Seewölfe Paket 16. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 16 - Roy Palmer


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läßt. Außerdem möchte ich Ihnen vorschlagen, Ihre Schiffe doch schleunigst gegen diesen Aage Svensson einzusetzen. Wenn es sieben meiner Männer bei Nacht und Nebel und ohne den Einsatz von Schußwaffen geschafft haben, acht Boote der schwedischen Küstenpiraten zu vernichten, dann sollte man doch annehmen, daß auch den zwölf Schaluppen, die Sie aufgeboten haben, ein gewisser Erfolg beschieden sein müßte.“

      Der Hafenkapitän räusperte sich betreten, aber er behielt die Fassung, denn wie Hasard bald bemerken sollte, verfolgte er ein bestimmtes Ziel.

      Vorerst aber zog ein kleiner Zwischenfall die Aufmerksamkeit der Männer auf sich.

      Edwin Carberry schickte sich nämlich an, mit einem Arm voller Belegnägel die Kuhl zu überqueren. Und just in dem Augenblick, in dem er an den dänischen Soldaten vorbeimarschierte und den Blick wie ein frommer Pilger nach oben gerichtet hielt, da geschah es.

      Ed schien plötzlich über irgendeinen unsichtbaren Gegenstand zu stolpern. Er fing sich zwar sofort wieder, konnte es aber zu seinem großen Bedauern nicht mehr verhindern, daß ihm sämtliche Belegnägel, die ziemlich groß und schwer waren, aus dem Arm glitten.

      Was nun folgte, sollte den Seewölfen noch lange Anlaß für schadenfrohes Gelächter bieten. Und Ed selber bezeichnete es später als den „Dänischen Reigen“, denn die Belegnägel hüpften und tanzten augenblicklich auf den Decksplanken herum, daß es eine Art hatte. Und nicht nur das – sie trafen auch ziemlich schmerzhaft die Füße der Soldaten sowie des Hafenkapitäns und seines Lieutenants, die sich den kräftigen Hölzern sofort mit argen Wehlauten in ihren Hüpfbewegungen anschlossen.

      Edwin Carberry aber verzog sein zernarbtes Gesicht zu einer fürchterlichen Grimasse.

      „Bedaure“, sagte er artig, „aber ich bin über den verdammten Holystone gestolpert. Irgendein Rübenschwein hat ihn nicht beiseite geräumt.“

      Es konnte zwar niemand auch nur die Andeutung eines solchen Scheuersteins erblicken, aber Ed war auf jeden Fall darüber gestolpert, daran gab’s nichts zu ändern.

      Der Lieutenant aber, der auf einem Bein stand und mit schmerzlich verzogenem Gesicht einen Fuß anhob, wollte sich mit diesem Mißgeschick des Profos nicht abfinden. Er setzte nun den Fuß auf die Planken, schoß wie von einer Tarantel gestochen auf Ed zu und wollte ihn wutentbrannt am Kragen packen.

      „Sie sollten diesen Tölpel zur Rechenschaft ziehen, Kapitän!“ fauchte er mit einem raschen Seitenblick auf Hasard.

      Nils Larsen übersetzte diese Worte zwar nicht, aber aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen schien der gute Ed den Satz verstanden zu haben.

      Jedenfalls schob er sein gewaltiges Rammkinn vor, legte eine eindrucksvolle Gewitterfalte über die Stirn und klopfte dem wütenden Lieutenant eins auf die Finger, bevor dieser ihn am Kragen packen konnte.

      Dann schnappte er sich den blonden Dänen an der Uniformjacke und dem Hosenboden, trat einige Schritte auf das Steuerbordschanzkleid zu und hievte ihn darüber. Aber er ließ ihn nicht ins Wasser fallen.

      „Sag das Ganze noch mal, du Sohn eines dreihöckrigen Kamels und einer plattfüßigen Bergziege!“ rief er, dröhnend.

      Der Lieutenant zappelte und fluchte fürchterlich, aber so leicht konnte man sich den Pranken Carberrys nicht entwinden.

      Die Soldaten zeigten bereits Anstalten, sich auf Edwin Carberry zu stürzen, aber der Hafenkapitän pfiff sie augenblicklich zurück.

      Da konnte auch Hasard sein Eingreifen nicht mehr länger hinauszögern – allein schon, um den Anstand zu wahren und nicht noch mehr Ärger heraufzubeschwören.

      „Laß ihn sofort los, Ed!“ rief er mit schneidender Stimme, obwohl er am liebsten gleich seinen Männern laut losgelacht hatte.

      Der Profos hievte den zappelnden Lieutenant langsam und – wie es den Anschein hatte – genußvoll über das Schanzkleid zurück und stellte ihn wie eine Puppe auf die Planken.

      „Dieses Männlein hat mächtig viel Glück gehabt“, sagte er dann mit tiefem Groll in der Stimme. „Normalerweise ziehe ich solchen Kerlen die Haut in schmalen Streichen von ihren karierten …“

      „Ed!“ unterbrach ihn Hasard noch rechtzeitig, dann brachte er dem Hafenkapitän und dem mittlerweile kalkweißen Lieutenant sein Bedauern über den Vorfall zum Ausdruck. Seltsamerweise machte auch er – gleich seinem Profos – einen Holystone für das Mißgeschick verantwortlich.

      Augenblicke später hatte sich die Lage an Bord der „Isabella“ wieder normalisiert. Ed Carberry sammelte seelenruhig die Belegnägel auf und transportierte sie zum Erstaunen aller zur Nagelbank des Großmastes zurück, als habe sich sein ursprüngliches Vorhaben inzwischen erledigt.

      Der Hafenkapitän aber versuchte, endlich zum Kern der Sache zu kommen, und sogleich ließ er die Katze aus dem Sack.

      „Kapitän Killigrew“, begann er, „wie schon gesagt, imponiert mir die Besatzung Ihres Schiffes. Deshalb habe ich mir auch lange den Kopf darüber zerbrochen, inwieweit ich Ihnen – natürlich ohne meine Amtspflichten zu verletzen – in der leidigen Angelegenheit helfen könnte.“

      „Aha!“ entfuhr es Hasard spöttisch. „Und darf man das Ergebnis Ihres Kopfzerbrechens erfahren?“

      „Aber natürlich“, erwiderte der Dicke. „Ich möchte Ihnen einen Vorschlag unterbreiten. Einen sehr vernünftigen Vorschlag, wie ich meine.“

      Der Seewolf blickte den Hafenkapitän abwartend an.

      „Lassen Sie Ihren Vorschlag hören!“ forderte er ihn auf. Im Grunde genommen war er davon überzeugt, daß der Dicke nur nach neuen Möglichkeiten suchte, um den Sundzoll doch noch kassieren zu können.

      Aber der Vorschlag des Dänen ging in eine ganz andere Richtung.

      „Ich bin bereit“, so fuhr der Dicke fort, „auf eine weitere Zahlung zu verzichten, wenn Sie mir behilflich sind, diesen Aage Svensson und seine Komplicen zu stellen. Der Lieutenant hat mir bereits von dem Zwischenfall in der vergangenen Nacht berichtet, und ich muß sagen, daß sich Ihre Männer wirklich prächtig geschlagen haben. Fünf zerstörte und drei versenkte Boote – das ist ein hervorragendes Ergebnis!“

      Jetzt will er uns Honig um den Bart streichen! dachte Hasard. Und laut fragte er: „Wie stellen Sie sich das ‚Behilflichsein‘ vor, wenn man fragen darf?“

      „Man darf“, sagte der Dicke. „Die Sache ist so: Um die schwedischen Schnapphähne wirklich fassen zu können, brauche ich einen Lockvogel, der sich Aage Svensson anbietet. Ich selbst werde mit meinen Schaluppen auf der Lauer liegen und eingreifen, sobald sich der Kerl blicken läßt, um vorab zu kassieren.“

      „So ist das also“, sagte Hasard, verblüfft über die Dreistigkeit des Hafenkapitäns. „Und wenn ich Sie recht verstehe, möchten Sie gern, daß wir den Lockvogel für Sie spielen.“

      „Sie haben es erfaßt! Natürlich denke ich dabei nicht an den Einsatz Ihrer Galeone, denn die dürfte den Schnapphähnen ja inzwischen bekannt sein. Als Lockvogel soll vielmehr eine kleine Galeone dienen, die ich drüben am Ise-Fjord bei Hundested, an der mittleren Nordküste von Seeland, liegen habe. Dieser Liegeplatz ist nur knapp dreißig Meilen von Helsingör entfernt, und ich wäre bereit, Ihre tapfere Crew noch heute mit Kutschen dorthin bringen zu lassen.“

      „Sehr großzügig von Ihnen“, sagte Hasard voller Ironie. „Und wie haben Sie sich die Sache weiter ausgemalt?“

      Der Hafenkapitän reckte stolz die Brust.

      „Wichtig ist natürlich die Zeitabstimmung, denn die kleine Galeone müßte zuerst nordostwärts segeln und dann – wie es bei Ihrem Schiff der Fall war – von Norden her an Kullen vorbei in den Sund vorstoßen. Alsdann müßte man die Sache so einrichten, daß die Galeone am zwölften Februar gegen Abend querab von Höganäs stehen würde, weil Svensson in dieser Gegend am häufigsten sein Unwesen treibt. Wichtig ist selbstverständlich auch das Führen der englischen Flagge, denn an englische Schiffe wagen sich die Galgenvögel besonders gern


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