Seewölfe Paket 16. Roy Palmer

Читать онлайн книгу.

Seewölfe Paket 16 - Roy Palmer


Скачать книгу

      „Jage den Kerlen eins mit der Drehbasse durch das Großsegel, aber beschädige das Schiff nicht. Es darf kein Kleinholz geben.“

      „Ich werde mein Bestes tun, Sir.“

      Auf der „Hornet“ knatterten die ersten Musketenschüsse. Sie waren wohl mehr zur Abschreckung gedacht, damit die „Isabella“ nicht weiter aufsegelte, denn in Wirklichkeit hatten die Kerle die Hosen voll, weil sie der „Isabella“ absolut nichts entgegensetzen konnten. Dieser Trottel von Marquess hatte wohl einfach den Befehl gegeben, auf Teufelkommraus hinter dem Geschwader herzusegeln, und so gurkten sie jetzt unsicher über das Meer und bis auf ihre Musketen unbewaffnet.

      „Wir könnten sie im Handstreich nehmen und entern“, meinte Hasard. „Doch was haben wir davon? Nichts, absolut nichts, außer, daß wir unsere Mannschaft auseinandereißen.“

      Einen Augenblick spielte er tatsächlich mit diesem Gedanken, doch dann verwarf er ihn wieder. Er brachte nichts ein, gar nichts. Sollten die Kerle sehen, wie sie klarkamen. Der Marquess mußte das später sowieso höheren Ortes verantworten.

      „Ziel erfaßt, Sir“, meldete Al und schwenkte die achtere Drehbasse noch ein wenig. Sie war mit Kettenkugeln geladen.

      „Dann Feuer frei!“

      Das schwenkbare Geschütz brüllte auf und entlud sich donnernd. Eine Doppelkugel, die durch eine Kette miteinander verbunden war, ging auf die Reise und eierte pfeifend durch die Luft. Im nächsten Augenblick fegte sie durch das Großsegel, durchschlug es und riß einen Fetzen heraus, den der Wind gierig aufriß. Mit deutlich hörbarem Ratschen zerfetzte das schwere Segel in Streifen, riß aus dem Liek und begann zu flattern.

      Die Kerle, die ihre Musketen nachluden, warfen sich hinter dem Schanzkleid in Deckung, in der Erwartung, daß nun ein Eisenhagel über sie niedergehen würde.

      Hasard legte die Hände trichterförmig an den Mund. Ob sie ihn verstanden, wußte er nicht.

      „Warum feuert ihr nicht mit den Geschützen?“ brüllte er hinüber. „Stopft den Hauptmann in das Rohr und blast ihn herüber.“

      „Klar!“ brüllte Carberry mit. „Ihr habt doch genug Knallköpfe an Bord, ihr lausigen Kanalratten!“

      Die Begegnung war vorbei, ohne daß ein weiterer Schuß fiel. Auf der „Hornet“ herrschte lähmendes Schweigen. Niemand gab Antwort.

      „Arme Hunde“, sagte Ben, „Proviant und Wasser haben sie ebenfalls nicht an Bord. Die werden sich innerhalb der nächsten Tage noch die Achtersteven abfrieren.“

      Durch das fehlende Großsegel wurde die „Hornet“ langsamer, aber sie blieb auf ihrem Kurs.

      Der Seewolf rieb sich die Hände.

      „Jetzt werden wir Onkel Henry noch ein wenig nerven“, entschied er. „Wir gehen auf den alten Kurs zurück.“

      Die nächste Halse begann, und als sie achtern rund waren, segelten sie auf dem alten Kurs zurück.

      Die Situation reizte sie zum Lachen. „Onkel Henry“, wie Hasard den Marquess nannte, quälte sich mit seinem Geschwader mühsam durch die See und segelte ihnen entgegen, während die „Hornet“ nun vor ihnen lag.

      „Die kneifen aus“, sagte Dan, „jetzt scheinen sie tatsächlich zu glauben, wir würden sie entern.“

      Tatsächlich lief die „Hornet“ augenblicklich vom Kurs, drehte hart nach Steuerbord, bis sie den Wind von achtern hatte und auf Südkurs davonsegelte, als wären alle Höllenhunde hinter ihr her.

      „Wir locken Onkel Henry die nächste Breitseite aus den Rohren“, sagte Hasard. „Dasselbe Manöver wie gehabt, Pete.“

      Pete konnte nur mühsam sein „Aye, aye“, hervorbringen, denn er schüttelte sich vor Lachen, weil „Onkel Henry“ immer wieder auf das nette Spiel einging.

      Er mußte die Unsinnigkeit längst eingesehen haben, doch als unnachgiebiger Starrkopf ließ er auch diesmal wieder feuern, als die „Isabella“ auf der Luvposition vorbeisegelte.

      Die erste Breitseite entlud sich wirkungslos. Donner hallte über die See, Blitze zuckten auf, und Rauchwolken wurden vom Wind in alle Richtungen zerblasen. Die Fontänen aus Wasser rauschten kraftlos in sich zusammen.

      Onkel Henry verschoß auch diesmal mit derselben Wirkungslosigkeit sein Pulver, doch sein Zorn war unermeßlich, so an der Nase herumgeführt zu werden. Er gab nicht auf, er blieb mit zäher Verbissenheit dabei und ließ sich immer wieder von den Seewölfen locken, denen das Spiel kolossalen Spaß bereitete.

      Die jagten einmal die „Hornet“, immer weiter nach Süden, warteten, bis der Verband wieder halste und lockten ihn weiter in die Nordsee hinein.

      Die Soldaten des Marquess wurden fast wahnsinnig, als sich dieses höllische Spiel wiederholte, und sie wurden auch bei Nacht von den Seewölfen genervt, die Laternen an Deck brachten, um „Onkel Henry“ ein besseres Ziel zu bieten.

      Fünf Tage lang ging das so hin und her, mit schöner Regelmäßigkeit. Dann verloren sie den Verband eines Nachts aus den Augen und fanden ihn auch nicht mehr wieder.

      „Vielleicht ist er endgültig zurückgesegelt“, meinte Dan. „Die einen werden keinen Proviant haben und die anderen kein Pulver mehr. So können sie sich prächtig ergänzen. Was tun wir jetzt?“

      Das hatte sich Hasard auch schon überlegt.

      „Ich denke, wir bleiben noch zwei, drei Tage auf See. Mister Ramsgate hat noch ein paar Verbesserungen notiert, Kleinigkeiten zwar nur, aber wir werden sie ändern.“

      „Kehren wir nach Plymouth zurück?“ fragte der Schiffsbaumeister. „Oder wollen Sie einen anderen Hafen anlaufen, Sir?“

      Ein wenig beklommen war allen zumute, wenn sie an die Rückkehr dachten, denn niemand wußte genau, was sie dort erwartete. Es konnte ein höllisches Konzert geben, das lag ganz genau daran, was Doc Freemont in London erreicht hatte.

      „Wir kehren zurück“, sagte der Seewolf entschieden. „Aber wir segeln nicht direkt in den Hafen, wir werden nachts dort erscheinen und ein wenig herumhorchen. Je nach Lage fällt dann die Entscheidung.“

      Die Jungfernfahrt war zur vollen Zufriedenheit aller verlaufen. Die „Isabella“ hatte sich glänzend bewährt.

      Sie segelten durch den Kanal zurück.

      9.

      Hasard richtete es so ein, daß sie in einer finsteren Nacht bei Schneetreiben vor der Küste ankerten und ein Boot aussetzten.

      Der Rustabout Bill wurde an Land gepullt und abgesetzt. Er sollte sich beim dicken Plymson unauffällig umhören, denn Plymmie hatte ja immer die Ohren am Boden und hörte das Gras wachsen und wußte auch ganz genau, an welchen Stellen es grüner und saftiger war.

      Kurz vor Morgengrauen kehrte Bill zurück und erzählte die Neuigkeiten, die er erfahren hatte.

      „Das Geschwader liegt wieder im Hafen, Sir, so habe ich von Plymson erfahren. Auch die ‚Hornet‘ ist wieder zurückgekehrt. Doc Freemont hat erreicht, was er wollte. Lord Cliveden ist mit zwei Abgesandten in Plymouth erschienen und befindet sich seit zwei Tagen dort. Es hat sich natürlich alles herumgesprochen, und es wurde eine faire Untersuchung eingeleitet. Wir haben nicht das geringste zu befürchten, Sir, und können unbesorgt einlaufen. Da scheint mächtig der Teufel los zu sein, in jeder Kneipe wird über uns geredet.“

      „Und was ist mit dem Marquess?“ fragte Hasard gespannt.

      „Der Duke of Battingham ist ebenfalls in Plymouth.“

      Hasard pfiff leise durch die Zähne.

      „Vielleicht hat er seinem Schnösel die Ohren langgezogen.“

      „Man munkelt, daß der Marquess vorläufig von seinen Pflichten entbunden wurde“, sagte Bill. „Plymson meinte, an seine


Скачать книгу