Seewölfe Paket 16. Roy Palmer

Читать онлайн книгу.

Seewölfe Paket 16 - Roy Palmer


Скачать книгу
und Schußwaffen ebenfalls.“ Und zu Stenmark gewandt, der als Dolmetscher fungieren sollte, weil er die dänische Sprache fast so gut wie seine schwedische Muttersprache beherrschte, knurrte er: „Sag der kleinen Dampfnudel schon, daß sie sich verholen soll. Und der ehrenwerte Hafenkapitän möge auch nicht vergessen, seine Messerchen gut zu wetzen, damit beim Nahkampf sein rundes Köpfchen an Ort und Stelle bleibt.“

      „Ich werd’ mich hüten“, erwiderte Stenmark grinsend. „Womöglich läßt er uns sonst vor Angst noch was auf die Planken fallen, und wir können es wieder wegschrubben.“

      Die Männer lachten dröhnend, und der Hafenkapitän, der gerade hinzutrat, lachte laut und schallend mit, weil er das Gespräch nicht verstanden hatte.

      Nachdem sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, wandte er sich wichtigtuerisch an Ben Brighton, der das Kommando über die Galeone übernommen hatte.

      „Vergessen Sie nicht unsere Vereinbarungen, Mister Brighton“, ließ er ihm übersetzen. „Wir treffen uns in der Abendämmerung des zwölften Februar querab von Höganäs.“

      „Aye, aye, Sir“, sagte Ben Brighton lächelnd. „Ich freue mich, Sie bald wiederzusehen.“

      Mit sich und der Welt zufrieden verließ der Dicke das Schiff.

      Die Seewölfe hingegen verloren keine Zeit und setzten die Segel. Die Galeone war nicht groß, sie war in die Kategorie der 200tonner einzustufen. Sie würde sich mit der kleinen Crew gut segeln lassen, zumal auch die Wetter- und Windverhältnisse gut waren.

      Die Armierung war im Vergleich zur „Isabella IX.“ zwar kümmerlich, aber das verdroß die Seewölfe nicht. Schließlich sollten sie ja nur den Lockvogel für die Dänen spielen. Die Galeone hatte zwei kleinere Stücke auf der Kuhl und im übrigen jede Menge anderer Schußwaffen an Bord.

      „Mit den Dingern kann man bestenfalls Spatzen schießen“, stellte Al Conroy, der Stückmeister der „Isabella“, fest. Kopfschüttelnd stand er vor den beiden Culverinen. Jetzt war er froh darüber, daß er einige der gefährlichen Flaschenbomben von der „Isabella“ mitgenommen hatte. Damit konnte man notfalls die Piraten das Fürchten lehren.

      „Es ist schon ein Wunder, daß die Blondköpfe überhaupt Kanonen haben“, bemerkte Edwin Carberry. „Ich dachte schon, die würden nur mit Steinen werfen.“

      Die Seewölfe hatten jetzt viel Zeit. Zumindest bis zum Abend des 12. Februar. Und jeder nutzte sie auf seine Weise, nachdem man sich mit der kleinen Galeone vertraut gemacht hatte, die mit gutem Wind nordostwärts segelte.

      Proviant war mehr als genug vorhanden, deshalb schöpfte Mac Pellew in der Kombüse aus dem vollen, um die kleine Crew gut zu versorgen. Fürs erste tat er das mit Spiegeleiern auf Speck.

      „Nicht einen einzigen trockenen Brotkanten lassen wir den Dänen übrig“, sagte er, „auch auf die Gefahr hin, daß sich unsere Crew gewichtsmäßig um einen Mann vermehrt, jawohl!“

      Ben Brighton wollte die Zeit ebenfalls nicht ungenutzt verstreichen lassen, deshalb probte er mit seinen Männern den Ernstfall – gewissenhaft, wie er nun einmal war.

      „Wenn wir angepreit werden, wirst du den Kapitän spielen“, sagte er zu Al Conroy. „Meiner Erinnerung nach hat dich dieser Aage Svensson nicht gesehen, als er an Bord er ‚Isabella‘ erschienen war, weil du zu diesem Zeitpunkt die Drehbassen auf der Back gereinigt hast.“

      „So war es“, bestätigte Al Conroy. „Ich wollte gerade die Arbeit beenden, weil es dafür zu dunkel geworden war. Er kann mich nicht gesehen haben.“

      Ben Brighton nickte zufrieden.

      „Am besten wirst du mit dem Kerl auf der Kuhl verhandeln, wenn er an Bord geentert ist. Zu diesem Zeitpunkt werden Ed, Matt, Stenmark und ich schon auf dem Sprung stehen, um den Oberschnapphahn kurzerhand hochzunehmen.“

      „Das klingt nicht schlecht“, meinte Al Conroy. „Und wie soll’s weitergehen?“

      „Dan und Bob werden auf dem Achterdeck, und Gary und Luke auf der Back dafür sorgen, daß die Piraten-Schaluppe mindestens zwei Flaschenbomben zu schlucken kriegt. Mac und Roger werden als ‚Reserve-Mannschaft‘ bereitstehen.“

      Al verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen.

      „Dann sollen die nur aufpassen, daß uns der dicke Hafenkapitän nicht aus Versehen über den Haufen schießt, wenn er tatsächlich eingreifen wird.“

      Mac Pellew, der das Gespräch mitgekriegt hatte, lachte glucksend.

      „Der versenkt sich womöglich vor lauter Schiß noch selber und merkt es erst, wenn sein draller Achtersteven naß wird!“

      Alles in allem sah die kleine Seewölfe Crew den Ereignissen gelassen entgegen. Es wäre schließlich gelacht, wenn sie nicht mit einem Schnapphahn vom Kaliber dieses Aage Svensson fertig würden.

      Am meisten freute sich wohl Edwin Carberry auf die bevorstehende Begegnung, obwohl sein grimmiges Gesicht eher furchteinflößend wirkte. Immer wenn der Name Aage Svensson fiel, schob er das wuchtige Rammkinn vor, als gelte es, damit einen Angriff abzublocken.

      „Diese schrägen Vögel sollen sich nur blicken lassen“, verkündete er. „Ich werde ihnen dann die Zinsen für die kassierten achtzig Silbertaler auf die Federn klopfen. Aber in ganz klitzekleinen Münzen, ha!“

      10.

      Die Mittagszeit des 12. Februar 1593 war vorüber, die Seewölfe hatten wieder einmal „reingehauen“ wie die Scheunendrescher. Sämtliche Töpfe, Kummen und Mucks waren leer, wie Mac Pellew, der sich um das leibliche Wohl der Lockvogel-Crew kümmerte, zufrieden feststellte.

      Gleich nach dem reichhaltigen Mittagsmahl gab es neue Arbeit, denn die kleine Galeone ging nun in der Nähe der Insel Hallands Väderö, die westlich vor Halland liegt, auf Gegenkurs nach Süden. Und da auch der Wind, wie schon an den Vortagen, aus südlicher Richtung wehte, mußten die Seewölfe kreuzen. Dennoch gelangte die Galeone gut voran.

      „Wir müssen aufpassen, daß wir Höganäs nicht zu früh erreichen“, sagte Ben Brighton. „Bis jetzt hatten wir ja ein richtiges Affentempo drauf!“

      „Das kriegen wir schon hin“, meinte Gary Andrews, der hagere Fockmastgast. „Notfalls nehmen wir etwas Tuch weg oder segeln einen kleinen Umweg über die Insel der schönen Mädchen.“

      Edwin Carberry wurde hellhörig.

      „Von welcher Insel redest du da?“ fragte er.

      „Von der Insel der schönen Mädchen“, wiederholte Gary Andrews beinahe gelangweilt.

      „Noch nie gehört“, sagte der Profos verwundert. „Und warum – ich meine, wieso hat die einen so eigenartigen Namen, he?“

      „Eigenartig?“ Der Fockmastgast blickte ihn vorwurfsvoll an. „Seit wann findest du schöne Mädchen eigenartig? Ich sage dir, Mister Carberry, eine schönere Insel habe ich nie kennengelernt. Es wimmelt dort geradezu von hübschen, blonden Mädchen, deshalb heißt die Insel ja so. Und da es all den Schönen auf dem abgelegenen Eiland so schrecklich langweilig ist, freuen sie sich mächtig, wenn mal ein Schiff aufkreuzt.“

      Der Profos musterte ihn zwar mißtrauisch, leckte sich aber dennoch genießerisch die Lippen.

      „Und warum sagst du das nicht früher, du Hering? Wir hätten doch genug Zeit gehabt, diesen hübschen Jungfrauen eine kleine Freude zu bereiten! Ist es nicht so, Ben?“ Er wandte sich an Ben Brighton. „Warum bist du eigentlich nicht auf die Idee gekommen, he?“

      Der breitschultrige, dunkelblonde Mann ging auf das Spielchen ein.

      „Weil die Sache mit den schönen Mädchen einen Haken hat, Ed.“

      „Soso, einen Haken hat sie. Und welchen?“

      „Bei den schönen Mädchen handelt es sich ausschließlich um Meerjungfrauen“, sagte Ben Brighton unbeirrt. „Außerdem


Скачать книгу