Seewölfe - Piraten der Weltmeere 7/II. Davis J. Harbord

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 7/II - Davis J. Harbord


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wir die vor unsere Kanonen kriegen, bleibt keine Planke auf der anderen.“

      „Wenn“, sagte Hasard nur und beobachtete die fünf Karavellen.

      Die erste luvte etwas an. Ihre Segel wurden dichter geholt. Ihr Bug schwenkte nach Backbord und zeigte jetzt genau auf die Mitte der Einfahrt in die Dungarvanbai. Mit raumem Wind glitt sie näher.

      In ihrem Kielwasser schob sich nun auch die zweite Karavelle höher an den Wind, dann die nächste, bis alle auf demselben Kurs wie das Führerschiff lagen.

      Hasard drehte sich um und blickte in die versteckte Nebenbucht hinunter, die von Kapitän Francis Drake als Treffpunkt für die drei englischen Galeonen bestimmt worden war. Die „Marygold“ mit Kapitän Drake und die „Santa Cruz“ mit Kapitän Thomas waren noch nicht eingelaufen. Der Teufel mochte wissen, wo sie steckten.

      Er, Hasard, hatte die „Isabella“ in der letzten Nacht in die Bucht gesteuert. Am Morgen waren die fünfzig Soldaten mit Captain Burton ausgeschifft worden. Hasard runzelte die Stirn. Den war er erst mal los. Aber daß er mit ihm noch einmal Ärger kriegen würde, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Burton war von Bord gegangen, ohne ihn eines Blickes zu würdigen oder einen Ton zu sagen.

      Dort unter der Felsnase war sein Zelt aufgeschlagen worden, und er hatte sich den ganzen Tag nicht mehr blicken lassen. Um die Truppe hatte sich der Profos gekümmert – auf seine Art. Sein üblicher Verkehrston bestand darin, die Soldaten anzubrüllen. Sie erledigten ihre Schanzarbeiten mit der stoischen Ruhe alter Krieger, die wußten, daß sie beschäftigt werden sollten und ihr befestigtes Lager vielleicht schon morgen wieder geräumt werden würde. Ob der Profos sie anbrüllte oder nicht – ein Bein rissen sie sich bestimmt nicht aus.

      Das war vielleicht ein Haufen.

      Unwillkürlich wanderte Hasards Blick wieder zur „Isabella“. Seine Männer standen ruhig und abwartend auf ihren Gefechtsstationen, wie er es befohlen hatte, bevor er von Bord gegangen war. Er rechnete nicht damit, daß die Karavellen in diese Bucht einlaufen würden, aber sicher war sicher.

      „Sie laufen in die Dungarvanbai ein“, sagte Dan O’Flynn.

      Hasard wandte sich wieder um. Es war noch dunkler geworden. Aber die Sicht reichte aus, um zu erkennen, daß die Führerkaravelle noch weiter angeluvt hatte und jetzt mit halbem Wind in die Bucht steuerte. Die vier anderen Karavellen folgten wie dressierte Hunde.

      Der Seewolf, wie Hasards Kriegsname lautete, nickte grimmig. Im Verband fahren, das konnten diese Burschen. Sie hatten etwas aufgeschlossen, hielten aber untadeligen Abstand untereinander. Achtern beim Führerschiff brannte ein Hecklicht.

      Das erste Schiff lief etwa vierzig Yards Abstand an ihrem Beobachtungsstand vorbei.

      „Sie liegt ziemlich tief – wie die anderen Karavellen“, sagte Dan O’Flynn, der unheimlich scharfe Augen hatte. „Die sind bis zum Kragen vollgeladen. Selbst an Oberdeck stehen noch Fässer. Wetten, daß da bestimmt keine eingepökelten Heringe drin sind?“

      „Mit dir wette ich nicht“, sagte Hasard und grinste.

      Das Bürschchen grinste zurück.

      „Schade. Ich hätte glatt um ’ne ganze Speckseite gewettet.“

      „Psst!“ Hasard lauschte zu der zweiten Karavelle hinüber und hielt die gewölbte rechte Hand hinter das Ohr. „Horch mal!“

      Der Wind trug klar und deutlich spanische Laute zu ihnen herüber – Segelkommandos.

      „Sie sind es“, sagte Hasard leise und zufrieden. „Die Füchse gehen in die Falle. Wenn die ‚Marygold‘ und die ‚Santa Cruz‘ hier wären, brauchten wir nachher nur die Bucht abzuriegeln.“

      „Sie sind aber nicht hier“, erklärte das Bürschchen und fügte schulmeisterlich hinzu: „Mit dem Wörtchen ‚wenn‘ hat das so seine Bewandtnis, nicht wahr?“

      „Sehr gut“, sagte Hasard. „Donegal Daniel O’Flynn hat seine Lektion gelernt.“

      Und dann zuckte Hasard zusammen und fuhr herum. Ein Lichtschein leuchtete zu ihnen herauf. Neben dem Zelt Burtons flackerte eine Fackel.

      „Dieser Idiot!“ stieß Hasard hervor. „Spring runter, Dan. Die Fackel soll sofort gelöscht werden!“

      Dan flitzte nach unten. Minuten später hörte Hasard einen erregten Wortwechsel. Burton war aus dem Zelt getreten und brüllte Dan O’Flynn an, der die Fackel einfach ergriffen und im hohen Bogen ins Wasser geworfen hatte.

      „Ruhe da unten!“ rief Hasard scharf.

      Er blickte schnell zu den Karavellen hinüber. Die letzte zog gerade vorbei. Ob sie etwas gesehen oder gehört hatten? Aber dort tat sich nichts an Bord. In majestätischer Ruhe glitt die Karavelle weiter in die Bucht.

      Aber da!

      Bei der Führerkaravelle blitzten am Bug dreimal hintereinander je vier Lichtblinke auf. Hasard kniff die Augen zusammen. Kurz darauf wurden die Lichtblinke vom Land her im gleichen Rhythmus beantwortet.

      Hasard peilte zu der Stelle hinüber. Er hatte den Verlauf der Dungarvanbai genau im Kopf. Die Bai verlief von Osten nach Westen und hatte nicht ganz die Form eines Trichters, der sich zur See hin öffnete. Am Ende der Bai im Westen lag Dungarvan. Rechts von dem Ort – nach Norden zu – erstreckte sich das Mündungsgebiet des Colligan.

      Jene Stelle dort drüben, wo die spanischen Lichtblinke von Land her beantwortet worden waren, markierte indessen ein Kap, um das herum die Bai nach Süden schwenkte und noch einmal eine jetzt schmalere Bucht bildete, welche die Form eines Stiefels hatte. Die Stiefelspitze lag unten im Süden und zeigte nach Westen. Noch weiter südlich der Stiefelsohle lagen die Drum Hills, wo sich laut der Agentenmeldung die irischen Waffen- und Munitionsverstecke befinden sollten.

      Hasard beobachtete scharf.

      Der Wortwechsel unten beim Zelt des Captains wurde immer erregter.

      „O verdammt“, murmelte Hasard, „haltet doch bloß eure Schnauzen.“

      Undeutlich konnte Hasard erkennen, wie die erste Karavelle um das Kap segelte und verschwand. Jetzt mußte sie den Stiefel hochkreuzen. Vermutlich lag die Landestelle bei der Stiefelspitze. Hasard wartete noch ein paar Minuten, und als er sah, daß auch die zweite Karavelle das Kap rundete und nach Süden steuerte, wandte er sich ab und eilte mit langen Sätzen den Felshang hinunter.

      „Laß mich los, du Hornochse!“ schrie Dan O’Flynn und knallte dem Profos die rechte Stiefelspitze vors Schienbein.

      „Au!“ Der Profos brüllte auf, ließ aber nicht los. „Warte, du verdammte Laus, dich schlag ich zu Mus!“

      Er hielt Dan vorn am Kragen der Segeltuchjacke fest und holte mit seiner Pranke aus. Burton stand daneben und kicherte wie ein Eunuch. Ein paar Soldaten hatten sich genähert und glotzten blöde.

      „Lassen Sie den Jungen los, Profos!“ sagte Hasard scharf. Er hatte die zweiläufige sächsische Pistole in der Faust und spannte beide Hähne.

      Bei ihrem Knacken ließ der Profos Dan los und wirbelte herum. Sein brutales Gesicht war wutverzerrt.

      „Dan, komm her“, sagte Hasard ruhig.

      „Er muß eine Prügelstrafe kriegen!“ schrie Burton aufgebracht. „Er hat mich, einen Offizier Ihrer Majestät, und den Profos tätlich angegriffen und beleidigt. Er hat eine Fackel, die den Eingang meines Zeltes beleuchten soll, unbefugt ins Wasser geworfen. Ich verlange, daß dieser Bengel sofort bestraft und gezüchtigt wird. Profos, tun Sie Ihre Pflicht!“

      Der Profos rührte sich nicht.

      Burton stampfte mit dem Fuß auf. Seine quengelnde Stimme überschlug sich. „Sofort, auf der Stelle!“

      „Hören Sie doch auf, Burton“, sagte Hasard kalt. „Dan O’Flynn hat auf meine Anordnung hin die Fackel gelöscht. Ich habe mich zwar nicht mit der Strategie und Taktik des Landkrieges beschäftigt, aber mir sagt mein Verstand, daß


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