß mich raten!“ rief Hasard. „Don Juan de Alcazar natürlich – und Arne! Richtig?“ Er konnte sich sein Grinsen ebenfalls nicht mehr verkneifen.

      „Stimmt’s oder stimmt’s nicht?“ brüllte Carberry. „Donegal, was ist los? Hat es dir die Sprache verschlagen?“

      „Ihr Stinte!“ schrie der Alte mit hochrotem Kopf. „Ihr wißt ja schon alles! Hölle und Teufel, dann brauche ich ja gar nicht erst Aufklärung zu fahren und mir tage- und nächtelang die Augen aus dem Kopf zu starren! Genausogut kann ich in der Rutsche hängen und mir die Hucke voll saufen!“

      „Beruhige dich!“ rief Hasard. „Es ist nicht unsere Schuld, daß wir bereits Bescheid wissen! Wir haben wieder eine Brieftauben-Botschaft aus Havanna empfangen, von dem guten alten Jussuf!“

      Der Alte war immer noch wütend. „Zur Hölle mit ihm und seinen Nebelkrähen! Was stand in der Nachricht?“

      „Arne hat sie noch selbst abgefaßt, bevor er an Bord der Schebecke in See gegangen ist!“ erklärte der Seewolf. „Er teilt uns darin lediglich mit, daß der Verband von zehn Schiffen ausgelaufen sei und daß die Schebecke ihm folge! Außerdem befindet sich der Gouverneur Don Antonio de Quintanilla an Bord des Flaggschiffes! Das ist alles, was wir wissen!“

      „Das ist auch schon genug!“

      „Wir haben Kriegsrat gehalten und sind mit den Schiffen ausgelaufen!“ fuhr Hasard unbeirrt fort. „Nur die ‚Wappen‘ unter dem Kommando von Renke Eggens liegt noch in der Bucht vor Anker!“

      „Ein Fluchtmittel, wenn’s hart auf hart geht“, sagte der Alte brummig. „Eine gute Idee, obwohl wir alle nicht hoffen, daß es so weit kommt.“

      „Donegal!“ rief Hasard. „Spaß beiseite – ich bin natürlich versessen darauf, nähere Einzelheiten zu erfahren! Ich muß unbedingt Genaueres über die Schebecke und Don Juans und Arnes Aktivitäten erfahren, verstehst du? Es könnte für unser weiteres Handeln von großer Bedeutung sein! Nur du kannst mir in allen Details berichten, wie es an Bord der Schebecke zugeht!“

      „Du brauchst mir keinen Honig ums Maul zu schmieren!“ rief der Alte mit bitterböser Miene. Plötzlich hellte sie sich aber doch wieder auf. „Na ja, ich weiß natürlich genau Bescheid! Ein tolles Stück, diese Sache! Don Juan ist ja plötzlich wie umgewandelt!“

      „Vielleicht ist es nur ein Trick von ihm!“ brüllte der Wikinger von Bord des Schwarzen Seglers herüber. „Sind wir sicher, daß er uns auf diese faule Art nicht reinlegen will?“

      „Quark!“ schrie der Alte. Er war im Begriff, wieder fuchsteufelswild zu werden. „Wer hat dich überhaupt nach deiner Meinung gefragt, du Nordpol-Kannibale? Hölle, wenn ich einem Mann in die Augen sehe, weiß ich, was ich von ihm zu halten habe! Don Juan ist kein Schlitzohr! Der meint es ehrlich!“

      „Wie hast du ihm mitten in der Nacht in die Augen sehen können?“ brüllte Thorfin Njal.

      „Warum bist du nicht bei deiner Gotlinde geblieben?“ schrie der Alte. „Das wäre verdammt besser gewesen, für uns alle!“

      „Auch Mary wartet auf dich!“

      „Weißt du eigentlich, was du mich kannst?“

      „Aufhören!“ rief der Seewolf. „Es hat wirklich keinen Sinn, daß ihr euch streitet! Donegal, du wolltest mir über Don Juans Gesinnungswandel erzählen!“

      „Ich will es, aber ich werde dauernd unterbrochen!“ stieß der Alte hitzig hervor. Dann dachte er an die Begegnung mit der Schebecke zurück, und seine Züge glätteten sich wieder. „Also, wie gesagt, der Mann ist ganz anders, als wir ihn bisher gekannt haben, und ich wußte gar nicht, daß so ein guter Kern in ihm steckt. Ich meine – er könnte wirklich glatt


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